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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von desinfizierend, kosmetisch, gerbend u. dgl. wirkenden Stoffen und besteht im Wesen darin, dass eine Seife mit einem oder mehreren Halogenen oder mit Halogene abspaltenden Stoffen, sowie mit Aldehyd (z. B. Formaldehyd, Trioxymethylen usw. ) in Reaktion gebracht wird. Man erhält in dieser Weise Stoffe von bedeutend erhöhter Desinfektionskraft, wobei gleichzeitig die unangenehmen Wirkungen des Formaldehyds, nämlich seine keratinisierende Wirkung und sein stehender Geruch in erheblichem Masse kompensiert werden. Eine weitere Erhöhung dieser Wirkungen lässt sich durch Zusatz von Schwermetallsalzen, wie Chromsalze oder von Schwermetallsalzen und Schwefelkohlenstoff erzielen.
Statt die Seife oder die zu verseifenden Öle oder Fette vor oder während der Reaktion zu halogenisieren, kann von vornherein halogenisierte Seife verwendet werden.
Mischungen von Aldehyden mit Seifenlösungen sind bereits als Desinfektionsmittel und Antiseptika bekannt, ebenso auch Desinfektionsmittel mit Chlorgehalt. Es wurde beispielsweise die Verwendung von chlorierten Naphthensäureseifen in Verbindung mit Phenolen oder Kreosotölen vorgeschlagen, ferner ist auch ein Verfahren zur Herstellung eines Desinfektionsmittels bekannt, welches darin besteht, dass man chloriertes Naphthalin in einer durch Einwirkung von wässerigem Alkali erhältlichen Lösung von mit Chlor behandelter Ölsäure auflöst.
Von den bekannten Verfahren unterscheidet sich die Erfindung zunächst durch ihren Formaldehydgehalt. Die Erkenntnis, dass eine Kombination von halogenisierter Seife mit Aldehyd oder mit Aldehyd und Schwermetallsalzen und gegebenenfalls mit Schwefelkohlenstoff eine erhöhte desinfektorische Kraft bei Abstumpfung der störenden Wirkungen des Formaldehyds besitzt, ist neu und überraschend. Es wäre zu erwarten gewesen, dass der Formaldehyd vom Chlor zu Ameisensäure oxydiert wird. Eingehende Versuche haben überraschenderweise das Gegenteil davon, nämlich dass diese Reaktion nicht eintritt, erwiesen. Man erhält eine über Jahresdauer unverändert haltbare Lösung, in welcher sich ein labiles Gleichgewicht einstellt, indem die halogenisierte Seife, die nachweislich stets auch freies Halogen enthält, frei neben dem Aldehyd vorhanden ist.
Dasselbe gilt auch für den Fall eines Zusatzes einer Schwermetallverbindung.
Die Wirkung der Kombination gemäss der Erfindung ist keine einfache Addition, sondern eine gegenseitig gesteigerte, da die Halogene, die Schwermetalle bzw. der Schwefelkohlenstoff in der Substanz teils kolloid, teils chemisch gebunden werden. Untersuchungen ergaben, dass die Halogene grösstenteils an die Fettsäure der Seife gebunden sind, aber in Gegenwart des Aldehyds stets eine kleine Menge der Halogene sieh in beweglichem Gleichgewicht befindet. Dieses Gleichgewicht ist abhängig vom Gesamthalogengehalt, vom Gehalt an Aldehyd und Fettsäure. Die Schwermetalle sind auch nicht in ihrer ursprünglichen Form vorhanden, sonst müsste ein unlöslicher Schwermetall-Fettsäure-Niederschlag entstehen. Eine solche Seifenlösung müsste mit Ammoniak einen Schwermetall-Hydroxid-Niederschlag geben. Alldies kann aber nicht festgestellt werden.
Allerdings wurde gefunden, dass auf Einwirkung des Ammoniaks vorübergehend ein Schwermetall-Hydroxid-Niederschlag entsteht, der aber bei einer entsprechend gewählten Konzentration und Dosierung der Bestandteile durch den Aldehyd sieh löst und
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die Zusammensetzung komplizierter komplexer organischer Verbindungen besitzt.
Auch der Schwefelkohlenstoff bzw. seine Abkömmlinge nehmen an der Bildung dieser komplexen Verbindung teil, was schon daraus ersichtlich ist, dass auf Zusatz dieser Verbindungen die gelbgrün gefärbte Substanz bei entsprechend gewählter Zusammensetzung und Konzentration beim Stehenlassen in Blaugrün bzw. in Amethystblau übergeht.
Durch das neue Verfahren wird eine gesteigerte bakterizide Wirkung erreicht, welche um ein mehrfaches die desinfektorische Wirkung der Komponenten übertrifft, so dass die bakterizide Wirkung in einem kleinen Bruchteil der bisher bekannten Zeitwirkung der Bakterientötung vor sich geht.
Folgende Tabelle veranschaulicht die Wirkung des Desinfektionsmittels auf verschiedene Mikroorganismen. In der Tabelle beziehen sich die Prozente jeweils auf die ganze Menge des Präparates.
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<tb>
<tb>
Abtötungszeit <SEP> einer <SEP> 5%igen <SEP> Lösung <SEP> auf
<tb> Art <SEP> des <SEP> Präparates <SEP> Milzbrand-Staphylo-DiphtheriebaziUen <SEP> kokken <SEP> bazillen
<tb> Seife <SEP> nur <SEP> mit <SEP> Formalin..................... <SEP> 300'120'30'
<tb> Seife <SEP> mit <SEP> FormalIn <SEP> und <SEP> 1% <SEP> Chlor......... <SEP> " <SEP> 240'90'20'
<tb> Seife <SEP> mit <SEP> Formalin <SEP> und <SEP> 2% <SEP> Chlor <SEP> 120'40'ira
<tb> Seife <SEP> mit <SEP> Formalin <SEP> und <SEP> 1% <SEP> Chlor <SEP> und <SEP> 0'5% <SEP> Chrom <SEP> 90'30'10'
<tb> Seife <SEP> mit <SEP> Formalin, <SEP> 1% <SEP> Chlor, <SEP> 0-5% <SEP> Chrom <SEP> und
<tb> 1% <SEP> Schwefelkohlenstoff <SEP> ...................
<SEP> 30' <SEP> 5' <SEP> 1'
<tb>
Derartige Substanzen flüssiger, salbenförmiger oder auch fester Konsistenz können, wenn die Seife in ihnen vorherrscht, auch als Seifen gekennzeichnet werden und haben auffallende kosmetische, gerbende, pflanzenschützende und samenbeizende Eigenschaften ; sie können auch in der Textilappretur zur Anwendung kommen. Die kosmetische Wirkung beruht hauptsächlich in einer gesteigerten Hemmung der Schweisssekretion. - Die Gerbungwirkung beruht auf der Wirkung gewisser Schwermetalle in Verbindung mit der Aldehydwirkung. Ähnliche gesteigerte Gesamtwirkung der Bestandteile ist bei der Textilappretur zu erwarten.
Die in Rede stehenden komplexen Verbindungen konnten als solche noch nicht chemisch rein isoliert werden, die dieselben enthaltenden Erzeugnisse können aber in flüssiger, salbenförmiger oder fester Form hergestellt werden, besonders in der Weise, dass die Seife vorherrscht und die oben erwähnten Bestandteile desinfizierender, bakterizider usw. Natur nur in geringer Menge vorhanden sind :
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<tb>
<tb> Beispiel <SEP> :
<tb> 150 <SEP> Gewichtsteile <SEP> Olivenöl
<tb> 50"Äthylalkohol
<tb> 75 <SEP> ei <SEP> Formaldehyd
<tb> 58 <SEP> Kalilauge <SEP> 50 <SEP> Bé
<tb>
werden in einem geschlossenen Gefäss warm gehalten und vermischt, sodann stehen gelassen, bis die Verseifung stattgefunden hat. Nachher wird Chlorgas eingeleitet, bis eine 2% ige Gewichtsvermehrnng der ganzen Menge festgestellt werden kann.
Die Masse wird 24 Stunden stehen gelassen. Entsteht eine wolkige Trübung, so wird so viel Kalilauge 500 Bé langsam zugefügt, bis sich die Trübung nach Zu- sammenschütteln klar löst. Nun wird 1% (der Gesamtmenge) in wenig Wasser gelöstes Chromsulfat zugesetzt. Nachher werden 1-2% der Gesamtmenge Schwefelkohlenstoff in gleichen Mengen starkem Äthylalkohol gelöst, zugesetzt. Es wird längere Zeit stehen gelassen. Die Reaktion gilt für beendet, wenn die gelblichgrüne Farbe allmählich in eine blaugrünliche übergeht. Die Kalilauge kann teilweise oder ganz durch Natronlauge ersetzt werden. Statt die Seife im Verlauf der Reaktion herzustellen, kann auch von fertiger Seife ausgegangen werden. An Stelle von Chlor können auch andere Halogene, statt Chromsulfat andere Schwermetallverbindungen z.
B. solche von Zink, Kupfer usw. angewendet werden.
In gleicher Weise können auch stark desinfizierende Seifen, auch kosmetischer Eigenschaft, hergestellt werden, wobei die kaltgerührte Seife mit Aldehyd-Metallverbindungen versetzt wird. Dieselben werden am besten in Lösung hergestellt, indem die Sehwermetalloxyd-oder-Hydroxydverbindungen in eine Formaldehydlösung eingetragen werden. Bei pilierten Seifen kann man die Dosierung auf der Piliermaschine vornehmen.
Das angegebene Verfahren kann in verschiedener Weise abgeändert werden. Die einzelnen Komponenten können in der Mischung als fertige definierte Produkte angewandt werden oder sie können erst
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in der Mischung erzeugt werden. So kann z. B. Formaldehyd aus Formaldehyd abgebenden Stoffen erzeugt werden. Es können auch Öle oder Fette halogenisiert und vor oder nach Zusatz von Formaldehyd \ crseift werden. Auch können die zur Verseifung gebrachten Öle, Fette bzw. Fettsäuren bereits halogenisiert zur Verwendung kommen.
PATENT-ANSPRÜCHE : ]. Verfahren zur Herstellung von desinfizierend, gerbend, kosmetisch u. dgl. wirkenden Präparaten, dadurch gekennzeichnet, dass man Seife, Halogen und Aldehyd z. B. Formaldehyd miteinander in Reaktion bringt.