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Verfahren zum Veredeln von Baumwolle.
Es sind Verfahren bekannt, vegetabilische Faserstoffe, wie Baumwollgewebe u. dgl., mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff zu behandeln, teils um diese Stoffe in ein pergamentartiges Produkt ííberzuführen, teils um ihnen einen haltbaren Appret zu geben. Diese Verfahren bestehen darin, dass man die Faserstoffe, insbesondere Gewebe, mit starker Alkalilauge tränkt und dann der Einwirkung von Schwefelkohlenstoff in Dampfform aussetzt, oder darin, dass man das Arbeitsgut vorerst mit kon- zentrierter Alkalilauge, dann mit Schwefelkohlenstoff behandelt und schliesslich unter Spannung merzerisiert.
Es wurde die Beobachtung gemacht, dass man der Baumwolle in Strang- und Gewebsform sehr wertvolle Eigenschaften verleiht, wenn man sie mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff in der Weise behandelt, dass im Verlaufe dieser Behandlung fortwährend oder vorübergehend Temperaturen zur Verwendung gelangen, welche wesentlich +50 C nicht übersteigen, z. B. Temperaturen zwischen 00 und - 250 C oder darunter.
Je nach der Natur des Baumwollmaterials und der Arbeitsweise, insbesondere der Dauer der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffes in Gegenwart der Alkalilauge, erzielt man nach dem vorliegenden Verfahren entweder hochtransparente, hochseidenglänzende Effekte oder einen mehr oder weniger steifenden Appret oder beides.
Wesentlich für das Verfahren sind zwei Vorgänge : 1. Die Behandlung der Baumwolle mit Schwefelkohlenstoff in Gegenwart von Alkalilauge und 2. die Einwirkung der niedrigen Temperaturen in Gegenwart von Alkalilauge.
Diese zwei Operationen können getrennt oder gleichzeitig vorgenommen werden.
Die Baumwolle kann der Behandlung nach dem vorliegenden Verfahren in Farm von Geweben, von Garnen, in Strähnen oder Kopsen oder von Ketten unterworfen werden.
Die Baumwolle bzw. da3 aus ihr bestehende oder sie enthaltende Material kann roh oder vorbehandelt (z. B. ausgekocht), benetzt oder unbenetzt, ungebleicht oder mit oxydierenden oder reduzierenden Bleichmitteln gebleicht, merzerisiert oder nicht merzerisiert dem vorliegenden Verfahren zugeführt werden. Sie kann auch mit einem hydrolysierenden bzw. gelatinierenden Mittel (z. B. einer starken Mineralsäure, wie Schwefelsäure von 49-60 Bé oder Phosphorsäure von 55-57 Bé oder darüber oder Salzsäure von 240 Bé oder Salpetersäure von 43-46 Bé oder darüber oder heisser Chlorzinklösung von 600 Bé oder einer Kupferoxydammoniaklosung hoher Konzentration) vorbehandelt sein.
Alle bei der Merzerisierung üblichen bzw. dafür vorgeschlagenen Nebenoperationen können auch bei dem vorliegenden Verfahren zur Anwendung gelangen, z. B. Lüstrieren, Druck, mechanisches Schlagen u. dgl.
Durch Reservieren gewünschter Stellen nach einer bekannten Methode (z. B. durch Aufdruck hiefür geeigneter Stoffe, wie Albumin, Säure od. dgl.) können nach dem vorliegenden Verfahren gemusterte Effekte erzielt werden.
Dem vorliegenden Verfahren können auch gemischte, d. h. aus vegetabilischen und animalischen Fasern zusammengesetzte Waren unterzogen werden.
Bei entsprechender Wahl der Arbeitsbedingungen erzielt man nach dem vorliegenden Verfahren Seideneffekte, welche die nach den üblichen Merzerisierverfahren erhaltenen weit übertreffen. Hiebei tritt, wenn die Dauer der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff in Gegenwart von Alkalilauge nicht zu lange ist, gar keine oder nur eine unbedeutende Versteifung der Baumwollware ein, welche, wenn sie überhaupt erfolgt, durch geeignete mechanische Nachbehandlung, wenn gewünscht, leicht entfernt werden kann.
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ist, ob die Spannung vorgenommen wird, bevor das Baumwollmaterial der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff in Gegenwart von Alkalilauge unterzogen wird oder ob die Streckung erfolgt, nachdem diese Behandlung durchgeführt wurde.
Arbeitet man auf die Erzielung eines Apprets hin, dann erreicht man je nach der Dauer der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffes in Gegenwart von Alkalilauge einen leichten, mittleren oder steifen Appret, der bis zur Füllung und Steifheit von Buchbinderleinwand getrieben werden kann. Diesen Appret kann man noch erhöhen, wenn man der Lauge vor oder während der Schwefelkohlenstoffeinwirkung etwas Zellulose, z. B Sulfitzellulose oder merzerisierte Zellulose oder ein Zelluloseumwandlungsprodukt, z. B. Zellulosehydrat, zusetzt. Der in der Lauge suspendierte bzw. gequollene Zellulosekörper geht unter der Einwirkung des Schwefelkohlenstoffs in der Kälte in Lösung und bereichert den Appret sehr erheblich.
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Ausführungsbeispiele:
1. Ungebleichtes oder gebleichtes Baumwollgewebe wird in gespanntem Zustande mit Schwefelkohlenstoff für sich oder mit einem geeigneten Mittel (z. B. mit gleichen Teilen oder dem doppelten an Benzol) verdünnt, einige Sekunden bis 15 Minuten behandelt. Dann wird das Gewebe, gegebenenfalls nach Ausquetschung des überschüssigen Schwefelkohlenstoffs, in 5-15%ige Natronlauge von Zimmertemperatur gebracht und einige Sekunden bis 10 Minuten damit behandelt. Dann wird die Natronlauge, in der sich das Gewebe befindet, bis auf-5 bis -15 C abgekühlt und einige Sekunden bis 10 Minuten bei dieser Temperatur gehalten, wonach es gewaschen oder gesäuert (z. B. mit 5-10%iger Schwefelsäure) und gewaschen und getrocknet wird.
Man kann auch so vorgehen, dass man mit dem Gewebe, nachdem es mit Lauge bei Zimmertemperatur behandelt war, in eine andere, ähnlich konzentrierte, von vornherein auf -5 bis -15 C gekühlte Lauge eingeht.
Durch die vorstehende Behandlung hat das Gewebe hochgradigen Seidenglanz erhalten.
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Schwefelkohlenstoff vorbehandelte Stoff in eine Natronlauge von 5-15% (z. B. 10%) eingeführt wird, welche von vornherein auf 0 bis-10 C gekühlt isc.
3. Arbeitsweise wie im Ausführungsbeispiel l, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Behandlung des mit Schwefelkohlenstoff vorbehandelten Gewebes mit Natronlauge bei Zimmertemperatur länger, z. B. Y2-2 Stunden, dauert. Diese Abänderung der Arbeitsweise hat zur Folge, dass das Gewebe neben
Seidenglanz einen leicht steifenden Appret bekommt.
4. Arbeitsweise wie im Ausführungsbeipiel l, jedoch mit dem Unterschiede, dass der mit Schwefelkohlenstoff vorbehandelte Stoff mit einer Natronlauge von +30 bis +50 C durch einige Sekunden bis fünf Minuten behandelt wird, wonach die Lauge wie im Ausführungsbeispiele 1 abgekühlt wird. Er- gebnis wie im Ausführungsbeispiel l.
5. Arbeitsweise genau wie im Ausführungsbeispiel 1 oder 2 oder 3 oder 4, jedoch mit dem Unterschiede, dass das Gewebe erst nach der Schwefelkohlenstoffbehandlung oder nach der Behandlung mit Lauge bei Zimmertemperatur oder darüber gestreckt wird.
6. Gespannter ungebleichter oder gebleichter Baumwollstoff wird mit einer 5-15% eigen
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temperatur einige Sekunden bis zehn Minuten oder bei +30 bis +50 C einige Sekunden bis fünf Minuten behandelt. Dann Kühlung der Lauge oder Überführung in eine vorgekühlte Lauge wie in den vorhergehenden Beispielen. Ergebnis etwa wie im Ausführungsbeispiele L
7. Ungebleichtes oder gebleichtes Baumwollgewebe wird mit 15-18%iger Natronlauge behandelt, der Überschuss der Lauge ausgequetscht und das Baumwollgewebe entweder sofort oder, nachdem es ein bis drei Tage bei Zimmertemperatur gehalten wurde, der Einwirkung von Schwefelkohlenstoffdämpjkn oder von flüssigem Schwefelkohlenstoff für sich oder im Gemisch mit einem geeigneten Verdünnungsmittel (z.
B. einer Y2"" igen Schwefelkohlenstofflösung in Benzol) einige Sekunden bis zehn Minuten ausgesetzt. Dann wird mit dem Stoff in eine Natronlauge von 5-15% (z. B. von 10%) eingegangen, welche entweder von vornherein oder nach zehn Minuten bis einer Stunde auf 0 bis-12 C gekühlt wird. Fertigstellung wie in den vorhergehenden Ausführungsbeispielen.
In diesem Ausführungsbeispiele kann die Streckung des Gewebes vor oder nach der Schwefelkohlenstoffbehandlung erfolgen.
Ergebnis : Je nach der Dauer der Sulfierung und je nachdem, ob der Stoff gespannt war oder nicht, Seidenglanz oder Appret oder'bei des.
8. Arbeitsweise wie in den vorhergehenden Beispielen, jedoch mit dem Unterschiede, dass diejenige Lauge, in welcher die Kältewirkung erfolgt, einen Zusatz von 0-2-1% an Zellulose (z. B. Sulfitzellulosp oder Baumwolle, vorteilhaft in fein verteilter Form, oder von mit Wasser vorgemahlener Zellulose oder von merzerisierter Zellulose in fein verteilter Form) erhält.
9. Arbeitsweise genau wie in den vorhergehenden Ausführungsbeispielen, jedoch mit dem Unterschiede, dass das Gewebe, bevor es dem vorliegenden Verfahren zugeführt wird, mit einer starken Schwefelsäure vorbehandelt wird. Bedient man sieh hiefür einer Schwefelsäure von 49-50'B6, dann kann die Behandlung hiemit bei Zimmertemperatur einige Sekunden bis einige Minuten und sogar länger andauern. Benutzt man eine stärkere Schwefelsäure, z. B. eine solche von 52-54'B6, dann soll die Behandlung nur wenige Sekunden dauern, wenn die Schwefelsäure Zimmertemperatur hat. Sie kann jedoch. wenn die Schwefelsäure auf 00 oder darunter gekühlt wird, auch länger dauern.
Der Behandlung mit Schwefelsäure kann auch eine Merzerisierung des Gewebes, z. B. mit 10%iger Natronlauge bei tiefen Temperaturen oder mit einer starken, z. B. 18-40% igen Natronlauge bei Zimmertemperatur vorangehen.
Werden in den vorangegangenen Beispielen bei der Kühlung Temperaturen unter -80 e verwpndct. dann pflegt die Natronlauge insbesondere dann, wenn sie nicht stark, also z. B. 5--12% ig ist, leichter oder stärker zu kristallisieren bzw. zu frieren. Diese Erscheinung beeinträchtigt das Ergebnis in keiner Weise, in manchen Fällen, insbesondere bei Anwendung verdünnter Lauge. fördert es dasselbe.
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Die fertiggestellten Produkte können in bekannter Weise kalander, geschreinert oder gebeatelt oder dergleichen werden.
Beispiele für gemusterte Effekte durch Reservage ergeben sich von selbst.
Der Ausdruck Baumwolle"in den Patentansprüchen umfasst Baumwolle in Form von reinbaumwollenen oder gemischten Geweben, von Garnen in Strähnen oder Kopsen oder von Ketten.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Veredeln von Baumwolle durch Behandlung mit Alkalilauge und Schwefelkohlenstoff, gekennzeichnet durch fortwährende oder vorübergehende Anwendung von Temperaturen, welche wesentlich +50 C nicht Übersteigen, z. B. von Temperaturen zwischen 00 und -250 C oder darunter.