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Vorrichtung zur Betätigung einseitig gelähmter Gesichtsmuskel.
Wie bekannt, besteht eine Methode gelähmte Muskel wieder aktiv zu machen darin, dass die erkrankten Muskel durch äussere Kräfte wiederholt passiv bewegt werden und dadurch langsam wieder zur selbsttätigen Kraftäusserung fähig werden.
Auch bei der Gesichtsmuskulatur wäre diese Methode bei einseitiger Lähmung anwendbar, wobei die äusseren Kräfte beispielsweise durch die eigene Hand oder durch motorisch bewegte Apparate abgegeben werden könnten. Viel wirksamer ist es für den Genesungsvorgang, wenn der kranke Muskel durch den noch gesunden symmetrischen Muskel betätigt wird, weil hiebei die zugehörigen Nervenund Gehirnpartien auch herangezogen werden und somit der natürliche Vorgang bei Betätigung der Muskulatur beschleunigt wird.
Zu diesem Zwecke dient der Gegenstand der vorliegenden Erfindung, welche nachstehend beispielsweise beschrieben ist.
Der Apparat soll der Aufgabe dienen, bei einseitiger Gesichtslähmung die Muskulatur, welche den Mund verengt oder verbreitert, wieder zur Funktion zu bringen, wenn die eine Hälfte gesund ist.
Zu diesem Behufe werden zwei Schnüre oder dünne leicht biegsame Drahtseile (Fig. 1) Ci, Cjj, an einem Ende mit je einem flachen Häkchen & i, aus einem Blechstreifen versehen und diese Häkchen in die Mundwinkel eingelegt. Die Schnüre sind durch je ein Rohr r1, r2 durchgezogen, welche beiden Rohre an einem Ende bei a zu einem einzigen gemeinsamen Rohr R auslaufen. Statt der Rohre r i, können auch biegsame Metallschläuche oder Spiralen verwendet werden. Das gemeinsame Rohr ist zweckmässigerweise immer ein glattes Metallrohr oder sonst eine Führungsschiene für das Gleitstück G, an welchem die beiden Schnüre befestigt sind. Am andern Ende des Gleitstückes G greift eine mit einer Spannschraube versehene Feder F ein. Die beiden Rohre , sind in der Nähe der Häkchen von einem Metallstreifen umfasst und fest miteinander verbunden.
Wird nun dieser Metallstreifen an die Oberlippe angelegt, durch ein um den Kopf gewundenes Band unverrückbar befestigt und werden die Rohre um den Kopf herum gelegt, so dass das gemeinsame Rohr R sich hinter dem Kopf befindet, so zieht die Feder F vermittelst der Schraube und der Häkchen die Mundwinkel auseinander. Bewegt nun der Kranke den einen gesunden Mundwinkel gegen die Gesichtsmitte, also im Sinne der Mundverengung, so spannt er mit der Schnur und dem Gleitstück G die Feder F, so dass ihr Zug auch auf die andere Schnur nachlässt und die kranke Mundhälfte entspannt ; infolge ihrer natürlichen Elastizität wird sie sich gleichfalls zur Gesichtsmitte bewegen, somit den Mund schliessen. Umgekehrt wird beim Verbreitern des Mundes der gesunde Mundwinkel die Feder F freigeben und ihre Zugkraft spannt dann auch die kranke Mundhälfte auseinander.
Das Wesentliche an dieser Erfindung ist, dass der an dem Mundwinkel befestigte Teil der Vorrichtung mechanisch durch Zugschnüre, Stangen, Hebel oder Rollen derart mit dem an dem andern Mundwinkel anliegenden Teil in Verbindung gebracht wird, dass beide Teile zwangläufig symmetrische Bewegungen ausführen müssen. Zweckmässigerweise wird hiebei die Bewegung im einen Sinne durch die Kraftäusserung des Muskels, die Bewegung im andern Sinne durch die Feder F bewirkt.
Fig. 2 zeigt eine andere Ausführung, welche statt Zugschnüre oder Seile, Hebel verwendet. hl und h2 sind zwei mit Häkchen fur die Mundwinkel Ntt, m2 versehene Winkelhebel, welche um die Zapfen z1 und Z2 drehbar sind. Die Drehpunkte sind auf einer gemeinsamen mit Gurt an die Oberlippe anzuschnallenden Metallplatte befestigt. Auf derselben Platte befindet sich die Führung R mit dem Gleitstück G, welches mit zwei kleinen Zugstangen el und C2 an den Endpunkten M, ? 2 an den Winkelhebeln angebracht ist. Die Feder F ist mit Schrauben nachspannbar und bewirkt eine gleichzeitige und gleich-
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mässige Verdrehung beider Hebel im Sinne der Mundöffnung. Die Schliessung erfolgt durch den Muskel des gesunden Mundwinkels. Die Einrichtung nach der letzten Ausführung ist vor dem Kopfe anzubringen.
Eine weitere Ausführung nach dem gleichen Prinzip (Fig. 3) unterscheidet sich von den beiden vorbeschriebenen dadurch, dass ein Teil des Apparates und insbesondere der Drehpunkt der Hebel in die MundhöhMung gebracht werden und durch einen an die Oberlippe gedrückten und um den Kopf angeschnallten Bügel in ihrer Lage festgehalten wird. Durch die Feder F, Gleitstück G und die Zugstangen Ci und C2 werden die beiden Winkelhebel gleichmässig nach aussen gedreht, so dass sie bestrebt sind, die Mundwinkel auseinander zu ziehen. Beim Zusammenziehen des einen Hebels geht auch der zweite Hebel gegen die Mittellinie des Apparates.
Andere bei Gesichtslähmung vertagende Muskel sind die Stirnmuskel, welche die Auf-und Abwärtsbewegung der Stirnhaut und den Lidschluss vermitteln. Auch diese Muskel können mit einem ganz analog gebauten Apparat zur Funktion gebracht werden. Der Apparat sieht dem in Fig. 1 dargestellten gleich. Nur laufen die beiden Rohre rl und r2 statt auseinander parallel und statt der Häkchen befinden sich am Ende der Seile kleine Lederfleckehen, welche je an einer Stirnhälfte mit einem Heftpflaster oder anderswie an der Haut befestigt werden. Auch hier überträgt sich die Bewegung der gesunden Stirnpartie in Richtung und Grösse gleich auf die kranke Stirnhälfte. Wie bei allen andern beschriebenen Vorrichtungen müssen die übrigen nicht beweglichen Teile des Apparates zum Kopfe in unverrückbarer Lage festgehalten werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Vorrichtung zur Betätigung einseitig gelähmter Gesichtsmuskel, dadurch gekennzeichnet, dass der kranke Gesichtsmuskel mit dem symmetrisch gelegenen gesunden Muskel unter Verwendung bekannter mechanischer Mittel, wie Schnüre, Seile, Hebel od. dgl., derart in Verbindung gebracht wird, dass die Bewegung des gesunden Muskels sich in gleicher Grösse und symmetrischer Richtung auf den kranken Muskel überträgt.