Elektrodenmaterial, Elektrode und ein Verfahren zur Chlorwasserstoffelektrolyse
Die Erfindung betrifft ein Elektrodenmaterial auf Basis von Platinmetall als Katalysator, eine Elektrode hieraus sowie ein Verfahren für die Chlorwasserstoffelektrolyse.
Angefangen vom Polyvinylchlorid (PVC) über Schaumstoffe bis hin zu Arznei- sowie Pflan- zenschutzmitteln, trägt die Chlorchemie bis zu 60% des Umsatzes der deutschen chemischen Industrie bei. Dabei wird meist die hohe Reaktivität und Selektivität von Chlor als Reaktionsvermittler ausgenutzt, welches als Neben- sowie Koppelprodukt in Form von Salzsäure wieder anfällt. Neben anderweitiger Verwendung der Salzsäure (Vermarktung, Einsatz in anderen Prozessen) kann sie zum Recycling von Chlor elektrolytisch wieder gespalten werden. In Weiterentwicklung der klassischen Elektrolyseverfahren werden heute vermehrt Elektrolyseure eingesetzt, die die Wasserstoffentwicklung auf der Kathodenseite vermeiden, und stattdessen Sauerstoffverzehrkathoden zur Chlorwasserstoffelektrolyse aufweisen, an denen Sauerstoff enthaltende Gase reduziert werden können. Auf diese Weise können durch Verringerung der Elektrolysenspannung bis zu 30% der benötigten Energie eingespart werden. Obwohl Platin sich durch die höchste Aktivität sowie Selektivität für die Sauerstoffreduktion grundsätzlich auszeichnet, werden bevorzugt geträgerte Rhodiumsulfidkatalysatoren eingesetzt. Der Grund hierfür liegt an den hochkorrosiven Bedingungen unter denen die HCl-Elektrolyse stattfindet, die zu einer Inaktivierung sowie zum Auflösen von Platin führen. Angesichts der hohen Rohstoffpreise für Rhodium und der geringeren Aktivität im Vergleich zu Platin hätte ein verbesserter Katalysator auf Basis von Platin große wirtschaftliche Bedeutung im Kontext steigenden Energieverbrauchs und knapper werdender Ressourcen.
Bei der Membranelektrolyse von Chlorwasserstoff ist das Elektrodenmaterial relativ harschen Bedingungen ausgesetzt. So muss es der korrosiven chlorhaltigen Lösung standhalten, welche nicht vollständig durch die Polymermembran von der Kathodenseite zurückgehalten werden kann und im Falle von Platin als Katalysator am Platin zu Chlorid reduziert wird. Im Falle von Platin ist die Wirkung von Chloridionen als Katalysatorgift hinlänglich untersucht. Vor allem bei einem Stillstand der Elektrolyseanlage (geplant oder ungeplant durch Engpässe in der Stromversorgung) kann ein plötzlicher Potentialanstieg am Platin in Gegenwart von gelöstem Chlor und Chloridionen zu einem substantiellen Verlust an Katalysatormaterial durch Auflösen des Platins in Form von Hexachloroplatinsäure sowie zu einer Deaktivierung des übrigen Katalysatormaterials führen (siehe J. R. Giallombardo, D. Czerwiec , E. S. De Castro, C. K. Shaikh , F. Gestermann, H.-D. Pinter, G. Speer R. J. Allen. „Process for the electrolysis of technical-grade hydrochloric acid contaminated with organic substances using oxygen-consuming cathodes, US 6402930 und A. P. Yadav, A. Nishikata und T. Tsuru. Electrochim. Acta (2007), 52 [26], Seite 7444-7452). Aber auch unabhängig von etwaigem Stillstand der Anlage kann in Gegenwart von Chloridionen ein Anstieg
der Überspannung für die Sauerstoffreduktion an polykristallinen Platinkatalysatoren beobachtet werden ( siehe T. J. Schmidt, U. A. Paulus, H. A. Gasteiger und R. J. Behm. J. Electroanal. Chem. (2001), 508 [1-2], Seite 41-47).
Zur Lösung des Problems der geringen Stabilität des Platin-Katalysators für die HCl-Elektrolyse wurden neuartige, geträgerte Rhodiumsulfϊd-basierte (RhxSy) Katalysatoren für die HCl- Elektrolyse entwickelt, die nahezu unempfindlich gegenüber einer Vielzahl organischer sowie anorganischer Verbindungen sind und bei einem Stillstand der Elektrolyseanlage keinen Katalysatorverlust verzeichnen. Ein Elektrodenmaterial auf Basis von Rhodiumsulfid- Katalysatoren, eine Elektrode und ein entsprechendes HCl-Elektrolyseverfahren sind Gegenstand der internationalen Anmeldung WO 2002 018 675 A2. Das hierin beschriebene Elektrodenmaterial wird wegen seiner größeren chemischen Stabilität derzeit anstelle Elektrodenmaterial auf Basis von Platin-Katalysator eingesetzt. WO 2002 018 675 A2 beschreibt ausdrücklich diesen Vorzug des Rhodiumsulfid-Katalysators. Sein Manko besteht jedoch in der geringeren katalytischen Aktivität im Vergleich zum Platin. Angesichts des vergleichsweise hohen Handelspreises für Rhodium und der geringeren katalytischen Aktivität im Vergleich zu Platin besteht weiter ein Bedürfnis an neuen bzw. verbesserten Katalysatormaterialien für Elektroden, insbesondere Kathoden der HCl-Elektrolyseure. Die erfolgreiche weitere Optimierung wäre allerdings nicht nur für die HCl-Elektrolyse, sondern auch für andere Elektrolyseverfahren wie beispielsweise für die Chloralkalielektrolyse bedeutend. Selbst kleine Verbesserungen können bei der Energieeinsparung große Effekte erzielen. So könnte jedes eingesparte Millivolt bei der Zellspannung in der Chloralkalielektrolyse 32 Mio. kWh jährlich weltweit einsparen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht also darin, neuartige bzw. verbesserte Katalysatormaterialien für die HCl-Elektrolyse bereitzustellen, welche eine erhöhte Aktivität als der derzeitig eingesetzte Rhodiumsulfidkatalysator bei gleich bleibender hoher chemischer Stabilität unter den Bedingungen der industriellen HCl-Elektrolyse aufweisen sollen.
Weitere Aufgabe der Erfindung ist es ein Elektrodenmaterial und eine darauf basierende Elektrode bereitzustellen, die die Nachteile der bekannten Elektroden vermeidet und eine vergleichbar höhere Standzeit für die HCl-Elektrolyse aufweisen.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein Elektrodenmaterial verwendet wird welches auf einer Mischung von nanopartikulärem Platin- und Silbermetall basiert.
Gegenstand der Erfindung ist ein Elektrodenmaterial für die Chlorwasserstoffelektrolyse auf Basis von Platinmetall als Katalysator, dadurch gekennzeichnet, dass das Elektrodenmaterial eine nanoskalige Mischung aus Platin- und Silberpartikeln aufweist, wobei Platin und Silber einen
Partikeldurchmesser von im wesentlichen höchstens 1 μm aufweisen, bevorzugt höchstens 0,5 μm, besonders bevorzugt höchstens 0,1 μm.
Das neue erfindungsgemäße Elektrodenmaterial kann entweder auf einem leitfähigen inerten Träger geträgert oder ungeträgert eingesetzt werden.
Das neue Elektrodenmaterial benötigt vor seiner Verwendung keinen Aktivierungsschritt und behält seine gesamte elektrokatalytische Aktivität im Hinblick auf Sauerstoffreduktion auch in Gegenwart von Chloridioπen. Darüber hinaus wird das neue Elektrodenmaterial nicht durch die komplexierende Wirkung von Gemischen aus wässriger Salzsäure und Chlorgas gelöst, so dass keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen bei Abschaltung der Salzsäure-Elektrolyseure erforderlich sind, in denen das Elektrodenmaterial eingesetzt wird.
Zur Herstellung von neuen Gasdiffusionselektroden wird das neue Elektrodenmaterial vorzugsweise auf wenigstens einer Seite eines leitenden textilen Flächengebildes aufgebracht. Das neue Elektrodenmaterial kann entweder allein eingesetzt werden, oder zusammen mit einem Bindemittel vermischt mit einem leitfähigen Trägermaterial oder geträgert auf einem leitfähigen Trägermaterial und kombiniert mit einem Bindemittel. Das Bindemittel kann hydrophob oder hydrophil sind und das Gemisch kann auf einer oder auf beiden Seiten des Flächengebildes aufgetragen werden.
Bevorzugte Bindemittel sind Fluorpolymere wie beispielsweise Polytetrafluorethylen (PTFE, im Handel unter anderem unter der Bezeichnung Teflon® (Fa. Dupont) erhältlich), Polyvinylidendifluorid (PVDF), polymere Perfluorsulfonsäuren (PFSA, unter anderem unter der Bezeichnung Nation® (Fa. Dupont) erhältlich) oder andere dem Fachmann bekannte protonenleitende Ionomere.
Typischerweise können Elektrodenstrukturen oder Gasdiffusionsschichten enthaltend Grundmaterialien eingesetzt werden, wie sie aus EP 0931857 und US 4293396 bekannt sind und unter anderem unter der Bezeichnung ELAT® (Fa. BASF Fuel Cell Inc.) erhältlich sind.
Das Flächengebilde kann ein Gewebe oder ein Vliesmaterial aus elektrisch leitendem Material sein oder aus einem Kohlenstofftuch, Kohlenstoffpapier oder jeglichem leitfähigen Metallgitter bestehen.
Beispiele von bevorzugten Trägermaterialien insbesondere mit großer Oberfläche umfassen Graphit, verschiedene Formen von Kohlenstoff insbesondere Carbon Nanotubes und andere feinverteilte Träger, wobei Ruß besonders bevorzugt ist.
Solche mit neuem Elektrodenmaterial beschichteten Flächengebilde können als Gasdiffusionskathoden eingesetzt werden, die eine Zellspannung bei hoher Lebensdauer erreichen, die bislang unter herkömmlichen Betriebsbedingungen nicht erzielt werden konnte. Dies gilt insbesondere beim Einsatz des Elektrodenmaterials in hochaggressiven Umgebungen, wie dies bei der Elektrolyse von Salzsäure als Nebenprodukt der Fall ist.
Bevorzugt ist ein Elektrodenmaterial, bei dem das Gewichtsverhältnis zwischen Platin und Silber 10 zu 90 bis 90 zu 10, bevorzugt 30 zu 70 bis 70 zu 30, besonders bevorzugt 40 zu 60 bis 60 zu 40 beträgt.
Weiter bevorzugt ist ein Elektrodenmaterial, das dadurch gekennzeichnet ist, dass das Material zusätzlich Partikel aus Legierungen von Platin und Silber aufweist.
Ein vorteilhaftes bevorzugtes Elektrodenmaterial weist Platin- und Silberpartikel und gegebenenfalls Legierungspartikel auf die unabhängig voneinander einen mittleren Partikeldurchmesser im Bereich von 1 nm bis 100 ran, bevorzugt 2 nm bis 50 nm und besonders bevorzugt 3 bis 25 nm aufweisen.
Insbesondere können die Platin- und Silberpartikel Agglomerate bilden mit einem mittleren Agglomeratdurchmesser von kleiner 100 μm, bevorzugt kleiner 10 μm.
Ein besonders bevorzugtes Elektrodenmaterial ist dadurch gekennzeichnet, dass die Platin- und Silberpartikel durch simultane Elektroabscheidung von Platin und Silber, insbesondere durch Elektroabscheidung mit gepulster Spannung, aus Platin- und Silbersalzlösungen oder -schmelzen, insbesondere aus wässrigen Platin- und Silbersalzlösungen auf einem elektrisch leitfähigen Trägermaterial erhalten sind.
Bevorzugt erfolgt die Elektroabscheidung mit gepulster Spannung bei einer Ruhespannung von 0.4 bis 0.8 V gemessen gegenüber einer Silber-Silberchlorid-Bezugselektrode in 3-molarer Kaliumchlorid-Lösung, Spannungspulsen im Bereich von -0.4 bis -0.8 V und einer Pulslänge im Bereich von 5 bis 100 ms.
Weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine chlorbeständige Elektrode für elektrochemische Prozesse mit einem Elektrodenmaterial auf Basis einer Mischung von Platin und Silber schaltbar als Kathode in der Chlorwasserstoffelektrolyse.
Eine bevorzugte chlorbeständige Elektrode weist das neue Elektrodenmaterial auf.
Besonders bevorzugt ist die Elektrode in einer Ausführungsforrn eine Sauerstoff verzehrende Kathode.
In der Ausführungsform als Sauerstoff verzehrende Kathode ist die Elektrode als Gasdiffusionselektrode ausgebildet mit einem elektrisch leitfähigen textilen Flächengebilde als Träger, insbesondere einem Netz, das auf wenigstens einer Seite mit einem Katalysator versehen ist, der das Elektrodenmaterial umfasst und gegebenenfalls wenigstens noch ein darin eingearbeitetes Fluorverbindungen enthaltendes Bindemittel enthält.
Bevorzugt ist eine Gasdiffusionselektrode, bei der das leitfähige Flächengebilde auf einer oder beiden Seiten mit einer Beschichtung versehen ist, die wenigstens ein Fluorpolymer und wenigstens ein elektrisch leitfähiges Kohlenstoffmaterial umfasst, und auf nur einer Seite außerdem zusätzlich mit einem Gemisch des Katalysators und wenigstens einem Fluorpolymer beschichtet ist.
Besonders bevorzugt ist die Elektrode in einer anderen Ausfuhrungsform eine Wasserstoff entwickelnde Kathode.
In der Ausführungsform als Wasserstoff entwickelnde Kathode ist die Elektrode insbesondere eine Graphitelektrode, bei der das Elektrodenmaterial als katalytisch aktive Beschichtung auf einem Graphitträger aufgebracht ist.
Gegenstand der Erfindung ist auch eine Membran-Elektrode-Anordnung, die eine Ionenaustauschmembran umfasst, die auf wenigstens einer Seite mit einem das erfindungsgemäße Elektrodenmaterial umfassenden Katalysator versehen ist.
Gegenstand der Erfindung ist ferner die Verwendung der erfindungsgemäßen Elektrode oder der erfindungsgemäßen Membran-Elektrode-Anordnung zur Elektroreduktion von Sauerstoff.
Weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine elektrochemische Zelle wenigstens aufweisend eine eine Anode enthaltende Anodenkammer und eine eine Kathode enthaltende Kathodenkammer, die durch einen Separator voneinander getrennt sind, wobei die Kathode eine erfindungsgemäße Elektrode ist.
Gegenstand der Erfindung ist auch noch eine elektrochemische Zelle wenigstens aufweisend eine eine Anode enthaltende Anodenkammer und eine eine Kathode enthaltende Kathodenkammer, die durch einen Separator voneinander getrennt sind, wobei der Separator als erfindungsgemäße Membran-Elektrode-Anordnung ausgebildet ist.
In einer bevorzugten Form der elektrochemischen Zelle ist der Separator eine Ionenaustauschmembran oder ein Diaphragma.
Besonders bevorzugt sind Ausführungen der vorgenannten Typen elektrochemischer Zellen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass die Anodenkammer mit wässriger Salzsäure und die Kathodenkammer mit einem Sauerstoff enthaltenden Gas oder mit wässriger Salzsäure beaufschlagbar ausgebildet sind.
Weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Elektrolyse einer wässrigen Salzsäure- Lösung zu Chlor dadurch gekennzeichnet, dass man in einer neuen elektrochemischen Zelle gemäß den vorgenannten Typen wässrige Salzsäure in die Anodenkammer und ein Sauerstoff enthaltendes Gas in die Kathodenkammer leitet, während man der Zelle einen elektrischen Gleichstrom aufprägt.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figur 1 durch die Beispiele, welche jedoch keine Beschränkung der Erfindung darstellen, näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 a + b Rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen der Glaskohlenstoffoberfläche nach Elektrokodeposition von Silber und Platin
Fig. 2 Energiedispersive Röntgenspektroskopische Aufnahme der mit Platin-Silber-
Nanopartikeln-beschichteten Glaskohlenstoffelektrode
Fig. 3 Schematischer Aufbau der Durchflusszelle zur Stabilitätsprüfung der mit Platin-
Silber-Nanopartikeln beschichteten Glaskohlenstoffelektrode
Fig. 4 Chronoamperogramme einer mit Platin-Silber-Nanopartikehi-beschichteten Glaskohlenstoffelektrode und einer Platin-beschichteten Glaskohlenstoffelektrode
Fig. 5 a + b Stabilität der Platin-Silber- im Vergleich zur Platin-beschichteten Glaskohlenstoffelektrode;
Beispiele
Beispiel 1
Herstellung der erfindungsgemäßen Pt-Ag-Elektroden
Die Herstellung der Pt-Ag-Elektroden erfolgte durch die simultane Elektrodeposition von Platin und Silber aus einer 10 millimolaren Ethylendiaminlösung (pH 11), welche 3 millimolar an Hexachloroplatin sowie 3 millimolar an Silbernitrat war, auf eine Glaskohlenstoffelektrode (Durchmesser 3 mm). Die vorhergehende Reinigung der Glaskohlenstoffelektrode erfolgte durch mechanisches Polieren mit verschiedenen Al2O3-Suspensionen (mittlere Korndurchmesser: 1 μm, 0.3 μm und 0,05 μm) auf einem Polierfilz.
Die Elektrodeposition erfolgte in einem Drei-Elektroden-System unter potentiostatischer Kontrolle bei Raumtemperatur in einer Ein-Kompartment-Zelle aus 1 ml Lösungsvolumen. Neben der Glaskohlenstoffarbeitselektrode, wurde ein Platindraht als Gegenelektrode (CE) sowie eine Silberwendel als Referenzelektrode (RE) verwendet. Für die Abscheidung wurde das Pulsprofil aus Tabelle 1 gewählt.
Tabelle 1 : Pulsprofil für die simultane Elektrodeposition von Platin und Silber
Die Rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen (REM) Fig. Ia und 1 b zeigen, dass das gewählte Pulsprofil zur Abscheidung von Nanopartikeln auf der Glaskohlenstoffoberfläche führt.
Mittels Energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) kann der Platin-Silber-Gehalt der Nanopartikel zu 50:50 bestimmt werden (siehe Spektrogramm in Fig. 2).
Beispiel 2
Als Vergleichsmaterial wurde eine Platin-modifizierte Elektrode hergestellt, die durch Elektrodeposition von Platin auf einer Glaskohlenstoffelektrode (Durchmesser 3 mm) erhalten wurde. Die Abscheidung von Platin erfolgte in Analogie zur Deposition der Platin-Silber- Nanopartikel in Beispiel 1 aus einer 10 millimolaren Ethylendiaminlösung (pH 11), welche 3 millimolar an Hexachloroplatinsäure war, bei einem Potential E3 von -0.75 V (25 s).
Beispiel 3: Stabilitätstest der Pt-Ag- und der Pt-Elektrode
Die mit Platin-Silber-Nanopartikeln beschichtete Glaskohlenstoffelektrode aus Beispiel 1 wurde simultan im Vergleich zur nur mit Platin beschichteten Glaskohlenstoffelektrode aus Beispiel 2 auf ihre Stabilität gegenüber Chlor und Chloridionen in einer elektrochemischen Durchflusszelle (s. Fig. 3) getestet.
Fig. 3 zeigt den schematischen Aufbau der Durchflusszelle für den Stabilitätstest. In der Elektrolysezelle 1 (linke Zelle in Fig. 3) befinden sich zwei gegenüberliegende Platinscheiben- Hilfselektroden (0 1 mm, Abstand 4 mm), an denen Chlorid während der gesamten Experimentdauer zu Chlor oxidiert wurde. Dies geschah durch Anlegen einer externen Spannung von 1.5 V zwischen den zwei Hilfselektroden, die durch eine einfache Laborspannungsquelle aufgeprägt wurde. Die Hilfselektroden wurden vor jedem Experiment analog zu den Glas- Kohlenstoff-Elektroden poliert. Die Stabilitätsmessung der mit Platin-Silber-Nanopartikeln- beschichteten sowie der nur mit Platin beschichteten Glaskohlenstoffelektrode erfolgte chronoamperometrisch in der Elektrolysezelle 2 (rechte Zelle in Fig. 3) bei einem Potential von -0.15 V vs. Ag/ AgCl (3 molare KCl), bei dem an den zu untersuchenden Arbeitselektroden (WE 1 und WE 2) Sauerstoff reduziert wird, bei Raumtemperatur. Die eigentliche Messzelle (Elektrolysezelle 2) hat ein Volumen von ca. 200 μl, die mit Katalysator beschichteten Elektroden haben einen Abstand von 4 mm und stehen sich gegenüber. Als Gegenelektrode (CE) wird eine Kapillare aus Edelstahl verwendet, durch die auch die Lösung aus der Zelle abfließt, als Referenzelektrode (RE) diente eine Ag/ AgCl (3 molare KCl)-Elektrode. Durch beide Zellen wird wässrige 0,4 molare Salzsäure mit-einer Pumpgeschwindigkeit von 28 mL/h gepumpt. Diese-wird in Elektrolysezelle 1 mit Chlor beladen und gelangt dann in Elektrolysezelle 2, in der der eigentliche Stabilitätstest erfolgt.
Das Aufprägen der Potentiale auf die beiden Arbeitselektroden erfolgte mittels eines 8-fach- Potentiostaten der Fa. CH Instruments. Um den Stillstand einer industriellen HCl-Elektrolysezelle zu simulieren, wurde nach einer Wartezeit von 30 min das Potential für 1 min mit Hilfe eines Relais' abgeschaltet. Der Vorgang wurde zehn Mal wiederholt, wobei die Applikation des
Sauerstoffreduktionspotentials auf 12 min verkürzt wurde. Die fließenden Ströme wurden während der gesamten Experimentdauer für beide zu untersuchende Elektroden aufgezeichnet. Das erhaltene Chronoamperogramm ist in Fig. 4 gezeigt.
Die Auswertung der Chronoamperogramme ist in Fig. 5a und 5b gezeigt.
Fig. 5 a) (links) und b) (rechts) zeigen die Stabilität der Platin-Silber- im Vergleich zur Platinbeschichteten Glaskohlenstoffelektrode; die angegebenen Ströme in Fig. 5 a) sind zu Ende der 12 min der Sauerstoff-Reduktions-Phase kurz vor dem erneuten Abschalten der Elektrolysezelle aufgenommen worden. Fig. 5 b) zeigt die gemessenen Sauerstoff-Reduktions-Ströme normiert auf den jeweiligen Anfangs-Reduktionsstrom (vor der 1. Abschaltung).
Nach der ersten Abschaltung war der Betrag des Sauerstoff-Reduktions-Stroms für die Platin- Silber beschichtete Glaskohlenstoffelektrode bereits größer als für die Platin beschichtete Elektrode. Mit zunehmender Anzahl der Abschaltvorgänge verringerte sich für die nur mit Platin beschichtete Elektrode der Betrag des Reduktions-Strom immer weiter während er für die mit Platin-Silber beschichtete Glaskohlenstoffelektrode nur geringfügig auf einen dann konstanten Wert von über 90% des Anfangs-Reduktions-Stroms abnahm. Die mit Platin-Silber beschichtete Glaskohlenstoffelektrode erwies sich somit in ihrer Aktivität gegen die Abschaltvorgänge stabil während die mit Platin beschichtete Elektrode sich instabil gegen die Abschaltungen zeigte.