Tonabnehmer mit mindestens einem Piezo-Sensor für Musikinstrumente und Verwendung
Die Erfindung bezieht sich auf einen Tonabnehmer für Musikinstrumente mit mindestens einer schwingfähigen Resonanzkörperwand, insbesondere für Saiten- und Schlaginstrumente, gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.
An solche Tonabnehmer werden eine Reihe von Anforderungen gestellt: Möglichst naturgetreue Wiedergabe des aufgenommenen Klangspektrums; kleine Baugröße und gute Montier- barkeit, damit er möglichst unauffällig am Saiten- oder Schlaginstrument montiert werden kann; gute Herstellbarkeit; Störunanfälligkeit und gute Abschirmung, d.h. kein negativer Einfluß von Störfeldern, um nur die wichtigsten zu nennen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Tonabnehmer der eingangs genannten Art zu schaffen, mit welchem die vorstehend aufgeführten Anforderungen auf besonders güns- tige Weise erfüllt werden und mit dem es darüber hinaus ermöglicht ist, das Frequenzspektrum, welches von piezoelektrischen Stegtonabnehmern geliefert wird, so zu ergänzen, daß auch bei großen Lautstärken (Musikwiedergabe in Sälen) ein überraschend naturgetreuer Sound erreicht werden kann.
Erfindungsgemäß wird die gestellte Aufgabe durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst, nämlich dadurch, daß der Tonabnehmer mindestens einen Piezo-Sensor aufweist und an der Resonanzkörperwand - vorzugsweise an deren Innenseite von außen nicht sichtbar - in schwingungübertragendem Kontakt befestigt ist und daß die Piezo- Signale des Piezo-Sensors durch mindestens eine an diesen angeschlossenen aktive Transistor- Beschaltung unter Impedanzwandlung verstärkbar sind. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Ansprüchen 2 bis 16 angegeben. Gemäß der
Verwendung nach Anpruch 17 werden vorteilhafterweise für den Piezo-Sensor piezo-kerami- sche Sensoren, Piezo-Film-Sensoren, Piezo-Polymer-Sensoren oder Backelektret-Sensoren verwendet.
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile sind vor allem darin zu sehen, daß durch die Kombination des Piezo-Sensors mit der aktiven (d.h. An eine Spannungsquelle angeschlossen- nen) Transistor-Beschaltung eine Impedanzwandlung vom hochohmigen Innenwiderstand desSensors in den relativ niederohmigen Ausgang der Transistorschaltung herbeigeführt wird. Dies hat wiederum Vorteile in Bezug auf Unempfmdlichkeit gegenüber magnetischen Streufeldern und Rückkopplungserscheinungen und Ermöglichung längerer Anschlußleitungen. D.h. Die Abschirmung der Signalleitungen ist zwar zweckmäßig, aber bei weitem nicht so kri-
tisch und notwendig wie bei hochohmigen Schaltkreisen. Durch die Größe des Vorwiderstandes im Transistorschaltkreis kann in einem bestimmten Umfang eine Baßanhebung oder Baßschwächung bewirkt werden, d.h. eine gewünschte Grundeinstellung.
Der Tonabnehmer nach der Erfindung findet eine bevorzugte Anwendung bei akustischen Gitarren und wird dabei an der Decke der Gitarre schwingungsübertragend angekoppelt, bevorzugt unsichtbar an der Innenseite der Decke. Es ist gefunden worden, daß das so gewonnene Körperschallspektrum einen besonders „warmen" Klang ergibt, der sich überraschend gut mit dem Frequenzspektrum eines piezoelektrischen Stegtonabnemers an der selben Gitarre mischen läßt, was sich besonders bei großen Lautstärken (natürlicher Klang ohne Übersteuerung) bemerkbar macht. Dementsprechend ist gemäß einer bevorzugten Ausführung vorgesehen, daß die Piezo-Signale des „Decken"-Tonabnehmers (erste Piezo-Signale) mit denjenigen (zweite Piezo-Signale) eines sogenannten Stegtonabnehmers gemischt werden, d.h. eines Piezo-Ton- abnehmers, der in den Gitarrensteg integiert ist und dessen Signale aufgrund der von den Saiten über Druckstücke auf ihn ausgeübten Kräfte gebildet werden, wobei vorzugsweise die ers- ten und zweiten Piezo-Signale durch je einen Vorverstärker vorverstärkbar und in einem nachgeschalteten Gitarrenverstärker oder einer Mischeinrichtung mit wählbarer Gewichtung der beiden Klangkomponenten mischbar sind.
Es gibt Spielweisen der Gitarre, bei denen zur Rhythmus-Betonung die Decke mit Handballen oder Fingern angeschlagen wird. Auch zur naturgetreuen Übertragung solcher Percussi- on-Effekte ist der Tonabnehmer nach der Erfindung besonders geeignet. Ein Nebeneffekt ist, daß man elektronische Rhythmus Synthesizer durch ein vom Deckentonabnehmer geliefertes und entsprechend verstärktes Schlagsignal der Decke auch über größere Entfernung takt-syn- chron einschalten kann.
Weitere Merkmale und Vorteile sowie Aufbau und Funktion des Gegenstandes der Erfin- düng werden im folgenden anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. In der Zeichnung zeigt in z.T. schematischer, vereinfachter Darstellung:
Fig. 1 eine akustische Gitarre mit einem Deckentonabnehmer nach der Erfindung und mit einem piezoelektrischen Stegtonabnehmer, in perspektivischer Darstellung; Fig. 2 ein Ausführungsbeispiel für einen Tonabnehmer mit länglicher Piezo-Kera- mik ohne Gehäuse und mit teilweise entfernter Abschirmfolie und mit einem hervorstehenden Platinen-Ende für die Transistor-Beschalrung, im Grundriß;
F ig. 3 den zu Fig. 2 gehörenden Aufriß mit durchsichtig dargestelltem Gehäuse- Unterteil; Fig. 4 einen Schnitt nach der Ebene rV-rV aus Fig. 3, zusätzlich mit an der Unterseite des Gehäuse-Unterteils aufgeklebtem Doppelklebeband; Fig. 5 den Gegenstand nach Fig. 4, vergrößert und versehen mit einem Gehäuseoberteil; und Fig. 6 eine Abwandlung des Tonabnehmers nach Fig. 2 bis 5 mit kreisförmiger Grundform, im Grundriß.
In Fig. 1 bedeutet 1 den Klangkörper oder Korpus einer Konzert- oder akustischen Gitarre, 2 ihren Boden, 3 die Zarge, 4 die Decke, 5 das Schalloch, 6 das Stegbrettchen, 7 den Hals mit Griffbrett, 8 jeweils einen Bund, 9 die Bundstäbchen, 10 den Kopf, 11 die Wirbel und 12 den Sattel. Das Stegbrettchen weist ein fest mit ihm verbundenes Ankerbrettchen 6.1 auf, an welchem die Saiten 13 mit ihren einen Enden fixiert sind. Die anderen Saitenenden sind durch nicht ersichtliche Löcher in den Spannwellen 1 la gezogen, so daß die einzelnen Saiten 13 durch Betätigung der Wirbel 11 gespannt oder gelockert werden und damit die Gitarre gestimmt werden kann. Das auf die Decke 4 aufgeleimte Stegbrettchen 6 weist eine saitenquere Aufhahmenut 6a auf, in welche ein nicht näher dargestellter Stegtonabnehmer TA2 eingefügt ist. 14 ist eine im unteren Zargenbereich befestigte Steckerbuchse, in welche der Stecker des abgeschirmten Kabels eines Verstärkers eingesteckt werden kann. Der Tonabnehmer TAl nach der Erfindung, auf den noch näher eingegangen wird, ist an der Unterseite der Decke 4 in schwingungsübertragendem Kontakt zu dieser befestigt, insbesonder angeklebt. Je eine abgeschirmte Signalleitung Ll, L2 führt zu einem in einer Aufhahmeöffnung der Zarge 3 befestigten Vorverstärker VV. Mit dem Vorverstärker W kann man mittels Schiebern oder Dreh- knöpfen die beiden Tonsignale der Tonabnehmer TAl, TA2 getrennt voneinander beeinflussen, z.B. hinsichtlich Volume,Brilliance, Treble, Contour, Frequency. Vom Vorverstärker W werden über zwei getrennte Signalleitungen oder eine zweikanalige Signalleitung (nicht dargestellt) die vorverstärkten Tonsignale der zweikanaligen und deshalb mindestens dreipoligen Steckerbuchse 14 zugeführt, so daß in einem nachgeschalteten zweikanaligen Gitarrenverstär- ker die optimale Mischung der beiden Tonsignale hergestellt werden kann.
Der Tonabnehmer TAl, der in Fig. 2 bis 5 näher dargestellt ist, ist für Musikinstrumente mit mindestens einer schwingfähigen Resonanzkörperwand, insbesondere für Saiten- und Schlaginstrumente, vorgesehen. Der Tonabnehmer TAl weist mindestens einen Piezo-Sensor
15 auf und ist an der Resonanzkörperwand (im Beispiel die Decke 4 der Gitarre nach Fig.l) - vorzugsweise an deren Innenseite von außen nicht sichtbar - in schwingungübertragendem Kontakt befestigt. Die Piezo-Signale des Piezo-Sensors 15 sind durch mindestens eine an diesen angeschlossenen aktive Transistor-Beschaltung 16 verstärkbar.. Aus Fig. 2 bis 5 erkennt man, daß daß bei rechteckig-länglicher Form des piezokerami- schen Körpers 15 dieser unter Isolierung (Isolierstreifen 17) seiner neutralen Flanken 15a, 15b zusammen mit einer ihm zugeordneten Platine 18 von einem Abschirmmantel, 19, bestehend aus gut leitender, mit dem Massepotential verbundener Metallfolie, umgeben sind, wobei aus dem Abschirmmantel 19 ein Beschaltungsabschnitt 18a der Platine 18 hervorragt, auf welchem der mindestens eine Transistor 16T und ein Ableit- Widerstand 16W angeordnet und mit je einem Pol einerseits an den Signalausgang 20 der Piezokeramik 15 und andererseits an das Massepotential angeschlossen sind, wobei der Transistor 16T das Piezo-Signal verstärkt und einem Signal- Ausgang 22 zuleitet.
Der Transistor 16T und seine Beschaltung 16, z.B. der Ableit- Widerstand 16W zwischen dem Piezo-Signal-Kontakt 20 und Massepotential 21 der Platine 18, können anstelle der diskreten Schaltelemente auch als integierte Bauelemente ausgeführt sein.
Wie es Fig. 4 und 5 deutlicher zeigen, sitzt der Keramikkörper 15 des Piezo-Sensors mit seiner Grundfläche 15c auf der Kontaktfläche 18b einer Leiterbahn der Platine 18 kontaktierend auf, die gemäß Fig. 2 mit einem Beschaltungsabschnitt 18a in Längsrichtung über den Keramikkörper 15 verlängert ist. Die beiden Seitenflanken 15a, 15b des Keramikkörpers 15 sind durch Isolierstreifen 17 abgedeckt, und um die äußeren Mantelflächen des Keramikkörpers 15 und der Platine 18 ist die metallischen Abschirmfolie 19, insbesondere eine Kupferfolie, herumgelegt bzw. herumgewickelt. Der Massekontakt 21 bzw. das Massepotential wird damit von der Abschirmfolie 19 und den sie kontaktierenden U-förmigen Gehäuseteilen 22U (Unterteil) und 220 (Oberteil) gebildet, wobei der Spalt 23 zwischen (22U) und (220) durch Weichlöten geschlossen werden kann. Zu diesem Zweck bestehen die beiden Gehäuseteile 22U, 220 aus einem lötfähigen Metall oder einer entsprechenden Metall-Legierung, z.B. Neusilber.
Auf dem Beschaltungsabschnitt 18a der Platine 18 ist mit Vorteil ein JFET-Transistor an- geordnet. Dessen Gate- Anschluß G ist mit dem Piezo-Signal-Kontakt 20 verbunden, sein Drain- Anschluß D mit dem Signal-Ausgang und sein Source-Anschluß S mit Masse. Der Transistor 16T ist in einem Silikon-Bett 24 schwebend angeordnet, und hierzu sind seine Masse-Leitung S und seine Signal-Ausgangs-Leitung D mit einer das elastische Ausweichen er-
möglichenden Form und Überlänge verlegt. Die genannten zwei Anschlußleitungen D und S des Transistors 16T sind (siehe insbesondere Fig 2) wellenförmig gebogen, so daß sie genügend Spiel haben, eine Schwingungsentkopplung zusammen mit dem Silikonbett 24 zu bewirken, und zwar in Bezug auf die direkt mit dem Piezo-Signal-Kontakt verbundenen Anschluß G des Transistors 16T und den Transistor selbst. Der Transistor 16T erhält seine Speisespannung vom Vorverstärker VV (nicht im einzelnen dargestellt).
Eine vorteilhafte Befestigung des Tonabnehmers TAl an der Gitarrendecke 4 (Fig. 1) bzw. allgemein an der Resonanzkörperwand ist mittels Doppelklebebandes (Fig. 4 und 5). D.h. ein der Grundfläche des Tonabnehmers TAl entsprechendes Stück des Klebebandes wird an der Unterseite des Gehäuse-Unterteils 22U von (TAl) festgeklebt, sodann wird wird der Tonabnehmer mit der freien Seite des Klebebandes 25 gegen die Befestigungsstelle gedrückt und somit festgeklebt. Als Klebwerkstoff hat sich z.B. ein elastisch verformbarer Acrylatkleber als vorteilhaft erwiesen.
Bei der Ausführung TAT nach Fig. 6 hat der Tonabnehmer eine runde oder elliptische Grundform, und dementsprechend sind der Piezo-Sensor, die Isolierstreifen für dessen Flanken, die Metallfolie, die Platine 18 mit ihrem hervorstehenden Beschaltungsabschnitt sowie Gehäuse-Unterteil und -Oberteil an den kreisförmigen bzw. elliptischen Grundriß angepaßt, was nicht im einzelnen dargestellt ist, sich aber sinngemäß bei Abwandlung der Quaderform nach Fig. 2 bis 5 in eine Scheibenform ergibt. Als Materialien für den Piezo-Sensor 15 sind besonders geeignet: keramischen Sensoren,
Piezo-Film-Sensoren, Piezo-Polymer-Sensoren oder Backelektret-Sensoren.
Wie bereits anhand von Fig. 1 erläutert, besteht ein besonderer Vorteil des Tonabnehmers TAl, TAT darin, daß seine Piezo-Signale (erste Piezo-Signale) mit denjenigen (zweite Piezo- Signale) eines sogenannten Stegtonabnehmers TA2 gemischt werden , d.h. eines Piezo-Ton- abnehmers, der in den Gitarrensteg integiert ist und dessen Signale aufgrund der von den Saiten über Druckstücke auf ihn ausgeübten Kräfte gebildet werden, wobei vorzugsweise die ersten und zweiten Piezo-Signale durch je einen Vorverstärker oder einen zweikanaligen Vorverstärker W vorverstärkbar und in einem nachgeschalteten Gitarrenverstärker oder einer Mischeinrichtung mit wählbarer Gewichtung der beiden Klangkomponenten mischbar sind. Dieser Vorteil läßt sich auch verwirklichen, wenn derTonabnehmer an die Decke eines
Streichinstrumentes, z. B. in der Gestalt von Violine, Viola, Cello oder Kontrabass, schwin- gungsübertragend angekoppelt ist und diese Instrumente zusätzlich eien Stegtonabnehmer auf-
weisen, wobei indessen schon der Deckentonabnehmer für sich einen überraschend natürlichen
Klang ergibt.
Dementsprechend kann der Tonabnehmer auch mit der Resonanzkörperwand eines Klaviers bzw. eine Flügels schwingungsübertragend verbunden sein oder an die Decke eines anderen Saiteninstrumentes, z. B. in Gestalt von Banjo, Balalaika oder Mandoline, schwingungsübertragend angekoppelt sein.
Bezugszeichenliste
1 Klangkörper oder Korpus
2 Boden von (1)
3 Zarge
4 Decke
5 Schalloch
6 Stegbrettchen
7 Hals
8 Bund
9 Bundstäbchen
10 Kopf
11 Wirbel
12 Sattel
6.1 Ankerbrettchen
13 Saiten
11a Spannwellen
6a Aufnahmenut
TA2 Stegtonabnehmer
14 Steckerbuchse
TAl Deckentonabnehmer
LL1, L2 Signalleitungen, abgeschirmz
W Vorverstärker
15 Piezo-Sensor
16 Transistor-Beschaltung
17 Isolierstreifen
15a, 15b neutrale Flanken von (15)
18 Platine
19 Abschirmmantel
18a Beschaltungsabschnitt von (18)
16T Transistor
16W Ableit-Widerstand
20 Signalausgang von (15)
22 Signalausgang von (16)
21 Massepotential
15c Grundfläche von (15)
18b Kontaktfläche
22U, 22O Gehäuse-Unter- bzw. -Oberteil
23 Spalt zwischen (22U) uns (220)
G Gate- Anschluß
D Drain-Anschluß
S Source- Anschluß
24 Silicon-Bett
25 Doppelklebeband
TAl' Tonabnehmer, weiterer