Kokos- und latexbasiertes Vlies
Die Erfindung betrifft eine Vlies mit einem Gerüst aus Fasern und einem Bindemittel zum Verbinden der Fasern, wobei das Gerüst Kokosfasern und das Bindemittel Latex enthält.
Ein Vlies' ist im Wesentlichen ein Agglomerat aus Fasern. Auf Grund der un- gewebten Struktur ist ein Vlies in nahezu beliebiger Stärke herstellbar. Ein Vlies ist damit nicht auf eine dünne, tuchähnliche Ausgestaltung beschränkt. Das Zusammenhalten der Fasern eines Vlieses kann durch ein Bindemittel erreicht werden, das die Fasern an ihrem Berührungspunkten miteinander verklebt. Ein Vlies eignet sich damit auch gut für eine industrielle Herstellung. Abhängig von der Art, der Länge und der Menge der Faser sowie der Art und Menge des verwendeten Bindemittels ergibt sich eine Vielzahl herstellbarer Vliese. Dementsprechend vielseitig sind auch die Anwendungsgebiete solcher Vliese. Das Spektrum der Vliese und Anwendungsgebiete reicht von dünnen, tuchähnlichen Vliesen zum Verhängen, Abdecken oder Verhüllen sowie als
Wind-, Sicht-, Frost-, Verdunstungs-, Wärme- oder Sonnenschutz über dickere Vliese in Form von Decken oder Kleidungsstücken zum Wärmen bis hin zu sehr dicken Vliesen zum Polstern oder Schall- und Wärmedämmen. Weiterhin sind die Vliese zu Platten unterschiedlicher Dicke verpressbar.
Es können Vliese hergestellt werden, die durch die Wahl des Bindemittels in eine dauerhafte plastische Form gebracht werden können. Es kann beispielsweise eine flache, oder eine gewellte Form vorgegeben werden. Weiterhin kann ein solches Vlies als rundes oder eckiges Gefäß ausgebildet sein.
Ein weites Anwendungsgebiet von Vliesen liegt außerdem im Bereich der Auf- zucht und Pflege von Pflanzen. Hier können Vliese beispielsweise als Pflanzsubstrat oder als Abdeckung zum Schutz gegen Witterungseinflüsse wie Wind und Kälte eingesetzt werden. Ein zu einem Gefäß geformtes Vlies eignet sich außerdem als Pflanztopf. Bei der Verwendung von Vlies zur Aufzucht und. Pflege von Pflanzen ist oftmals eine wesentliche Forderung, dass das Vlies verrottbar ist. Solche Anforderungen erfüllt beispielsweise Torf, der zu einem Pflanzensubstrat oder einem Pflanztopf gepresst ist.
Die Verwendung von Torf hat allerdings zwei wesentliche Nachteile. Zum einen ist Torf nur noch in begrenzter Menge vorhanden, wobei die Erschließung weiterer Torfgebiete nur durch die Trockenlegung vorhandener Moore erfol- gen kann. Das wiederum sollte aus Naturschutzgründen nach Möglichkeit vermieden werden. Als zweiter Nachteil ist zu nennen, dass Torf zu schnell verrottet. Eine einen längeren Zeitraum dauernde Aufzucht einer Pflanze ist daher in einem Topf aus Torf nicht möglich.
Als erste Lösung dieses Problems ist die Verwendung von einem Vlies aus Kokosfasern und Latex bekannt, wie in der Patentschrift DE 199 16 572 C2 beschrieben. Ein solches Vlies ist in vielerlei Formen herstellbar und hat ein bereites Anwendungsfeld. Es sind beispielsweise Matten daraus bekannt, die als Pflanzsubstrat, zum Abdecken oder auch als Polster verwendet werden können. Ebenfalls sind aus diesem Material Gefäße wie Pflanztöpfe zur Auf- zucht von Pflanzen bekannt. Ein solches Vlies zeichnet sich dadurch aus,
dass es verhältnismäßig strapazierfähig ist und erst nach bis zu fünf Jahren verrottet. Dabei verrottet es vollständig und rückstandslos. Das Vlies aus Ko- kosfaser und Latex weist durch seine Offenporigkeit sehr gute Eigenschaften für die Aufzucht und Pflege von Pflanzen auf. Es eignet sich für vielgestaltige Anwendungen im grünen und Umweltbereich. Allerdings lastet diesem Vlies der Nachteil an, dass weder die Faser aus Kokos noch das Bindemittel aus Latex in heimischen Landen vorkommt. Beide Materialien müssen aus Übersee importiert werden.
Wünschenswert wäre, das Vlies aus heimisch vorkommenden Fasern und Bindemitteln herzustellen. Jedoch existieren weder heimische Fasern, die ähnlich langlebig, strapazierfähig und dennoch verrottbar sind, wie die Kokos- faser, noch existieren heimisch vorkommende Bindemittel, die verrottbar sind und gleichzeitig an die Qualitäten der Bindefähigkeit von Latex heranreichen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde ein Material zu schaffen, das die oben beschriebenen vorteilhaften Eigenschaften des Vlieses aus Kokosfa- ser und Latexbindemittel aufweist, und dennoch die Verwendung heimisch vorkommender Fasern als auch heimisch vorkommender Stoffe, die sich zur Verwendung mit einem Bindemittel eignen, ermöglicht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Vlies gelöst, das dadurch ge- kennzeichnet ist, dass das Gerüst weitere faserige Bestandteile aus anderen Materialen als Kokosfasern aufweist.
Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass sich zwar heimische Fasern alleine nicht als Gerüst für ein Vlies eignen, das den oben genannten Anforderungen gerecht wird, dass sich Kokosfasern eines oben beschriebenen Vlieses jedoch durch andere, wie auch heimische Fasern, ersetzen lassen. Somit ist ein Vlies herstellbar, das Eigenschaften aufweist, die dem oben beschriebenen Kokos- vlies sehr ähnlich sind, wobei gleichzeitig weniger Kokosfaser benötigt wird und andere Fasern verwendet und damit weiterverwertet werden können. Hierdurch wird der Bedarf der zu importierenden Kokosfaser minimiert und dabei die Möglichkeit geschaffen, heimische Fasern über eine Weiterverwer-
tung indirekt zu kompostieren. Durch die Verwendung unterschiedlicher Fasern kann außerdem Einfluss auf die Beschaffenheit des Vlies genommen werden.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung ist das Vlies dadurch gekennzeichnet, dass das Bindemittel mindestens eine weitere Bindekomponente zum Verbinden der Fasern aufweist, die nicht Latex ist. Hierdurch wird bei der Bindekomponente ein Teil des bisher verwendeten Latex durch andere Substanzen ersetzt, die auch heimische Substanzen sein können. Dabei wird für die Herstellung des Vlieses der Bedarf an Übersee schem Latex verringert und die Möglichkeit geschaffen, heimische Material: en einzusetzen. Hierdurch wird das benötigte Importvoiumen von Latex verri ngert und gleichzeitig die Möglichkeit der Weiterverwertung von heimischen Substanzen geschaffen, die sich als Komponente eines Bindemittels eignen.
Weiterhin wird erfindungsgemäß ein Vlies vorgeschlagen, dass dadurch ge- kennzeichnet ist, dass die weiteren faserigen Bestandteile und/oder die weiteren Bindekomponenten aus organischem Material bestehen. Hierdurch wird insbesondere die bestimmbare Verrottbarkeit des Vlieses erreicht. Ein solches Vlies ist vielseitig im Bereich der Aufzucht und Pflege von Pflanzen einsetzbar. Der besondere Vorteil der Verrottbarkeit liegt darin, dass das Vlies an seinem Einsatzort, meist im oder in der Nähe des Erdbereiches verbleiben kann. Ein nachträgliches Entfernen und Reinigen bzw. Entsorgen des Vlieses ist nicht erforderlich, wenn es rückstandsfrei verrottet.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist das Vlies dadurch gekennzeichnet, dass die weiteren faserigen Bestandteile und/oder die weiteren Binde- komponenten aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Hierdurch ist die Herstellung des erfindungsgemäßen Vlieses unabhängig von Rohstoffen, die nur im begrenzten Maße vorhanden sind. Nachwachsende Rohstoffe sind in reichlicher Menge vorhanden. Insbesondere kann durch die Verwendung heimischer nachwachsender Rohstoffe zu einem verbesserten Stoffkreislauf bei- ' getragen werden. Die nicht erneuerbaren Rohstoffvorräte des Landes und der Erde überhaupt werden dadurch geschont.
Die weitere faserige Komponente des Vlieses enthält gemäß einer weiteren Ausgestaltung mindestens eine Substanz der in Anspruch 5 angegebenen Gruppe. Die in Anspruch 5 angegebene Gruppe zeigt, dass eine große Vielzahl verschiedener Substanzen für die Substituierung eines Teils der Kokos- faser in Frage kommt. Eine Vielzahl der genannten Substanzen sind alltägliche Substanzen, die ohne großen Kostenaufwand beschaffbar sind. Oftmals fallen diese Substanzen als biologische Abfälle an und können durch die Einarbeitung in das erfindungsgemäße Vlies noch einer weiteren Verwendung zugeführt werden, in der schließlich auch eine Verrottung und damit Entsor- gung stattfindet. Die in Anspruch 5 genannte Gruppe ist nicht auf heimische Substanzen beschränkt. Dabei ist zu beachten, dass Substanzen wie beispielsweise Bambus zwar grundsätzlich nicht in heimischen Landen wachsen, aber dennoch durch den Import nach Deutschland für andere Produkte hier vorhanden sind und anschließend als Müll anfallen.
Weiter kann ein erfindungsgemäßes Vlies dadurch gekennzeichnet sein, dass die weitere Bindekomponente mindestens eine Substanz der in Anspruch 6 aufgezählten Gruppe enthält.
In einer weiteren Ausgestaltungsform ist das Vlies dadurch gekennzeichnet, dass es plastisch verformbar ist. Eine solche Eigenschaft kann durch eine entsprechende Zusammensetzung der Fasern und des Bindemittels erreicht werden. Durch ein solches Vlies ist ein Gefäß herstellbar, das ebenfalls erfindungsgemäß vorgeschlagen wird. Dadurch können beispielsweise Einsätze für Balkonkästen gefertigt werden.
Weiterhin kann gemäß einer Ausführungsform der Erfindung eine Abdeck- scheibe zum Abdecken von Pflanzen aus einem erfindungsgemäßen Vlies gefertigt werden. Eine solche Abdeckscheibe kann beispielsweise flach und als Fliese ausgestaltet sein, wobei mehrere Fliesen den Stamm einer Pflanze umgeben und die Baumscheibe der Pflanze abdecken. Hierdurch können Witterungseinflüsse wie Wind, Kälte und Hitze von dem Erdreich ferngehalten werden. Wenn eine solche Abdeckung im Verlauf mehrerer Jahre verrottet, ist danach entweder die Pflanze wiederstandsfähig genug, so dass sie keine Ab-
deckung mehr benötigt, oder es kann dann eine weitere Abdeckung aufgelegt werden, ohne dass die erste entfernt werden müsste. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass das Vlies zum Abdecken als Bahn ausgebildet ist.
In einer ebenfalls bevorzugten Ausgestaltu.ngsform der Erfindung wird aus einem erfindungsgemäßen Vlies ein Grundkörper für ein Gesteck zum Aufnehmen der einzusteckenden Teile gefertigt. Hierbei wird das Vlies besonders dick ausgestaltet, um somit die einzusteckende Teile, meist Zweige und andere Pflanzenteile fest aufnehmen zukönnen. Durch die Verwendung eines ver- rottbaren Grundkörpers kann das Gesteck nach seiner Verwendung problem- los kompostiert werden. Ein mühsames Lösen kompostierbarer Pflanzenteile von einem nicht kompostierbaren Grundkörper ist somit nicht erforderlich.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand zweier Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf zwei Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 : einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Vlieses in einer Draufsicht; und
Figur 2: eine Fliese aus einem erfindungsgemäßen Vlies zum Abdecken eines Pflanztopfes.
Das in Figur 1 dargestellte erfindungsgemäße Vlies 1 weist eine faserige, im Wesentlichen unregelmäßige Struktur auf. Die faserige Struktur wird aus Ko- ■ kosfasern 2 und weiteren faserigen Bestandteilen 3 gebildet. Die Kokosfasern 2 und die weiteren faserigen Bestandteile 3 werden durch das Bindemittel 4 miteinander verbunden. Dabei stellt das Bindemittel 4 eine verklebende Verbindung an den Kontaktstellen 5 der Kokosfasern 2 und/oder der weiteren faserigen Bestandteilen 3 her.
Das Bindemittel 4 bildet weiterhin einen teilweisen Überzug 6 sowohl der Kokosfasern 2 als auch der weiteren faserigen Bestandteile 3. Durch die Art und Beschaffenheit des Überzugs 6 werden auch die Eigenschaften der Kokosfaser 2 als auch der weiteren faserigen Bestandteile 3 beeinflusst. Hierzu gehört
insbesondere die Elastizität und die Verrottungsbeständigkeit. Die Elastizität wird dabei durch die Zusammensetzung des den Überzug 6 bildenden Bindemittels 4 als auch durch seine Dicke bestimmt. Die Verrottungsbeständigkeit hängt ebenfalls von der Zusammensetzung und der Dicke der Beschichtung 6 ab. Beim Verrottungsprozess muss zunächst die Beschichtung 6 zum Teil verrotten bis der Verrottungsprozess bei den Kokosfasern 2 bzw. den weiteren faserigen Bestandteilen 3 einsetzt.
Die Beschaffenheit des Vlieses 1 ist insbesondere bestimmt durch die im Wesentlichen ungeordnete Anordnung der Kokosfasern 2 und der weiteren fase- rigen Bestandteile 3. Das Vlies 1 weist dabei Bereiche mit größerer Stärke 7 und mit geringerer Stärke 8 auf. Die Bereiche mit größerer Stärke 7 verstärken das Vlies 1 und erhöhen dadurch die Stabilität wohingegen die Bereiche geringerer Stärke 8 die Durchlässigkeit erhöhen, so dass beispielsweise Feuchtigkeit, Luft oder Pflanzenwurzeln das Vlies besser durchdringen können.
Die in Figur 2 dargestellte Fliese 9 ist sechseckig ausgebildet, wobei die sechs Kanten 10 etwa gleiche Längen aufweisen. Das ermöglicht, dass mehrere Fliesen 9 zu einem Teppich aneinandergelegt werden können, der aufgrund der Sechseckigkeit der Fliesen 9 eine Art Wabenstruktur aufweist. Somit kann unter Verwendung mehrerer Fliesen 9 ein Teppich geschaffen werden, der das Erdreich um den Stamm einer Pflanze abdeckt. An der Stelle des Stammes kann eine Fliese 9 in dem zum Abdecken geschaffenen Teppich ausgelassen werden. Zudem können für eine genauere Berücksichtigung der Form und Größe des Stammes der Pflanze einige Fliesen 9 beispielsweise mit einer Schere zugeschnitten werden. Ein solcher Teppich deckt die Baumscheibe einer Pflanze ab und nimmt den Stamm in seiner Mitte auf. Hierdurch kann gerade der empfindliche Wurzelbereich der Pflanze vor beispielsweise Kälte, Austrocknung und Erosion geschützt werden. Dabei ermöglicht die durchlässige Beschaffenheit des Vlieses 1 , aus dem die Fliesen 9 gefertigt sind, das Eindringen von Luft und Feuchtigkeit in den abgedeckten Wurzelbereich.
Durch Ablagerungen von beispielsweise Sand, Erde oder auch Laub können die Fliesen 9 selbst zugedeckt werden. Dadurch werden sie auch selbst Be-
standteil des Wurzelbereichs der Pflanze. Weitere Teile der Pflanze wie Sprösslinge oder Wurzel in der Nähe der Oberfläche können die Flieseη 9 durchdringen. Die Pflanze ist durch die Fliesen 9 nicht in ihrem Wachstum behindert.
Die Fliesen 9 zum Abdecken des Wurzelwerks einer Pflanze sind daher so . beschaffen, dass sie längere Zeit an ihrer Position verbleiben können. Sie behindern die Pflanze nicht in ihrer Entwicklung. Nach einiger Zeit, meist nach einigen Jahren, beginnen die Fliesen 9 zu verrotten. Ein Entfernen der Fliesen 9 ist daher nicht erforderlich. Vielmehr können sie zusätzlich noch zur Dün- nung der Pflanze beitragen.
Das erfindungsgemäße Vlies 1 kann auf einfache Weise aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, weist eine verstärkende und dabei offene Struktur auf und hat eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, von denen , eine exemplarisch dargestellt wurde. Es ist die Grundlage zur unterschied- lichsten und mannigfaltigsten Verwendung direkt als Deck-Vlies bzw. das Ausgangsmaterial für alle Sorten, Größen und Formen von Platten, Scheiben, Fliesen, Rollen, Behältern, Schalen und Pfannen verschiedenartigster Konstruktion, Ausprägungsvielfalt und vielgestaltiger Formen von Körpern - und alles mit dem gemeinsamen Attribut großer Porosität und der offenen Wand - darstellend. Eine Vielzahl heimisch vorkommender Materialien kann in das erfindungsgemäße Vlies eingearbeitet werden, wobei diese Materialien durch die Verwendung des Vlieses 1 einer Verrottung zugeführt werden können die profitabel ist und dem natürlichen Optimum entspricht. Das erfindungsgemäße Vlies 1 ist damit ökologisch besonders wertvoll gestaltbar.