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Die vorliegende Erfindung betrifft Mulchmaterial, das zum Bedecken von Boden in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet wird.
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Als Mulchmaterial wird häufig Grünschnitt, Mist, Kompost, Stroh oder Laub verwendet. Darüber hinaus eignen sich auch holzige Materialien wie Rindenmulch und Sägespäne. Diese zeichnen sich durch einen hohen Kohlenstoffgehalt aus. Darüber hinaus sind zum Mulchen auch anorganische Materialien wie Kies oder Schotter sowie künstliche Materialien wie Kunststofffolien zum Abdecken des Bodens bekannt.
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In der Patentschrift
DE 197 23 885 C2 ist ein Mulchmaterial und ein Verfahren zum Herstellen beschrieben. Das Mulchmaterial weist ein fasriges Basismaterial und ein Bindemittel auf. Das fasrige Basismaterial wird aus einem Ausgangsmaterial durch Extrudieren unter hohem Druck und Erhitzung hergestellt. Das Ausgangsmaterial wird zerquetscht, aufgefasert und verrieben und physikalisch aufgeschlossen. Schließlich wird dem Basismaterial ein organisches und/oder anorganisches Bindemittel zugesetzt, das bei Zusatz von Feuchtigkeit ein gelartiges Mittel bildet.
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Ferner offenbart die Druckschrift
DE 43 23 737 A1 ein Verfahren zur Unkrautunterdrückung, wobei ein Mulchschicht-Faser-Werkstoff aus einem oder mehreren faserartigen Grundwerkstoffen mit einem oder mehreren Zusatzwerkstoffen vernetzt wird. Bei dem Grundwerkstoff handelt es sich um organische oder pflanzliche Faserstoffe, wie Stroh, Holz, Wolle, Torfe und Torfersatzprodukte, spezielle Alt-Papier- oder Karton-Sorten. Der Zusatzwerkstoff besitzt die Funktion als Binde- und Verklebematerial sowie als Dünger bzw. Träger weiterer Wirkstoffe zur Unkrautunterdrückung.
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Mulch hat zahlreiche Funktionen. Zum einen dient es als Schutz gegen Hitze oder Kälte. Darüber hinaus schützt er gegen Feuchtigkeitsverlust im Boden. Darüber hinaus dient der Mulch als Nährstoffeintrag (organischer Dünger) sowie zur Unkrauthemmung. Speziell sind bodennahe Kulturen auf eine Drainagefunktion des Mulchmaterials angewiesen, sodass die Oberfläche des Bodens nicht zu feucht ist, um Fäulnis und Schimmelbildung zu vermeiden.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Mulchmaterial bereitzustellen, das einen verbesserten Feuchtigkeitshaushalt ermöglicht und beim Einarbeiten in den Boden zur Verbesserung der Bodenqualität beiträgt.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Mulchmaterial, das gemäß europäischer Norm EN 12580 einen Anteil von mindestens 50 Volumen-% Holzfasern, einen Anteil von mindestens 10 Volumen-% Rindenhumus und einen Anteil von mindestens 10 Volumen-% Grüngutkompost aufweist.
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In vorteilhafter Weise besitzt das Mulchmaterial also mindestens 50 Volumen-% lockere Holzfasern. Diese Holzfasern stellen Fasern dar, die aus Holz auf spanende Weise gebildet werden. Die Fasern sind im Verhältnis zu ihrer Länge sehr dünn. Holzfasern ergeben im Rohzustand ein filzartiges Material, wobei die Dicke der einzelnen Fasern beim Herstellungsprozess festlegbar ist. Die Holzfasern alleine sind in ihrem Rohzustand, wie sie hier verwendet werden, abgesehen von einer Verfilzung lose und ungebunden. Eine gewisse Bindung bzw. Verklebung erfolgt hier durch die weiteren Komponenten wie Rindenhumus und Grüngutkompost, die den rohen Holzfasern hinzugefügt werden. Speziell beträgt der Anteil an Rindenhumus mindestens 10 Volumen-% und der Anteil an Grüngutkompost ebenfalls mindestens 10 Volumen-%. Diese beiden zumindest teilweise verrotteten Komponenten dienen nicht nur als Bindemittel, sondern auch für einen ausgewogenen Nährstoffhaushalt im Boden. Insbesondere ergibt sich durch diese Zusatzstoffe zu den Holzfasern und gerade in Verbindung mit diesen Holzfasern ein ausgewogeneres Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis speziell für den Fall, dass das Mulchmaterial am Ende der Saison in den Boden eingearbeitet wird.
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Die jeweiligen Volumen-Anteile werden vorzugsweise gemäß der europäischen Norm EN 12580 zum Zeitpunkt der Herstellung bzw. Abfüllung bestimmt. Dies gilt auch für die nachfolgenden Volumen-%-Angaben. Aufgrund der natürlichen Verrottung kann sich das Verhältnis im Laufe der Zeit auch ohne künstlichen Einfluss ändern.
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Vorzugsweise liegt der Anteil an Holzfasern zum Zeitpunkt der Herstellung zwischen 60 und 70 Volumen-%. Dadurch ergibt sich gerade für die bodennahe Kulturen wie Erdbeeren und Gurken ein verbesserter Oberflächenwasserhaushalt aufgrund des großen Porenvolumens, der durch den hohen Holzfaseranteil gewährleistet wird.
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Darüber hinaus sollte der Anteil an Rindenhumus zum Zeitpunkt der Herstellung zwischen 15 und 20 Volumen-% liegen. Der Rindenhumus besitzt bereits einen verhältnismäßig hohen Stickstoffanteil, sodass durch das Mulchmaterial spätestens zum Zeitpunkt des Einarbeitens in den Boden sowohl ein Kohlenstoffeintrag als auch ein Stickstoffeintrag erfolgt.
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Auch der Anteil an Grüngutkompost sollte zum Zeitpunkt der Herstellung zwischen 15 und 20 Volumen-% liegen. Grüngutkompost dient hauptsächlich zur Stickstoffdüngung. Neben der Bindewirkung bezüglich der Holzfasern dient der Grüngutkompost zur vermehrten Eintragung von Stickstoff, der ja notwendig ist, wenn die Holzfasern in den Boden eingearbeitet werden und trotzdem ein ausgewogenes Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis im Boden gewährleistet bleiben soll. Für ein solches ausgewogenes Verhältnis dienen in besonderem Maße die Anteile von 15 bis 20 Volumen-% von Grüngutkompost und Rindenhumus bei dem Anteil von 60 bis 70 Volumen-% an Holzfasern.
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Die Holzfasern werden vorzugsweise aus Nadelhölzern hergestellt. Nadelholzfasern besitzen eine hohe Strukturstabilität während der Vegetationsperioden und sind anschließend gut abbaubar. Außerdem gewährleisten sie eine schnelle Wasseraufnahme und Wiederbenetzbarkeit.
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Der Rindenhumus sollte gut verrottet sein. In diesem Zustand ist Rindenhumus wertvoller Nährstofflieferant und trägt zur Bodenverbesserung bei.
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Des Weiteren sollte der Grüngutkompost, der dem Mulchmaterial beigemischt wird, mindestens den Rottograd IV besitzen. Vorzugsweise besitzt der Grüngutkompost den Rottegrad V. Damit handelt es sich um Fertigkompost, der seinen pH-Wert und sein C/N-Verhältnis praktisch nicht mehr ändert und somit als stabile Komponente für den Nährstoffhaushalt dienen kann.
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Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert, die eine schematische Ansicht einer bodennahen Kulturpflanze mit gemulchtem Boden wiedergibt.
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Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar. Dabei ist zu beachten, dass die einzelnen Merkmale nicht nur in den geschilderten Kombinationen, sondern auch in Alleinstellung oder in anderen, technisch sinnvollen Kombinationen realisiert werden können.
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In dem in der Figur dargestellten Beispiel wächst eine Erdbeerpflanze 1 in einem Boden 2. Bei dieser Erdbeerpflanze 1 handelt es sich um eine bodennahe Kultur. Die Erfindung ist aber auch für andere bodennahe Kulturen wie beispielsweise Gurken oder Zucchini bestens geeignet. Darüber hinaus kann sie in besonderer Weise auch für andere Gemüsepflanzen Verwendung finden. Prinzipiell kann die Erfindung aber auch für andere Pflanzen genutzt werden, wobei jedoch der Hauptnutzen bei den genannten bodennahen Kulturen liegt.
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Der Boden 2 ist gemäß dem in der Figur schematisch dargelegten Beispiel von einem Mulchmaterial 3 bedeckt. Die Schicht, die das Mulchmaterial 3 auf dem Boden 2 bildet, kann beispielsweise eine Schichtdicke von 2 bis 5 cm besitzen. Selbstverständlich kann die Schichtdicke größer oder kleiner sein.
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Das Mulchmaterial 3 besteht aus einem Gemisch von mehreren Komponenten. Als Hauptkomponente ist eine Holzfaser vorzugsweise aus Nadelhölzern vorgesehen. Die Holzfasern werden durch Spanungstechnik von dem jeweiligen Holz gewonnen und gegebenenfalls strukturiert. Letzteres bedeutet, dass ihre Oberfläche bzw. ihre Geometrie beim Herstellungsprozess eine bestimmte Struktur erhält. Eine derartige Strukturierung wirkt sich auf die Porenbildung aus, was insbesondere das Verhalten des Holzfasermaterials gegenüber Wasser beeinflusst. Insbesondere wird nämlich durch die spezifische Struktur der Holzfasern eine hervorragende Drainageeigenschaft gewährleistet. Das Wasser kann somit zügig von der Oberfläche zum Boden abgeführt werden, sodass Pflanzenteile und insbesondere Früchte nicht über längere Zeit dem Oberflächenwasser ausgesetzt sind.
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Holzfasern zeichnen sich durch eine besondere Strukturstabilität aus. Dadurch ergeben sich insbesondere gegenüber Torf oder anderen natürlichen Mulchstoffen Vorteile im Hinblick auf den Lufthaushalt der jeweiligen Pflanzen. So sorgt nämlich das große Porenvolumen in dem losen Holzfasermaterial für eine verbesserte Luftzirkulation und damit für ein optimales Wurzelwachstum.
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Durch das geringe Gewicht der Holzfasern, die ja nur lose übereinanderliegen, ergibt sich eine sehr geringe Dichte dieses Materials, sodass es auch leicht verarbeitet werden kann. Ohne hohen Aufwand können so stärkere Schichten von Mulchmaterial 3 auf dem Boden 2 aufgebracht werden, was letztlich zu einer Hemmung von Unkrautwachstum führt. Trotz der gewünschten Drainageeigenschaften besitzt das Holzfasermaterial gleichzeitig eine gute Wiederbenetzbarkeit und eine gute Wasseraufnahme, sodass Wasser in dem Mulchmaterial 3 auch hinreichend gespeichert werden kann, was einen entsprechenden Schutz vor Austrocknung bietet.
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Das Mulchmaterial weist vorzugsweise einen Volumenanteil von 60 bis 70 Volumen-% an (strukturierter) Holzfaser auf. Jedenfalls sollte der Anteil dieser Holzfasern mindestens 50 Volumen-% betragen. Diese Volumen-%-Angabe bezieht sich wie auch die folgenden Volumen-%-Angaben auf die europäische Norm EN 12580, wonach immer der Zeitpunkt der Herstellung bzw. Abfüllung relevant ist.
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Die oben angegebenen Mengen an Holzfasern sind dadurch beschränkt, dass dem Mulchmaterial auch Rindenhumus und Grüngutkompost jeweils im Anteil von mindestens 10 Volumen-% zugegeben wird. Vorzugsweise liegt der Anteil an Rindenhumus und Grüngutkompost jeweils zwischen 15 und 20 Volumen-% zum Zeitpunkt des Abfüllens bzw. Herstellens. Ein typisches Beispiel für erfindungsgemäßes Mulchmaterial hätte 60 Volumen-% Holzfasern, 20 Volumen-% Rindenhumus und 20 Volumen-% Grüngutkompost. Das Mulchmaterial kann aber auch aus 70 Volumen-% Holzfaser, 15 Volumen-% Rindenhumus und 15 Volumen-% Grüngutkompost bestehen. Die Volumenanteile ergänzen sich stets zu 100 %. Dabei besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass dem Mulchmaterial zusätzlich zu den Komponenten Holzfasern, Rindenhumus und Grüngutkompost noch eine oder mehrere weitere Zusatzkomponenten zugefügt werden können. Die Anteile der einzelnen Komponenten ergeben in der Summe aber wieder 100 Volumen-%. Gleichermaßen kann, wie oben gezeigt ist, auf etwaige Zusatzstoffe auch vollkommen verzichtet werden, sodass das Mulchmaterial ausschließlich aus den genannten Komponenten Holzfasern, Rindenhumus und Grüngutkompost besteht.
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Für die Bestimmung der Volumen-%-Anteile wird, wie oben mehrfach angedeutet wurde, die europäische Norm EN 12580 verwendet. Diese Norm legt ein allgemeines Messprinzip für die Ermittlung von Füllmengen von Fertigpackungen bzw. die Liefermenge von losen Substraten fest. Dabei bezieht sich die jeweilige Volumen-%-Angabe immer auf den Zeitpunkt der Herstellung.
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Das lose Holzfasermaterial wird durch den Rindenhumus und den Grüngutkompost geringfügig gebunden, aber durch den hohen Anteil der Holzfasern behält das Mulchmaterial im Wesentlichen die vorteilhaften Eigenschaften der Holzfasern bei. Die strukturstabile Holzfaser sorgt also im Mulchmaterial mit den Zusatzstoffen für das große Porenvolumen, die gute Drainageeigenschaften und dergleichen. Mit den genannten Volumenanteilen von mindestens 10 und vorzugsweise 15 bis 20 Volumen-% sorgen Rindenhumus und Grüngutkompost für ein ausgewogeneres C/N-Verhältnis (Kohlenstoff/Stickstoff) bereits während der Vegetationsperiode und ergänzend auch danach eingearbeitet in den Boden. Die Nährstoffzusammensetzung, die sich durch das erfindungsgemäße Mulchmaterial mit den oben genannten Volumen-%-Anteilen ergibt, ist besonders für Erdbeeren und Gemüse förderlich. Das Mulchmaterial kann hierbei die optimalen Schutzfunktionen entwickeln und als Bodenverbesserungsmittel insbesondere das Wurzelwachstum fördern.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19723885 C2 [0003]
- DE 4323737 A1 [0004]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Norm EN 12580 [0007]
- Norm EN 12580 [0009]
- Norm EN 12580 [0023]
- Norm EN 12580 [0025]