VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUR
KOINZIDΞNZANA YSE ((
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Fluoreszenz- Korrelationsanalyse, insbesondere Verfahren zur Koinzidenzoder Kreuzkorrelationsanalyse an mit mindestens zwei unter- schiedlichen Fluoreszenzmarkern markierten Analyten in einer Probe, und Messeinrichtungen zur Durchführung der genannten Verfahren.
Die Fluoreszenz-Korrelationsspektroskopie (FCS) ist als höchstempfindliches optisches Verfahren zum Nachweis von dynamischen Eigenschaften einzelner Moleküle oder Molekülverbindungen oder von geringsten Konzentrationen fluoreszierender Substanzen allgemein bekannt. Bei einem herkömmlichen Fluores- zenz-Korrelationsspektrometer wird mit einem Mikroskop ein Laserstrahl in die Probe eingekoppelt und auf ein Messvόlumen von ca. 10"15 1 (1 fl) fokussiert. Das Messvolumen ist so klein, dass sich im zeitlichen Mittel weniger als ein fluoreszierendes Molekül darin befindet. Die Fluoreszenz der interessierenden Probenmoleküle wird durch eine Korrelationsanalyse der Detektorsignale erfasst. Das Mikroskop ist zur dreidimensionalen Positionierung des Messvolumens ausgelegt, wie dies z. B. mit einem Konfokalmikroskop möglich ist.
Bei der Konfokalspektroskopie wird ein Laserstrahl zur Fluoreszenzanregung auf einen beugungsbegrenzten Punkt in der Probe fokussiert. Eine Punktblende (sog. „Pinhole") in der Bildebene, in der der Anregungspunkt abgebildet ist, dient als Feldblende, mit der Fluoreszenz und Streulicht, das von Orten außerhalb des Fokus ausgeht, ausgeblendet wird. Die Beobachtung einzelner Moleküle im Messvolumen wird durch die dynamischen Moleküleigenschaften (Diffusionskoeffizient) in der Pro-
be bestimmt. Um in der zur Verfügung stehenden kurzen Messzeit für ein annehmbares Signal-Rausch-Verhältnis genügend Photonen zu detektieren, müssen bei der herkömmlichen Konfokalspektroskopie relativ hohe Anregungsintensitäten (im Bereich von ca. 100 kW/cm2) verwendet werden. Dies ist jedoch problematisch, da die Stabilität der üblicherweise verwendeten Markierungsfarbstoffe (z. B. Fluorescein-, Rhodamin- und Cyanin-Derivate) beschränkt ist.
Eine Weiterentwicklung des FCS-Verfahrens für heterogene Systeme, in denen molekulare Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Analyten beobachtet werden sollen, wird in WO 99/34195 it der Zweifarben-Kreuzkorrelationsanalyse beschrieben. Bei diesem Verfahren werden mindestens zwei Fluoreszenzfarbstoffe an einen oder mehrere Analyten als Marker gebunden. Die Fluoreszenzfarbstoffe sind so gewählt, dass sie spektral verschiedene Fluoreszenzmaxima besitzen. In einem Messaufbau, der schematisch in Figur 9 illustriert ist, werden die Farbstoffe mit zwei Lasern 21', 22', die auf die jeweiligen Farbstoffab- sorptionen abgestimmt sind, angeregt. Mit zwei spektral auf die verschiedenen Fluoreszenzmaxima abgestimmten Detektoren 31', 32' wird die Fluoreszenzemission aus der Probenkammer 10' erfasst. Die Detektorsignale werden einer Kreuzkorrelationsoder Koinzidenzanalyse unterzogen. Die Konzentration der Probe und die Größe des Messvolumens sind so gewählt, dass zu einem Messzeitpunkt im Messvolumen höchstens ein Molekül vorhanden ist. Durch Auswertung von zeitlichen Korrelationen oder Koinzidenzen in den Detektorsignalen kann erfasst werden, ob sich zum MessZeitpunkt ein Analyt mit dem einen oder anderen oder beiden Markierungsfarbstoffen im Messvolumen befunden hat. Mit der Zweifarben-Korrelationsanalyse können molekulare Assozia- tions- oder Dissoziationsvorgänge, wie z. B. die Bildung oder das Aufbrechen von chemischen Bindungen, in Echtzeit gemessen werde .
Die Zweifarben-Technik gemäß WO 99/34195 besitzt aber auch Nachteile, die die Anwendbarkeit und die Genauigkeit des Verfahrens einschränken. Zur Anregung der Fluoreszenzemissionen der Markierungsfarbstoffe sind gewöhnlich verschiedene Laser 21', 22' erforderlich, deren Foci zeitlich stabil und mit einer Genauigkeit von Bruchteilen eines Femtoliters an einem Messpunkt gebildet werden müssen. Es ist ein erheblicher experimenteller Aufwand zur Justierung und Stabilisierung der Anregungslaser erforderlich. Des Weiteren muss das Abbildungssystem zur Erzielung einer genügenden Ortsauflösung in Bestrahlungsrichtung (z-Richtung) abbildungsseitig ein Pinhole vorgesehen sein, auf das das Messvolumen abgebildet wird. Eine weitere Beschränkung betrifft die verfügbaren FarbstoffSysteme. Die Markierungsfarbstoffe müssen bei allen Anregungswellenlängen eine hohe Lichtstabilität besitzen. Außerdem müssen die verwendeten Markierungsfarbstoffe hohe Quantenausbeuten aufweisen.
Von W. Denk et al. wird in „Science", 1990, Band 248, Seite 73 ff. ein Verfahren zur Scanning-Fluoreszenz ikroskopie mit 2-Photonen-Laseranregung beschrieben. Es wurde festgestellt, dass bei 2-Photonen-Anregung Lichtschäden an den Markierungsfarbstoffen und auch lichtinduzierte Zerstörungen der Zellumgebung in biologischen Proben vermieden werden. Allerdings erfordert die 2-Photonen-Anregung extrem hohe Photonen- Flussdichten der Größenordnung von 1031 Photonen/cm2, um die gleichzeitige Absorption von zwei Photonen innerhalb des Wirkungsquerschnittes der Farbstoffmoleküle zu bewirken. Die 2- Photonen-Anregung war bisher auf die Scanning-Mikroskopie beschränkt.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Fluoreszenzmessung auf der Basis einer Kreuzkorrelationsund/oder Koinzidenzanalyse anzugeben, mit dem die Nachteile insbesondere der herkömmlichen Zweifarben-Technik vermieden
werden. Das erfindungsgemäße Verfahren soll mit einem vereinfachten Messaufbau realisiert werden, ohne dass Einschränkungen in bezug auf die Genauigkeit und Stabilität hingenommen werden müssen. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, verbesserte Korrelations- und/oder Koinzidenzmessvorrichtungen zur Fluoreszenzmessung mit einem vereinfachten Aufbau anzugeben.
Diese Aufgaben werden mit einem Verfahren und einer Vorrichtung zur Fluoreszenzmessung mit den Merkmalen gemäß dem Patentansprüchen 1 bzw. 9 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, zur Korrelations- Fluoreszenzmessung an Analyten mit mindestens zwei Fluoreszenzmarkern auf einem oder mehreren zu analysierenden Stoffen die Probe mit einer derart hohen Anregungsintensität (Photo- nenflussdichte) zu beleuchten, dass die Fluoreszenzanregung der Fluoreszenzmarker durch 2-Photonen-Absorptionen erfolgt. Die Probe wird vorzugsweise mit einer einzigen Laserlinie beleuchtet. Der Laserstrahl wird in die Probe an dem gewünschten Ort des Messvolumens fokussiert. Die Fluoreszenzmarker werden simultan bei einer gemeinsamen Anregungswellenlänge angeregt, besitzen aber spektral getrennte Fluoreszenzemissionen, die mit verschiedenen Detektoren erfasst werden. Die Signale der Detektoren werden einer Korrelationsanalyse (Koinzidenz- oder Kreuzkorrelationsanalyse) unterzogen. Die 2-Photonen-Anregung von Fluoreszenzmarkern besitzt den Vorteil, dass Fluoreszenzmarker verwendet werden können, die ähnliche Maxima in den Anregungsspektren der 2-Photonen-Anregung besitzen, sich jedoch durch verschieden starke Stokes-Verschiebungen der Emission auszeichnen.
Die Fluoreszenzmessung ist auf eine einzelmolekülbasierende Analyse gerichtet, bei der das Mess- oder Beobachtungsvolumen
so klein ist, dass Fluoreszenzfluktuationen von einzelnen Molekülen detektiert und ausgewertet werden können.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Messverfahrens werden Fluoreszenzmarker (insbesondere Fluoreszenzfarbstoffe) verwendet, die sich überlappende Anregungsspektren der 2-Photonen-Absorption besitzen. Die Anregung der Fluoreszenzmarker für die Korrelations-Fluoreszenzmessung erfolgt vorzugsweise bei einer Anregungswellenlänge, bei der beide Fluoreszenzmarker eine im wesentlichen gleiche Fluores- zenphotonenausbeute nach 2-Photonen-Absorption aufweisen. Da die Fluoreszenzphotonenausbeute, definiert als die Zählrate, die pro Zeiteinheit und pro Molekül detektiert wird, insbesondere von den Umgebungsbedingungen (zum Beispiel Absorptionszustand der Fluoreszenzmarker, Lösungsmittel und dergleichen) abhängt, wird vorzugsweise vor der Fluoreszenzmessung ein Vorversuch zur Ermittlung der optimalen Anregungswellenlänge durchgeführt . Der Vorversuch erfolgt einmalig für ein bestimmtes Messsystem oder mehrfach vor jeder Fluoreszenzmessung.
Erfindungsgemäß ergibt sich eine erhebliche Vereinfachung des Messaufbaus. Die Vereinfachung besteht erstens darin, dass nur ein Laser zur Anregung benutzt werden muss. Eine weitere Vereinfachung des experimentellen Aufbaus ist gegeben, da das Anregungsvolumen der 2-Photonen-Anregung in Ausbreitungsrichtung des Laserstrahls (z-Richtung) gegenüber dem Anregungsvolumen bei 1-Photon-Anregung verkleinert wird. Die Wahrscheinlichkeit der 2-Photonen-Absorption ist vom Quadrat der Anregungsintensität abhängig. Der Absorptionsquerschnitt verringert sich deshalb für 2-Photonen-Absorptionsprozesse außerhalb der Fokalebene in z-Richtung proportional zu z~4. Es ergibt sich eine inhärente Konzentration der Anregung auf die Fokalebene. Es ist nicht zwingend erforderlich, das Messvolumen auf ein Pinhole abzubilden, da außerhalb der Fokalebene ohnehin kein Flu-
oreszenzlicht in den interessierenden Spektralbereichen emittiert wird.
Ein weiterer wichtiger Vorteil der 2-Photonen-Anregung gemäß der Erfindung besteht in der hohen Toleranz biologischer Mate- rialen (Zellen, Zellbestandteile oder Zeilverbunde) gegenüber Infrarotstrahlung. Zur Anregung einer Fluoreszenzemission im sichtbaren Spektralbereich durch 2-Photonen-Absorption ist es ausreichend, wenn mit Laserlicht im roten oder nahen infraroten Spektralbereich angeregt wird. Aufgrund der langwelligen Anregung ergibt sich ein weiterer Vorteil für das Signal- Rausch-Verhältnis, da Anregungs- und Emissionslicht spektral weit voneinander getrennt sind, so dass störendes Streulicht weitestgehend durch optische Filter unterdrückt werden kann, ohne einen Teil des zu detektierenden Emissionslichts einzubüßen. Ein weiterer Vorteil hierbei ist die Reduktion von Falschlicht, was hauptsächlich die Fluoreszenz von Verunreinigungen ("Schmutz") betrifft. Diese Fluoreszenz ist im wesentlichen im kurzwelligen sichtbaren Bereich, also im Fall von 1- Photonen-Anregung kritisch. Bei einer langwelligen 2-Photonen- Anregung werden solche Verunreinigungen mit deutlich geringerer Effizienz angeregt, so dass hierdurch das Signal-zuRausch-Verhältnis - verglichen zur 1-Photonen-Anregung - deutlich höher liegt.
Gegenstand der Erfindung ist auch eine Messvorrichtung zur Fluoreszenzmessung an Analyten mit mindestens zwei unterschiedlichen Fluoreszenzmarkern, bei der die Beleuchtungseinrichtung durch eine einzelne Laserlinie gebildet wird, die zur Anregung von 2-Photonen-Absorptionen der Fluoreszenzmarker ausgelegt ist. Ein weiteres wichtiges Merkmal der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht in der Bereitstellung von zwei Detektoreinrichtungen, die zur Detektion der Fluoreszenzemission in verschiedenen Spektralbereichen eingerichtet sind und auf die das gesamte, von der Probe (insbesondere vom Anregungsvo-
lumen und auch aus der Umgebung des Anregungsvolumens) ausgehende Fluoreszenzlicht abgebildet wird. Die Detektion erfolgt blendenfrei, eine Pinhole-Blende ist nicht vorgesehen. Es ist eine nicht-konfokale Abbildung des Anregungsvolumens auf die Detektoren vorgesehen.
Durch die 2-Photonen-Anregung mit einem einzelnen Laser wird nicht nur der Geräteaufwand reduziert. Es ergeben sich auch Vorteile für die optische Justierung. Das Problem von Größe und Überlappung von Anregungsvolumen ist ausgeschlossen. Zusätzliche Detektionsblenden sind nicht erforderlich. Werden Fluoreszenzfarbstoffe als Marker verwendet, so ergibt sich als weiterer Vorteil die Tatsache, dass nach der 2-Photonen- Anregung praktisch keine Triplett-Zustände eingenommen werden, so dass keine Signalverluste über die Triplett-Bildung erfolgen.
Das Anregungsvolumen ist beim erfindungsgemäßen Messverfahren kleiner als bei der herkömmlichen 1-Photon-Anregung. Dies ermöglicht, Messungen bei höheren Probenkonzentrationen von ungefähr 100 nM durchzuführen, was Vorteile für die weitere Bewertung der Ergebnisse besitzt. Es können aber auch Konzentrationen im nM-Bereich ermittelt werden. Es werden kurze Analysezeiten im Bereich von einer oder wenigen Sekunden ermöglicht. Es werden Messungen in lebenden Zellen ermöglicht, die die genaue Bestimmung von Kinetiken und Konzentrationen doppelt markierter Moleküle oder Komplexe erlaubt.
Wichtige Merkmale der Erfindung bestehen darin, dass nur ein Anregungsvolumenelement gegeben ist, da zwei verschiedene Flu- orophore monochromatisch mittels 2-Photonenanregung auf Einzelmolekülbasis angeregt werden. Die 2-Photonenanregung bietet insbesondere die folgenden Vorteile: es ist ein physikalisch perfektes Überlappen der Anregungsvolumenelemente für beide Fluorophore gegeben. Das Anregungsvolumenelement kann gegen-
über herkömmlichen Verfahren verkleinert werden, d. h. es sind Messung von höheren Konzentrationen (100 nM und höher) ist möglich. Es erfolgt eine Detektion ohne Pinhole (Anregungsvolumenelement ist durch 2-Photonenanregung klein genug) . Es wird eine Multi-Color-Detektion von drei oder mehr Fluoropho- ren auf Einzelmolekülbasis möglich, d. h. es kann eine monochromatische Anregung über 2-Photonen bei z. B. > 800 nm und eine Detektion von verschiedenen Fluorophoren von 300 bis < 800 nm erfolgen, ohne das in diesem Bereich störende Anregungswellenlängen liegen, wie es bei der CW-Anregung notwendig ist. Es werden Messungen von Molekülen, insbesondere von Molekülkomplexen mit drei oder mehr Komponenten, ermöglicht.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden aus der folgenden Beschreibung der beigefügten Zeichnungen ersichtlich. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Übersichtsdarstellung einer erfindungsgemäßen Mess orrichtung,
Figur 2 eine Illustration von molekularen Vorgängen, die mit Vorteil mit der erfindungsgemäße Korrelationsmessung erfassbar sind,
Figur 3 Kurvendarstellungen der spektralen Eigenschaften von Markierungsfarbstoffen,
Figuren 4, 5 Messergebnisse zur Illustration der Quantenausbeute von Markierungsfarbstoffen in Abhängigkeit von der Anregungswellenlänge und der Anregungsleistung,
Figuren 6, 7 Kurvendarstellungen zur Illustration der Genauigkeit und Selektivität der erfindungsgemäßen Korrelationsmessung,
Figur 8 Kurvendarstellungen eines erfindungsgemäß beobachteten enzymatischen Abbaus einer Substanz, und
Figur 9 eine schematische Übersichtsdarstellung einer herkömmlichen Messvorrichtung zur Zweifarben- Korrelationsmessung (Stand der Technik)
Die Erfindung wird im Folgenden unter Bezug auf 2-Photonen- Anregungen in Testsystemen mit zwei Fluoreszenzmarkern beschrieben. 'Entsprechende Umsetzungen der Erfindung ergeben sich bei Mehr-Farben-Anwendungen. Es können drei oder mehr geeignete Fluorophore mit einer einfarbigen 2-Photonen-Anregung zur Emission angeregt werden. Dies erlaubt die Vermessung komplexer molekularer und zellulärer Prozesse, an denen mehr als zwei Analyte beteiligt sind.
Der optische Aufbau eines 2-Photonen-Fluo eszenzkorrelations- spektrometers gemäß der Erfindung ist schematisch in Figur 1 illustriert. Das Spektrometer 100 umfasst eine Probenkammer 10, eine Beleuchtungseinrichtung 20, eine Detektoreinrichtung 30, einen Korrelator 40 und ein Abbildungssystem 50. Das Abbildungssystem 50 wird vorzugsweise durch einen invertierten Mikroskopaufbau (z. B. mit einem Olympus IX70-Mikroskop) gebildet. Die Probenkammer 10 ist ein anwendungsabhängig gewähltes Behältnis, in dem die Probe 11 ruhend oder strömend angeordnet ist. Die Probe 11 ist eine Lösung oder Suspension der zu untersuchenden Substanzen oder Partikel. Es kann vorgesehen sein, dass die Probenkammer 10 in einer oder mehreren Raumrichtungen beweglich angeordnet ist. Die Beweglichkeit der
1 I
Probenkammer kann sich erstens auf eine Scan-Bewegung relativ zum Abbildungssystem 50 zur Aufnahme dreidimensionaler Abbildungen, z. B. dreidimensionaler Konzentrationsverteilungen in der Probe, beziehen. Ferner ist es möglich, der Probenkammer
10 eine periodische Modulationsbewegung aufzuprägen, wie es in WO 99/34195 beschrieben ist. Die zum Abbildungssystem 50 weisende Wand der Probenkammer 10 besitzt eine derart geringe Dicke, dass der Fokus 12 des Anregungslichts mit einem geringen Abstand von ca. 400 bis 500 um vom Objektiv 51 gebildet werden kann. Die entsprechende Wand besitzt vorzugsweise die Dicke eines Deckglases, wie es in der Mikroskopie verwendet wird. Die Dicke beträgt bspw. ca. 150 bis 190 μm.
Die Beleuchtungseinrichtung 20 ist ein einzelner Laser, der für die 2-Photonen-Anregung der jeweils verwendeten Fluoreszenzmarker ausgelegt ist. Bei der Markierung mit Fluoreszenzfarbstoffen wird vorzugsweise ein durchstimmbarer Pulslaser verwendet, wie z. B. ein modengekoppelter Tsunami Ti:Saphier- Laser (Hersteller: Spectra Physics, Mountain View, CA, Pulsfrequenz 80 mHz, Pulsbreite 100 fs, Durchstimmbarkeit zwischen 700 und 1000 nm) . Das parallele Laserlicht wird über den dich- roitischen Spiegel 52 (z. B. vom Typ 710 DCSPXR, AHF Analysentechnik, Tübingen, Deutschland) in das Objektiv 51 gelenkt (z. B. 60 x 1.2-Objektiv UplanApo Olympus) und in der Probenkammer 10 fokussiert. Aus Kalibrierungsmessungen sind die Dimensionen des Anregungsvolumens r0 und z0 in der Fokalebene bekannt. Der Durchmesser des Fokus in der Fokalebene beträgt z. B. r0 =0.48μm. Mit einem Verhältnis r0/z0 =2.8 ergibt sich ein wirksames Anregungs-Volumenelement von ungefähr 0.4 f1.
In diesem Anregungsvolumen wird je nach Anwesenheit von Fluoreszenzmarkern eine Fluoreszenzemission angeregt, die über das Objektiv 51, den dichroitischen Spiegel 52, einen Emissionsfilter 53 (z. B. vom Typ 600 DF 200, AHF Analysentechnik) zur Unterdrückung des Anregungslichts und eine Optik 54 auf einen zweiten dichroitischen Spiegel 55 (z. B. vom Typ 595 DCLP, AHF Analysentechnik) gerichtet wird. Am zweiten dichroitischen Spiegel 55 wird der kurzwellige Teil des Fluoreszenzlichtes reflektiert und durch einen Bandpassfilter 56 auf den langwel-
ligen Detektor 31 der Detektoreinrichtung gerichtet. Das am dichroitischen Spiegel durchgelassene Fluoreszenzlicht wird ebenfalls gefiltert (Kantenfilter 57) und auf den kürzerwelligen Detektor 32 gerichtet. Die Einkopplung in die Detektoren erfolgt mit Lichtleitfasern 58 bzw. 59. Die Detektoren sind bspw. Avalanche-Photodioden (Typ: SPCM-200, EG & G Optoe- lectronics, Kanada) . Die optischen Einkoppelfasern besitzen einen Durchmesser von 100 μm und sind einzelnen in allen drei Raumrichtungen justierbar. Die Detektoren 31, 32 sind mit einem Korrelator 40 verbunden. Als Korrelator wird bspw. eine Korrelatorkarte (Typ: ALV-5000, Hersteller LAV Langen, Deutschland) verwendet. Abweichend vom in Figur 1 gezeigten Aufbau kann auch auf die Einkoppelfasern verzichtet und das Fluoreszenzlicht direkt auf die Detektoren abgebildet werden. Der optische Aufbau kann zusätzlich zur Aufnahme von konfokalen Spektren mit einem fasergekoppelten Spektrometer (Hersteller Ocean Optics, USA) ausgestattet sein.
Die Probe 11 in der Probenkammer 10 enthält mindestens zwei mit unterschiedlichen Fluoreszenzmarkern markierte Analyte und/oder mindestens einen mit mindestens zwei Fluoreszenzmarkern markierten Analyten. Gegenstand der erfindungsgemäßen Fluoreszenzmessung ist bspw. eine Koinzidenzanalyse der mit den Detektoren 31, 32 erfassten Fluoreszenzemissionen der verschiedenen Fluoreszenzmarker. Dies ist schematisch in Figur 2 illustriert. In der Probe sind bspw. die Analyten AI und A2 enthalten, die jeweils mit Fluoreszenzmarkern Ml und M2 markiert sind. Die Analyten sind bspw. Paare von Antikörpern und Antigenen, deren Bindungsverhalten untersucht werden soll. Solange die Analyten AI und A2 nicht aneinander gebunden sind, passieren sie getrennt zu verschiedenen Zeiten das Anregungsvolumen. Die Detektoren 31, 32 liefern zeitlich getrennt Fluoreszenzsignale, die in Figur 2 (links, Mitte) schematisch durch Pfeile Pl, P2 symbolisiert werden. Die Fluoreszenzsignale werden unkorreliert zu beliebigen Zeiten gemessen, ein Kor-
relations- oder Koinzidenzsignal G ist nicht ableitbar. Nachdem die Bindung zu einem Analyten A3 erfolgt ist, der die Fluoreszenzmarker Ml und M2 gemeinsam trägt, wird an beiden Detektoren 31, 32 gleichzeitig die Fluoreszenzemission erfasst. Entsprechend ist ein Korrelations- oder Koinzidenzsignal ableitbar (Figur 2, rechts unten) .
Umgekehrt kann auch die Zerlegung des Analyten A3 in Teilkomponenten detektiert werden, wie dies bspw. bei der Beobachtung des enzymatischen Abbaus eines zweifach mit Fluoreszenzmarkern gelabelten Substrats von Interesse ist. Allgemein werden mit dem erfindungsgemäßen Messverfahren vorzugsweise alle chemischen Reaktionen oder physikalischen Abläufe erfasst, bei denen eine chemische Bindung zwischen getrennten Analyten hergestellt oder eine vorhandene Bindung aufgeschnitten oder entsprechend eine physikalische Assoziation oder Dissoziation durchgeführt wird. Dem Messverfahren sind alle Analyten (Substanzen) zugänglich, die auf den verschiedenen Seiten der jeweils herzustellenden oder zu trennenden Verbindung mit Fluoreszenzmarkern markierbar sind.
Die Signalerfassung mit den Detektoren und die Korrelationsanalyse erfolgen in an sich von den FCS-Techniken bekannter Weise. Mit den Detektoren erfolgt eine Fluoreszenzmessung in vorbestimmten Zeitfenstern. Die Breite der Zeitfenster wird anwendungsabhängig gewählt. Sie wird vorzugsweise auf die mittlere Aufenthaltsdauer der Analyten im Messvolumen eingestellt. Die Aufenthaltsdauer ist insbesondere von der Moleküloder Teilchengröße und -beweglichkeit abhängig und kann gemessen oder theoretisch abgeschätzt werden. Die in den Zeitfenstern erfassten Photonenzahlen werden in den beiden Detekti-
I I onskanälen verglichen. Zur Koinzidenzanalyse erfolgt der Vergleich gleichzeitiger Zeitverläufe. Die Kreuzkorrelationsanalyse ist auf den Vergleich zeitlich versetzter Abläufe gerichtet. Die Korrelationsanalysen werden mit an sich bekannten AI-
gorithmen zur Verarbeitung der Signale der verschiedenen De- tektionskanäle durchgeführt.
Auf der Grundlage der Koinzidenzanalyse ist eine Konzentrationsmessung möglich. Aus der Stärke der erfassten Koinzidenzen (Amplitude von Koinzidenzsignalen) wird ein Maß für die Zahl der doppelt markierten Moleküle oder Teilchen in der Probe abgeleitet .
Die mit dem Korrelator 40 durchgeführte Kreuzkorrelationsoder Koinzidenzanalyse der Detektorsignale erfolgt vorzugsweise in bekannter Weise, wie es in WO 99/34195 beschrieben ist. Die in dieser Patentanmeldung offenbarten Einzelheiten zur Signalanalyse werden vollständig durch Bezugnahme in die vorliegende Beschreibung einbezogen.
Es kann insbesondere analog zu dem in WO 99/34195 beschriebenen Verfahren vorgesehen sein, dass während der Fluoreszenzanalyse mittels eines Strahlscanners und/oder eines Probensantriebs zwischen der Probe und der Beleuchtungseinrichtung eine Relativbewegung eingestellt wird. Es erfolgt eine Erhöhung der Fluktuationsbewegungen, die Diffusionszeiten werden niedriger. Das Messvolumenelement kann durch die Probe gescannt werden. Bei Einstellung dieser Relativbewegung ist gegebenenfalls das Zeitfenster der Koinzidenzanalyse anzupassen.
Als Fluoreszenzmarker Ml, M2 werden vorzugsweise Fluoreszenzfarbstoffe verwendet, wie sie bspw. aus der Fluoreszenzmikroskopie bekannt sind. Es werden Farbstoffpaare ausgewählt, die bei einer ausgewählten Wellenlänge ähnliche Absorptionsquerschnitte aufweisen und spektral separierbare Fluoreszenzspekt- ren bei hoher Photostabilität besitzen. Als Markerpaare werden bspw. die Farbstoffe Rhodamin Grün/Texas Rot, Fluoreszein- Derivate (z. B. Alexa 488/Alexa 594) oder molekularbiologische Farbstoffe wie grün fluoreszierende Proteine
(GFP) /rot fluoreszierende Proteine (RFP) verwendet. Anstelle von Farbstoffen oder fluoreszierenden Proteinen können auch andere fluoreszierende Substanzen oder Partikel, z . B. sog. Quantum Dots, als Fluoreszenzmarker eingesetzt werden. Es können auch autofluoreszierende Proteine, wie z.B. GFP, dsRED, autofluoreszierende Biomolekülen, z. B. Tryptophan, Tyrosin, oder Flavine, oder autofluoreszierende organische Molekülen verwendet werden. Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch zur Erfassung von Ramanstreuung oder oberflächenverstärkter Ra- manstreuung (surface enhanced raman scattering, SERS) ausgelegt sein.
Figur 3 zeigt die spektralen Eigenschaften des Markersystems Rhodamin Grün/Texas Rot. Beide Farbstoffe zeigen eine ähnlich hohe Fluoreszenzphotonenausbeute und eine genügende Lichtstabilität, um die erfindungsgemäß verwendeten Anregungsintensitäten zu tolerieren. Die Spektren (1) und (2) zeigen die Fluoreszenzemissionen von Rhodamin Grün bzw. Texas Rot (μM-Lösun- gen) bei einer Anregungswellenlänge von 830 nm. Die Kurve (3) zeigt den Transmissionsverlauf des dichroitischen Spiegels 55. Im Bereich der kürzerwelligen Fluoreszenz (1) erfolgt die Re- flektion zum Detektor 31. Die Kurven (4) und (5) zeigen die Transmissionscharakteristik der Filter 56 bzw. 57, die zur weiteren Verbesserung des Signal-Rausch-Verhältnisses vorgesehen, jedoch kein zwingendes Merkmal der Erfindung sind.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Anregung der 2-Photonen-Absorptionen bei einer vorbestimmten Anregungswellenlänge, die wie folgt ausgewählt wird. Nach Ermittlung der Anregungsspektren der verwendeten Fluoreszenzmarker (siehe Figur 3) wird für jeden Fluoreszenzmarker die Fluoreszenzphotonenausbeute in Abhängigkeit von der Anregungswellenlänge ermittelt. Da sich die Anregungsspektren der Fluoreszenzmarker überlappen, ergeben sich auch überlappende Kurvenverläufe der wellenlängenabhängigen Fluoreszenzphotonenaus-
beute. Die optimale Wellenlänge wird entsprechend der Wellenlänge oder dem Wellenlängenintervall gewählt, in dem die Fluoreszenzphotonenausbeuten beider Fluoreszenzmarker im Wesentlichen übereinstimmen oder die Abweichung zwischen den Fluoreszenzphotonenausbeuten weniger als ein vorbestimmtes Verhältnis, z. B. weniger als Faktor 3, beträgt. Dies wird im Folgenden am Beispiel von Fluoreszenzfarbstoffen illustriert.
Die Figuren 4 und 5 illustrieren spektrale Eigenschaften des Markerpaars Rhodamin Grün/Texas Rot . Zur Ermittlung der optimalen Anregungswellenlänge zur 2-Photonen-Anregung wird für jeden Farbstoff ein Anregungsspektrum im Bereich 740 nm bis 900 nm aufgenommen. Die Kurvenverläufe in Figur 4 zeigen ein Anregungsmaximum bei 780 nm für Texas Rot (Kreuze) und bei 850 nm für Rhodamin Grün (Dreiecke) . Für die erfindungsgemäßen Fluoreszenzmessungen wird eine Anregungswellenlänge gewählt, bei der beide Farbstoffe mit nahezu gleicher Effizienz anregbar sind und bei der beide Farbstoffe vergleichbar starke Fluoreszenzemissionen zeigen. Die Anregungswellenlänge beträgt beim dargestellten Beispiel 830 nm.
Figur 5 zeigt, dass die Anregung bei 830 nm tatsächlich eine 2-Photonen-Absorption bewirkt. Für beide Farbstoffe wurde getrennt die Fluoreszenzintensität in Abhängigkeit von der Anregungsleistung gemessen. Für beide Farbstoffe ergibt sich unterhalb der Sättigungsgrenze die für 2-Photonen-Prozesse zu erwartende quadratische Abhängigkeit der Fluoreszenzintensität von der eingestrahlten Leistung. Die doppelt logarithmische Darstellung liefert die entsprechende linearisierte Form mit Steigung 2.
Figur 6 zeigt den Verlauf von Autokorrelationskurven, die mit einer Testlösung von Rhodamin Grün in den beiden Detektionka- nälen aufgenommen wurden und eine entsprechende Kreuzkorrelationskurve zwischen beiden Detektionskanälen. Alle drei Kurven
verlaufen im wesentlichen gleich. Dies zeigt, dass die Detek- tionsvolumen identisch bzw. die Detektionsstrahlengänge genau auf das Anregungsvolumen justiert sind. Kreuzkorrelationsmessungen an doppelt markierten (obere Kurve) und einfach markierten (untere Kurve) DNA-Proben sind in Figur 7 illustriert. Als Vorteil des Messverfahrens zeigt sich, dass sich für die nicht-korrelierten Proben Kreuzkorrelationssignale G ergeben, die weniger als 10 % der entsprechenden korrelierten Signale betragen. Damit ist der erfindungsgemäße Aufbau den herkömmlichen 1-Photon-Messungen überlegen.
Figur 8 illustriert eine bevorzugte Anwendung des erfindungsgemäßen Messverfahrens zur Ermittlung von Konzentrationen in der Probe. Es wird die Echtzeitmessung von Enzymkinetiken dargestellt. Ein zweifach markiertes Substrat (DNA-Probe) wird enzymatisch in einzeln markierte Produkte zerlegt. Dementsprechend sinkt die Zahl der erfassten doppelt markierten Moleküle im Zeitverlauf. Mit zunehmender Konzentration des zugesetzten Enzyms (Endonuklease EcoRI) wird der Abfall der Substrat on- zentration beschleunigt.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Zeichnungen und den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.