1 VERFAHREN ZUR GEWINNUNG VON POLYHEXAMETHYLENGUANIDIN
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewinnung eines
Desinfektionsmittels auf Basis von Polyhexamethylenguanidin (PHMG), welches in der Medizin, in der Veterinärmedizin, bei der Abwasserreinigung, im Haushalt sowie in allen Bereichen, in denen ein Bedarf an bioziden Präparaten besteht,
Verwendung findet.
Aus der US-PS-2 325 586 ist ein Verfahren zur Gewinnung von Polyguanidinen bekannt, das die Kondensation von toxischem Bromzyan und Hexamethylendiamin beinhaltet.
Der Nachteil dieses Verfahrens liegt in der Verwendung von toxischem Bromzyan oder einer instabilen Guanidinbase sowie in der geringen Molekülmasse des gewonnenen Polymers.
In der SU-1 616 898 ist ein Verfahren zur Gewinnung des Desinfektionsmittels Polyhexamethylenguanidin (PHMG) durch die Wechselwirkung von Hexamethylendiamin (HMD) und einer Guanidinhydrochlorid-Schmelze (GHCl) bei der Erhitzung beschrieben. Dabei wird HMD vorher geschmolzen und der Prozeß mit einem Molverhältnis von HMD zu GHCl von 1 :(0,85 - 0,95) geführt. Die gewonnene HMD-Schmelze wird innerhalb von 2,5 Stunden bei einer Temperatur von 180°C gleichmäßig der GHCl-Schmelze zugegeben und die Temperatur anschließend auf 240°C erhöht, wobei die Erhitzung bei dieser Temperatur 5 Stunden lang aufrecht erhalten wird.
Nachteilig bei diesem Verfahren ist der Anteil von Beimischungen im PHMG, die im Stadium der GHCl- Synthese aus Dizyandiamid (DZDA) und Ammoniumchlorid (ACl) entstanden sind. GHCl enthält als Beimischungen die Derivate der Zyanursäure - Amelid und Amelin. Das Endpolymer enthält neben diesen Beimischungen auch Beimengungen der toxischen Ausgangsmonomere (GHCl - zweite Gefahrenklasse und HMD - erste Gefahrenklasse), hervorgerufen durch die angeführte Verfahrensweise des Prozesses, die allmähliche Zugabe einer Komponente der Polykondensation zu einer zweiten vor dem Hintergrund des ablaufenden Prozesses. Die Durchführung des Polykondensationsprozesses unter hohen Temperaturen führt zu einer Sublimation beträchtlicher Mengen an HMD
2 aus dem Reaktionsgemisch. Diese Sublimation erschwert die Durchführung des Prozesses in besonderem Maße und verkompliziert auch dessen apparative Ausstattung. Außerdem werden beträchtliche Mengen an HMD mit dem abgehenden Ammoniak mitgerissen. Das Ziel der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein homogenes, reines, hochmolekulares Desinfektionsmittel PHMG mit erhöhter Bakterizidität und geringerer Toxizität zu gewinnen. Es sollen weiters die Ausgangskomponenten GHCl und HMD in größerem Umfang im Polykondensationsprozeß verwendet werden und die apparative Ausstattung des Prozesses soll vereinfacht werden. Das gesetzte Ziel wird dadurch erreicht, daß Hexamethylendiamin und
Guanidinhydrochlorid einmal im Molverhältnis 1 : 1 vermischt werden, die Mischung 5 Stunden auf 120°C erhitzt wird, innerhalb welcher Zeit die Wechselwirkung erfolgt, und anschließend die Temperatur auf 150°C erhöht und eine 10-stündige Erhitzung bei dieser Temperatur stattfindet. Der Prozeß findet vorzugsweise in einer Polyethylenglykollösung statt.
Als Ausgangsprodukt für die Gewinnung von GHCl wird zweckmäßig Guanidinkarbonat (GK) eingesetzt, welches unmittelbar vor dem Prozeß der Wechselwirkung mit HMD mit Ammoniumchlorid bearbeitet wird. Das Verfahren wird beispielsweise wie folgt durchgeführt: Zur Gewinnung von PHMG wird das bekannte Guanidinkarbonat (GK) mit einem Reinheitsgrad von 99% verwendet. Das GK wird in die Reaktion mit Ammoniumchlorid (ACl) in Polyethylenglykol (PEG) eingebracht. Als Ergebnis der Reaktion bildet sich bei einer Temperatur von 100 - 120°C GHCl in Form einer Lösung in PEG (50%-ige Konzentration) mit hoher Ausbeute und minimalem Gehalt an Beimischungen. In diese Lösung wird einmalig eine äquimolare Menge an HMD eingebracht und zunächst 5 Stunden lang bei einer Temperatur von 120°C und anschließend 10 Stunden lang bei einer Temperatur von 150°C erhitzt. Als Ergebnis erhält man ein zweischichtiges Reaktionsgemisch, das in PEG (obere Schicht) und PHMG (untere Schicht) aufgeteilt ist. Das PEG wird für die nochmalige Synthese verwendet und das PHMG wird hermetisch verpackt.
Dank der einmaligen Vermischung von HMD und GHCl im Molverhältnis 1 : 1 verläuft der Prozeß unter niedrigen Temperaturen und entwickelt sich
3 homogener Die Ausgangskomponenten werden in größerem Umfang verwendet und das gewonnene PHMG hat eine höhere Molekularmasse und eine molekulare Gewichtsverteilung auf kleinerem Raum, wodurch eine erhöhte Bakterizidität und eine geringere Toxizität erreicht wird Die Verwendung des Losungsmittels PEG gewahrleistet den reibungslosen
Verlauf des Prozesses bei einer einmaligen Vermischung von HMD und GHCl in einem Molverhaltnis von 1 1 und senkt die Verluste der Komponente HMD, die eine höhere Fluchtigkeit aufweist Die Aufspaltung des Reaktionsgemisches bei Erreichung eines bestimmten Niveaus an Molekularmasse des PHMG (≥ 1000 vereinbarte Einheiten) gewahrleistet die Gewinnung des Präparates in reiner Form, da alle möglichen Beimengungen (GHCl, HMD, niedermolekulare Oligomere), die in PEG gut löslich sind, in der oberen Schicht konzentriert sind und sich mit dem Fertigprodukt nicht vermischen Als Ergebnis davon erübrigt sich die spezielle Reinigung des PHMG durch Umfallung Der PEG Bestandteil des PHMG erhöht dessen antimikrobielle Aktivität und macht dessen Anwendung im Kontakt mit dem Menschen sicherer, da geringe PEG-Zusatze in Guanidinantiseptika als Synergisten eingebracht werden Der vom Fertigprodukt abgesonderte Hauptanteil des Losungsmittels kann wiederholt bei der Synthese verwendet werden
Der Einsatz von reinem GHCl, das aus Guanidinkarbonat (GK) gewonnen wurde als Ausgangskomponente, sowie von Ammoniumchlorid (ACl) gewährleistet, daß das gewonnene PHMG keine Beimischungen und keine Derivate der Zyanursaure enthalt
Den Prozeß der Polykondensation von HMD und GHCl kann man auch ohne Einsatz eines Losungsmittels durchfuhren In diesem Fall wird der Prozeß wie folgt durchgeführt
In den Reaktionsapparat werden gleichzeitig die Schmelzen der beiden Komponenten (GHCl und HMD) im Molverhaltnis 1 1 gegeben und 5 Stunden bei einer Temperatur von 120°C bzw 10 Stunden bei einer Temperatur von 150°C gelagert Anschließend wird der Reaktionsapparat entleert und das PHMG wird verpackt Bei diesem Verfahren steigt der Ausnutzungskoeffizient des Volumens des Reaktionsapparates um das Doppelte
Nachstehend wird an Hand von Beispielen die Erfindung naher beschrieben
4 Beispiel 1 :
In einen Kolben mit einem Fassungsvermögen von 100 ml werden 20 ml PEG und danach eine zerkleinerte Mischung von 5,3 g ACl und 9 g GK gegeben. Der Kolben wird im Ölbad 5 Stunden lang bei einer Temperatur von 120°C erhitzt. Der Abschluß der Reaktion wird dadurch beurteilt, daß keine Kohlensäure mehr abgesondert wird und daß sich die Reagenzien auflösen. Danach werden 11,5 g HMD in den Kolben eingebracht, ein Rückflußluftkühler wird angeschlossen und die Erhitzung wird fortgesetzt. Nach 2 Stunden verlangsamt sich die Abgabe von Ammoniak merklich und die Temperatur des Bades wird auf 150°C erhöht. Die Mischung wird 10 Stunden bei dieser Temperatur gelagert. In dieser Zeit kommt es zu einer Aufspaltung des Reaktionsgemisches in zwei ungefähr gleiche Schichten. Der Kolben wird abgekühlt und die PEG-Schicht wird abgegossen. Dabei gewinnt man 20 ml Lösungsmittel zurück. Für das gewonnene PHMG wird die Molekularmasse bestimmt (nach der charakteristischen Viskosität), es wird das Vorkommen von HMD analysiert und die Mindesthemmkonzentration für E. Coli bestimmt (siehe Tabelle).
Beispiel 2:
In einen Pilotreaktionsapparat mit einem Fassungsvermögen von 50 1 werden 20 1 PEG eingefüllt, die Heizung des Apparates wird eingeschaltet und im Mantel wird eine Temperatur von 120°C eingestellt. Eine zerkleinerte Mischung von 5,3 kg ACl und 9 kg GK wird in das erhitzte Lösungsmittel hineingestreut. Das Mischwerk wird eingeschaltet und nach 2 Stunden erhält man eine homogene Lösung, die 9,5 kg GHCl in 20 1 PEG enthält. In die gewonnene Lösung wird in einer Portion 1 1,5 kg hartes HMD (zerkleinert zu einer Stückgröße 1 cm) eingebracht, die Heizung wird ausgeschaltet und der Rückflußluftkühler wird angeschlossen. Nach 30-minütigem „Kochen" der Mischung geht die Temperatur infolge des abgehenden Ammoniaks auf 100°C zurück. Die Heizung des Reaktionsapparates wird eingeschaltet und das Reaktionsgemisch wird 5 Stunden bei einer Temperatur von 120°C gehalten. Danach wird die Temperatur auf 150°C erhöht und 10 Stunden bei dieser Temperatur gehalten, bis es zu keiner Absonderung von Ammoniak mehr kommt. Der Reaktionsapparat wird auf
5 Zimmertemperatur abgekühlt und durch Umdrehen des Kolbens werden 20 1 PEG abgegossen. Die Heizung wird auf eine Temperatur von 180°C eingeschaltet, 2 Stunden gehalten und der Reaktionsapparat wird in ein Trockenblech aus rostfreiem Stahl entleert. Das PHMG wird nach dessen Abkühlung zerkleinert und hermetisch verpackt. Es werden die Viskosität, der HMD-Gehalt und die Mindesthemmkonzentration für E. Coli bestimmt (siehe Tabelle).
Beispiel 3 :
In einem Vierhalskolben mit einem Fassungsvermögen von 1 1, der mit einem Mischwerk, einem Rückflußkühler und zwei von Thermostaten beheizten Tropftrichtern versehen ist, werden gleichzeitig eine GHCl-Schmelze (142 ml) und eine HMD-Schmelze (280 ml) mit einer Geschwindigkeit von 45 bzw. 90 Tropfen pro Minute eingebracht. Nachdem die Zugabe der Komponenten der Polykondensation beendet ist (= 1 Stunde), wird das Reaktionsgemisch 5 Stunden im Ölbad mit einer Temperatur von 120°C gelagert, danach 3 Stunden bei 150°C und 1 Stunde bei 180°C. Dabei geht die Absonderung von Ammoniak ihrem Ende zu und im Kolben bleibt eine durchsichtige PHMG-Schmelze (350g, 99%) zurück. Diese wird herausgenommen und analysiert (Daten siehe in der Tabelle).
Beispiel 4:
In einen 50-1-Reaktionsapparat werden 20 1 PEG und eine Mischung aus 5,3 kg ACl und 4,2 kg DZDA gefüllt. Es wird eine Temperatur von 180°C eingestellt und das Mischwerk wird eingeschaltet. Das Reaktionsgemisch homogenisiert sich nach 2 Stunden. Es wird auf 120°C abgekühlt und es werden 11,5 kg hartes HMD in das Gemisch eingebracht. Anschließend wird es 5 Stunden lang bei dieser Temperatur und weitere 10 Stunden bei 150°C gelagert. Der Reaktionsapparat wird wie in Beispiel 2 entleert und das gewonnene PHMG wird analysiert (siehe Tabelle).
Beispiel Viskosität Molekularmasse HMD-Gehalt Bakterizidität** Toxitität*** η ≡ pl/g x 10"3 vereinbarte % MindesthemmLD 50 mg/kg Einheiten konzentration, %
1 0, 1 10 fehlt 0,0007 2500
2 0,07 5 fehlt 0,0015 -
3 0,07 5 0,01 0,0015 2000
4 0,05 3 0,0? 0,003 -
Prototyp* 0,05 3 0,5 0,004 1000
* entprechend SU-1 616 898 ** Für E. Coli : Stamm Nr. 2?90 *** Für Ratten
Beispiel 5:
In einen Kolben mit einem Fassungsvermögen von 100 ml werden 20 ml PEG (MM = 400) sowie 9 g KG (Karbonatguanidin) eingebracht und stetig werden 10 ml konzentrierte Salzsäure hinzugegossen. Nachdem keine Kohlensäure mehr abgeschieden wird, wird das Reaktionsgemisch im Ölbad mit einer Temperatur von 120 °C erhitzt, um das mit der Salzsäure eingebrachte Wasser zu entfernen. Nachdem das Gemisch zum Kochen aufgehört hat, werden 1 1,5 g HMDA (Hexamethylendiamin) eingebracht, der Rückflußluftkühler wird angeschlossen und die Erhitzung bei dieser Temperatur wird 5 Stunden lang fortgesetzt. In diesem Zeitraum verlangsamt sich die Ammoniumabsonderung beträchtlich und die Temperatur des Bades wird auf 150 °C angehoben. Das Gemisch wird bei dieser Temperatur 10 Stunden lang gelagert. In diesem Zeitraum ist die Entmischung des Reaktionsgemisches zu beobachten. Der Kolben wird auf Zimmertemperatur abgekühlt und die flüsige obere PEG-Schicht wird abgegossen. In Bezug auf das gewonnene PHMG werden die charakteristische Viskosität, der HMD-Bestandteil sowie die Mindesthemmkonzentration für E. Coli (Stamm Nr. 25922) bestimmt. Die erzielten Werte betragen η = 0, 1 p 1/g, HMD kommt nicht vor, die Mindesthemmkonzentration beträgt 0,0007%.