Beschreibung
Verbundkörper und dessen Verwendung
Die Erfindung betrifft einen Verbundkörper, bestehend aus einem Hartmetall-, Stahl-, Keramik-, insbesondere Sinterkeramik- oder Cermet-Substratkörper oder einem Substratkörper aus Diamant oder einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung mit einer oder mehreren Oberflächenschichten und dessen Verwendung.
Bereits in der DE 22 33 700 C2 wird vorgeschlagen, Hartmetall- Substratkörper, die aus einem Gemisch aus wenigstens einem als Bindemittel dienenden Metall und wenigstens einem Metallcarbid von hoher Härte bestehen, mit einer aus Aluminiumoxid oder Zir¬ koniumoxid bestehenden Beschichtung zu versehen. Der Substrat¬ körper kann insbesondere aus Wolfram-, Titan-, Tantal- oder Niobcarbid oder einem Mischcarbid aus Tantal und Niob bestehen, wobei als Bindemittel beispielsweise die Metalle Cobalt, Eisen oder Nickel dienen. Vielfach werden in der Literatur auch Hart¬ metalle auf der Basis von Titancarbid oder Titancarbonitrid als Cermets bezeichnet, die ebenso als Substratwerkstoff verstanden werden sollen wie reine Kombinationen eines Hartmetalles mit keramischen, also nicht metallischen Bestandteilen. Die erwähn¬ ten Schichten aus σ~-Aluminiumoxid werden nach der DE 22 33 700 C2 mittels CVD bei Substrattemperaturen von 1000°C aufgetragen.
Entsprechendes gilt für die Hartmetallkörper nach der DE 22 53 745 AI, die aus einem gesinterten Hartmetallsubstrat¬ körper, einer Zwischenschicht aus Titancarbid und einer äußeren Schicht aus Aluminiumoxid bestehen, wobei die erste Titancar- bid-Zwischenschicht bei 1000°C und die zweite Aluminiumoxid- Schicht bei 1100°C mittels des CVD-Verfahrens aufgebracht wer¬ den soll. Wie insbesondere in der DE 28 25 009, Spalte 2 , Zei¬ len 28 ff., ausgeführt wird, sind harte, polykristalline und
kompakte βc-Aluminiumoxid-Schichten normalerweise nur bei Abla¬ gerungstemperaturen oberhalb von 950°C herzustellen. Bei nied¬ rigeren Ablagerungstemperaturen werden nach dem Stand der Tech¬ nik lose und pulverförmige Ablagerungen erhalten, die aus der f-Modifikation und/oder der Λ? -Modifikation des Aluminiumoxids bestehen. Bei Ablagerungstemperaturen von etwa 1000°C und dar¬ über jedoch ist die Aluminiumoxidphase normalerweise die für die Beschichtung von Werkzeugen als geeignet angesehene
3C-Modifikation. Um der Gefahr zu begegnen, mehrphasige Alumi¬ niumoxid-Beschichtungen zu erhalten, die angeblich bei niedri¬ geren Abscheidetemperaturen als 1000°C auftreten und die eine erhebliche mechanische Schwäche und deshalb der Grund für vor¬ zeitige Werkzeugfehler seien, wird vorgeschlagen, daß die Alu¬ miniumoxid-Beschichtung ganz oder zu wenigstens 85 % aus der
3C-Modifikation besteht und daß ein ggf. aus der eC-Modifikation bestehende Rest auf der Oberfläche Bereiche bzw. Flecke mit einer Größe von höchstens 10 μ bildet. Zur Ab¬ scheidung wird das CVD-Verfahren bei Temperaturen von ca. 1000°C vorgeschlagen. Jedoch neigt diese Beschichtung bei der Einwirkung von hohen Temperaturen zu einer Umwandlung in die
^-Modifikation, so daß dadurch in der Schicht Risse entstehen, die insbesondere bei Einwirkung von Heißgaskorrosionen zu vor¬ zeitigem Versagen führen.
Um die bei hohen Abscheidetemperaturen entstehenden Probleme zu vermeiden, wird in der DE 32 34 943 beschrieben, eine amorphe Aluminiumoxid-Schicht aufzutragen. Eingehende Versuche mit amorphen Aluminiumoxid-Schichten, die mittels PVD abgeschieden worden sind, zeigten jedoch, daß rein amorphe Aluminiumoxid- Schichten ein glasartiges Bruchverhalten haben und somit keine signifikante Verbesserung im Verschleißverhalten ergeben kön¬ nen. Bei unterbrochenen Schnitten neigen diese Schichten zum Absplittern.
In der DE 24 28 530 AI wird ein Verfahren zum Schutz eines Me¬ tallteiles gegen Korrosion und Verschleiß vorgeschlagen, das in reinem oder legiertem Zustand mindestens ein zur Gruppe I B des periodischen Systems der Elemente gehörendes Element enthält und bei dem auf die Oberfläche dieses Teiles eine Schicht aus amorphem und durchsichtigem Aluminiumoxid durch chemische Ab¬ scheidung aus der Dampfphase aufgebracht ist. Die bei Tempera¬ turen zwischen 300 und 800°C aufgebrachten amorphen Schichten sind jedoch gegen thermische Einwirkungen weit weniger stabil als beispielsweise die als korund bekannte Modifikation des Aluminiumoxids ( »C-AI2O3) .
Grundsätzlich ist es auch bekannt, Aluminiumoxidschichten als Schutzschichten gegen Heißgaskorrosion einzusetzen, z.B. in Verbrennungskraftmaschinen. In diesem Falle sind neben der me¬ chanischen Stabilität der Beschichtung auch besondere Anforde¬ rungen an die Dichtheit der Schicht zu stellen. Nach dem Stand der Technik kann dies nur durch vergleichsweise (ca. 500 μm) dicke, durch thermisches Spritzen hergestellte Keramikschichten erreicht werden.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den eingangs genannten Verbundkörper hinsichtlich der Schutzwirkung und der mechanischen Verschleißeigenschaften der Aluminiumoxidschicht zu verbessern.
Diese Aufgabe wird durch den Verbundkörper nach Anspruch 1 ge¬ löst, der aus einem Hartmetall-, Stahl-, Keramik-, insbesondere Sinterkeramik-, oder Cermet-Substratkörper oder einem Substrat¬ körper aus Diamant oder einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung und mindestens einer Aluminiumoxid-Oberflächenschicht besteht, die eine feinkristalline Struktur aufweist und die mittels ei¬ nes Plasma-CVD-Verfahrens bei Substrattemperaturen von 400 bis 750°C, vorzugsweise 450°C bis 550°C, mit einer an dem als Ka¬ thode geschalteten Substratkörper mit einer gepulsten Gleich-
Spannung herbeigeführten Plasmaaktivierung aufgetragen worden ist. Dieser Verbundkörper hat gegenüber anderen Verbundkörpern mit Beschichtungen, die mittels PVD- oder CVD-Beschichtungsver¬ fahren aufgetragen worden sind, erhebliche Vorteile. Insbeson¬ dere bei Stählen scheidet das CVD-Beschichtungsverfahren, das bei hohen Temperaturen durchgeführt werden muß aus, da aufgrund der notwendigen hohen Beschichtungstemperatur das Hartgefüge des Stahles verlorengeht, so daß nach dem Beschichten eine Ver¬ gütung durchzuführen wäre, was den Nachteil einer Verschlechte¬ rung der Maßgenauigkeit hat. Das PVD-Verfahren, das bei niedri¬ geren Temperaturen durchgeführt werden kann, hat hingegen den Nachteil, daß bei komplizierten Formteilen Vertiefungen und Sacklöcher nicht hinreichend gleichmäßig beschichtet werden können. Diese Schattierungseffekte lassen sich auch durch Ro¬ tieren der eingespannten Teile beim Beschichten kaum vermeiden.
Überraschenderweise zeigen die erfindungsgemäßen Aluminiumoxid¬ schichten ein gänzlich anderes Verhalten, was nur ihrer fein¬ kristallinen Struktur zugeschrieben werden kann. Gegenüber den anderen theoretisch möglichen Beschichtungen mit Titannitrid, Titancarbid oder Titancarbonitrid besitzt Aluminiumoxid in sei¬ nen et - und/oder >? -Modifikationen hervorragende Verschleißbe¬ ständigkeit.
Vorzugsweise besteht die Aluminiumoxidschicht aus feinkristal¬ linem «C-AI2O3 und/oder -f -AI2O3 mit einer Korngröße 50 nm oder aus diesen Modifikationen mit Anteilen von amorphem Alumi¬ niumoxid.
Zum Schutz gegen Korrosion und Verschleiß eines Metallteiles, das mindestens eines der Elemente Kupfer, Eisen oder Gold auf¬ weist, ist in der DE 24 28 530 AI zwar bereits vorgeschlagen worden, daß man auf die Oberfläche dieses Teiles eine Schicht aus amorphem und durchsichtigem Aluminiumoxid aufbringt, das durch CVD-Abscheidung erhalten wird. Allerdings wird dort die
Beschichtung für Uhrmacher- und Juweliererzeugnisse sowie Was¬ serarmaturen beschrieben. Diese Druckschrift gibt Knoop-Mikro- härten von 900 bis 1200 kg • mm-2 an. Nach dem in der DE 24 28 530 AI beschriebenen CVD-Verfahren bei Temperaturen zwischen 500 und 700°C hergestellte Aluminiumoxidbeschichtungen ergaben nach eigenen Versuchen Härtewerte von 800 bis
1100 HVO.05, wobei jedoch die Oberflächenbeschichtung auf Stahl eine schlechte Haftung (kritische Last im Scratch-Test LQ =
10 N) hatten. Außerdem wies die Oberflächenbeschichtung feine Risse auf, die offensichtlich durch Zugspannungen verursacht wurden. Die Schichten nach der vorliegenden Erfindung zeigten hingegen Druckspannungen und waren dicht, ohne ein Anzeichen einer Rißbildung. Die gemessenen Härtewerte lagen zwischen 1900 und 2400 HVO.05 und erreichten damit die Härtewerte von kompak¬ tem Aluminiumoxid. Die Haftung der Schichten auf dem Substrat¬ material Stahl war mit kritischen Lasten von LQ = 60 bis 80 N im Scratch-Test hervorragend. Auch zeigten die mit der erfin¬ dungsgemäßen Aluminiumoxidschicht nach dem genannten Puls- Plasma-CVD-Verfahren beschichteten Formteile eine deutlich ge¬ ringere Benetzung durch flüssiges heißes Aluminium bzw. Alumi¬ niumlegierungen und keinerlei Anzeichen einer chemischen Zer¬ setzung oder Auflösung. Auch hinsichtlich ihres Abrasionsver¬ schleißes zeigten sich die erfindungsgemäßen Urformwerkzeuge deutlich überlegen.
Vorzugsweise ist die Verbundkörper-Beschichtung dergestalt, daß das Elektronenbeugungsbild der Beschichtung aus Aluminiumoxid Interferenzringe aufweist, wie einzelnen Netzebenen von *-Al2θ3 und/oder <? -AI2O3 zugeordnet werden können. Die beob¬ achteten Interferenzmuster (Debye-Scherrer-Ringe) , sind eindeu¬ tig einzelnen Netzebenen der betreffenden Kristallphasen zuzu¬ ordnen.
Vorzugsweise besitzt der Verbundkörper eine Beschichtung mit besonders .feinkristalliner Struktur des Aluminiumoxids. Ein Maß
für die Kristallgrδße liefert das Röntgenbeugungsmethode. Die
Linienbreiten der Interferenzlinien des Röntgenbeugungsdia- grammes sind bei Verwendung von Cul^ -Strahlung und unter glei¬ cher Winkelstellung 2 Θ des die Strahlung registrierenden Zählrohres und bei gleicher Apertur des Strahlenkollimators um so schmaler, je größer die interferierenden einkristallinen Kristallite oder je größer die mittlere Korngröße des polykri¬ stallinen Materials (z.B. von eC -Aluminiumoxid) ist. Dieser Zu¬ sammenhang wird durch die von W. Scherrer abgeleitete Formel Bl/2 = k * Λ / (<d> ' cosΘ) beschrieben. . ist die Wellenlänge der Röntgenstrahlung, <d> die mittlere lineare Ausdehnung des reflektierenden Kristallites, θ der Glanzwinkel und k eine Konstante. Die Linienbreite der Röntgenbeugungsdiagramme kann somit insbesondere bei sehr feinen, submikroskopischen Kri¬ stallen als leicht zugängliches Maß für die mittlere Korngröße verwendet werden. Als Vergleichsgroße gilt die Halbwertsbreite der mit derselben Röntgenstrahlung gemessenen Beugungslinie bei Untersuchung eines pulverförmigen Körpers aus « -AI2O3 oder einer mit einem CVD-Verfahren bei 1000°C bis 1100°C aufgetrage¬ nen -Al2θ3-Schicht.
Vorzugsweise wird als Maß die durch die Miller-Indizes (113) indizierte und beim BeugungsWinkel von 43,4° der 2Θ-Skala bei Cu Λ -Röntgenstrahlung auftretende Röntgenbeugungslinie zugrun¬ degelegt, deren Halbwertsbreite, vorzugsweise mindestens vier¬ fache Halbwertsbreite der entsprechenden Röntgenbeugungslinie von pulverförmigem Aluminiumoxid als Maß für die Feinkörnigkeit der hexagonal dicht gepackten Kristallstruktur des Aluminium¬ oxids zugrundegelegt.
Eine andere Nachweismethode für die besondere Feinkristallität der erfindungsgemäßen Beschichtung beruht auf der Elektronen¬ beugung in einem Elektronenmikroskop. Wenn die Größe der Kri¬ stallite wesentlich kleiner als der Durchmesser des Elektronen¬ bündels ist (typisch sind Durchmesser von ca. 300 nm) , entsteht
ein Beugungsbild mit sogenannten Debye-Scherrer-Ringen. Aus den Wellenlängen der Elektronen und dem Durchmesser der Ringe kann man die Netzebenenabstände der Kristallite berechnen, die wie¬ derum eindeutig bestimmten Kristallstrukturen zugeordnet werden können. Mit dieser Methode wurde festgestellt, daß die Schich¬ ten aus feinkristallinem « -Al2θ3 oder
bestanden, in einigen Beschichtungen wurden auch beide Modifikationen festge¬ stellt.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung soll die Dicke der Alu¬ miniumoxid-Beschichtung 0,5 bis 10 μm, vorzugsweise 1 bis 5 μm, Übetragen.
Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung besteht die Be¬ schichtung aus Aluminiumoxid aus 49 bis 52,5 Massen-% Alumi¬ nium, 46 bis 47,5 Massen-% Sauerstoff und 0,5 bis 3,5 Massen-% Chlor.
Je nach Anwendungszweck haben sich auch Schutzschichten be¬ währt, die mit anderen Schichten aus Carbiden, Carbonitriden, Nitriden, Boriden und/oder Oxiden der Elemente der Gruppen IVa bis Via des Periodensystems kombiniert wurden. Hiermit sind ausdrücklich Mehrlagenbeschichtungen aus Aluminiumoxid und Ti¬ tancarbid sowie Titannitrid angesprochen.
Zur Herstellung der feinkörnigen Aluminiumoxid-Beschichtung wird erfindungsgemäß ein Plasma-CVD-Verfahren bei Substrattem¬ peraturen von 400 bis 700°C angewendet, bei dem die Plasmaakti¬ vierung an dem als Kathode geschalteten Substratkörper mit ei¬ ner gepulsten Gleichspannung herbeigefügt wird. Die niedrigen Beschichtungstemperaturen durch Auswahl des Plasma-CVD-Verfah- rens führen zu einer Verbesserung der Haftung der Aluminiumo- xidoberflächenschicht. Der Substratkörper wird bis auf die Auflagepunkte vollständig und gleichmäßig von der Schicht be-
deckt, ohne die ansonsten bei PVD-Verfahren auftretenden Ab- schattungseffekte. Vorzugsweise wird die Beschichtung jedoch bei Temperaturen zwischen 450 und 550°C durchgeführt. Die ge¬ pulste Gleichspannung hat Maximalwerte zwischen 200 und 900 V.
Die Qualität der Beschichtung wird weiterhin dadurch verbes¬ sert, daß zwischen den positiven Gleichspannungsimpulsen (Rechteckimpulsen) in den Pulspausen eine Restgleichspannung aufrechterhalten bleibt, die größer als das niedrigste Ionisie¬ rungspotential der am CVD-Prozeß beteiligten Gasmoleküle, je¬ doch nicht größer als 50 % des Maximalwertes der gepulsten Gleichspannung ist. Hierbei kommt es primär nicht auf den Span¬ nungsverlauf bzw. die Gleichmäßigkeit der Restgleichspannung an, sondern lediglich darauf, daß über die gesamte Zeit zwi¬ schen zwei Rechteckimpulsen die Restgleichspannung stets größer als das genannte Ionisierungspotential ist. Im folgenden sind einige der für den CVD-Proze von Aluminiumoxid maßgeblichen Io¬ nisierungspotentiale angegeben:
H: 13,5 eV, H2: 15,8 eV,
Ar: 15,7 eV,
0 : 13,6 eV, 02 : 12,1 eV,
A1C13: 11,0 eV.
Vorzugsweise liegt das Verhältnis der Restgleichspannung zum Maximalwert der gepulsten Gleichspannung zwischen 0,02 und 0,5.
Die Periodendauer der gepulsten Gleichspannung soll vorzugs¬ weise zwischen 20 μs und 20 ms liegen, wobei man unter der Pe¬ riodendauer die Dauer eines Rechteckimpulses und einer Puls- pause versteht. Vorzugsweise wird das Verhältnis der Pulsdauer zu der Periodendauer zwischen 0,1 bis 0,6 gewählt. Die Parame¬ ter werden schließlich so eingestellt, daß eine Schichtwachs¬ tumsgeschwindigkeit von 0,5 bis 10 μm/h erreicht wird.
Das geschilderte Verfahren zur Aluminiumoxid-Beschichtung ist zwar grundsätzlich bereits in der DE 38 41 730 AI beschrieben und kann auch zur Beschichtung aus verschiedenen anderen Hart¬ stoffen, wie Carbiden, Nitriden, Boriden, Siliciden und Oxiden mit einer besonders großen Härte und einem hohen Schmelzpunkt, also z.B. Titancarbid, Titannitrid, Titancarbonitrid, Zirkoni¬ umoxid, Borcarbid, Siliciumcarbid und Titandiborid verwendet werden, jedoch war es überraschend, daß entgegen den in der zum Stand der Technik gehörenden Literatur geäußerten Befürchtungen die Schutzschichten eine unerwartet feinkörnige «c- und/oder f-Aluminiumoxid-Modifikation aufwiesen.
Vorzugsweise wird als Hartstoff-bildende reaktive Gasatmosphäre Aluminiumchlorid, Kohlendioxid und Wasserstoff, die durch eine Glimmentladung teilweise ionisiert wird, verwendet. Als bevor¬ zugten Gasdruck beim Beschichten werden 200 bis 400 Pascal ein¬ gestellt.
Der erfindungsgemäße Verbundkörper kann zu verschiedenen tech¬ nischen Zwecken eingesetzt werden. Insbesondere Verbundkörper mit einem Hartmetall- oder Cermet-Substratkörper werden vor¬ zugsweise als Schneidwerkstoff zur spanenden Bearbeitung, ins¬ besondere in Form von Wendeschneidplatten verwendet. Eine wei¬ tere Anwendung gründet sich auf der Dichtheit und der Oxidati- onsbeständigkeit der Schutzschicht. Da die durch das erfin¬ dungsgemäße Verfahren hergestellten Schichten Druckspannungen aufweisen, bleibt die Beschichtung auch bei hohen Temperaturen und der dadurch bedingten Ausdehnung des Grundkörpers noch dicht, d.h., es entstehen keine Risse. Die Schutzschicht ist daher hervorragend zur Auskleidung von Brennkammern oder zum Schutz von beweglichen Teilen in Brennkammern geeignet, insbe¬ sondere mit Verbundkörpern, deren Substratkörper aus Stahl oder einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung besteht.
Überraschenderweise wurde ferner gefunden, daß die erfindungs¬ gemäßen Schutzschichten ein ausgezeichnetes Haftvermögen auf metallischem Werkstoff, insbesondere Stahlwerkstoff aufweisen. Da Aluminiumoxid gegen Stahl als Gegenkörper einen sehr gerin¬ gen Reibungskoeffizienten aufweist, kann die erfindungsgemäße Schutzschicht auch zur Reibungsverminderung und zur Verschlei߬ minderung von aneinanderreibenden Teilen, wie z.B. bei Nocken¬ wellen angewendet werden.
Eine weitere bevorzugte Verwendungsmöglichkeit des Verbundwerk¬ zeuges ist die, diesen als Urformwerkzeug, insbesondere Gie߬ form oder Extrusionswerkzeug, vorzugsweise mit einem Hartmetall oder Stahlgrundkörper zu verwenden. Beim Gießen sowie Extrudie¬ ren von Aluminium und Aluminiumlegierungen haben Vergleichsver¬ suche der erfindungsgemäßen Urformwerkzeuge mit solchen Werk¬ zeugen, die Titannitrid-, Titancarbid- bzw. Titancarbonitrid- Schichten aufwiesen, ergeben, daß sich die Nitride, Carbide und Carbonitride unter dem Einfluß des heißen flüssigen Aluminiums bzw. der Aluminiumlegierung chemisch zersetzten, während die erfindungsgemäßen Urformen hiergegen resistent blieben. Dadurch ist gewährleistet, daß das zu formende Material an der Oberfläche nicht verklebt und daß das Werkzeug eine gute Ver¬ schleißbeständigkeit- aufweist.
Allgemein versteht man unter dem Urformen die Ausbildung eines festen Körpers bestimmter Form aus einem formlosen Stoff, ins¬ besondere aus einem flüssigen Zustand, z.B. durch Gießen, aus einem plastischen oder teigigen Zustand, z.B. durch Extrudie¬ ren, oder aus einem körnigen oder pulverförmigen Zustand, z.B. durch Sintern.
Die Herstellung von Grau-, Temper- oder Stahlguß sowie die For¬ mung von Nichteisenlegierungen, insbesondere Aluminium und Alu¬ miniumlegierungen, gleichgültig, ob ein Druck-, Normal- oder Schleudergießen verwendet wird, beruht prinzipiell darauf, daß
der flüssige Werkstoff in einen Hohlraum, die Gießform, gegeben wird, die zwei- oder mehrteilig ausgeführt ist und als Dauer¬ form mehrfach verwendet werden kann. Das Material der Gußform muß an das zu vergießende Metall, insbesondere Aluminium oder einer Aluminiumlegierung, angepaßt werden. Wegen der guten Druckbeständigkeit, der leichten Bearbeitbarkeit und der guten Temperaturbeständigkeit wurde aus Kostengründen meistens Stahl als Gußformmaterial gewählt. Beispielsweise fand beim Druckgie¬ ßen von Aluminium und Aluminiumlegierungen häufig der Werkzeug¬ stahl 1.2343 als Formmaterial Verwendung.
Zur Vermeidung von Verklebungen durch das Gießmetall mußten die Gußformen vor dem (Druck-)Gießvorgang mit einer Druckgu߬ schlichte, einem Trennmittel, versehen werden, die bzw. das ein leichtes Lösen des Gußstückes beim Auswerfen aus der Form si¬ cherstellen und damit den Verschleiß der Form mindern sollte.
Wegen der beim Gießen benötigten hohen Temperaturen kann es hierbei jedoch trotz der Verwendung von Trennmitteln zu festen lokal begrenzten Verbindungen des Gießkörpers mit der' Form kommen. Beim Ausformen wird dann entweder Material aus dem ge¬ formten Gießkörper oder aus der Gießform herausgerissen mit der Folge, daß jeweilige Materialreste mühsam aus der Form oder vom Formteil entfernt werden müssen, im letzten Fall sogar die Gießform unbrauchbar machen konnten.
Beim Extrudieren, das verfahrenstechnisch dem Spritzgießen ähn¬ lich ist, wird in einem kontinuierlichen Fertigungsablauf Halbzeug, wie Profile, hergestellt. Die flüssige Formmasse wird durch ein Extrusionswerkzeug gepreßt, das regelmäßig eine einen Formraum begrenzende Düse oder Matrize sowie ggf. einen koaxial angeordneten Dorn besitzt. Insbesondere bei der Verarbeitung von Aluminium oder Aluminiumlegierungen zu Profilen hat sich das Extrudieren bewährt. Anders als beim vorbeschriebenen Gie¬ ßen ist es jedoch beim Extrudieren nicht möglich, Trennmittel
an den Werkzeugen, die bisher meist aus Stahl gefertigt sind, anzubringen. Somit wurde insbesondere an Stahlwerkzeugen, die mit dem Extrusionsgut unmittelbar in Berührung kommen, ein Verschleiß, in Einzelfällen auch ein Verkleben in Kauf genom¬ men, was mit der erfindungsgemäßen Beschichtung vermieden wer¬ den kann.
Weiterbildungen der Erfindung und sich gegenüber dem Stand der Technik ergebende Vorteile werden im folgenden anhand von Zeichnungen erläutert. Es zeigen
Fig. 1 Gefüge der Beschichtung eines mit erfindungsgemäß feinkristallinem ec -AI2O3 beschichteten Grundkörper
- hier aus Hartmetall -; rasterelektronenmikro- skopische Aufnahme, Vergrößerung 8000 : 1,
Fig. 2 das Linienprofil einer nach dem Stand der Technik bekannten kompakten Aluminiumoxidprobe,
Fig. 3 das Linienprofil der erfindungsgemäßen °C-Alumini¬ umoxid-Schutzschicht auf einem Stahlsubstrat.
Fig. 4 Elektronenbeugungsbild einer erfindungsgemäßen f • -Al2θ3-Schicht.
Das abgeschiedene Aluminiumoxid hat eine sehr feinkörnige Gefü¬ gestruktur. Durch Untersuchungen mit einem Raster-Elektronen¬ mikroskop kann diese Gefügestruktur sichtbar gemacht werden. Wie Fig. 1 zeigt, weist die erfindungsgemäße Schutzschicht ein sehr feines, poren- und rißfreies Gefüge auf.
Vorausgeschickt werden soll zu der Erläuterung der Fig. 2 und 3 die Bemerkung, daß jede Kristallstruktur, wie z.B. das σc-AI2O3 oder das f -AI2O3 bei bestimmten BeugungswinkeIn 2Θ, die durch die sogenannten Miller-Indizes gekennzeichneten Interferenzli-
nien zeigt. Zum Beispiel treten bei ^*-Al2θ3 bei anderen Beu¬ gungswinkeln 2Θ als bei & -AI2O3 jeweils strukturspezifische
Interferenzlinien auf, so daß ein Röntgenbeugungsdiagramm als eine Art Fingerabdruck für die Identifizierung von Kristall¬ strukturen und den Modifikationen eines festen Stoffen angese¬ hen werden kann.
Wie bereits oben erwähnt, stehen die Halbwertsbreiten in unmit¬ telbarem proportionalen Zusammenhang zu der mittleren Größe des reflektierenden Kristalles.
Fig. 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Linienprofil eines kom¬ pakten Aluminiumoxid-Körpers. Die Halbwerts-Linienbreite des (113)-Reflexes beträgt 0,2° der 2Θ-Skala bei Verwendung von CuK^ -Strahlung.
Hingegen beträgt die Halbwertsbreite der « -Al2θ3-Linie des
(113)-Reflexes einer erfindungsgemäß hergestellten Probe 1,05° der 2Θ-Skala (siehe Bild 3). Verbundkörper mit der erfindungs¬ gemäßen feinkristallinen eC-Al2θ3-Beschichtung haben somit eine
Linienbreite, die mindestens um das dreifache, im vorliegenden Fall das fünffache der bei Kompaktkörpern (siehe Fig. 3) ent¬ stehenden natürlichen Linienbreite beträgt.
Fig. 4 zeigt ein Elektronenbeugungsbild einer erfindungsgemäßen Schicht. Aus den Durchmessern der Beugungsringe wurden die in der folgenden Tabelle aufgeführten Netzebenenabstände d
ODS be¬ stimmt.
Mit Hilfe der aus Literatur bekannten Gitterkonstante des tf-KL-O- (a = 0,7908 nm) wurden die Netzebenenabstände berech¬ net (dcaιc) und den beobachteten d^g gegenübergestellt. Die gute Übereinstimmung von d0bS und dcaχc beweist, daß die aufge¬ tragene Schicht aus der Modifikation ^*-Al2θ3 besteht.
In einem konkreten Anwendungsbeispiel wurden Probekörper aus dem Stahl 1.2343, die mit verschiedenen Schichten nach unter¬ schiedlichen Verfahren beschichtet waren, in eine flüssige Alu¬ miniumlegierung AlMgSiO,5 getaucht (Temperatur T = 700°C) .
Stahl 1.2343:
Starke Wechselwirkung zwischen der Aluminiumschmelze und dem Stahl im Kontaktbereich. Nach dem Abkühlen nicht lös¬ barer Überzug aus Aluminium. Stahl 1.2343 + 5 μm TiN (PVD): Auflösung der TiN-Schicht in der Schmelze Stahl 1.2343 + 5 μm TiN (PCVD) : Auflösung der TiN-Schicht in der Schmelze Stahl 1.2343 + 4 μm TiC (PCVD): Auflösung der TiC-Schicht in der Schmelze
5. Stahl 1.2343 + 5 μm Ti(C,N) (PCVD): Auflösung der Ti(C,N)-Schicht in der Schmelze
6. Stahl 1.2343 + 6 μm Aluminiumoxid (CVD, T<700°C): Ablösen der Aluminiumoxidschicht mit der darauf klebenden abgekühlten Aluminiumschmelze vom Substrat.
7. Stahl 1.2343 + 6 μm Aluminiumoxid (PCVD, T=400-700°C) : Schicht bleibt stabil. Keinerlei Zersetzung, Auflösung oder Ablösung der Schicht.
Geringe Wechselwirkung zwischen der Aluminiumschmelze und der Schicht im Kontaktbereich, geringe Klebneigung, beim Abziehen der Schmelzreste von der Form bleibt die erfin¬ dungsgemäße Aluminiumoxidschicht fest auf dem Substratma¬ terial haften.
Aufgrund dieser positiven Ergebnisse sind zur Herstellung von Gehäuseteilen aus GD-A1SÜ2 unbeschichtete und nach dem be¬ schriebenen Puls-Plasma-CVD-Verfahren mit der erfindungsgemäßen Aluminiumoxidschicht beschichtete Formen aus dem Stahl 1.2484 verwendet worden. Die Aluminiumoxidschicht wurde bei einer Tem¬ peratur von T = 500°C abgeschieben. Die Schichtdicke betrug 4. μm. Eine beschichtete Form sowie eine unbeschichtete Form wurde vor dem Gußvorgang mit einem handelsüblichen Trennmittel besprüht. Nach dem Ausformen zeigte sich, daß es bei der unbe¬ schichteten Form trotz der sorgfältigen Auskleidung mit dem Trennmittel an zahlreichen Stellen zu punktuellen Anbackungen gekommen war. Bei der mit der erfindungsgemäßen Aluminiumoxid¬ schicht beschichteten Form traten keine Anbackungen auf, das Gußteil konnte ohne Probleme ausgeformt werden und das Reinigen der Form bereitete demzufolge keine Schwierigkeiten. Bei der unbeschichteten Form hingegen war das Reinigen wegen der be¬ schriebenen Anbackungen erheblich schwieriger und zeitaufwendi¬ ger.
Beim Extrudieren von Aluminiumprofilen werden üblicherweise Ma¬ trizen aus dem Stahl 1.2343 eingesetzt.
Die hier beschriebenen Profile werden aus der Legierung AlMgSi0,5 bei einer Durchzugstemperatur T = 520°C gefertigt. In einem hochkomplizierten Prozeß werden Durchzugstemperatur, Preßdruck und Fließgeschwindigkeit rechnergesteuert in engen Toleranzen konstant gehalten. Geringste Abweichungen in den Um¬ formkanälen, bedingt beispielsweise durch Verschleiß der Matri¬ zen führen zu Qualitätseinbußen und damit zum Standzeitende und Wechsel der teuren Matrizen. Da bei diesem Verfahren nicht mit Trennmittel gearbeitet werden kann, ist die unmittelbare Wech¬ selwirkung zwischen dem Material der Matrize und dem Werkstoff der Formteile von entscheidender Bedeutung. Bei der Herstellung der oben angeführten Aluminiumprofile wurden Vergleichstests mit unbeschichteten und mit nach dem Puls-Plasma-CVD-Verfahren mit der erfindungsgemäßen Aluminiumoxidschicht beschichteten Matrizen durchgeführt. Die Beschichtungstemperaturen lagen bei T = 450°C, die Dicke der Schicht war 3 μm. Während mit der un¬ beschichteten Matrize Profile mit einer Gesamtlänge von 4 km gezogen werden konnten, wurde mit der Matrize, die mit der er¬ findungsgemäßen Aluminiumoxidschicht beschichtet war, ein Standweg von 10 km erreicht.