Verfahren zur Herstellung von plattierten Hohlblöcken
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von plattierten Hohlblöcken für die Weiterverarbeitung zu auf der Innenseite plattierten nahtlosen Metallrohren, insbesondere. Stahlrohren, durch Warm- oder Kaltumformung.
Die Herstellung von innenplattierten nahtlosen Stahlrohren wird bisher in der Regel in der Weise vorgenommen, daß ein aus dem Trägerwerkstof f und dem Plattierungswerkstof f zusammengesetzter Hohlblock durch
Strangpressen zu einem Rohr umgeformt wird. Das Einsatzmaterial wird zu diesem Zweck in der Weise vorbereitet, daß zunächst ein zylindrischer Block aus einem Trägerwerkstoff (z.B. niedriglegierter Stahl) in axialer Richtung ausgebohrt wird, so daß ein Hohlblock entsteht. In diesen Hohlblock wird dann ein seinem Innendurchmesser entsprechender
zylindrischer Block gleicher Länge, der ebenfalls innen ausgebohrt ist und aus dem Plattierungswerkstoff (z.B. hochlegierter Stahl) besteht, eingesetzt.
An den Stirnseiten werden die beiden ineinandergesetzten Hohlblöcke derart miteinander verschweißt, daß der Ringspalt zwischen den beiden Hohlblöcken dicht verschlossen ist, damit die Kontaktflächen der
Hohlblöcke beim Erhitzen auf die Strangpreßtemperatur nicht oxidieren und eine einwandfreie Verbindung zwischen dem Trägerwerkstoff und dem Plattierungswerkstoff verhindern.
Diese Vorgehensweise hat gravierende Nachteile. Die Verschweiβung auf den Stirnseiten stellt eine Schwachstelle dar, die z.B. beim Erwärmen aufreißen kann, so dafl die Kontaktflächen doch oxidieren können.
Darüberhinaus erfordert die Vorbereitung eines einsatzfähigen
plattierten Hohlblocks einen erheblichen Aufwand, der einerseits in der notwendigen Bearbeitung (Bohren, Schweiθen) liegt und andererseits auch in dem beträchtlichen Einsatz an teurem Plattierungswerkstoff
(Schrottanfall beim Rusbohren) zu sehen ist.
Für die Herstellung von einseitig plattiertem Stahlblech wurde von der Rnmelderin bereits ein Verfahren vorgeschlagen (DE-P 39 07 903), bei dem der Plattierungswerkstoff in schmelzflüssigem Zustand auf ein
Trägerblech aufgebracht wird. Hierzu werden jeweils zwei Trägerbleche mit ihren Flachseiten dicht aufeinander gelegt und in eine Schmelze des Plattierungswerkstoffs so lange eingetaucht, bis sich eine ausreichend dicke Plattierungsschicht durch Rnkristallisieren gebildet hat.
Das Rufbringen einer Plattierungsschicht unmittelbar aus dem
schmelzflüssigen Zustand auf den Trägerwerkstoff läßt sich jedoch nicht ohne weiteres auf die Herstellung plattierter Hohlblöcke übertragen. Beim Eintauchen eines Hohlblocks. aus dem Trägerwerkstoff in eine
Schmelze des Plattierungswerkstoffs bildet sich sowohl auf der Innenais auch auf der Rußenoberfläche eine Plattierungsschicht aus. Letztere ist häufig nicht erforderlich und würde allein schon wegen des unnötigen Verbrauchs an Plattierungswerkstoff die Herstellkosten stark belasten.
Um eine Rußenplattierung zu vermeiden, wäre es möglich, einen Hohlblock des Trägerwerkstoffs mit einer Schmelze des Plattierungswerkstoffs zu füllen oder, um den Verbrauch an Plattierungsschmelze möglichst gering zu halten, mit einer Schicht dieses Materials z.B. auszuschleudern und erstarren zu lassen. Dabei tritt jedoch das Problem auf, daB sich aus Gründen unterschiedlicher thermischer Dehnungen bzw. Schrumpfungen die Plattierungsschicht von dem Trägerwerkstoff wieder ablöst, bevor die Weiterverarbeitung des plattierten Hohlblocks erfolgen kann.
Der Erfindung liegt daher die Rufgäbe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem ein lediglich auf der Innenseite plattierter Hohlblock
herstellbar ist und das die aufgezeigten Mängel vermeidet.
Gelöst wird diese Rufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1; vorteilhafte Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen 2 bis 9 angegeben.
Die erfindungsgemäße Lösung sieht vor, daß der schmelzflüssige
Trägerwerkstoff außen auf den festen Plattierungswerkstoff aufgebracht wird. Damit ist von vornherein sichergestellt, daß sich die innere Plattierungsschicht nicht infolge thermischer Schrumpfung von der
Rußenschicht ablösen kann, da letztere auf jeden Fall wegen ihrer höheren Anfangstemperatur zu stärkerer Schrumpfung neigt und damit praktisch auf die Plattierungsschicht aufschrumpft. Der für das
flnkristallisieren der Schicht des Trägerwerkstoffs eingesetzte
zylindrische Hohlkörper könnte z.B. durch Warmumformung eines
entsprechenden Blocks in einer Lochpresse hergestellt werden und kann, soweit erforderlich, vor dem Einsatz in die Schmelze des
Trägerwerkstoffs gegebenenfalls innen und außen mechanisch bearbeitet werden, um saubere und glatte Oberflächen zu erzielen.
Damit ist eine zerspanungslose oder zumindest zerspanungsarme und folglich hinsichtlich des Plattierungswerkstoffs abfallarme Herstellung des für das Verfahren benötigten zylindrischen Hohlkörpers möglich. Die Rbdichtung der Innenoberfläche dieses Hohlkörpers während des
Eintauchens in die Schmelze des Trägerwerkstoffs kann z.B. durch
Verschlußdeckel erzielt werden. Zweckmäßiger ist es jedoch, hierfür einen zylindrischen Kern zu verwenden, der dicht an der Innenoberfläche des Hohlkörpers anliegt. Mit ganz besonderem Vorteil wird der Kern bereits für die Erzeugung des zylindrischen Hohlkörpers benutzt, indem man ihn in eine Schmelze des Plattierungswerkstoffs eintaucht und die erforderliche Schicht des Plattierungswerkstoffs ankristallisieren läßt Hierzu muß der Kern aus einem ausreichend hitzebeständigen Material bestehen, z.B. aus einem Baustahl. Die Hitzebeständigkeit muß lediglich erlauben, daB der Kern für die erforderliche Zeit in die Schmelze eingetaucht werden darf, ohne selbst anzuschmelzen. Hierfür ist es besonders zweckmäßig, den Kern mit einer Innenkühlung zu versehen, indem ein Kühlmittel durch diesen hindurchgeführt wird. Damit eine leichte Entfernung des Kerns aus dem Hohlkörper bzw. Hohlblock möglich ist, muß der Kern auf seiner Rußenoberflache mit einer gegenüber der Schmelze wirksamen Trennschicht versehen sein. Bei einem Stahlkern kann hierzu beispielsweise eine Rost- oder Zunderschicht ausreichen. Diese
verhindert eine unmittelbare Verbindung zwischen Plattierungswerkstoff und dem Werkstoff des Kerns und ermöglicht ein Herausziehen des Kerns aus dem Hohlkörper.
Die mögliche Verweilzeit des Stahlkerns in der Plattierungsschmelze richtet sich, wenn keine gesonderte Innenkühlung des Kerns vorgesehen ist, nach seinem Wärmeaufnahmevermögen. Um dickere Schichten
ankristallisieren zu lassen, kann das Eintauchen in die Schmelze auch in Teilschritten durchgeführt werden, wobei jeweils vor dem nächsten
Eintauchen in die Schmelze eine Zwischenabkühlung eingelegt wird. Dieses Vorgehen ist sowohl bei der Erzeugung der Plattierungsschicht als auch bei der Erzeugung der Trägerschicht möglich.
Soweit die durch das Rnkristallisieren des Plattierungswerkstoffs und/oder des Trägerwerkstoffs entstehenden Oberflächen zu unregelmäßig ausfallen, kann noch im warmen Zustand des Materials und daher mit geringem Rufwand ein Glätten durch Walzen vorgesehen werden. Wenn die Herstellung des aus dem Plattierungswerkstoff bestehenden Hohlkörpers gemäß dem Verfahrensanspruch 3 vorgenommen wurde, muß vor einer
Weiterverarbeitung des Hohlblocks zum nahtlosen Rohr eine mechanische Bearbeitung der Innenoberfläche vorgenommen werden, damit eine saubere und glatte Oberfläche sichergestellt ist. Dabei entsteht nur wenig Rbfallmaterial. Die Weiterverarbeitung selbst kann z.B. durch
Strangpressen in warmem Zustand oder auch durch Warm- oder Kaltpilgern erfolgen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist in besonderer Weise für Stahlwerkstoffe geeignet, läßt sich jedoch auch bei andersartigen metallischen Werkstoffen verwenden.
Rnhand der nachfolgenden zwei Rusführungsbeispiele zur Herstellung nahtloser innenplattierter Stahlrohre aus St37 wird die Erfindung näher erläutert.
Ein stirnseitig durch Deckel verschlossenes Rohr von ca. 1 m Länge, 120 mm Rußendurchmesser und 30 mm Wanddicke aus dem
Plattierungswerkstoff 1.4301 (X5 CrNi 18 9) wurde für ca. 25 sek in eine um 20 K über Liquidustemperatur erhitzte Schmelze aus St37 eingetaucht und dann zur Zwischenabkühlung auf etwa Raumtemperatur wieder herausgezogen. Während der Tauchzeit kristallisierte außen an dem Rohr eine Schicht aus St37 von etwa 22 mm Dicke an. Dieser Tauchvorgang mit anschließender Zwischenabkühlung wurde noch zweimal wiederholt bis ein Hohlblock von insgesamt 252 mm Rußendurchmesser entstanden war. Die Rußenoberflache des Hohlblocks wurde anschließend in warmem Zustand durch Kalibrierwalzen geglättet.
Die gewählte Tauchzeit bei der Herstellung des Hohlblocks führte einerseits zu einer größtmöglichen flnwachsrate des Trägerwerkstoffs St37 und andererseits zu einer sehr guten Verbindung zwischen der
Plattierungsschicht und dem Trägerwerkstoff. Der erzeugte Hohlblock wurde anschließend in bekannter Weise in einer Strangpresse warm zu einem nahtlosen Stahlrohr von etwa 21 m Länge mit 80 mm Rußendurchmesser und 10 mm Wanddicke ausgepreßt. Die Plattierungsschicht hatte eine Dicke von etwa 2 mm und war einwandfrei mit dem Trägerwerkstoff verbunden.
Im zweiten Rusführungsbeispiel sollte ein Hohlblock von 250 mm
Rußendurchmesser, 60 mm Innendurchmesser, einer Plattierungsschichtdicke von etwa 25 mm und wiederum etwa 1 m Länge hergestellt und zu einem nahtlosen Rohr umgeformt werden, wobei für den Plattierungsanteil die Vorgehensweise gemäß Rnspruch 3 gewählt werden sollte. Hierzu wurde eine Stange aus St37 von 60 mm Rußendurchmesser, die mit einer Zunderschicht bedeckt war, in eine um 30 K über Liquidustemperatur erhitzte Schmelze aus dem Werkstoff 1.4301 getaucht. Die Stange wurde nach einer Tauchzeit von ca. 35 sek, in der sich auf der Oberfläche eine Plattierungsschicht von ca. 17 mm gebildet hatte, aus der Schmelze herausgezogen. Nach Zwischenabkühlung auf etwa Raumtemperatur wurde sie erneut in die Schmelze des Plattierungswerkstoffs eingetaucht, um die
Plattierungsschichtdicke von insgesamt 25 mm zu erreichen. Hierzu wurde die Tauchzeit auf ca. 47 sek verlängert, d.h. es wurde so lange gewartet, bis die zweite aufgewachsene Plattierungsschicht, die nach etwa 35 sek ihr Maximum erreicht hatte, teilweise wieder abgeschmolzen war. Eine kürzere Tauchzeit als 35 sek zur Erzielung der an der gewünschten Schichtdicke noch fehlenden 8 mm wäre unzweckmäßig gewesen, da dann die Haftung zur ersten Plattierungsschicht unzureichend gewesen wäre. Nach erfolgter Zwischenabkühlung wurde dann die mit der
Plattierungsschicht von 25 mm Dicke versehene Stange entsprechend dem ersten Rusführungsbeispiel in eine um 20 K über Liquidustemperatur erhitzte Schmelze aus St37 getaucht.
Nach dreimaligem Tauchen und Zwischenabkühlen hatte sich ein Block von 236 mm Rußendurchmesser gebildet. Um den angestrebten Rußendurchmesser von 250 mm zu erreichen, wurde dann ein letzter Tauchvorgang von 53 sek Dauer ausgeführt. Nach Herausnehmen aus der Schmelze und vollständigem Erstarren der äußeren Oberfläche wurde die als Tauchkern benutzte Stange aus 5t37 auf einer Rusziehvorrichtung aus dem Hohlblock herausgezogen. Wegen der als Trennschicht wirkenden Zunderschicht auf der Stange ließ sich diese Trennung ohne Schwierigkeiten ausführen. Die äußere
Oberfläche des Blockes wurde danach in noch warmem Zustand geglättet. Ebenfalls wurde die Innenoberfläche (Plattierungsschicht) des Hohlblocks einer glättend und säubernd wirkenden Bearbeitung unterzogen, um die durch die Zunderschicht hervorgerufenen Unregelmäßigkeiten zu
eliminieren. Danach wurde der Block wiederum warm in einer Strangpresse zu einem nahtlosen Rohr verformt. Bei einem Rußendurchmesser von 80 mm, einem Innendurchmesser von 30 mm ergab sich eine Rohrlänge von über 20 m und eine Dicke der Plattierungsschicht von 1,6 mm. Die Verbindung zwischen den beiden Schichten war wiederum einwandfrei.