Die Erfindung betrifft die Verwendung spezieller Kondensationsprodukte zum Nachgerben
von eisengegerbtem Leder, ein Verfahren zum Nachgerben eisengegerbter
Leder sowie entsprechende Kondensationsprodukte enthaltende Leder.
Das Gerben mit Eisen ist bereits bekannt vgl. Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie,
Akademie Verlag, Berlin, 1957, 474-480; Heidemann E. at al., Möglichkeiten
und Grenzen der Eisengerbung, Das Leder, 1990, 8-14; Balasubramanian S. et
al., Iron Complexes as Tanning Agents, JALCA, 1997, 218-224.
Die beispielsweise in Heidemann (s.o.) eisengegerbten Leder wurden mit handelsüblichen
Naphthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensaten (TANIGAN® BN) bzw.
Phenol-Kondensationsprodukten (BASYNTAN® DLX) nachgegerbt. Die so erhaltenen
Leder lassen aber hinsichtlich ihrer Weichheit noch zu wünschen übrig (siehe
Beispiel 7) und sind nicht für Möbelleder oder Automobil-Bezugsleder geeignet
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher die Bereitstellung weicher eisengegerbter
Leder.
Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von Kondensationsprodukten auf Basis
von
A) sulfonierten Aromaten, B) Aldehyden und/oder Ketonen und gegebenenfalls C) einer oder mehreren Verbindungen, ausgewählt aus der Gruppe der nicht sulfonierten
Aromaten, Harnstoff und Harnstoffderivaten,
zum Nachgerben von eisengegerbtem Leder, mit der Maßgabe, dass der Gehalt an
Naphthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensat, und solchen auf Basis von Phenol
und Formaldehyd bezogen auf die Gesamtmenge an Kondensationsprodukt kleiner
als 25 Gew.-%, bevorzugt kleiner als 5 Gew.-% ist.
"Auf Basis von" bedeutet, dass das Kondensationsprodukt gegebenenfalls aus weiteren
Reaktanden neben A, B und gegebenenfalls C hergestellt wurde. Vorzugsweise
werden die Kondensationsprodukte im Rahmen dieser Anmeldung jedoch nur aus A,
B und gegebenenfalls C.
Auf "Basis von Phenol und Formaldehyd" bedeutet, dass das Kondensat neben Phenol
und Formaldehyd aus weiteren Reaktanden hergestellt wird, beispielsweise Phenolsulfonsäure
und Harnstoff.
Unter "Nachgerbung" versteht man im Rahmen dieser Anmeldung die Nachbehandlung
von eisengegerbtem Leder, um Farbe, Egalität, Weichheit, Fülle sowie das Verhalten
gegen Wasser (Hydrophobie) zu optimieren und Gerbstoffe zu fixieren.
Bevorzugt ist das eisengegerbte Leder auch chromfrei.
Chromfrei im Sinne der vorliegenden Erfindung bedeutet nicht mit Chromsalzen
gegerbt. Der maximale Anteil an Chrom, z.B. hervorgerufen durch natürliche Quellen
von Cr-Anteilen in Tierhäuten bzw. chromhaltige Farbstoffe, in Leder beträgt
weniger als 2000 ppm.
Für nicht mit Chrom-Farbstoff gefärbte Leder beträgt der maximale Anteil von
Chrom im Leder vorzugsweise weniger als 100 ppm.
Das für die Nachgerbung eingesetzte Leder besitzt vorzugsweise eine Schrumpfungstemperatur
von größer als 70°C, insbesondere größer als 75°C.
Das eisengegerbte Leder besitzt ebenfalls bevorzugt einen Eisengehalt von 1 bis 7
Gew.-%. Der Eisengehalt wird wie folgt bestimmt: Eine Probe des Leders wird zum
Erhalt des Bezugsgewichtes bei 70 °C im Vakuum bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.
Anschließend wird bei 800 °C verascht, der Gehalt an Fe(III) mit einer handelsüblichen
Methode nasschemisch bestimmt, und auf das Bezugsgewicht zurückgerechnet.
Der Eisengehalt resultiert dabei vorzugsweise aus der Gerbung mit Eisensalzen.
Bevorzugte Eisensalze sind solche des Eisen in der Oxydationsstufe +3, beispielsweise
Eisenchlorid, Eisensulfat, basisches Eisensulfat sowie solche des Eisens in der
Oxidationsstufe +2 wie Eisensulfat. Bezogen auf die eingesetzte Blöße beträgt die
Menge an Fe(III) bzw. Fe(II) vorzugsweise von 0,3 bis 5 Gew.-%, insbesondere 1 bis
3 Gew.-%.
Die erfindungsgemäße Verwendung führt vorzugsweise zu Ledern mit einer Weichheit
von größer als 15 Einheiten vorzugsweise größer 20, insbesondere größer 30,
gemessen nach IUP/36, mit einem Messgerät ST 300 der Heights Design Produktion
Ltd., Halifax, UK oder einem gleichwertigen Gerät.
Die erhaltenen Leder können zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften und
physikalischen Echtheiten mit handelsüblichen Produkten und Maschinen mit einer
polymeren Filmschicht zugerichtet werden, wie z. B. beschrieben von W. Wenzel in
Aqueos Finishing of Leather, JALCA, 1991, 442 - 455.
Als sulfonierte Aromaten werden im Rahmen dieser Anmeldung auch sulfomethylierte
Aromaten und Biarylsulfone verstanden. Bevorzugte sulfonierte Aromaten sind:
Naphthalinsulfonsäuren, Phenolsulfonsäure, sulfonierte Ditolylether, 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon,
sulfoniertes Diphenylmethan, sulfoniertes Diphenyl, sulfoniertes
Terphenyl oder Benzolsulfonsäuren.
Als Aldehyde und/oder Ketone kommen insbesondere aliphatische, cycloaliphatische
sowie aromatische in Frage. Bevorzugt sind aliphatische Aldehyde, wobei besonders
bevorzugt Formaldehyd sowie andere aliphatische Aldehyde mit 2 bis 5 C-Atomen in
Frage kommen.
Als nicht sulfonierte Aromaten kommen beispielsweise Phenol, Kresol oder Dihydroxydiphenylmethan
in Frage.
Als Harnstoffderivate können beispielsweise Dimethylolharnstoff, Melamin oder
Guanidin genannt werden.
Phenol und Phenolderivate wie beispielsweise Phenolsulfonsäure, werden vielfach
auch durch gleichzeitiges Einwirken von Formaldehyd und Harnstoff oder durch
Dimethylolharnstoff verknüpft (DE-A 1 113 457). Sulfonierungsprodukte aromatischer
Verbindungen werden (laut Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie Band 16
(4. Auflage) Weinheim 1979, S. 138) in der Regel, ohne die nicht umgesetzten Ausgangsverbindungen
abzutrennen, allein oder gemeinsam mit weiteren Ausgangsverbindungen
mit Formaldehyd kondensiert. Eine löslich machende Gruppe kann bei
Phenolen auch durch Sulfomethylieren unter gleichzeitiger Einwirkung von
Alkalihydrogensulfit und Formaldehyd zusammen mit der Kondensation eingeführt
werden. Diese Sulfomethylierung ist z.B. in DE-A 848 823 beschrieben.
Weitere bevorzugte Kondensationsprodukte sind Kondensate von Ditolylethersulfosäure
mit 4,4'-Dioxydiphenylsulfon, Phenolsulfonsäure mit Phenol und Harnstoff.
Besonders bevorzugte Kondensationsprodukte sind solche, die durch Kondensation
von sulfonierten und gegebenenfalls nicht sulfonierten Aromaten mit aliphatischen
Aldehyden, vorzugsweise Formaldehyd erhalten werden, wobei unter sulfonierten
Aromaten insbesondere keine sulfomethylierten Aromaten verstanden werden.
Solche Kondensationsprodukte werden vorzugsweise durch Kondensation von
sulfoniertem Phenol und/oder 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon mit Formaldehyd erhalten.
Das bei der Kondensation bevorzugt erhaltene Kondensationsprodukt besitzt
vorzugsweise einen Kondensationsgrad von 2 bis 150, vorzugsweise von 2 bis 20 und
vorzugsweise einen bevorzugtes mittleres als Zahlenmittel bestimmtes Molekulargewicht
von 500 bis 35 000 g/mol. Besonders bevorzugte Kondensationsprodukte
weisen ein Molekulargewicht von kleiner 3 000 g/mol auf.
Besonders bevorzugt ist das erfmdungsgemäße Verfahren, wenn die Kondensationsprodukte
aus
A) sulfonierten Aromaten, B) Formaldehyd und gegebenenfalls C) nicht sulfonierten Aromaten
hergestellt worden sind.
Die Kondensation läuft im allgemeinen bei pH-Werten von -1 bis 9 ab. In einer
besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Kondensation von sulfonierten
und gegebenenfalls nicht sulfonierten Aromaten, wobei die Aromaten keine
Hydroxygruppen tragen, mit Aldehyden und/oder Ketonen, insbesondere einem Aldehyd,
vorzugsweise Formaldehyd und gegebenenfalls Harnstoff bzw. Harnstoffderivaten,
im sauren pH-Bereich. Die Kondensation von sulfonierten Aromaten, die
Hydroxygruppen tragen, mit einem Aldehyd, insbesondere mit Formaldehyd, erfolgt
bevorzugt bei pH 6 - 8. Die Kondensationsprodukte liegen vorzugsweise als Alkali-,
Erdalkali- oder Ammoniumsalze oder als Gemische davon vor. Besonders bevorzugte
Salzformen sind die Na-, K-, Li-, NH4-, Ca-, Mg- oder NR1R2R3R4-Salze, wobei
R1 bis R4 gleich oder verschiedene C1-C8-Alkyl oder C6-C10-Arylreste oder H bedeuten.
Vor oder nach erfolgter Kondensation kann die gegebenenfalls aus der vorangegangenen
Sulfonierung des Aromaten stammende und/oder die bei der Kondensationsreaktion
verwendete Säure vorzugsweise ganz oder teilweise neutralisiert
werden. Nach erfolgter Kondensation wird vorzugsweise ein pH von 3 bis 8 eingestellt.
Der pH-Wert wird vorzugsweise so eingestellt, dass eine 1 %ige Lösung den
angegebenen pH-Wert besitzt. Dazu wird insbesondere eine anorganische Base wie
beispielsweise NaOH, Na2CO3, KOH, LiOH, NH4OH eingesetzt.
Die Sulfonierung der Aromaten zur Herstellung der oben genannten sulfonierten
Aromaten erfolgt dabei in der Regel nach allgemein bekannten Verfahren, wie sie
beispielsweise in DE-A 29 34 980 beschrieben sind. Als geeignete Sulfonierungsmittel
können beispielsweise Chlorsulfonsäure, Amidosulfonsäure, Oleum sowie Schwefelsäure
verwendet werden.
Vorzugsweise wird die dabei erhaltene Reaktionsmischung für die nachfolgende
Kondensation eingesetzt, ohne dass eine Zwischenisolierung des sulfonierten Aromaten
erfolgt. Die Reaktionsmischung wird vorzugsweise eingesetzt, ohne dass die nicht
sulfonierten Aromaten abgetrennt werden.
Besonders bevorzugte Kondensationsprodukte sind solche auf Basis von
A) Phenolsulfonsäure und gegebenenfalls andere sulfonierte Aromaten, insbesondere
Arylsulfone, B) Formaldehyd und gegebenenfalls C) einer oder mehreren Verbindungen, ausgewählt aus der Gruppe der nicht sulfonierten
Aromaten, Harnstoff und Harnstoffderivaten.
Ganz besonders bevorzugt sind solche Kondensationsprodukte auf Basis von den
oben genannten Komponenten A) und B).
Besonders bevorzugt wird weiterhin als Komponente
A) Phenolsulfonsäure und Bishydroxyphenylsulfon, B) Formaldehyd und gegebenenfalls C) Harnstoff.
Das molare Verhältnis von Phenolsulfonsäure und Bishydroxyphenylsulfon (Diphenolsulfon)
beträgt vorzugsweise 80:20 bis 10:90, insbesondere 50:50 bis 20:80.
Die Mischung aus Phenolsulfonsäure und Bishydroxyphenylsulfon wird vorzugsweise
mit 0,2 bis 2,0 mol-Äquivalente Formaldehyd pro aromatisches Monomer,
insbesondere 0,3 bis 1,0 mol-Äquivalente umgesetzt.
Die Menge des eingesetzten Kondensationsproduktes zum Nachgerben beträgt vorzugsweise
1 bis 20 Gew.-%, insbesondere 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das eisengegerbte
Leder.
Die Erfindung betrifft ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von Leder, insbesondere
von Leder mit einer Weichheit von größer 15 Einheiten gemäß IUP/36 bei bevorzugt
größer als 20 Einheiten, dadurch gekennzeichnet, dass man ein eisengegerbtes
Leder mit einem Kondensationsprodukt auf Basis von
A) sulfonierten Aromaten, B) Aldehyden und/oder Ketonen und gegebenenfalls C) einer oder mehreren Verbindungen, ausgewählt aus der Gruppe der nicht sulfonierten
Aromaten, Harnstoff und Harnstoffderivaten,
nachgerbt, mit der Maßgabe, dass der Gehalt an Naphthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensat
und Kondensaten auf Basis von Phenol und Formaldehyd, bezogen
auf die Gesamtmenge an Kondensationsprodukt, kleiner als 25 Gew.-%, bevorzugt
kleiner als 5 Gew.-% ist.
Die bevorzugten obigen Ausführungsformen für die Kondensationsprodukte gelten
auch für das erfindungsgemäße Verfahren.
Die Eisengerbung erfolgt im Allgemeinen so, dass man die gepickelte Blöße mit einem
Eisensalz behandelt. Als mögliche Eisensalze kommen die oben angegebenen in
Frage.
Die Gerbung erfolgt vorzugsweise in Wasser bei einer Temperatur von 0 - 60 °C,
bevorzugt 20 - 37 °C.
Nach Zugabe der Eisensalze für die Gerbung sollte die Gerbflotte einen pH von 1.0
bis 3.2, bevorzugt von 1.4 bis 2.5 aufweisen. Nach einer angemessenen Zeit zur Penetration
von 30 min. bis 24 h, bevorzugt 1 h bis 6 h, wird der pH der Gerbflotte zur
Fixierung der Eisensalze angehoben. Hierzu wird eine basische Verbindung, z. B.
Natrium-Hydroxid, -Carbonat, -Bicarbonat, -Formiat, Calcium-Carbonat oder Magnesiumoxid
verwendet. Ein pH Bereich von 3.0 bis 6.0, bevorzugt 3.1 bis 4.0 sollte
vorzugsweise erreicht werden.
Das so erhaltene Eisen-gegerbte Leder besitzt eine Schrumpftemperatur von größer
als 70°C, vorzugsweise größer als 75°C. Außerdem besitzt es eine einheitliche Gelbfarbe.
Es kann beispielsweise mechanisch nachbehandelt werden beispielsweise
durch Abwelken, Falzen usw. auf herkömmlichen Gerbereimaschinen.
Bevorzugt erfolgt das Verfahren dadurch, dass man die zu gerbende Blöße von der
Eisengerbung sauer vorbehandelt, insbesondere mit einer organischen Polycarbonsäure.
Die bevorzugt eingesetzten gepickelten Blößen für die Eisengerbung werden vorzugsweise
sauer vorbehandelt, insbesondere bei einem pH-Wert von 2-5, besonders
bevorzugt bei 3-4. Bei dieser sauren Vorbehandlung wird vorzugsweise entkälkte
und gebeizte Blöße eingesetzt.
Besonders kommen für das Pickeln zum Einsatz Verbindungen wie Carboxysäuren
wie Ameisensäure, Essigsäure oder Oxalsäure oder anorganische Säuren wie Schwefelsäure
oder saure Salze der Schwefelsäure oder Mischungen davon.
Es hat sich herausgestellt, dass die Zugabe von di- oder polyfunktionellen Carbonsäuren
beispielsweise polymere oder nicht-polymere Verbindungen, bei der sauren
Vorbehandlung besonders die Eigenschaften des Leders positiv beeinflussen.
Besonders bevorzugte nicht-polymere Säuren sind difunktionelle Carbonsäuren wie
Bernsteinsäure, Maleinsäure, Glutarsäure und/oder Adipinsäure; trifunktionelle Carbonsäuren
wie Zitronensäure oder polymere Carbonsäuren wie (co)-polymerisierte
Produkte unter Verwendung von (Meth)acrylsäure, Maleinsäure oder Itakonsäure
oder deren Derivate.
Diese Säuren werden vorzugsweise in einer Menge von 0,5 bis 10 Gew.-%, bezogen
auf die eingesetzte Blöße eingesetzt, insbesondere 1-4 Gew.-%.
Bevorzugt verläuft die saure Vorbehandlung so, dass zu der eingesetzten Blöße Pickel
in einer Menge gegeben werden, so dass der pH-Wert der gebeizten Blöße auf
einen Wert von 2-5, insbesondere auf 3-4 reduziert wird. Die Pickelverbindungen
werden vorzugsweise zur Blöße in einer Gerbtrommel in wässriger Lösung gegeben.
Dies geschieht im allgemeinen bei einer Temperatur von 0 bis 60°C, insbesondere
bei 20 bis 37°C. Es wird vorzugsweise 10 min. bis 24 h, insbesondere 30 min. bis 2 h
vorbehandelt.
Besonders bevorzugt wird der sauren Vorbehandlung noch ein Fettungsmittel zugesetzt.
Für diesen Einsatz bevorzugte Fettungsmittel sind als Emulsion oder Lösung in Wasser
stabil gegenüber tiefen pH-Werten und hohen Elektrolyt-Konzentrationen. Sie
bestehen z. B. aus sulfonierten, sulfatierten oder sulfitierten Fetten, das sind z. B.
langkettige Alkane, Alkohole, Carbonsäuren oder Ester natürlichen oder synthetischen
Ursprungs, z. B. Fischöle, Klauenöle, Pflanzenöle oder synthetische Öle. Eine
weitergehende Beschreibung solcher Fettungsmittel findet sich bei R. P. Daniels in
Fatliquoring and Softening Agents, World Leather, 2001, 68 - 70.
Zur Vorbereitung für den Nachgerbprozess wird der Wassergehalt des eisengegerbten
Leders bevorzugt durch Abwelken reduziert, und anschließend die Dicke des Leders
wenn nötig durch Falzen korrigiert.
Der Nachgerbprozess findet bevorzugt in einem Gerbfass in wässriger Flotte bei einer
Temperatur von 0 bis 70 °C, besonders von 20 bis 50 °C statt und umfasst optional
außer den erfindungsgemäßen Kondensationsprodukten weitere Hilfsmittel wie
z.B. Polymere, Fettungsmittel, Farbmittel, Säuren und Basen.
Für diesen Einsatz bevorzugte Fettungsmittel sind z. B. sulfonierte, sulfatierte oder
sulfitierte Fette, das sind z. B. langkettige Alkane, Alkohole, Carbonsäuren oder Ester
natürlichen oder synthetischen Ursprungs, z. B. Fischöle, Klauenöle, Pflanzenöle
oder synthetische Öle.
Bei den Farbstoffen handelt es sich i.a. um in der Lederanwendung gängige wasserlösliche
Farbstoffe, z. B. solche aus den Gruppen der Säurefarbstoffe, Direktfarbstoffe,
Metallkomplexfarbstoffe oder substantiven Farbstoffe.
Bei den für die Anwendung bevorzugten Polymeren handelt es sich um hochmolekulare
wasserlösliche oder in Wasser dispergierbare Produkte z. B. aus der
(Co-)Polymerisationsreaktion ungesättigter Säuren und deren Derivate mit z. B. füllender
oder fettender Wirkung auf Leder.
Säuren und Basen dienen zur Veränderung des pH-Wertes der wässrigen Flotte um
die Penetrationseigenschaften der eingesetzten Verbindungen zu beeinflussen bzw.
diese zu fixieren.
Die erfindungsgemäß verwendeten Kondensate werden dabei vorzugsweise in 20 bis
1000, bevorzugt 50 bis 200 % wässriger Flotte bezogen auf Gewicht des eingesetzten
Leders in einen pH Bereich von 3.0 bis 8.0, bevorzugt 3.5 bis 6.5 angewendet. Die
Zugabe von 1 - 20 %, bevorzugt 2 - 10 % der Produkte kann dabei in einem oder
auch mehreren Schritten erfolgen. Weitere eingesetzte Hilfsmittel können ebenfalls
in einem oder mehreren Schritten zugegeben werden, zusammen mit oder getrennt
von den erfindungsgemäßen Produkten.
Der Nachgerbprozess wird dabei in 1 - 48 h durchgeführt, bevorzugt in 1.5 - 24 h,
besonders in 2 - 8 h.
Der Ablauf eines Nachgerbprozesses soll durch die Beispiele 7 - 9 verdeutlicht werden,
ist aber keineswegs auf diese beschränkt.
Die Erfindung betrifft weiterhin Leder mit einem Eisengehalt von 1 bis 7 Gew.%,
dadurch gekennzeichnet, dass es wenigstens ein Kondensationsprodukt auf Basis von
A) sulfonierten Aromaten, B) Aldehyden und/oder Ketonen und gegebenenfalls C) einer oder mehreren Verbindungen, ausgewählt aus der Gruppe der nicht sulfonierten
Aromaten, Harnstoff und Harnstoffderivaten,
enthält, mit der Maßgabe, dass der Gehalt an Naphthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensat
und solche Kondensate auf Basis von Phenol und Formaldehyd, bezogen
auf die Gesamtmenge an Kondensationsprodukt kleiner als 25 Gew.-%, bevorzugt
kleiner als 5 Gew.-% ist.
Das erfindungsgemäße Leder hat vorzugsweise eine Weichheit von größer als 15
Einheiten gemessen gemäß IUP/36, bevorzugt größer als 20, insbesondere größer als
30 Einheiten.
Beispiele
1. Kondensationsprodukt A
Phenolsulfonsäure und Bishydroxyphenylsulfon werden im Molverhältnis von
1:3 in wässriger Lösung bei pH 6 - 9 mit 2 mol Formaldehyd bei 100 - 120°C
kondensiert, mit Schwefelsäure auf pH 3.5 und mit Phthalsäure auf Säurezahl
(SZ) 120 eingestellt und getrocknet.
2. Kondensationsprodukt B
Phenolsulfonsäure (65 % Lösung) Natriumsalz wird im Molverhältnis 2.5:1 mit
Bishydroxyphenylsulfon (55 % Suspension) vermischt. Zu der heißen Mischung
gibt man 2.5 equiv. Formaldehyd (30 % Lösung) und kondensiert für
3 h bei 112 - 115°C. Das Rohkondensat wird mit Adipinsäure auf Säurezahl
100 eingestellt und getrocknet.
3. Kondensationsprodukt C (Vergleichsbeispiel analog Tanigan® BN)
Naphthalin wird mit 1.4 Äquivalenten H2SO4 bei 145°C für 2 h sulfoniert. Ein
Gemisch aus 1000 g der so erhaltenen Naphthalinsulfonsäuren, 800 g Bishydroxyphenylsulfon
und 250 ml Formaldehyd-Lösung 37 % wird bei 100 -
120°C für 3 h kondensiert. Das erhaltene Produkt wird mit Natronlauge und
Phthalsäure auf pH 3.5 und SZ 80 eingestellt und sprühgetrocknet. (DE-A-10
002 048, Beispiel 1).
4. Kondensationsprodukt D (Vergleichsbeispiel)
Naphthalin wird mit 1.4 Mol H2SO4 3 h bei 145°C sulfoniert, mit 0.66 Mol
Formaldehyd 3 h kondensiert, abgekühlt, mit Natronlauge und Glutarsäure auf
pH 3.5 und SZ 50 gestellt und sprühgetrocknet. (DE-A-10 002 048, Beispiel 3).
5. Kondensationsprodukt E (Vergleichsbeispiel analog Basyntan® DLX)
Das Kondensationsprodukt aus der stark sauren Umsetzung von 1 mol Phenol
mit 0.5 mol Schwefelsäure, 1 mol Harnstoff und 0.9 mol Formaldehyd bei 100-110°C
wird mit 0.2 mol Natronlauge abgepuffert. Das so erhaltene Zwischenprodukt
wird mit weiteren 0.8 mol Phenol und 1.2 mol Formaldehyd kondensiert,
abgekühlt, mit Natronlauge, Ameisensäure und Phthalsäure auf pH 3.5
und SZ 80 gestellt und sprühgetrocknet.
6. Gerbprozess A, Gerbung mit Eisensalzen unter Verwendung eines Fettungsmittels.
Ausgangsprodukt gespaltene Rindsblöße, 3.0 mm. Alle Mengenangaben
beziehen sich auf Blößengewicht.
| % | Produkt | °C | Zeit Min | Bemerkung |
Spülen | | Wasser | 35 |
Entkälkung, | 100 | Wasser | 35 |
| 2.0 | Ammoniumsulfat |
| 0.3 | Natriumbisulfit | | 10 |
| 0.2 | Emulgator (ethoxylierte Fettsäure) |
Beize | 1.1 | Beizenzym (Protease) | | 90 | pH: 9.1 |
| | | | | Flotte ab |
Spülen | | Wasser | 20 |
Vorbehandlung, | 20 | Wasser | 20 |
Pickel | 6.0 | Natriumchlorid | | 5 | °Bé: >6 |
| 0.3 | Konservierungsmittel (Wirkstoff CMK) |
| 4.0 | Fettungsmittel (Basis sulfatierte synthetische Öle) |
| 3.0 | Methacrylsäure Kopolymer |
| 1.0 | Adipinsäure | | 480 | pH: 4.6 |
| 1.0 | Ameisensäure 85 % 1:10 | | 15 |
| 0.5 | Schwefelsäure | | 60 | pH: 3.4 |
Gerbung | 13.5 | Basisches Eisen(III)sulfat 45% | | 120 | pH: 1.7; Penetration |
Abstumpfen | 100 | Wasser |
| 2.0 | Natriumformiat | | 30 | pH: 2.3 |
| 0.7 | Magnesiumoxid | | 30 | pH: 3.0 |
| 0.7 | Magnesiumoxid | | 30 | pH: 4.2 |
Spülen | | Wasser |
7. Gerbprozess B Gerbung mit Eisensalzen ohne Verwendung eines Fettungsmittels;
Ausgangsprodukt gespaltene Rindsblöße, 2.5 mm. Alle Mengenangaben
beziehen sich auf Blößengewicht.
| % | Produkt | °C | Zeit Min | Bemerkung |
Spülen | | Wasser | 35 |
Entkälkung, | 100 | Wasser | 35 |
| 2.0 | Ammoniumsulfat |
| 0.3 | Natriumbisulfit | | 10 |
| 0.2 | Emulgator (ethoxylierte Fettsäure) |
Beize | 1.1 | Beizenzym (Protease) | | 90 | pH: 9.1 |
| | | | | Flotte ab |
Spülen | | Wasser | 20 |
Vorbehandlung, | 20 | Wasser | 20 |
Pickel | 6.0 | Natriumchlorid | | 5 | °Bé: >6 |
| 0.3 | Konservierungsmittel (Wirkstoff CMK) |
| 2.5 | Glutarsäure | | 60 | pH: 4.4 |
| 1.0 | Ameisensäure 85 % 1:10 | | 15 |
| 0.5 | Schwefelsäure | | 60 | pH: 3.4 |
Gerbung | 6 | Eisen(III)sulfat | | 120 | pH: 1.7; Penetration |
Abstumpfen | 100 | Wasser |
| 1.1 | Soda 1:10 | | 30 | pH:2.0 |
| 1.1 | Soda 1:10 | | 30 | pH: 2.7 |
| 1.1 | Soda 1:10 | | 30 | pH: 3.3 |
Spülen | | Wasser |
8. Gerbprozess C, Nachgerbung, Vergleich verschiedener Nachgerbstoffe in einer
Modellrezeptur. Ausgangsprodukt gefalztes, eisengegerbtes Leder, Stärke
1.4 mm. Alle Mengenangaben beziehen sich auf Falzgewicht.
Vergleich der Leder aus Gerbprozess C, Dicke 1.3 - 1.5 mm:
| erfindungsgemäß | Vergleichsbeispiele |
Probe | A | B | C | D | E |
Weichheit, subjektiv | sehr weich | weich | hart | hart | hart |
Weichheit IUP/36 | 21 | 16 | 9 | 10 | 8 |
Fülle | voll | voll | weniger voll | leer | leer |
Farbe | hell beige | beige, rötlich | beige | braun | beige, gelblich |
Objektiver Weichheits-Test gemäß IUP/36 des BLC Leather Technology Center mit
Messgerät ST 300 der Heights Design Produktion Ltd., Halifax, UKBewertung: die erfindungsgemäß hergestellten Leder sind nicht nur deutlich weicher
als die Vergleichsbeispiele, sondern weisen auch bezüglich Fülle (möglichst voll)
und Färbung (möglichst hell) Vorteile auf.
9. Gerbprozess D: Nachgerbung basierend auf gefalztes Leder aus Gerbprozess B
(Rind, Dicke 1.1 mm) unter Verwendung des erfindungsgemäßen Produktes
aus Beispiel 1 zur Herstellung eines Automobilleders. Alle Mengenangaben
beziehen sich auf Falzgewicht.
| % | Produkt | °C | Zeit Min | Bemerkung |
Waschen | 200 | Wasser | 40 | 15 |
| | | | | Flotte ab |
Neutralisation | 100 | Wasser | 20 |
| 1.0 | Natriumbicarbonat |
| 2.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 1) | | 30 |
| 4.0 | Synthetisches Fettungsmittel | | 60 | pH 5.2 |
| | | | | Flotte ab |
Nachgerbung | 100 | Wasser | 20 |
Fettung | 5.0 | Synthetisches Fettungsmittel |
Färbung | 4.0 | Harzgerbstoff | | 30 |
| 1.0 | Kastanie |
| 5.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 1) |
| 2.0 | Farbstoff Schwarz | | 60 |
| 100 | Wasser | 50 | 5 |
| 2.0 | Synthetisches Fettungsmittel:4 |
| 2.0 | Sulfatiertes Fischöl 1:4 | | 30 |
| 1.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 1) | | 60 | pH 5.2 |
Fixierung | 1.0 | Ameisensäure 1: 10 | | 15 |
| 1.5 | Ameisensäure 1:10 | | 30 | pH 3.7 |
| | | | | Flotte ab |
Spülen | | Wasser | 20 | 5 |
| | | | | Flotte ab |
Das so erhaltene tiefschwarz durchgefärbte Leder wird spanngetrocknet, klimatisiert,
gestollt und gemillt.
Weichheit gemäß IUP/36: 40 Einheiten
10. Gerbprozess D: Nachgerbung basierend auf gefalztes Leder aus Gerbprozess A
(Rind, Dicke 1.6 mm) unter Verwendung der erfindungsgemäßen Produkte aus
Beispiel 1 und 2 zur Herstellung eines sehr weichen Möbel-Nappa. Alle Mengenangaben
beziehen sich auf Falzgewicht.
| % | Produkt | °C | Zeit Min | Bemerkung |
Waschen | 200 | Wasser | 40 | 15 |
| | | | | Flotte ab |
Neutralisation | 100 | Wasser | 40 |
| 2.0 | Natriumbicarbonat |
| 2.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 2) | | 30 |
| 3.0 | Sulfatiertes Fischöl | | 60 | pH 6.2 |
| | | | | Flotte ab |
Nachgerbung | 100 | Wasser | 30 |
Fettung | 3.0 | Sulfatiertes Fischöl |
Färbung | 3.0 | Synthetisches Fettungmittel |
| 4.0 | Harzgerbstoff | | 60 |
| 5.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 1) |
| 2.0 | Farbstoff Blau | | 60 |
| 100 | Wasser | 50 | 5 |
| 2.0 | Synthetisches Fettungsmitte:4 |
| 2.0 | Sulfatiertes Fischöl 1:4 | | 30 |
| 2.0 | Nachgerbstoff (Beispiel 2) | | 60 | pH 5.5 |
Fixierung | 1.2 | Ameisensäure 1:10 | | 15 |
| 1.5 | Ameisensäure 1:10 | | 30 | pH 3.6 |
| | | | | Flotte ab |
Spülen | | Wasser | 20 | 5 |
| | | | | Flotte ab |
Das so erhaltene brilliant blaue Leder wird hängegetrocknet, klimatisiert, gestellt und
gemillt.
Weichheit gemäß IUP/36: 55 Einheiten