Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Druckgiessen von Leichtmetallen, insbesondere
Aluminium und Aluminiumlegierungen, wobei das flüssige Metall in
eine Füllkammer eingefüllt und mittels eines Kolbens aus der Füllkammer in
einen Formhohlraum eingeschossen wird.
Bei einem bekannten Druckgussverfahren wird flüssiges Metall in eine Füllkammer
eingefüllt und mittels eines Kolbens aus der Füllkammer in einen
Formhohlraum einer Druckgussmaschine eingeschossen. Der grösste Teil von
Gasen wie beispielsweise Luft oder Wasserdampf wird vom eingeschossenen
flüssigen Metall aus dem Formhohlraum verdrängt. Bei Varianten dieses Verfahrens
wird der Formhohlraum vorgängig bis zu einem Restdruck von etwa
200 bis 500 mbar, bei speziellen Vakuumdruckgussverfahren sogar auf einen
Restdruck von weniger als 100 mbar evakuiert.
Druckgussformen zur Herstellung dünnwandiger und grossflächiger oder kompliziert
gestalteter Druckgussteile weisen Bereiche mit den Schmelzefluss behindernden
Verengungen auf, die eine vollständige Entfernung von Gasen aus
dem Formhohlraum praktisch verunmöglichen. Beim Vorevakuieren der Form
ist die Erzeugung eines Hochvakuums wegen auftretender Undichtigkeiten und
auch aus Kosten- und Zeitgründen nicht machbar. Obschon der Einschluss von
Gasen in Form von Poren oder Blasen beim Vakuumdruckgiessen gegenüber
konventionellem Druckgiessen stark vermindert auftritt, ist die Anzahl dieser
Fehlerstellen im Druckgussstück beispielsweise für den Einsatz derartiger Teile
als Sicherheitsteile im Automobilbau wegen ungenügender mechanischer Eigenschaften
immer noch zu hoch.
Bei einem unter dem Begriff Pore Free Die Casting (PFD) bekannt gewordenen
Druckgussverfahren zum Druckgiessen von Aluminiumteilen wird der Formhohlraum
vor dem Einschiessen des Metalls in den Formhohlraum mit Sauerstoff
geflutet, wobei der Druck höher als der atmosphärische Druck eingestellt
wird, so dass die Gase im Formhohlraum durch Sauerstoff ersetzt werden. Da
der in den Formhohlraum eingeführte Sauerstoff durch enge Spalten und Bereiche
strömt und nach einer gewissen Flutzeit der grösste Teil der vorher im
Formhohlraum vorhandenen Gase aus dem Formhohlraum verdrängt sind,
kann das erneute Eindringen von atmosphärischen Gasen in den Formhohlraum
verhindert werden. Beim anschliessenden Einschiessen des flüssigen
Aluminiums in den Formhohlraum reagiert das Aluminium mit Sauerstoff zu
Al2O3, welches in der Form einer Dispersion feiner Partikel im Druckgussteil
verbleibt, ohne dessen Eigenschaften merklich zu verändern.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine vollständige Entfernung von Gasen aus
dem Formhohlraum einer Druckgussform durch das Fluten mit Sauerstoff sogar
bei Aufrechterhaltung eines gegenüber dem atmosphärischen Druck höheren
Drucks im Formhohlraum praktisch unmöglich ist. Restgase verbleiben oft während
längerer Zeit in nur schwer zu flutenden Bereichen. Weit verbreitete
Trennmittel auf Wasserbasis benötigen beispielsweise eine gewisse Zeit, bis
sie unter dem verhältnismässig hohen Atmosphärendruck vollständig austrocknen.
Bei Druckgussformen zur Herstellung von Druckgussteilen mit einer komplizierten
Gestalt werden gewisse Bereiche vom Sauerstoff nur schwer erreicht,
so dass Restgase wie Luft oder Wasserdampf durch Sauerstoff nicht ersetzt
werden, sondern als solche im Formhohlraum verbleiben. Diese im Formhohlraum
verbleibenden Restgase sowie Wasserdampf von Trennmitteln werden
beim Druckgiessen in das Metall eingeschlossen und führen dort zu Poren und
führen bei einer nachfolgenden Wärmebehandlung wie beispielsweise Lösungsglühen
zu Blasen an der Oberfläche. Wegen dieser Blasenbildung können
deshalb viele Druckgussteile nicht wärmebehandelt werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum Druckgiessen der eingangs genannten Art zu schaffen, mit welchem der
Einschluss von Gasen erheblich reduziert wird und dadurch die oben erwähnten
Probleme der Poren- und Blasenbildung in Druckgussteilen verhindert werden
können.
Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass der Formhohlraum
vorevakuiert, nach dem Vorevakuieren mit Sauerstoff geflutet, nach dem Fluten
mit Sauerstoff und vor dem Einschiessen des flüssigen Metalls erneut evakuiert
und anschliessend das flüssige Metall in den Formhohlraum eingeschossen
wird.
Der wesentliche Kern der Erfindung liegt in der Kombination des bekannten
Vakuumdruckgiessverfahrens mit dem PFD-Verfahren. Damit können die aufgezeigten
Nachteile der einzelnen Verfahren auf einfache Weise eliminiert
werden. Durch das Vorevakuieren des Formhohlraumes kann die Restmenge
an Luft und Wasserdampf bereits wesentlich reduziert werden, so dass das
nachfolgende Fluten des Formhohlraumes mit Sauerstoff zu einer praktisch
vollständigen Entfernung der Restgase führt. Mit dem erfindungsgemässen
Verfahren ergeben sich bereits bei verhältnismässig geringem Vakuum ausgezeichnete
Resultate.
Zur Erzielung optimaler Resultate hinsichtlich der Poren- und Blasenbildung
erfolgt die Vorevakuierung des Formhohlraumes vor dem Fluten mit Sauerstoff
auf einen Restdruck von weniger 100 mbar.
Beim Fluten des Formhohlraumes mit Sauerstoff wird im Formhohlraum
zweckmässigerweise ein über dem atmosphärischen Druck liegender Druck
aufrechterhalten.
Zur Verhinderung der Nachströmung von Gasen und Wasserdampf in den
Formhohlraum kann es zweckmässig sein, um die Druckgussform eine Sauerstoffatmosphäre
aufrechtzuerhalten. Dadurch wird erreicht, dass bei Auftreten
von Leckstellen Sauerstoff anstelle von Luft und Wasserdampf in den Formhohlraum
nachgesaugt wird.
Beim erfindungsgemässen Verfahren sind zwei Verfahrensvarianten möglich:
1. Die Schritte Vorevakuieren und Sauerstofffluten werden vor dem Einfüllen
des flüssigen Metalls in die Füllkammer durchgeführt. 2. Das flüssige Metall wird in die Füllkammer eingefüllt und die Füllöffnung mit
dem Kolben verschlossen. Anschliessend werden alle drei Schritte Vorevakuieren,
Sauerstofffluten und erneutes Evakuieren hintereinander während
einer bis zum Eintritt des flüssigen Metalls in den Formhohlraums dauernden
ersten Füllphase durchgeführt. Diese zweite Variante ist vor allem bei
grösseren Druckgussmaschinen einsetzbar, da diese längere erste Füllphasen
ermöglichen.
Mit den erfindungsgemässen Verfahren ist die Herstellung von Druckgussteilen
aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung mit einem Gehalt von weniger
als 1cm3 eingeschlossenen Gasen pro 100 g Aluminium möglich. Derartige
Druckgussteile haben ausgezeichnete mechanische Eigenschaften und können
für funktionelle Strukturteile wie beispielsweise Sicherheitsteile im Automobilbau
eingesetzt werden. Darüber hinaus können die erfindungsgemäss hergestellten
Druckgussteile ohne die Gefahr von durch eingeschlossene Gase erzeugten
Blasen wärmebehandelt oder geschweisst werden.
Eine besonders vorteilhafte Anwendung des erfindungsgemässen Verfahrens
ergibt sich in Kombination mit
MFT"- bzw.
HQC"-Verfahren, d.h. mit Druckgiessverfahren
und -vorrichtungen, wie sie in der EP-A-0759825 und in der DEC-3002886
offenbart sind.
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung des Verfahrens sowie anhand der Zeichnung;
diese zeigt schematisch in
- - Fig. 1
- eine zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens geeignete
Druckgussmaschine;
- - Fig. 2
- die Füllkammer der Druckgussmaschine von Fig. 1 während des
Flutens mit Sauerstoff;
- - Fig. 3
- die Füllkammer der Druckgussmaschine von Fig. 1 beim Einfüllen
von flüssigem Metall.
Ein Druckgussmaschine 10 umfasst gemäss Fig. 1 eine Druckgussform 12 mit
einem Formhohlraum 14, der mit einer Füllkammer 16 in Verbindung steht.
Flüssiges Metall 20 wird über eine Einfüllöffnung 18 in die Füllkammer 16 eingefüllt
und mit einem über eine Kolbenstange 22 betätigbaren Kolben 24 in den
Formhohlraum 14 eingeschossen. Nach erfolgter Füllung des Formhohlraums
14 mit flüssigem Metall 20 wird dieses abgekühlt und erstarrt gemäss einem
durch die innere Oberfläche der Druckgussform 12 definierten Profil. Ein auf
diese Weise hergestelltes Druckgussteil wird mittels in den Formhohlraum 24
eingestossener Auswerferstifte 26 nach dem Abkühlen des Druckgussteils aus
der Druckgussform 12 ausgestossen.
Eine Vakuum-Saugleitung 28 verbindet den Formhohlraum 14 mit einer Vakuumpumpe
30. Da beim Evakuieren des Formhohlraumes 14 über die Vakuum-Saugleitung
28 die Gefahr besteht, dass Luft und Wasserdampf entlang der
Auswerferstifte 26 in den Formhohlraum 14 eindringen, wird zwischen den
Auswerferstiften 26 und deren Führung sowie zwischen den Formhälften der
Druckgussform 12 ein Dichtungsmittel 32 aufgebracht. Andererseits wird die
Einfüllöffnung 18 der Füllkammer 26 mit dem Kolben 24 verschlossen, so dass
keine Luft und kein Wasserdampf durch die Einfüllöffnung 18 in das Innere der
Füllkammer 16 eindringen können.
Zum Fluten der Füllkammer 16 und des Formhohlraums 14 mit Sauerstoff nach
erfolgtem Evakuieren wird eine Sauerstoffdüse 34 geöffnet, so dass Sauerstoff
in das Innere der Füllkammer 16 und von dort in den Formhohlraum 14 gelangen
kann. Die Sauerstoffdüse 34 ist über ein Regulierventil 36 mit einer Sauerstoffquelle
38 verbunden.
Wenn der Formhohlraum 14 über die Vakuum-Saugleitung 28 evakuiert wird,
wird das Eindringen von Luft und Wasserdampf in den Formhohlraum 14 und in
die mit diesem verbundene Füllkammer 16 verhindert. Sogar bei komplizierter
Konfiguration des Formhohlraumes 14 können Restgase auch aus verwinkelten
Bereichen des Formhohlraumes 14 entfernt werden, indem die Sauggeschwindigkeit
vorzugsweise in einem Bereich von 500 bis 800 mbar / sec gewählt
wird.
Das Evakuieren wird vorteilhafterweise während 1 bis 2 sec aufrechterhalten,
wobei selbstverständlich die Einfüllöffnung 18 mit dem Kolben 24 verschlossen
ist. Im Vergleich zu konventionellen Vakuumdruckgussverfahren, bei denen
das Evakuieren in weniger als 1 sec erfolgt, ist die Evakuationszeit beim erfindungsgemässen
Verfahren etwas länger. Im Formhohlraum 14 wird aufgrund
der längeren Evakuationszeit ein Vakuum von vorzugsweise weniger als 100
mbar erzeugt. Von Trennmitteln herrührender Wasserdampf der an den inneren
Oberflächen der Druckgussform 12 haftet, verdampft von dieser Oberfläche
und wird aus dem Formhohlraum 14 herausgeführt.
Das Evakuieren des Formhohlraumes 14 führt zu einer wirksameren Entfernung
von Wasserdampf als das blosse Fluten des Formhohlraumes 14 mit
Sauerstoff, da eine Gasströmung im Formhohlraum 14 mit höherer Geschwindigkeit
strömt. Wenn jedoch der Formhohlraum 14 auf ein ungenügendes Vakuum
oberhalb etwa 100 mbar evakuiert wird, verbleibt eine verhältnismässig
grosse Restgasmenge im Formhohlraum 14. Ein grosser Teil dieses im Formhohlraum
14 verbleibenden Restgases wird beim nachfolgenden Fluten mit
Sauerstoff nicht durch Sauerstoff ersetzt, sondern verbleibt oft als Einschluss
im Druckgussteil.
Nach dem Vorevakuieren wird Sauerstoff über die Düse 34 in den Formhohlraum
14 geführt. Die Sauerstoffzufuhr wird vorzugsweise 3 bis 4 sec aufrechterhalten,
bis die Gase und der Sauerstoff durch die beiden Formhälften der
Druckgussformen 12 aus dem Formhohlraum 14 entweichen.
Da der Sauerstoff in den vorgängig evakuierten Formhohlraum 14 einströmt,
fliesst der Sauerstoff als Hochgeschwindigkeitsstrom in jede Verengung des
Formhohlraumes 14, so dass vom Trennmittel herrührender Wasserdampf zum
grössten Teil durch die Sauerstoffzufuhr ausgewaschen wird.
Der Kolben 24 fährt zur Öffnung der Einfüllöffnung 18 zurück, wobei die Sauerstoffzufuhr
weiter anhält. Sobald die Einfüllöffnung 18 freigegeben ist, dringt
der Sauerstoff auch durch die Einfüllöffnung 18 aus, wie in Fig. 2 gezeigt. Das
Austreten des Sauerstoffs verhindert wirksam das Eindringen von Luft und
Wasserdampf durch die Einlassöffnung 18 in die Füllkammer 16.
Nach dem die Einfüllöffnung 18 geöffnet ist, wird flüssiges Metall 20 in die Füllkammer
16 eingefüllt. Da während dem Einfüllvorgang der Sauerstoff kontinuierlich
aus der Einfüllöffnung 18 austritt, wird die Zufuhr von Luft und Wasserdampf
in die Füllkammer 16 während dem Befüllen mit flüssigem Metall 20 verhindert.
Die Druckgussform 12 wird vor dem Einfüllen des flüssigen Metalls 20 zur
Verminderung eines thermischen Schocks und zur Verbesserung der Produktivität
vorzugsweise auf eine Temperatur von etwa 150 bis 200°C vorgeheizt.
Wenn das für einen Giesszyklus ausreichende flüssige Metall 20 in die Füllkammer
16 eingefüllt ist, wird die Einfüllöffnung 18 mit dem flüssigen Metall 20
verschlossen. Da nunmehr kein Sauerstoff mehr über die Einfüllöffnung 18
eintreten kann, wird die Sauerstoffzufuhr gestoppt.
Nachdem Gase wie Luft und Wasserdampf vollständig aus dem Formhohlraum
14 und aus dem Inneren der Füllkammer entfernt sind, wird die Kolbenstange
22 mit dem Kolben 24 vorwärts bewegt und das flüssige Metall 20 in den
Formhohlraum 14 eingeschossen. Die den Formhohlraum 14 ausfüllende Metallmasse
wird gekühlt und erstarrt zu einem entsprechend dem Formhohlraum
gestalteten Druckgussteil.
Wie bereits oben erwähnt, kann gemäss einer Variante des erfindungsgemässen
Verfahrens, insbesondere bei grösseren Druckgussmaschinen als erster
Schritt, das flüssige Metall 20 in die Füllkammer 16 eingefüllt und nachfolgend
die Einfüllöffnung 18 mit dem Kolben 24 verschlossen werden. Anschliessend
werden alle drei Schritte Vorevakuieren, Sauerstofffluten und erneutes Evakuieren
hintereinander während der ersten Füllphase des Druckgussverfahrens,
d.h. bis zum Eintritt des flüssigen Metalls in den Formhohlraum, durchgeführt.