Die Erfindung betrifft einen modularen Wagenkasten eines
großräumigen Fahrzeuges, insbesondere eines Schienenfahrzeuges,
mit einem Fahrzeugboden, Seitenwänden und
einem Dach, wobei der Fahrzeugboden zumindest eine
Bodenplatte und seitliche Längsträger aufweist und die
Seitenwände jeweils Spanten und zumindest einen oberen
Längsträger enthalten.
Ein Wagenkasten mit den zuvor genannten Merkmalen wird
als bekannt vorausgesetzt. Um eine modulare Bauweise
realisieren zu können, ist eine Abkehr von der in vielen
Anwendungsbereichen, insbesondere im Schienenfahrzeugbau,
üblichen Schweißtechnik wünschenswert bzw. erforderlich.
Die Schweißtechnik läßt es außerdem in aller Regel nicht
zu, Bauteile aus unterschiedlichen Materialien (z. B.
Aluminium und Kunststoff) miteinander zu verbinden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Wagenkasten
der gattungsgemäßen Art so zu gestalten, daß bei
günstigem Gewicht und wirtschaftlicher Fertigung hinsichtlich
ihrer Abmessungen und ihres Designs unterschiedliche
Fahrzeugtypen erzeugbar sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dag
der Fahrzeugboden gemeinsam mit den Spanten und den
oberen Längsträgern der Seitenwände ein durch Kaltfügetechnik
vereinigtes, tragendes Innenskelett des Wagenkastens
bilden, mit dem das Erscheinungsbild des
Wagenkastens ergebende Verkleidungselemente aus Faserverbundwerkstoff
- wie Seitenwandplatten und Dachteil -
zu verbinden sind.
Das Innenskelett bildet einen modularen Baukasten, mit
dessen Hilfe beliebige tragende Strukturen erzeugbar
sind, und zwar völlig unabhängig von dem späteren Erscheinungsbild
(Design) des Fahrzeuges, das allein durch
die Verkleidungselemente geprägt wird.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
Im weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert, die in der Zeichnung
prinzipartig dargestellt sind. Es zeigen
- Fig. 1
- den modularen Wagenkasten eines Schienenfahrzeuges
in perspektivischer Ansicht,
- Fig. 2
- den Eckbereich Fahrzeugboden - Seitenwand im
Schnitt quer zur Fahrzeuglängsachse,
- Fig. 3
- den Eckbereich Seitenwand - Dach ebenfalls im
Schnitt quer zur Fahrzeuglängsachse,
- Fig. 4
- die Einzelheit A der Fig. 2 im vergrößerten
Maßstab,
- Fig. 5
- die Einzelheit B der Fig. 3 im vergrößerten
Maßstab,
- Fig. 6
- den in Fig. 2 mit C bezeichneten Bereich in
perspektivischer Ansicht, und zwar vor dem
Fügevorgang,
- Fig. 7
- eine die Fig. 6 ergänzende Ansicht nach dem
Fügevorgang,
- Fig. 8
- die Seitenansicht zu Fig. 6,
- Fig. 9
- die Seitenansicht zu Fig. 7,
- Fig. 10
- den Schnitt nach der Linie A - A in Fig. 8,
- Fig. 11
- den Schnitt nach der Linie A - A in Fig. 9,
- Fig. 12
- den Schnitt nach der Linie B - B in Fig. 8,
- Fig. 13
- den Schnitt nach der Linie B - B in Fig. 9,
- Fig. 14
- eine alternative Gestaltung im Eckbereich der
Seitenwand und des Daches im Querschnitt.
Das modulare Konzept der Differential-Hybridbauweise des
Wagenkastens beinhaltet einen aus Bodenplatten 1a und
seitlichen Längsträgern 1b gebildeten Fahrzeugboden 1.
Die Bodenplatten 1a und die seitlichen Längsträger 1b
bestehen jeweils aus Aluminium-Strangpreßprofilen. Die
Modularität des Fahrzeugbodens 1, der wie in Fig. 1
dargestellt einen zentralen Niederflurbereich mit angrenzenden
Hochflurbereichen aufweist, ist durch unterschiedliche
Längen der einzelnen Bodenplatten 1a und
ihrer seitlichen Längsträger 1b gegeben. In den Fahrzeugboden
1 integrierte Treppenmodule 1c aus beispielsweise
Aluminiumblech haben eine der gewünschten Bodengestaltung
angepaßte Breite und Anzahl von Stufen. Die
Seitenwände des Wagenkastens sind im wesentlichen aus
Spanten 2a und oberen Längsträgern 2b gebildet. Die z. B.
aus gekantetem Edelstahlblech hergestellten Seitenwandspanten
2a sind modular durch Variation ihrer Geometrie
(Länge, Breite, Dicke). Die aus Aluminium-Strangpreßprofilen
bestehenden oberen Längsträger 2b sind hinsichtlich
ihrer Länge und Dimensionierung abhängig von Länge und
Typ des jeweiligen Schienenfahrzeuges.
Die zuvor beschriebenen Baugruppen Fahrzeugboden 1,
Seitenwandspanten 2a und obere Längsträger 2b bilden ein
tragendes Innenskelett des Wagenkastens, wobei diese
Baugruppen durch spezielle Kaltfügetechnik (Kleben und
zusätzlicher Formschluß) vereinigt sind. Mit diesem
Innenskelett werden Verkleidungselemente verbunden, die
das Erscheinungsbild des Wagenkastens darstellen. Als
solche Verkleidungselemente sind in Fig. 1 der vorgesehenen
Außenkontur entsprechende Seitenwandplatten 4 und
ein nachteil 5 gezeigt. Die Seitenwandplatten 4 und das
nachteil 5 bestehen vorzugsweise aus Faserverbundwerkstoff,
ggf. auch in Sandwich-Ausführung. Das Dachteil 5
ist mit hier nicht dargestellten Ausschnitten für übliche
Komponenten, wie Stromabnehmer und Klimaanlage, versehen.
Bei dem in Fig. 2 (Einzelheit A) und vergrößert in Fig. 4
gezeigten Fügebereich des Fahrzeugbodens 1 weisen die
Bodenplatte 1a und der seitliche Längsträger 1b jeweils
zwei Laschen 1a' bzw. 1b' auf. Die in der Fügestellung
einander zugewandten Flächen dieser Laschen 1a' und 1b'
sind durch Klebstoff 6 großflächig gehalten. Die Laschen
1a' und 1b' begrenzen einen Hohlraum 8, in dem ein
keilförmiges Verbindungselement 8 angeordnet ist. Nach
entsprechendem Verschieben innerhalb des Hohlraumes 7 übt
das Verbindungselement 8 eine Spannkraft auf die Laschen
1a' und 1b' aus. Das Verspannen des keilförmigen Verbindungselements
8 erfolgt durch Einbringen eines gasförmigen
oder flüssigen Druckmediums in den Hohlraum 7,
wobei ein darin befindlicher Schlauchkörper 9 eine
abdichtende Funktion ausübt. Alternative Gestaltungen zu
diesem Kaltfügeprinzip durch Kleben und zusätzlichem
Formschluß sind der deutschen Patentanmeldung
198 29 795.5 zu entnehmen.
Dieses Fügeprinzip wird ebenfalls im Fügebereich nach
Fig. 3 (Einzelheit B) und 5 realisiert, also bei der
Verbindung des oberen Längsträgers 2b der Seitenwand 2
und des Dachteils 5 aus Faserverbundwerkstoff. Auch
hierbei ist eine Klebe- und Formschlugverbindung vorgesehen,
die durch ein innerhalb eines Hohlraumes 7 verschiebbares
Verbindungselement 8 erzeugt und gesichert
wird. Das Verbindungselement 8, das durch einen mit
Druckluft beaufschlagten Montageschlauch verschoben
werden kann, spreizt die Laschen 5a' eines das nachteil 5
einfassenden Leichtmetallprofils 5a gegen die Wandungen
2b' des oberen Längsträgers 2b, wobei sich zwischen den
Laschen 5a' und den Wandungen 2b' Klebstoff 6 befindet.
Das Verbindungselement 8 hat Keilflächen mit im Bereich
der Selbsthemmung liegender Neigung, so dag kein ungewolltes
Lösen stattfinden kann.
Bei der in Fig. 14 dargestellten alternativen Verbindung
des oberen Längsträgers 2b der Seitenwand 2 einerseits
mit einem Leichtmetallprofil 5a des Dachteils 5 und
andererseits mit dem Seitenwandspant 2a werden für das
Versetzen der ersichtlichen Verbindungselemente 8 jeweilige
Spannschrauben 10 eingesetzt. Die Verbindungselemente
8 bewirken auch hier ein Aufbiegen und Anpressen
der Laschen 5a' des Leichtmetallprofils 5a sowie des
Seitenwandspantes 2a gegen die mit Klebstoff 6 versehenen
Wangen 2b' des oberen Längsträgers 2b.
Auch die seitlichen Längsträger 1b des Fahrzeugbodens 1
und die jeweiligen Seitenwandspanten 2a sollen durch eine
Klebeverbindung mit zusätzlichem Formschluß kraftübertragend
miteinander verbunden werden - siehe dazu Fig. 2
(Einzelheit C) und die zugehörigen Fig. 6 bis 13. Vor dem
entsprechenden Fügevorgang wird Klebstoff 6 auf die
Klebeflächen innerhalb einer keilförmigen Nut des seitlichen
Längsträgers 1b aufgebracht. Anschließend werden
ein keilförmiges Verbindungselement 8 (Spreizkeil) sowie
Montagekeile 11 mit ergänzenden Beilagen 12 in die
keilförmig ausgebildete Nut des Längsträgers 1b eingelegt.
Alsdann wird der Seitenwandspant 2a, an dem Montagewinkel
13 angeschraubt sind, in die vorgenannte Nut
eingeführt. Mit Hilfe von Montageschrauben 14 werden die
Montagekeile 11 und die Montagewinkel 13 gegeneinander
verspannt (siehe Fig. 6, 8, 10 und 12) bis die in den
Fig. 7, 9, 11 und 13 dargestellte gefügte Stellung
erreicht ist. Während des Verspannens wird der geschlitzte
Endbereich des Seitenwandspantes 2a durch das
keilförmige Verbindungselement 8 aufgebogen und zur
Anlage an die mit dem Klebstoff 6 beschichteten
keilförmigen Flächen innerhalb der Nut des Längsträgers
1b gebracht. Über die Montageschrauben 14 werden der
Längsträger 1b und der Seitenwandspant 2a in ihrer gefügten
Stellung gehalten bis der Klebstoff 6 ausgehärtet
ist. Nach dem Aushärten werden die Montageschrauben 14,
die Montagekeile 11 und die Beilagen 12 aus der Nut des
Längsträgers 1b entfernt. Zuletzt wird der Montagewinkel
13 von dem Seitenwandspant 2a abgeschraubt. Das
keilförmige Verbindungselement 8 verbleibt im aufgebogenen
Endbereich des Seitenwandspantes 2a und vereinigt
dadurch die beiden Bauteile Längsträger 1b und Seitenwandspant
2a unter Formschluß, unabhängig von der jeweiligen
Klebeverbindung an deren Kontaktflächen.
Liste der Bezugszeichen
- 1
- Fahrzeugboden
- 1a
- Bodenplatte
- 1a'
- Lasche
- 1b
- seitlicher Längsträger
- 1b'
- Lasche
- 1c
- Treppenmodul
- 2
- Seitenwand
- 2a
- Seitenwandspant
- 2b
- oberer Längsträger
- 2b'
- Wange
- 3
- Dach
- 4
- Seitenwandplatte
- 5
- Dachteil
- 5a
- Leichtmetallprofil
- 5a'
- Lasche
- 6
- Klebstoff
- 7
- Hohlraum
- 8
- Verbindungselement
- 9
- Schlauchkörper
- 10
- Spannschraube
- 11
- Montagekeil
- 12
- Beilage
- 13
- Montagewinkel
- 14
- Montageschraube