Transgene Pflanzen mit einer gesteigerten Biomasseproduktion
Die vorliegende Erfindung betrifft transgene Pflanzenzellen, in denen es aufgrund der Einführung und Expression bestimm¬ ter DNA-Moleküle zur Bildung leicht mobilisierbarer Phos¬ phat-Pools außerhalb der Vakuole kommt. Transgene Pflanzen, die derartige Pflanzenzellen enthalten, zeigen im Vergleich zu nicht-transformierten Pflanzen eine gesteigerte Biomasse¬ produktion und/oder ein verändertes Blühverhalten. Die Erfindung betrifft ferner Verfahren zur Ertragssteige¬ rung bzw. Veränderung des Blühverhaltens bei Pflanzen, bei denen Pflanzen derart verändert werden, daß es in den Zellen zur Bildung leicht mobilisierbarer Phosphat-Pools außerhalb der Vakuole kommt.
Um die Versorgung der ständig wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten, ist es erforderlich, sich um eine Steigerung des Ertrages von Nutzpflanzen zu bemühen. In den letzten Jahrzehnten war es möglich, die Erträge der Kulturpflanzen aufgrund der Industrialisierung der Landwirt¬ schaft kontinuierlich zu steigern. Dazu trugen insbesondere die Mechanisierung der Landwirtschaft, die modernisierte Pflanzenzüchtung, der Pflanzenschutz, aber auch die verbes¬ serte Pflanzenernährung durch den Einsatz verschiedener Dün¬ gemittel bei.
Eine Steigerung der Erträge durch eine Verbesserung der obengenannten Maßnahmen ist momentan kaum noch zu erreichen. Beispielsweise ist die Versorgung der Pflanzen mit das Wachstum von Pflanzen begrenzenden Nährstoffen in der Bio¬ sphäre, z.B. Stickstoff und Phosphor, heutzutage in der Re¬ gel gewährleistet. Das bedeutet, daß auch eine weitere Dün¬ gung zu keiner Ertragsteigerung mehr führt. Die Entwicklung neuer Pflanzensorten mit höherem Ertrag durch die Verfahren der Pflanzenzüchtung ist sehr zeitaufwendig und häufig wer-
den negative Eigenschaften der resultierenden Pflanzensor¬ ten, beispielsweise eine geringere Krankheitsresistenz, in Kauf genommen. Dies hat wiederum den verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zur Folge.
Eine Möglichkeit zur Erzeugung von Pflanzensorten mit einem erhöhten Ertrag besteht in der gezielten gentechnischen Ver¬ änderung von Pflanzen.
Beschrieben ist beispielsweise die Expression einer proka- ryontischen Asparaginsynthetase in pflanzlichen Zellen, wo¬ durch es bei den Pflanzen unter anderem zu einer Steigerung der Biomasseproduktion kommt (EP-Bl 0 511 979) . In anderen Verfahren wird versucht, die Expression von Genen zu verändern, deren Produkte eine Funktion in Speicherstoff- synthesewegen in Pflanzen besitzen, oder es wird versucht, die Verteilung der im Laufe der Photosynthese gebildeten Photoassimilate derart zu verändern, daß bevorzugt "sink"- Organe, insbesondere Speicherorgane, mit Photoassimilaten versorgt werden. Hierbei wird zum einen versucht, die Auf¬ nahmefähigkeit der "sink"-Organe für die jeweilige Trans¬ portform der Photoassimilate, in der Regel Saccharose, zu verbessern, oder den Transport direkt zu beeinflußen. In der EP 0 442 592 wird z.B. die Expression einer Invertase in Kartoffelpflanzen beschrieben, die zur Veränderung des Ertrages in derartig manipulierten Pflanzen führt. Auch die Verwendung des Saccharosetransporters (Riesmeier et al., EMBO J. 13 (1994), 1-7) zur Beeinflussung des Saccharo¬ setransportes wird erwogen (siehe auch WO 94/00574).
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, weitere generell bei Pflanzen anwendbare gentechnische Ver¬ fahren zur Steigerung der Biomasseproduktion bzw. des Ertra¬ ges zur Verfügung zu stellen.
Diese Aufgabe wurde durch die Bereitstellung der in den Pa¬ tentansprüchen bezeichneten Ausführungsformen gelöst. Es wurde überraschend gefunden, daß durch die Einführung und Expression von DNA-Molekülen, die Proteine codieren, deren
enzymatische aAktivität zur Erzeugung von Phosphat-Pools außerhalb der Vakuole in transgenen pflanzlichen Zellen führt, eine Erhöhung der Biomasseproduktion und somit eine Ertragsteigerung bei Pflanzen erreicht werden kann, die der¬ artige Zellen enthalten. Ferner können derartige Pflanzen ein verändertes Blühverhalten aufweisen.
Gegenstand der Erfindung sind somit transgene Pflanzenzel¬ len, bei denen es außerhalb der Vakuole zur Bildung minde¬ stens eines leicht mobilisierbaren Phosphat-Pools kommt, aufgrund der Einführung und Expression eines DNA-Moleküls, das ein Protein codiert, das an der Synthese eines phos- phathaltigen Moleküls beteiligt ist.
Unter Steigerung der Biomasseproduktion in Pflanzen wird im Rahmen dieser Erfindung eine Erhöhung der Biomasse der ge¬ samten Pflanze (gemessen als Trockengewicht) und/oder ein¬ zelner Teile im Vergleich zu Wildtyp-Pflanzen verstanden, vorzugsweise eine Steigerung um mindestens 5 % und insbeson¬ dere eine Steigerung um mehr als 10 %.
Die Steigerung der Biomasseproduktion umfaßt somit auch die Steigerung des Ertrages von landwirtschaftlich nutzbaren Teilen von Pflanzen, beispielsweise von Speicherorganen, wie Kartoffelknollen, Rüben, Samen, Früchten, oder von Blättern, Stämmen etc., in Pflanzen, in denen Phosphat-Pools außerhalb der Vakuole erzeugt wurden, im Vergleich zu Wildtyp-Pflan- zen, vorzugsweise um mindestens 5 %, und insbesondere um mehr als 10 %.
Derartige Steigerungen übertreffen Steigerungen, die durch herkömmliche Züchtungsverfahren in der Regel erreicht wer¬ den.
Unter einer Veränderung des Blühverhaltens bzw. einer vor¬ zeitigen Blütenbildung wird im Rahmen dieser Anmeldung ver¬ standen, daß transformierte Pflanzen im Vergleich zu nicht- transformierten Pflanzen mindestens einige Tage, vorzugs¬ weise eine bis mehrere Wochen, insbesondere 1-2 Wochen frü¬ her blühen.
Unter dem Begriff Phosphat-Pool wird im Rahmen dieser Erfin¬ dung jeweils eine Klasse von phosphathaltigen Molekülen ver¬ standen, die Phosphat kovalent gebunden enthalten und aus denen Phosphat durch in der Regel reversible enzymatische Reaktionen leicht mobilisiert, d.h. freigesetzt oder auf an¬ dere Moleküle übertragen werden kann. Dies erhöht die Ver¬ fügbarkeit von Phosphat in den Zellen für verschiedene Phos¬ phat-abhängige Reaktionen. Unter dem Begriff "leicht mobili¬ sierbar" wird verstanden, daß das Phosphat schneller im Cy- tosol der Zelle verfügbar ist, als es gewöhnlicherweise durch den Transport von Phosphat aus der Vakuole in das Cy- tosol möglich ist. Die Freisetzung von Phosphat aus der Va¬ kuole in das Cytosol im Fall einer Phosphatdefizienz im Cy- tosol erfolgt in der Regel im Bereich mehrerer Stunden (Woodrow et al. , Planta 161 (1984), 525-530) .
Bei den Phosphat-Pools handelt es sich vorzugsweise um Pools phosphathaltiger Moleküle, die die für metabolische Prozesse notwendige cytosolische Homöostase bezüglich der Phosphat- konzentration nicht beeinträchtigen, aber aus denen Phosphat leicht freigesetzt oder auf andere Moleküle übertragen wer¬ den kann, d.h. die eine erhöhte Verfügbarkeit von Phosphat gewährleisten.
Hierfür besonders geeignet sind phosphathaltige Verbindun¬ gen, die normalerweise nicht in höheren Pflanzen vorkommen. Dazu gehören Polyphosphat (Wood, Ann. Rev. Biochem. 57 (1988) , 235-260) , eine Verbindung, die von den meisten Orga¬ nismen, außer höheren Pflanzen, als Speicherstoff für Phos¬ phat synthetisiert wird, und z.B. auch Acetylphosphat, das in Bakterien zur ATP-Regenerierung verwandt wird (siehe z.B. Matsuyama et al., J. Bacteriol. 171 (1989), 577-580) . Die Phosphat-Pools können erfindungsgemäß auch aus Treha- lose-6-Phosphat, Phosphoenolpyruvat oder Fructose-1-Phosphat bestehen.
Die Erzeugung derartiger Phosphat-Pools außerhalb der Va¬ kuole erfolgt dabei vorzugsweise dadurch, daß in pflanzliche
Zellen DNA-Moleküle eingeführt und zur Expression gebracht werden, die Proteine codieren, deren enzymatische Aktivität zur Erzeugung des jeweiligen Phosphat-Pools in transgenen pflanzlichen Zellen führt.
In einer bevorzugten Ausführungsform codieren die in die Pflanzenzellen eingeführten DNA-Moleküle für Proteine mit der enzymatischen Eigenschaft einer Polyphosphatkinase, einer Acetatkinase, einer Phosphotransacetylase, einer Trehalose-6-Phosphat-Synthase, einer Phosphoenolpyruvat- Mutase oder einer Ketohexokinase.
Polyphosphatkinasen (ATP:Polyphosphatphosphotransferase; E.C. 2.7.4.1) katalysieren die Reaktion:
Polyphosphat n + ATP s Polyphosphat n+1 + ADP
Das Produkt dieser reversiblen Reaktion ist ein lineares Po¬ lymer von Orthophosphatresten. Die Länge der Polymere kann dabei im Bereich von 3 bis zu über 1000 Phosphatresten rei¬ chen. Das Enzym wurde bereits in verschiedenen Organismen beschrieben, u.a. E. coli (Ahn und Kornberg, J. Biol. Chem. 265 (1990), 11734-11739; Akiyama et al. , J. Biol. Chem. 267 (1992), 22556-22561), Klebsiella aerogenes (Kato et al. , Gene 137 (1993), 237-242), S. cerevisiae (Felter und Stahl, Biochimie 55 (1973) , 245-251) , Propionibacterium shermanii (Robinson und Wood, J. Biol. Chem. 261 (1986), 4481-4485; Robinson et al., J. Biol. Chem. 262 (1987), 5216-5222), Cor neJacteriiun xerosis (Muhammed, Biochim. Biophys. Acta 54 (1961) , 121-132) und A fchoJbacterium atrocyaneus (Levinson et al., J. Gen. Microbiol. 88 (1975), 65-74).
Acetatkinasen (ATP:Acetat Phosphotransferase; E.C. 2.7.2.1.) katalysieren die Reaktion:
Acetat + ATP s Acetylphosphat + ADP
Das Enzym ist in einer ganzen Reihe von Mikroorganismen identifiziert worden, und DNA-Sequenzen, die Acetatkinasen codieren, sind ebenfalls isoliert worden, beispielsweise das ack-Gen aus E. coli K-12 (Matsuyama et al. , J. Bacteriol. 171 (1989) , 577-580) und das acλ-Gen aus Methanosarcina thermophila (Latimer und Ferry, J. Bacteriol. 175 (1993), 6822-6829) .
Phosphotransacetylasen (Acetyl-CoA:Orthophosphat Acetyl- transferase; E.C. 2.3.1.8.) katalysieren die folgende Reak¬ tion:
Acetyl-CoenzymA + Orthophosphat = Acetylphosphat + CoenzymA
DNA-Sequenzen, die dieses Enzym codieren, sind ebenfalls be¬ schrieben, z.B. das pta-Gen aus Methanosarcina thermophila (Latimer und Ferry, J. Bacteriol. 175 (1993), 6822-6829)
Trehalose-6-Phosphat-Synthase katalysiert die Synthese von Trehalose-6-Phosphat. Ein derartiges Enzym aus Hefe ist bei¬ spielsweise in dem US-Patent 5,422,254 beschrieben.
Phosphoenolpyruvat-Mutase katalysiert die Synthese von Phos- phoenolpyruvat. Ein derartiges Enzym aus Tetrahymena pyri- formis ist beispielsweise in Seidel et al. (Biochemistry 31 (1995) , 2598-2608) beschrieben.
Ketohexokinase katalysiert die Synthese von Fructose-1-Phos- phat. Derartige Enzyme aus Ratte und Mensch sind beispiels¬ weise beschrieben in Donaldson et al. (Biochem. J. 291 (1993), 179-186) bzw. in Bonthron et al. (Hum. Mol. Genet. 3 (1994) , 1627-1631) .
Bei den DNA-Molekülen, die Proteine codieren, deren enzyma¬ tische Aktivität zur Bildung von Phosphat-Pools außerhalb der Vakuole führt, insbesondere Proteine mit der enzymati-
sehen Eigenschaft einer Polyphosphatkinase, einer Acetatki- nase, einer Phosphotransacetylase, einer Trehalose-6-Phos¬ phat-Synthase, einer Phosphoenolpyruvat-Mutase oder einer Ketohexokinase, kann es sich um genomische oder um cDNA-Mo- leküle aus jedem beliebigen Organismus handeln, vorzugsweise um DNA-Moleküle aus prokaryontischen, insbesondere bakte¬ riellen Organismen. Die DNA-Moleküle können mit Hilfe gängi¬ ger molekularbiologischer Methoden aus Zellen isoliert oder auf synthetischem Wege hergestellt worden sein. Ferner kön¬ nen die Moleküle nach dem Fachmann bekannten Methoden derart modifiziert werden, daß sie pflanzenspezifische Codons ent¬ halten, um die Expression in pflanzlichen Zellen zu verbes¬ sern.
Bevorzugt werden DNA-Moleküle zur Einführung und Expression in pflanzlichen Zellen verwendet, die Proteine codieren, die die enzymatische Eigenschaft einer Polyphosphatkinase besit¬ zen und einen niedrigen K----Wert für ADP und einen hohen 1^- Wert für ATP aufweisen.
Diese Enzyme werden in ihrer Aktivität in der Regel durch das Verhältnis von ATP zu ADP beeinflußt. Das bedeutet, daß eine Neubildung eines Phosphat-Pools nur erfolgt, wenn ATP im Überschuß gegenüber ADP vorliegt. Dies führt zu einer Verarmung der cytosolischen Phosphatkonzentration unter Be¬ dingungen, die die ATP-Bildung bevorzugen, und zu einem ste¬ tigen Rückfluß von Phosphat aus der Vakuole. Diese neugebil¬ deten Pools besitzen gegenüber dem vakuolären Phosphatpool den Vorteil, daß sie leichter mobilisierbar sind. Die Frei¬ setzung von Phosphat aus der Vakuole in das Cytosol im Fall einer Phosphatdefizienz im Cytosol erfolgt in der Regel im Bereich mehrerer Stunden (Woodrow et al., Planta 161 (1984), 525-530) . Insbesondere bedeutet dies, daß diese pflanzen¬ fremden Verbindungen aufgrund der enzymatischen Eigenschaf¬ ten der obenbeschriebenen Enzyme relativ schnell abgebaut werden können und somit Phosphat mobilisiert werden kann, wenn das Verhältnis von ATP zu ADP absinkt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den in die Pflanzenzellen eingeführten DNA-Molekü¬ len, die eine Polyphosphatkinase codieren, um DNA-Moleküle aus E. coli , Klebsiella aerogenes , Neisseria meningi tidis, oder Synechocystia sp . . Besonders bevorzugt handelt es sich um das pp -Gen aus E. coli (Akiyama et al. , J. Biol. Chem. 267 (1992) , 22556-22561) , um das ppk-Gen aus Klebsiella aerogenes (Kato et al., Gene 137 (1993), 237-242), um die unter der Zugriffsnummer U16262 in der GenBank-Datenbank hinterlegte Sequenz aus Neisseria meningi tidis (Tinsley und Gottschlich; 1995) oder um die unter der Zugriffsnummer D64005 in der GenBank-Datenbank hinterlegte Sequenz aus Synechocystia sp . Stamm PCC6803 (Kaneko et al.; 1995) .
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden DNA- Moleküle eingeführt, die eine Acetatkinase codieren und aus Methanosarcina thermophila , E. coli , Haemophilus influenza, Bacillus subtilis oder Mycoplasma geni taliu stammen. Bevorzugt handelt es sich dabei um das ac -Gen aus E. coli K-12 (Matsuyama et al. , J. Bacteriol. 171 (1989), 577-580), das ack-Gen aus Methanosarcina thermophila , um die in Fleischmann et al. (Science 269 (1995), 496-512) veröffentlichte Sequenz aus Haemophilus influenza , um die in Grundy et al. \ J . Bacteriol. 175 (1993), 7348-7355) veröffentlichte Sequenz aus Bacillus subtilis oder um die in Fräser et al. (Science 270 (1995), 397-403) veröffentlichte Sequenz aus Mycoplasma geni talium. DNA- Moleküle, die eine Phosphotransacetylase codieren, stammen vorzugsweise aus Methanosarcina thermophila , Escherichia coli oder Mycoplasma geni talium. Besonders bevorzugt handelt es sich dabei um das pta-Gen aus Methanosarcina thermophila
(Latimer und Ferry, J. Bacteriol. 175 (1993), 6822-6829), um ein DNA-Molekül aus E. coli, das die in Kakuda et al. (J. Biochem. (1994), 916-922) oder die in Matsuyama et al.
(Biochim. Biophys. Acta (1994), 559-562) veröffentlichte Sequenz aufweist, oder um ein DNA-Molekül aus Mycoplasma
geni talium, das die in Fräser et al. (Science 270 (1995), 397-403) veröffentlichte Sequenz aufweist.
DNA-Moleküle, die eine Trehalose-6-Phosphatsynthase codieren¬ stammen vorzugsweise aus Hefe. Bevorzugt wird das in dem US- Patent 5,422,254 beschriebene DNA-Molekül verwendet. DNA- Moleküle, die eine Phosphoenolpyruvat-Mutase codieren, stammen vorzugsweise aus Tetrahymena pyriformis , wie z.B. das in Seidel et al. (siehe oben) beschriebene Molekül. DNA-Moleküle, die eine Ketohexokinase codieren, stammen vorzugsweise aus Mensch oder Ratte, wie z.B. die in Bonthron et al. (siehe oben) oder Donaldson et al. (siehe oben) beschriebenen Moleküle.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform können in pflanzliche Zellen gleichzeitig DNA-Moleküle eingeführt wer¬ den, die ein Protein codieren, das zur Synthese von Poly¬ phosphat führt, sowie DNA-Moleküle, die ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer Acetatkinase codieren, und eine DNA-Sequenz, die für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer Phosphotransacetylase codieren. Die enzymatischen Aktivitäten der Acetatkinase und der Phosphotransacetylase führen zur Umsetzung von Acetyl- CoenzymA und ADP zu Acetat und ATP. Das entstehende ATP kann anschließend von der Polyphosphatkinase zur Synthese von Po¬ lyphosphat verwendet werden.
Die Mobilisierung der durch die exprimierten Proteine in den Zellen außerhalb der Vakuole gebildeten Phosphat-Pools, ins¬ besondere Polyphosphat, kann neben den Enzymen, die die obenbeschriebenen reversiblen Reaktionen katalysieren, auch durch andere Enzyme erfolgen. Enzyme, die Polyphosphat als Substrat verwenden, sind bekannt. DNA-Sequenzen, die derar¬ tige Enzyme codieren, müssen dann ebenfalls in die pflanzli¬ chen Zellen eingebracht und exprimiert werden. Bekannt ist beispielsweise die Polyphosphat-Glucokinase, die bereits in einer Reihe von Mikroorganismen beschrieben wurde, bei-
spielsweise in Mycobacterium phlei (Szymona, Bull. Acad. Pol. Sei. Ser. Sei. Biol. 5 (1956), 379-381; Szymona und Ostrowski, Biochim. Biophys. Acta 85 (1964), 283-295), Propionibacterium shermanii (Pepin und Wood, J. Biol. Chem. 261 (1986) , 4476-4480) , Corynebacterium xerosis (Dirheimer und Ebel, Bull. Soc. Chim. Biol. 50 (1968), 1933-1947) und Mycobacterium tuberculosis (Szymona et al., Acta Biochim. Pol. 24 (1977), 133-42). Weitere Enzyme, die Polyphosphat als Substrat verwenden und daher für die Mobilisierung von Polyphosphat geeignet sind, sind z.B. auch die Polyphos¬ phat:AMP-Phosphotransferase (Bonting et al. , J. Bacteriol. 173 (1991), 6484-6488; Dirheimer und Ebel, C.R. Acad. Sei. Paris 260 (1965), 3787-3790), die 1,3-Diphosphoglyce- rat:Polyphosphat-Phosphotransferase (Kulaev et al. , Biokhimiya 33 (1968), 419-434; Wood und Goss, Proc. Natl. Acad. Sei. USA 82 (1985), 312-315), die Polyphosphat-abhän¬ gige NAD-Kinase (Murata et al., Agric. Biol. Chem. 44 (1980), 61-68), die Exopolyphosphatase (siehe z.B. Akiyama et al., J. Biol. Chem. 268 (1993), 633-639; Wurst und Kornberg, J. Biol. Chem. 269 (1994), 10996-11001) und die Endopolyphosphatase (E.C. 3.6.1.10.; siehe z.B. Kowalczyk und Phillips, Analyt. Biochem. 212 (1993), 194-205).
Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, daß das in der transgenen Pflanzenzelle exprimierte Protein, das aufgrund seiner enzymatischen Aktivität die Bildung eines Phosphat- Pools außerhalb der Vakuole bewirkt, insbesondere von Poly¬ phosphat oder Acetylphopsphat, in jedem beliebigen Komparti¬ ment der pflanzlichen Zelle lokalisiert sein kann. Um die Lo¬ kalisation in einem bestimmten Kompartiment zu erreichen, muß die codierende Region mit DNA-Sequenzen verknüpft werden, die die Lokalisierung in dem jeweiligen Kompartiment gewährlei¬ sten. Vorzugsweise wird das zu exprimierende Protein im Cyto¬ sol, den Piastiden oder den Mitochondrien lokalisiert sein. Für die Lokalisation im Cytosol ist keine spezielle Signalse¬ quenz erforderlich. Bei der Verwendung prokaryontischer DNA- Moleküle ist darauf zu achten, daß die codierenden Regionen
keine Signalsequenzen aufweisen, die eine Sekretion des zu exprimierenden Proteins bewirken. Signalsequenzen, die die Lokalisation beispielsweise in den Mitoehondrien oder den Piastiden gewährleisten, sind bekannt (siehe beispielsweise Braun et al. , EMBO J. 11 (1992), 3219-3227; Wolter et al. , Proc. Natl. Acad. Sei. USA 85 (1988), 846-850).
Pflanzenzellen, in die die oben beschriebenen DNA-Moleküle eingeführt werden, können generell von jeder beliebigen Pflanzenspezies stammen, insbesondere von beliebigen monoko¬ tylen oder dikotylen Pflanzen. Bevorzugt werden Pflanzenzel¬ len landwirdschaftlicher Nutzpflanzen verwendet, insbeson¬ dere von Getreidearten (wie z.B. Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Reis, Mais, Weizen etc.), Obstarten, Kartoffel, Raps, Zuckerrübe, Sojabohne, Gemüsearten (wie z.B. Erbse, Bohne, Tomate etc.) oder von Zierpflanzen. Besonders bevorzugt han¬ delt es sich um photosynthetisch aktive Zellen.
Gegenstand der Erfindung sind ebenfalls transgene Pflanzen, die erfindungsgemäße transgene Pflanzenzellen enthalten. Diese sind beispielsweise erhältlich durch Regeneration aus den beschriebenen transgenen Pflanzenzellen, nach dem Fach¬ mann bekannten Methoden.
Es wurde gefunden, daß derartige Pflanzen im Vergleich zu nicht transformierten (Wildtyp) Pflanzen eine gesteigerte Biomasseproduktion aufweisen und/oder ein verändertes Blüh¬ verhalten, insbesondere eine vorzeitige Blütenbildung und Blüte.
Die Erfindung betrifft ebenfalls Vermehrungsmaterial einer erfindungsgemäßen Pflanze. Darunter versteht man beispiels¬ weise Samen, Früchte, Knollen, Stecklinge, Wurzelstöcke etc.
Ferner betrifft die vorliegende Erfindung Verfahren zur Steigerung des Biomasseprodukts bzw. des Ertrages und/oder Veränderung des Blühverhaltens in Pflanzen dadurch gekenn¬ zeichnet, daß in pflanzlichen Zellen außerhalb der Vakuole leicht mobilisierbare Phosphat-Pools erzeugt werden, die
eine erhöhte Verfügbarkeit von Phosphat in den Zellen ge¬ währleisten.
Ein derartiges Verfahren umfaßt in der Regel folgende Schritte:
(a) Herstellen einer Expressionskassette, die folgende DNA- Sequenzen umfaßt :
(i) einen in pflanzlichen Zellen funktionalen Promo¬ tor, der die Transkription einer nachfolgenden DNA-Sequenz gewährleistet;
(ii) mindestens eine DNA-Sequenz, die ein Protein co¬ diert, dessen enzymatische Aktivität zur Bildung eines leicht mobilisierbaren Phosphat-Pools außer¬ halb der Vakuole führt, und die in sense-Orientie- rung an das 3 ' -Ende des Promotors gekoppelt ist; und
(iii) gegebenenfalls ein Terminationssignal für die Ter- mination der Transkription und die Addition eines poly-A-Schwanzes an das entstehende Transkript, das an das 3 ' -Ende der codierenden Region gekop¬ pelt ist;
(b) Transformation pflanzlicher Zellen mit der in Schritt
(a) hergestellten Expressionskassette und stabile Inte¬ gration der Expressionskassette in das pflanzliche Ge¬ nom; und
(c) Regeneration ganzer, intakter Pflanzen aus den transfor¬ mierten Pflanzenzellen.
Für den in den erfindungsgemäßen Verfahren unter (i) genann¬ ten Promotor kommt im Prinzip jeder in Pflanzen funktionale Promotor in Betracht. Die Expression der besagten DNA-Se¬ quenzen kann generell in jedem Gewebe einer transformierten Pflanze und zu j-^dem Zeitpunkt stattfinden. Geeignet ist beispielsweise der 35S-Promotor des Cauliflower-Mosaik-Virus (Odell et al . , Nature 313 (1985) , 810-812) , der eine konsti- tutive Expression in allen Geweben einer Pflanze gewährlei-
stet. Es können jedoch auch Promotoren verwendet werden, die in einem bestimmten Gewebe der Pflanze zu einer Expression nachfolgender Sequenzen führen, vorzugsweise in photosynthe¬ tisch aktivem Gewebe (siehe z. B. Stockhaus et al., EMBO J. 8 (1989) , 2245-2251) oder nur zu einem durch äußere Ein¬ flüsse determinierten Zeitpunkt (siehe beispielsweise WO/9307279) .
Für die unter Schritt (ii) genannte DNA-Sequenz kommt jede Sequenz der oben im Zusammenhang mit transgenen Zellen be¬ schriebenen DNA-Moleküle in Betracht.
Die Terminationssequenz dient der korrekten Beendigung der Transkription sowie der Addition eines Poly-A-Schwanzes an das Transkript, dem eine Funktion bei der Stabilisierung der Transkripte beigemessen wird. Derartige Elemente sind in der Literatur beschrieben (vgl. Gielen et al., EMBO J. 8 (1989), 23-29) und sind beliebig austauschbar.
Die im Verlauf des erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugte Ex¬ pressionskassette ist ebenfalls Gegenstand der Erfindung. Sie ist vorzugsweise auf einem Plasmid lokalisiert, insbe¬ sondere auf den Plasmiden p35S-PPK (Fig. 1) oder p35S-ACK (Fig. 3) , und wird bevorzugt unter Verwendung eines Plas- mids, das für die Transformation pflanzlicher Zellen ge¬ eignet ist, in pflanzliche Zellen eingeführt. In den Bei¬ spielen der vorliegenden Erfindung wurde der binäre Vektor pBinAR (Höfgen und Willmitzer, Plant Sei. 66 (1990), 221- 230) verwendet. Bei diesem Vektor handelt es sich um ein De¬ rivat des binären Vektors pBinl9 (Bevan, Nucl. Acids Res. 12 (1984), 8711-8721), der kommerziell erhältlich ist (Clontech Laboratories, Inc., USA). Es ist jedoch auch jeder andere Pflanzentransformationsvektor geeignet, in den eine Expres¬ sionskassette inseriert werden kann, und der die Integration der Expressionskassette in das pflanzliche Genom gewährlei¬ stet.
Zur Transformation gemäß Verfahrensschritt (b) mit der gemäß Verfahrensschritt (a) konstruierten Expressionskassette kom¬ men grundsätzlich Zellen aller Pflanzenspezies, insbesondere monokotyler oder dikotyler Pflanzen in Frage. Bevorzugt wer¬ den in dem Verfahren Zellen landwirtschaftlicher Nutzpflan¬ zen verwendet, insbesondere von Getreidearten (wie z.B. Ger¬ ste, Roggen, Hafer, Hirse, Reis, Mais, Weizen etc.) Obstar¬ ten, Kartoffel, Raps, Zuckerrübe, Sojabohne, Gemüsearten (wie z.B. Erbse, Bohne, Tomate etc.) oder Zellen von Zier¬ pflanzen.
Gegenstand der Erfindung sind ebenfalls die aus den erfin¬ dungsgemäßen Verfahren resultierenden transgenen Pflanzen¬ zellen und transgenen Pflanzen. Die transgenen Pflanzen sind dadurch gekennzeichnet, daß es in Zellen dieser Pflanzen aufgrund der Einführung und der stabilen Integration einer gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren konstruierten Expres¬ sionskassette in das Genom zur Expression eines Proteins kommt, das aufgrund seiner enzymatischen Aktivität die Bil¬ dung von Polyphosphat, Acetylphosphat, Trehalose-6-Phosphat, Phosphoenolpyruvat oder Fructose-1-Phosphat außerhalb der Vakuole in den transgenen Zellen bewirkt.
Insbesondere betrifft die Erfindung transgene Pflanzen ent¬ haltend mindestens eine DNA-Sequenz, die ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer Polyphosphatkinase, einer Ace¬ tatkinase, einer Phosphotransacetylase, einer Trehalose-6- Phosphat-Synthase, einer Phosphoenolpyruvat-Mutase, oder einer Ketohexokinase codiert, wobei diese DNA-Sequenz mit regulatorischen DNA-Bereichen für die Transkription und Translation in pflanzlichen Zellen verknüpft ist, stabil in das Genom integriert ist und es aufgrund der Expression der besagten DNA-Sequenz zur Bildung von Polyphosphat, Acetylphosphat, Trehalose-6-Phosphat, Phosphoenolpyruvat oder Fructose-1-Phosphat außerhalb der Vakuole in Zellen der Pflanze kommt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von DNA-Molekülen, die Proteine codieren, die aufgrund ihrer en¬ zymatischen Aktivität zur Bildung von leicht mobilisierbaren Phosphat-Pools, insbesondere von Polyphosphat, Acetyl¬ phosphat, Trehalose-6-Phosphat, Fructose-1-Phosphat oder Phosphoenolpyruvat, außerhalb der Vakuole in pflanzlichen Zellen führen, zur Transformation pflanzlicher Zellen und zur Expression in pflanzlichen Zellen, insbesondere zur Ver¬ besserung des Phänotyps dieser Zellen. Insbesondere betrifft die Erfindung die Verwendung von DNA-Molekülen, die Proteine mit der enzymatischen Aktivität einer Polyphosphatkinase, einer Acetatkinase, einer Phosphotransacetylase, einer Trehalose-6-Phosphat-Synthase,. einer Phosphoenolpyruvat- Mutase oder einer Ketohexokinase codieren, zur Expression in pflanzlichen Zellen sowie zur Erzeugung von Polyphosphat, Acetylphosphat, Trehalose-6-Phosphat, Phosphoenolpyruvat oder Fructose-1-Phosphat außerhalb der Vakuole in pflanz¬ lichen Zellen. Zu diesen DNA-Molekülen gehören insbesondere die oben beschriebenen DNA-Moleküle, die Proteine mit der enzymatischen Aktivität einer Polyphosphatkinase, einer Acetatkinase, einer Phosphotransacetylase, einer Trehalose- 6-Phosphat-Synthase, einer Phosphoenolpyruvat-Mutase oder einer Ketohexokinase codieren.
Zur Vorbereitung der Einführung fremder Gene in höhere Pflan¬ zen stehen eine große Anzahl von Clonierungsvektoren zur Ver¬ fügung, die ein Replikationssignal für E. coli und ein Marker¬ gen zur Selektion transformierter Bakterienzellen enthalten. Beispiele für derartige Vektoren sind pBR322, pUC-Serien, M13mp-Serien, pACYC184 usw. Die gewünschte Sequenz kann an einer passenden Restriktionsschnittstelle in den Vektor ein¬ geführt werden. Das erhaltene Plasmid wird für die Transfor¬ mation von E. coli-Zellen verwendet. Transformierte E. coli- Zellen werden in einem geeigneten Medium gezüchtet, an¬ schließend geerntet und lysiert. Das Plasmid wird wiederge¬ wonnen. Als Analysemethode zur Charakterisierung der gewon¬ nenen Plasmid-DNA werden im allgemeinen Restriktionsanalysen,
Gelelektrophoresen und weitere biochemisch-molekularbiologi¬ sche Methoden eingesetzt. Nach jeder Manipulation kann die Plasmid DNA gespalten und gewonnene DNA-Fragmente mit anderen DNA-Sequenzen verknüpft werden. Jede Plasmid-DNA-Sequenz kann in den gleichen oder anderen Plasmiden cloniert werden. Für die Einführung von DNA in eine pflanzliche Wirtszelle stehen eine Vielzahl von Techniken zur Verfügung. Diese Tech¬ niken umfassen die Transformation pflanzlicher Zellen mit T- DNA unter Verwendung von Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes als Transformationsmittel, die Fu¬ sion von Protoplasten, die Injektion, die Elektroporation von DNA, die Einbringung von DNA mittels der biolistischen Me¬ thode sowie weitere Möglichkeiten.
Bei der Injektion und Elektroporation von DNA in Pflanzenzel¬ len werden an sich keine speziellen Anforderungen an die ver¬ wendeten Plasmide gestellt. Es können einfache Plasmide wie z.B. pUC-Derivate verwendet werden. Sollen aber aus derartig transformierten Zellen ganze Pflanzen regeneriert werden, ist die Anwesenheit eines selektierbaren Markergens notwendig. Je nach Einführungsmethode gewünschter Gene in die Pflanzen¬ zelle können weitere DNA-Sequenzen erforderlich sein. Werden z.B. für die Transformation der Pflanzenzelle das Ti- oder Ri-Plasmid verwendet, so muß mindestens die rechte Begren¬ zung, häufig jedoch die rechte und linke Begrenzung der Ti- und Ri-Plasmid T-DNA als Flankenbereich mit den einzuführen¬ den Genen verbunden werden.
Werden für die Transformation Agrobakterien verwendet, muß die einzuführende DNA in spezielle Plasmide cloniert werden, und zwar entweder in einen intermediären Vektor oder in einen binären Vektor. Die intermediären Vektoren können aufgrund von Sequenzen, die homolog zu Sequenzen in der T-DNA sind, durch homologe Rekombination in das Ti- oder Ri-Plasmid der Agrobakterien integriert werden. Dieses enthält außerdem die für den Transfer der T-DNA notwendige vir-Region. Intermedi¬ äre Vektoren können nicht in Agrobakterien replizieren. Mit¬ tels eines Helferplasmids kann der intermediäre Vektor auf Agrobacterium tumefaciens übertragen werden (Konjugation) .
Binäre Vektoren können sowohl in E. coli als auch in Agrobak¬ terien replizieren. Sie enthalten ein Selektionsmarker-Gen und einen Linker oder Polylinker, welche von der rechten und linken T-DNA Grenzregion eingerahmt werden. Sie können direkt in die Agrobakterien transformiert werden (Holsters et al., Mol. Gen. Genet. 163 (1978), 181-187) . Das als Wirtszelle dienende Agrobakterium soll ein Plasmid, das eine vir-Region trägt, enthalten. Die vir-Region ist für den Transfer der T- DNA in die Pflanzenzelle notwendig. Zusätzliche T-DNA kann vorhanden sein. Das derartig transformierte Agrobakterium wird zur Transformation von Pflanzenzellen verwendet. Die Verwendung von T-DNA für die Transformation von Pflanzen¬ zellen ist intensiv untersucht und ausreichend in EP 120516; Hoekema, In: The Binary Plant Vector System Offsetdrukkerij Kanters B.V., Alblasserdam, Chapter V; Fraley et al., Crit. Rev. Plant. Sei., 4 (1985), 1-46 und An et al. , EMBO J. 4 (1985) , 277-287 beschrieben worden.
Für den Transfer der DNA in die Pflanzenzelle können Pflan- zen-Explantate zweckmäßigerweise mit Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes kokultiviert wer¬ den. Aus dem infizierten Pflanzenmaterial (z.B. Blattstücke, Stengelsegmente, Wurzeln, aber auch Protoplasten oder Suspen- sions-kultivierte Pflanzenzellen) können dann in einem ge¬ eigneten Medium, welches Antibiotika oder Biozide zur Selek¬ tion transformierter Zellen enthalten kann, wieder ganze Pflanzen regeneriert werden. Die so erhaltenen Pflanzen kön¬ nen dann auf Anwesenheit der eingeführten DNA untersucht wer¬ den.
Ist die eingeführte DNA einmal im Genom der Pflanzenzelle in¬ tegriert, so ist sie dort in der Regel stabil und bleibt auch in den Nachkommen der ursprünglich transformierten Zelle er¬ halten. Sie enthält normalerweise einen Selektionsmarker, der den transformierten Pflanzenzellen Resistenz gegenüber einem Biozid oder einem Antibiotikum wie Kanamycin, G 418, Bleomycin, Hygromycin oder Phosphinotricin u.a. vermittelt.
Der individuelle gewählte Marker sollte daher die Selektion transformierter Zellen gegenüber Zellen, denen die einge¬ führte DNA fehlt, gestatten.
Die transformierten Zellen wachsen innerhalb der Pflanze in der üblichen Weise (siehe auch McCormick et al . , Plant Cell Reports 5 (1986) , 81-84) . Die resultierenden Pflanzen können normal angezogen werden und mit Pflanzen, die die gleiche transformierte Erbanlage oder andere Erbanlagen besitzen, ge¬ kreuzt werden. Die daraus entstehenden hybriden Individuen haben die entsprechenden phänotypischen Eigenschaften. Es sollten zwei oder mehrere Generationen angezogen werden, um sicherzustellen, daß das phänotypische Merkmal stabil beibehalten und vererbt wird. Auch sollten Samen geerntet werden, um sicherzustellen, daß der entsprechende Phänotyp oder andere Eigenarten erhalten geblieben sind.
Verwendete Medien und Lösungen
20 x SSC 175,3 g NaCl
88,2 g Natrium-Citrat ad 1000 ml mit ddH20 pH 7,0 mit 10 N NaOH
10 x MEN 200 mM MOPS
50 mM Natriumacetat 10 mM EDTA pH 7,0
NSEB-Puffer 0,25 M Natriumphosphatpuffer pH 7, 2
7 % SDS 1 mM EDTA 1 % BSA (Gew. /Vol.)
Beschreibung der Abbildungen
Fig. 1 zeigt das Plasmid p35S-PPK
Aufbau des Plasmids :
A = Fragment A: CaMV 35S-Promotor, nt 6909-7437 (Franck et al., Cell 21 (1980) , 285-294)
B = Fragment B: DNA-Fragment aus Escherichia coli co¬ dierend für Polyphosphatkinase;
Nucleotide 187-2253 des Polyphosphatkinase (ppk) - Gens (Akiyama et al. , J. Biol. Chem. 1992, 267 (1992) , 22556-22561) ; Orientierung zum Promotor: sense
Der Pfeil gibt die Transkriptionsrichtung des ppk- Gens an
C = Fragment C: nt 11748-11939 der T-DNA des Ti-Plas- mids pTiACH5 (Gielen et al., EMBO J. 3 (1984) , 835-846)
Fig. 2 zeigt das Plasmid pACK
Die dünne Linie entspricht dem Plasmid pUC19, die starke Linie repräsentiert eine DNA-Insertion, die die codierende Region des ac -Gens aus Methanosarcina thermophila (Latimer und Ferry, J. Bacteriol. 175 (1993) , 6822-6829) umfaßt. Der Pfleil gibt die Trans¬ kriptionsrichtung des ac -Gens an.
Fig. 3 zeigt das Plasmid p35S-ACK
Aufbau des Plasmids :
A = Fragment A: CaMV 35S-Promotor, nt 6909-7437 (Franck et al., Cell 21 (1980) , 285-294)
B = Fragment B: DNA-Fragment aus Methanosarcina thermophila codierend für Acetatkinase; Nucleotide 1314-2748 des Acetatkinase ( ack) -Gens (Latimer und Ferry, J. Bacteriol. 175 (1993), 6822-6829) ;
Orientierung zum Promotor: sense
Der Pfeil gibt die Transkriptionsrichtung des ack- Gens an
C = Fragment C: nt 11748-11939 der T-DNA des Ti-Plas- mids pTiACH5 (Gielen et al., EMBO J. 3 (1984), 835-846)
Fig. 4 zeigt transformierte Kartoffelpflanzen im Vergleich mit nicht-transformierten Kartoffelpflanzen.
Drei Pflanzen der Kartoffellinie JP1 35, die mit dem Plasmid p35S-PPK transformiert wurden (hinten) , sind im Vergleich gezeigt mit zwei nicht-transformierten Kartoffelpflanzen (vorne) . Die Pflanzen sind ca. 84 Tage alt und wurden im Ge¬ wächshaus gehalten.
Die Beispiele erläutern die Erfindung. In den Beispielen wer¬ den folgende Methoden angewendet:
1. Clonierungsverfahren
Zur Clonierung in E. coli wurde der Vektor pUC19 verwendet. Für die Pflanzentransformation wurden die Genkonstruktionen in den binären Vektor pBinAR (Höfgen und Willmitzer, Plant Sei. 66 (1990), 221-230) cloniert.
2. Bakterienstämme
Für den pUC19-Vektor und für die pBinAR-Konstrukte wurde der E. coli-Stamm DH5α (Bethesda Research Laboratories, Gaithersburgh, USA) verwendet.
Die Transformation der Plasmide in die Kartoffelpflanzen wurde mit Hilfe des Agrobacterium tumefaciens-Sta es C58C1 pGV2260 durchgeführt (Deblaere et al., Nucl. Acids Res. 13 (1985) , 4777-4788) .
3. Transformation von Agrobacterium tumefaciens
Der Transfer der DNA erfolgte durch direkte Transformation nach der Methode von Höfgen&Willmitzer (Nucleic Acids Res. 16 (1988) , 9877) . Die Plasmid-DNA transformierter Agrobakterien wurde nach der Methode von Birnboim&Doly (Nucleic Acids Res. 7 (1979) , 1513-1523) isoliert und nach geeigneter Restrikti¬ onsspaltung gelelektrophoretisch analysiert.
4. Transformation von Kartoffeln
Zehn kleine mit dem Skalpell verwundete Blätter einer Kartof¬ fel-Sterilkultur (Solanu tuberosum L.cv. Desiree) wurden in 10 ml MS-Medium (Murashige&Skoog, Physiol. Plant. 15 (1962), 473) mit 2 % Saccharose gelegt, welches 50 μl einer unter Se¬ lektion gewachsenen Agrobacterium tumefaciens-Übernachtkultur enthielt. Nach 3-5 minütigem, leichtem Schütteln erfolgte eine weitere Inkubation für 2 Tage im Dunkeln. Daraufhin wur¬ den die Blätter zur Kallusinduktion auf MS-Medium mit 1,6 % Glucose, 5 mg/1 Naphthylessigsäure, 0,2 mg/1 Benzylaminopu- rin, 250 mg/1 Claforan, 50 mg/1 Kanamycin bzw. 1 mg/1 Hygro- mycin B, und 0,80 % Bacto Agar gelegt. Nach einwöchiger Inku¬ bation bei 25°C und 3000 Lux wurden die Blätter zur Sproßin¬ duktion auf MS-Medium mit 1,6 % Glucose, 1,4 mg/1 Zeatinri- bose, 20 mg/1 Naphthylessigsäure, 20 mg/1 Giberellinsäure, 250 mg/1 Claforan, 50 mg/1 Kanamycin bzw. 3 mg/1 Hygromycin B, und 0,80 % Bacto Agar gelegt.
5. Radioaktive Markierung von DNA-Fragmenten
Die radiokative Markierung von DNA-Fragmenten wurde mit Hilfe eines DNA-Random Primer Labelling Kits der Firma Boehringer (Deutschland) nach den Angaben des Herstellers durchgeführt.
6. Northern Blot-Analyse
RNA wurde nach Standardprotokollen aus Blattgewebe von Pflan¬ zen isoliert. 50 μg der RNA wurden auf einem Agarosegel auf¬ getrennt (1,5 % Agarose, 1 x MEN-Puffer, 16,6 % Formaldehyd) . Das Gel wurde nach dem Gellauf kurz in Wasser gewaschen. Die RNA wurde mit 20 x SSC mittels Kapillarblot auf eine Nylon¬ membran vom Typ Hybond N (Amersham, UK) transferiert. Die Membran wurde anschließend bei 80°C unter Vakuum für zwei Stunden gebacken.
Die Membran wurde in NSEB-Puffer für 2 h bei 68°C prähybridi¬ siert und anschließend in NSEB-Puffer über Nacht bei 68°C in Gegenwart der radioaktiv markierten Probe hybridisiert.
7. Pflanzenhaltung
Kartoffelpflanzen wurden im Gewächshaus unter folgenden Be¬ dingungen gehalten:
Lichtperiode 16 h bei 2500 Lux und 22°C
Dunkelperiode 8 h bei 15°C
Luftfeuchte 60 %
Beispiel 1
Konstruktion des Plasmids p35S-PPK und Einführung des Plas¬ mids in das Genom von Kartoffelpflanzen
Für die Konstruktion des Plasmids p35S-PPK wurde zunächst ein DNA-Fragment, das für die Polyphosphatkinase aus E. coli kodiert, mit Hilfe der PCR-Technik ("Polymerase Chain Reaction") amplifiziert. Hierzu wurde genomische DNA aus E.
coli-Zellen des Stamms DH5α nach Standardmethoden isoliert (siehe z.B. Sambrook et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 2. Aufl. (1989), Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbour, NY) . Unter Verwendung der beiden Oligonucleotide
Oligo 1 5' -AAGGATCCAGGAACCCGGGCCATGGGTCAGGAAAAG-3' (Seq ID No. 1) und
Oligo 2 5' -GGGGATCCCGGGCCATGGGTTATTCAGGTTG-3 ' (Seq ID No. 2)
wurde durch die PCR-Reaktion ein ca. 2,1 kb langes DNA-Frag¬ ment amplifiziert, das die Nucleotide 187 bis 2253 der in Akiyama et al. (J. Biol. Chem. 267 (1992), 22558) darge¬ stellten DNA-Sequenz (ppk-Gen) umfaßt, die Polyphosphatki¬ nase aus E. coli codiert. Durch das Oligonucleotid 1, das teilweise zu dem 5' -Ende des pp -Gens komplementär ist, wer¬ den am 5' -Ende des amplifizierten DNA-Fragmentes Restrikti¬ onsschnittstellen für die Restriktionsendonucleasen BamH I und eine Sma I eingeführt. Durch das Oligonucleotid 2, das teilweise zu dem 3 ' -Ende des ppk-Gens komplementär ist, wer¬ den am 3 ' -Ende des Fragmentes Schnittstellen für BamH I, Sma I und Nco I eingeführt. Das aus der PCR-Reaktion resultie¬ rende DNA-Fragment wurde mit BamH I geschnitten und in den mit BamH I geschnittenen binären Vektor pBinAR (Hδfgen und Willmitzer, Plant Sei. 66 (1990), 221-230) ligiert. Bei die¬ sem handelt es sich um ein Derivat des binären Vektors pBinl9 (Bevan, Nucl. Acids Res. 12 (1984), 8711-8721). pBinAR wurde folgendermaßen konstruiert:
Ein 529 bp langes Fragment, das die Nucleotide 6909-7437 des 35S-Promotor des Cauliflowermosaic-Virus umfaßt (Franck et al., Cell 21 (1980), 285-294), wurde als EcoR I/Kpn I-Frag- ment aus dem Plasmid pDH51 (Pietrzak et al., Nucl. Acids Res. 14, 5857-5868) isoliert und zwischen die EcoR I- und
die Kpn J-Schnittstellen des Polylinkers von pBinl9 ligiert. Dabei entstand das Plasmid pBinl9-A.
Aus dem Plasmid pAGV40 (Herrera-Estrella et al., Nature 303, 209-213) wurde mit Hilfe der Restriktionsendonucleasen Pvu II und Hind III ein 192 bp langes Fragment isoliert, das das Polyadenylierungssignal des Gens 3 der T-DNA des Ti-Plasmids pTiACH5 (Gielen et al. , EMBO J. 3, 835-846) umfaßt (Nucleo¬ tide 11749-11939) . Nach Addition von Sph I-Linkern an die Pvu J-Schnittstelle wurde das Fragment zwischen die Sph I- und Hind HI-Schnittstellen pBinl9-A ligiert. Dabei entstand pBinAR.
Mit Hilfe von Restriktions- und Sequenzanalysen wurden re- kombinante Vektoren identifiziert, bei denen das amplifi- zierte DNA-Fragment derart in den Vektor inseriert ist, daß die codierende Region für die Polyphosphatkinase aus E. coli in sense-Orientierung mit dem 35S-Promotor verknüpft ist. Das resultierende Plasmid, p35S-PPK, ist in Fig. 1 darge¬ stellt.
Durch die Insertion des amplifizierten DNA-Fragmentes ent¬ steht eine Expressionskassette, die folgendermaßen aus den Fragmenten A, B und C aufgebaut ist:
Das Fragment A (529 bp) enthält den 35S-Promotor des Cauliflower-Mosaik-Virus (CaMV) . Das Fragment umfaßt die Nucleotide 6909 bis 7437 des CaMV (Franck et al. , Cell 21 (1980) , 285-294) .
Das Fragment B enthält die codierende Region für Polyphos¬ phatkinase aus E. coli . Das Fragment umfaßt die Nucleotide 187-2253 des Polyphosphatkinase-Gens (Akiyama et al., J. Biol. Chem. 267 (1992) , 22556-22561) . Diese codierende Re¬ gion wurde in sense-Orientierung an den 35S-Promotor li¬ giert.
Fragment C (192 bp) enthält das Polyadenylierungssignal des Gens 3 der T-DNA des Ti-Plasmids pTiACH5 (Gielen et al. , EMBO J. 3 (1984) , 835-846) . Die Größe des Plasmids p35S-PPK beträgt ca. 13 kb.
Da die verwendete codierende Region des Gens für Polyphos¬ phatkinase aus E. coli keine Signalsequenz umfaßte, sollte das exprimierte Protein im Cytoplasma transformierter Zellen vorliegen.
Das Plasmid wurde mit Hilfe Agrobakterien-vermittelter Transformation in Zellen von Kartoffelpflanzen transferiert wie oben beschrieben. Aus den transformierten Zellen wurden ganze Pflanzen regeneriert. Auf diese Weise wurden 40 Linien transformierter Pflanzen erzeugt, von denen 7 Linien, insbe¬ sondere die Linien JP1 16, JP1 26, JP1 29, JP1 31, JP1 33, JP1 34 und JP1 35, näher analysiert wurden.
Als Ergebnis der Transformation zeigten transgene Kartoffel- pflanzen die Expression des Gens für die Polyphosphatkinase aus E. coli . Die Expression wurde mit Hilfe von Nothern- Blot-Analysen nachgewiesen. Dazu wurde RNA aus Gewebe von transgenen Pflanzen isoliert, gelelektrophoretisch aufge¬ trennt, auf eine Nylonmembran transferiert und mit der ra¬ dioaktiv markierten codierenden Region des ppk-Gens aus E. coli hybridisiert. Von den obengenannten 7 transgenen Kar¬ toffellinien wurde jeweils eine Pflanze im Hinblick auf die Expression des ppk-Gens untersucht. Alle zeigten eine deut¬ liche Expression des ppk-Gens aus E. coli . In Wildtyp-Pflan¬ zen konnten dagegen keine Transkripte dieses Gens nachgewie¬ sen werden.
Die Pflanzen zeigten im Vergleich zu Wildtyp-Pflanzen einen wesentlich höheren Ertrag pro Pflanze (gemessen als g Knol¬ len/Pflanze) wie in der folgenden Tabelle dargestellt.
Tabelle I n g/Pflanze
JP1 16 8 113,88
JP1 26 8 115,13
JP1 29 8 111,63
JP1 31 8 132,50
JP1 33 8 122,38
JP1 34 8 122,50
JP1 35 8 117,25
Wildtyp 8 102,38
Dargestellt ist der Knollenertrag in g/Pflanze von Pflanzen, die mit dem Plasmid p35S-PPK transformiert wurden, im Ver¬ gleich zu nicht-transformierten Pflanzen (Wildtyp) . Untersucht wurden Pflanzen, die im Gewächshaus kultiviert wurden, der Linien JP1 16, JP1 26, JP1 29, JP1 31, JP1 33, JP1 34 und JP1 35 sowie Wildtyp-Pflanzen der Kartoffelvarie¬ tät Desiree. Die Ernte der Kartoffeln erfolgte 11 Wochen nach dem Aussetzen der Pflanzen. n = Anzahl der zur Analyse verwendeten Pflanzen g/Pflanze = durchschnittliches Knollengewicht/Pflanze
Die transformierten Pflanzen bildeten im Vergleich zu Wild¬ typ-Pflanzen nicht mehr, dafür aber wesentlich größere Knol¬ len.
Der Stärkegehalt der Knollen transformierter Pflanzen ent¬ sprach dem Stärkegehalt von Knollen von Wildtyp-Pflanzen (Messung durch Bestimmung der Dichte der Knollen) . Weiterhin zeigten die transformierten Pflanzen im Vergleich zu Wildtyp-Pflanzen eine vorzeitige Blütenbildung, wie in den folgenden Tabellen dargestellt:
Tabelle II n % der Pflanzen
JP1 16 14 33,3
JP1 26 14 46,6
JP1 29 14 28,6
JP1 31 14 35,7
JP1 33 14 57,1
JP1 34 14 35,7
JP1 35 14 64,3
Wildtyp 14 0,0
Tabelle III n % der Pflanzen
JP1 16 14 66,7
JP1 26 14 46,6
JP1 29 14 35,7
JP1 31 14 71,4
JP1 33 14 61,5
JP1 34 14 42,9
JP1 35 14 64,3
Wildtyp 14 8,3
Tabelle II und III illustrieren die vorzeitige Blütenbildung von Pflanzen, die mit dem Plasmid p35S-PPK transformiert wurden, im Vergleich zu nicht-transformierten Pflanzen (Wildtyp) .
Transformierte Kartoffelpflanzen der Linien JP1 16, JP1 26, JP1 29, JP1 31, JP1 33, JP1 34 und JP1 35 sowie Wildtyp- Pflanzen der Kartoffelvarietät Desiree wurden unter Gewächs¬ hausbedingungen kultiviert. Tabelle II zeigt den prozen¬ tualen Anteil der untersuchten Pflanzen jeder Linie bzw. der Wildtyp-Pflanzen, die nach 80 Tagen nach dem Aussetzen der
Pflanzen blühten. Tabelle III zeigt den prozentualen Anteil der untersuchten Pflanzen jeder Linie bzw. der Wildtyp- Pflanzen, die nach 84 Tagen nach dem Aussetzen der Pflanzen blühten. n = Anzahl analysierten Pflanzen
% Pflanzen = prozentualer Anteil der Pflanzen, die blühen
Bei transformierten Pflanzen setzte die Blüte durchschnitt¬ lich 1-2 Wochen früher ein als bei Wildtyp-Pflanzen, die unter den gleichen Bedingungen gehalten wurden.
Beispiel 2
Konstruktion des Plasmids p35S-ACK und Einführung des Plas¬ mids in das Genom von Kartoffelpflanzen
Für die Konstruktion des Plasmids p35S-ACK wurde zunächst ein DNA-Fragment isoliert, das die Acetatkinase aus Methanosarcina thermophila codiert (ack-Gen) . Das Gen ist in der Sma J-Schnittstelle eines pUC19-Plasmids inseriert. Die Konstruktion dieses pUC-Plasmides ist ausführlich in Latimer und Ferry (J. Bacteriol. 175 (1993), 6822-6829; siehe Seite 6823, rechte Spalte) beschrieben. Das verwendete Plasmid, das im Rahmen dieser Erfindung pACK genannt wird, ist in Fig. 2 dargestellt.
Aus diesem Plasmid wurde durch Restriktionsverdau mit den Restriktionsendonucleasen Asp718 und BamH I ein ca. 1,45 kb großes DNA-Fragment isoliert und in den mit Asp718 und BamH I geschnittenen binären Vektor pBinAR ligiert. Das resultie¬ rende Plasmid wurde mit p35S-ACK bezeichnet und ist in Fig. 3 dargestellt.
Durch die Insertion des isolierten Asp718/BamH I-DNA-Frag- mentes entsteht eine Expressionskassette, die folgendermaßen aus den Fragmenten A, B und C aufgebaut ist:
Das Fragment A (529 bp) enthält den 35S-Promotor des Cauliflower-Mosaik-Virus (CaMV) . Das Fragment umfaßt die
Nucleotide 6909 bis 7437 des CaMV (Franck et al. , Cell 21 (1980) , 285-294) .
Das Fragment B enthält die codierende Region für Acetatki¬ nase aus Methanosarcina thermophila . Das Fragment umfaßt die Nucleotide 1314-2748 der in Latimer und Ferry (J. Bacteriol. 175 (1993) , 6822-6829) dargestellten Sequenz (Acetylkinase iack) -Gen) . Diese codierende Region wurde in sense-Orientie¬ rung an den 35S-Promotor ligiert.
Fragment C (192 bp) enthält das Polyadenylierungssignal des Gens 3 der T-DNA des Ti-Plasmids pTiACH5 (Gielen et al. , EMBO J. 3 (1984), 835-846).
Die Größe des Plasmids p35S-ACK beträgt ca. 12,5 kb. Das Plasmid wurde wie oben beschrieben mit Hilfe Agrobakte¬ rien-vermittelter Transformation in Zellen von Kartoffel¬ pflanzen transferiert. Aus den transformierten Zellen wurden ganze Pflanzen regeneriert.
Als Ergebnis der Transformation zeigten transgene Kartoffel- pflanzen die Expression der Acetatkinase aus Methanosarcina thermophila im Cytosol der Zellen.
SEQUENZPROTOKOLL
(1) ALLGEMEINE ANGABEN:
(i) ANMELDER:
(A) NAME: Institut fuer Genbiologische Forschung Berlin
GmbH
(B) STRASSE: Ihnestrasse 63
(C) ORT: Berlin
(E) LAND: DE
(F) POSTLEITZAHL: 14195
(G) TELEFON: (0 30) 8 30 00 70 (H) TELEFAX: (0 30) 83 00 07 36
(ii) BEZEICHNUNG DER ERFINDUNG: Transgene Pflanzen mit einer gesteigerten Biomasseproduktion
(iii) ANZAHL DER SEQUENZEN: 2
(iv) COMPUTER-LESBARE FASSUNG:
<A) DATENTRÄGER: Floppy disk
(B) COMPUTER: IBM PC compatible
(C) BETRIEBSSYSTEM: PC-DOS/MS-DOS
(D) SOFTWARE: Patentin Release #1.0, Version #1.30 (EPA)
(vi) DATEN DER URANMELDUNG:
(A) ANMELDENUMMER: DE P 44 44 460.5
(B) ANMELDETAG: 29-N0V-1994
(2) ANGABEN ZU SEQ ID NO: 1:
(i) SEQUENZKENNZEICHEN:
(A) LÄNGE: 36 Basenpaare
(B) ART: Nucleotid
(C) STRANGFORM: Einzelstrang
(D) TOPOLOGIE: linear
(ii) ART DES MOLEKÜLS: Sonstige Nucleinsäure
(A) BESCHREIBUNG: /desc = "Oligonucleotid"
(iii) HYPOTHETISCH: JA
(xi) SEQUENZBESCHREIBUNG: SEQ ID NO: 1: AAGGATCCAG GAACCCGGGC CATGGGTCAG GAAAAG 36
(2) ANGABEN ZU SEQ ID NO: 2:
(i) SEQUENZKENNZEICHEN:
(A) LÄNGE: 31 Basenpaare
(B) ART: Nucleotid
(C) STRANGFORM: Einzelstrang
(D) TOPOLOGIE: linear
(ii) ART DES MOLEKÜLS: Sonstige Nucleinsäure
(A) BESCHREIBUNG: /desc = "Oligonucleotid"
(iii) HYPOTHETISCH: JA
(xi) SEQUENZBESCHREIBUNG: SEQ ID NO: 2: GGGGATCCCG GGCCATGGGT TATTCAGGTT G 31