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Verfahren zum kontinuierlichen Extrahieren von Ölsaaten od. dgl. Bei
der kontinuierlichen Extraktion von Gütern, z. B. Ölsaaten, werden die Extraktionsrückstände,
die hauptsächlich aus extrahiertem Gut und Lösungsmittel bestehen und die noch einen
restlichen Gehalt an durch die Extraktion zu gewinnenden Stoffen, z. B. Öl, haben,
durch direkte oder indirekte Beheizung in einer Entbenzinierungsanlage von dem Lösungsmittel,
z. B. Benzin, durch Verdampfen befreit.
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Der Restgehalt an zu gewinnenden Stoffen geht für die Extraktion verloren,
obgleich diese Stoffe schon im Lösungsmittel gelöst sind. Er verbleibt in den Extraktionsrückständen.
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Bei der Extraktion von Ölsaaten handelt es sich im allgemeinen um
Restölgehalte im Extraktionsrückstand, die annähernd 5 bis zo kg je Tonne Ausgangsgut
oder etwa o,6 bis 1,2 1/9 des Extraktionsrückstandes betragen. Eine Extraktion auf
wesentlich niedrigere als die angegebenen Entölungsgrade, z. B. auf o,211/o, würde
eine Vergrößerung der Extrakteure auf etwa das Doppelte bedingen. Sie ist deshalb
aus wirtschaftlichen Grün-. den insbesondere im Hinblick auf die hohen Anlagekosten
nicht durchführbar.
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Die Erfindung hat u. a. zum Ziel, mindestens einen Teil der in den
Rückständen bisher zurückbleibenden Mengen der durch die Extraktion herauszunehmenden
Stoffe auf wirtschaftlichem Wege und mit einer verhältnismäßig einfachen und wenig
umfangreichen Apparatur zu gewinnen. Die
Erfindung besteht im Rahmen
eines Verfahrens zum kontinuierlichen Extrahieren von Ölsaaten od. dgl. in Becherwerksextrakteuren
oder anderen Extraktionsvorrichtungen, in denen das zu extrahierende Gut in relativ
zu den Fördermitteln ruhenden Schichten durch die Extraktion geführt wird, darin,
daß der Extraktionsrückstand vor dem Ausdämpfen abgepreßt, das dabei erhaltene,
01 und Trubstoffe enthaltende Lösungsmittel in die Extraktion geleitet und
dort durch das zu extrahierende Gut als sich ständig erneuerndes Filter filtriert
wird.
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In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß Extrakteure mit im Verhältnis
zu den Fördermitteln ruhenden Schichten, in denen die im Extrakteur selbst anfallende
Miscella durch das zu extrahierende Gut als sich ständig erneuerndes Filter filtriert
wird, bekannt sind. Bei diesen Einrichtungen wird jedoch das den Extrakteur verlassende
Schrot nicht abgepreßt, sondern direkt der Ausdämpfung zugeführt. Der die Erfindung
bildende Vorschlag, das aus dem Extrakteur abgezogene Schrot durch Auspressen von
wenigstens einem Teil des Restölgehaltes zu befreien, die dabei anfallende Lösung
in die Extraktion zurückzuführen und durch das zu extrahierende Gut zu filtrieren,
ist durch den Stand der Technik hingegen nicht bekannt. Lediglich bei Extraktionsvorrichtungen
in Gestalt eines umlaufenden Filterbandes öder eines schwingenden und fibrierenden
Filtrationssiebes hat man das-zu extrahierende Gut in Gegenwart von Lösungsmitteln
wiederholt abgepreßt und aufgelockert und dabei die ausgepreßte Miscella auf das
in der Extraktion befindliche Rohmaterial zurückgeleitet. Dadurch aber, daß das
in diesem Falle gleichfalls als Filter dienende zu extrahierende Gut mehrfach einer
Auspressung und Auflockerung unterworfen wird, gelingt es nicht, eine trubarme Miscella
zu erzielen, sondern es fielen Lösungen mit Trubgehalten von' etwa 5 bis ioo/o an.
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Erfindungsgemäß hingegen wirkt das zu extrahierende Gut als ruhendes
Filter, so daß die Trubteilchen aus der durch Abpressung gewonnenen Miscella größtenteils
abgeschieden werden. Gleichzeitig wird durch Rückleitung dieser dünnen Miscella
auch die Extraktion verbessert. Insbesondere ist das neue Verfahren in Verbindung
mit der kontinuierlichen Extraktion vorteilhaft, und zwar bei solchen Extrakteuren,
bei denen das Lösungsmittel oder die Miscella durch die geschlossenen, in sich ruhenden
Schichten von Extraktionsgut zum Zwecke der Filtration der Lösungen durch das Extraktionsgut
selber geleitet werden kann. Hierzu sind außer dem stehenden Becherwerk auch solche
liegender Ausführung geeignet, ferner sogenannte Siebbandextrakteure, bei denen
das Extraktionsgut auf einem endlosen Band liegt, sowie andere Fortbewegungseinrichtungen,
wie beispielsweise um eine Achse rotierene Zellen, die mit Siebböden versehen sind.
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Zur weiteren Erläuterung der Erfindung diene die Zeichnung, in der
schematisch und beispielsweise eine Anlage zur Ausführung des neuen Verfahrens dargestellt
ist.
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i ist ein Becherwerksextrakteur bekannter Bauart, in welchem die Becher
öder Extraktionskörbe2 im Uhrzeigersinn ihren Kreislauf beschreiben. Durch die Zuführung
3 wird das zu extrahierende Gut in die Extraktionskörbe eingebracht, darin wird
es mit einer Miscella überspült, die durch die Zuleitung 6 eingeführt wird.
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Diese Miscella ist auf der linken Seite des Bechcrwerlcsextralcteurs
entstanden. Auf dieser Seite wird.Benzin oder ein anderes geeignetes Öllösungsmittel
auf den obersten der aufsteigenden Extraktionskörbe gegeben, das durch alle z. B.
mit Öffnungen in ihrem Boden versehenen oder mit Überläufen ausgestatteten Körbe
hindurch abwärts fließt und dabei Öl aus dem die Körbe füllenden zu extrahierenden
Gut aufnimmt.
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Aus dem untersten Korb gelangt die Öllösung, die getrennt von der
auf der .rechten Seite des Becherwerksextrakteurs gewonnenen Miscella gehalten wird,
auf dem Wege 5, 2i, 6 auf die rechte Seite des Bechzrwerlcsextral:teurs. Dort tritt
aus dem untersten der absteigenden Extraktionskörbe eine reiche Miscella aus, die
dem Extrakteur bei 7 entnommen wird, um dem Benzinverdampfer 8 zugeleitet zu werden.
Diesen verläßt das vom Benzin befreite Öl bei 9, während die aus der Miscella ausgetriebenen
Benzindämpfe in einem Kondensator io niedergeschlagen werden, aus dem das Benzinkondensat
nach Trennung vom gleichzeitig kondensierten Wasser im Abscheider i i durch eine
Leitung 12 dem Extrakteur bei q. wieder zugeführt wird.
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In der Zeichnung ist der Gang des Gutes, des Öles und des Lösungsmittels
durch die Extraktionsanlage in fortlaufenden Strängen dargestellt, wobei der Ölstrang
einfach, der Gutstrang kreuzweise schraffiert und die Lösungsstränge ohne Schraffur
gezeichnet sind.
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Das in den Extraktionskörben :2 durch den Extrakteur geförderte und
entölte Extraktionsgut 13
gelangt aus den Körben bei 14 in einen Behälter
15, aus welchem es durch eine Fördervorrichtung 16, z. B. eine Schnecke oder einen
Regler, bei 17 in eine Schneckenpresse 18 geleitet wird. Die bei i9 in Richtung
der Pfeile ausfließende trubhaltige Miscella wird durch die Leitung 2o bei 2i in
den Strom der von der Gegenstromseite zur Gleichstromseite des Extrakteurs gehenden
Miscella und mit dieser bei 6 wieder in den Extrakteur eingeführt.
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Beim Durchgang durch das als Filter wirkende zu extrahierende Gut
in den Extraktionskörben des absteigenden Zweiges des Becherwerkes bleiben die Trubteilchen
größtenteils oben auf dem zu extrahierenden Gut zurück, so daß gleichzeitig erreicht
wird, daß durch die aus der Abpressung hervorgehende Miscella keine Qualitätsverringerung
der aus dem Extrakteur in die Benzinverdampfung gelangenden Miscella eintritt.
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Das in der Schneckenpresse 18 durch mechanisches Abpressen von einem
großen Teil der darin
noch enthaltenen Miscella befreite Extraktionsgut
wird bei 22 in einem Entbenzinierungsapparat 23 bekannter Bauart durch indirekte
Beheizung und anschließende Behandlung mit direktem Dampf von den Benzinresten befreit;
die Extraktionsrückstände wandern bei 24 aus der Entbenzinierungsvorrichtung ab.
Die ausgetriebenen Benzindämpfe gehen durch eine Leitung 25 einem Kondensator 26
zu, werden dort niedergeschlagen, in einem Abscheider 27 von Wasser befreit und
durch eine Leitung 28 als flüssiges Benzin bei 4 ebenfalls dem Extrakteur zugeleitet.
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Durch die mechanische Abpressung der Miscella aus den Extraktionsrückständen
und deren Weiterverwendung gemäß der Erfindung wird ein großer Teil, beispielsweise
etwa 2/s, dar in den Extraktionsrückständen vorhandenen Lösungsmittelmenge und die
äquivalente Menge des in den Extraktionsrückständen noch enthaltenen Restöles gewonnen,
bevor die Rückstände in einer Verdampfungsanlage von dem zurückgehaltenen Benzin
befreit werden.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt darin, daß die Umlaufmenge
des Lösungsmittels verringert werden kann und daß infolge der damit verbundenen
geringeren Belastung der Entbenzinierungsvorrichtun:genAnlagekosten eingespart werden
können. Auf Grund dieser Vorteile gelangt das neue Verfahren zu einer beachtlichen
Senkung der Gestehungskosten der zu gewinnenden Öle.
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Das neue Extraktionsverfahren ermöglicht ferner bei Anwendung der
bisher üblichen Entölungsgrade eine Leistungssteigerung des Extrakteurs um etwa
das Doppelte, da in diesem dann nicht mehr die zeitraubende Endphase der Extraktion
durchgeführt, sondern beispielsweise das Gut nur noch auf 1,5°/o entölt zu werden
braucht, worauf durch die Abpressung von beispielsweise 2/3 des Lösungsmittels die
entsprechende Menge 01 den Extraktionsrückständen entzogen und diese damit
auf einen normalen Restölgehalt von o,5% gebracht werden.
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Außer für die Entfernung von Trubstoffen aus Miscella kann das Verfahren
gemäß der Erfindung in zahlreichen anderen Fällen angewendet werden, insbesondere
in solchen, in denen es sich um die Extraktion von wertvollen Stoffen aus festen
Rohstoffen handelt, z. B. für die Reinigung von wasserlöslichen Extrakten bei der
Gewinnung von Gerbstoffen oder für die Reinigung von Zuckerlösungen, die bei der
Auslaugung von Süßholz, Zuckerrohr oder Zuckerrüben im Becher werksextrakteur od.
dgl. anfallen.