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Verfahren und Vorrichtung zur unmittelbaren Gewinnung von Wollfett
aus Wollwaschwässern. Den Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren und Vorrichtungen
zur Gewinnung von Wollfett (Lanolin) aus Wollwaschwässern.
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Bisher sind verschiedene Verfahren für die Behandlung derartiger Waschwässer
in Vorschlag gebracht worden, um aus ihnen die gesamten Fette abzuscheiden und die
Flüssigkeit für die Wiederbenutzung zu gewinnen. Aber in allen Fällen sind bisher
chemische Stoffe verwendet worden, und zwar entweder zur Neutralisierung oder sonstiger
Behandlung der alkalischen Flüssigkeit, worauf zur Förderurig der Abscheidung oder
zur Gewinnung des Fettes aus den ausgeschiedenen Teilen eine mechanische Behandlung
folgte. In den Fällen, in welchen auch Luft als mechanisches Mittel angewendet wurde,
hatte diese ausschließlich die Aufgabe, die Bewegung der zu behandelnden Stoffe
herbeizuführen.
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So ist beispielsweise in der amerikanischen Patentschrift
579581 ein Verfahren vorgeschlagen worden, die Flüssigkeit in einen Behälter
laufen zu lassen, der gelochte Rohre enthält, durch welche Luft eingeführt wird,
welche die Flüssigkeit in Bewegung versetzt und hierdurch einen Schaum hervorbringt,
der die fettigen Stoffe in konzentrierter Form enthält. Dieser Schaum wird mittels
Abstreicher, die an einem endlosen Bande befestigt sind, abgenommen und dann, falls
die Gewinnung der Fette angestrebt wird, durch Behandlung mit Schwefelsäure neutralisiert,
wobei das Fettstoffgemisch in der entstehenden Masse entweder durch Druck, durch
Lösungsmittel oder andere bekannte Maßnahmen ausgeschieden wird.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird nun das Wollfett aus dem Wollwaschwasser
ohne Benutzung chemischer Stoffe vermittels eines einzigen, rein mechanischen Verfahrens
gewonnen, welches darin besteht, daß die Flüssigkeit der Stoßwirkung eines Luft-
oder Gasstromes ausgesetzt wird, der zweckmäßig in der Form kleiner Strahlen und
in Verbindung mit Prallplatten arbeitet, wie im folgenden noch näher beschrieben
werden wird. Lieses Verfahren läßt die etwa vorhandenen Seifen, chemisch unverändert
in der Flüssigkeit, und die Luft oder ein anderes Gas wird mit solchem Druck eingeführt,
daß die Flüssigkeit mit kräftigem Stoß gegen die Prallplatten geschleudert wird.
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Bei der Wollverarbeitung wird die Rohwolle in der Regel zuerst einem
Waschprozeß unterworfen, in welchem der Schmutz sowie die fettigen und sonstigen
der Wollfaser anhaftenden Stoffe entfernt werden. Der Schmutz scheidet sich aus
der Waschflüssigkeit äus, das Fett dagegen verbleibt in der Flüssigkeit, und zwar
entweder im Zustand
einer Emulsion oder in kolloidaler Lösung, während
die Pottasche und -andere weniger wichtige Stoffe von dem Wasser gelöst werden.
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Bei Anwendung der vorliegenden Erfindung wird zunächst die gesamte
von der Wollwäsche herrührende Flüssigkeit stillstehen gelassen, wodurch sich der
schwerere Schmutz absetzt und ausscheidet. Hierauf wird die Flüssigkeit der Wirkung
von Luft oder 'einem anderen unter Druck stehendem Gas unterworfen, und zwar derart,
daß das Gas innerhalb zweckmäßig geformter Kammern in die Flüssigkeit tritt und
diese hierdurch in ganz fein verteilten Zustand versetzt, worauf die Luft o. dgl.
schließlich an geeignet angeordneten Öffnungen als Blasen entweicht. Auf diese Weise
ballen sich die feinen kolloidalen Teilchenderartig zusammen, daß sie unmittelbar
ohne Anwendung von Chemihalien gewonnen werden können.
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Die Erfindung soll im folgenden an Hand der Zeichnungen eingehender
beschrieben werden, von denen Fig. z einen lotrechten Längsschnitt, Fig. 2 den Querschnitt
und Fig.3 den teilweise geschnittenen Grundriß einer Form des zur Ausführung des
Verfahrens dienenden Behälters darstellen.
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Fig. q. und g zeigen eine etwas abgeänderte Anordnung des Behälters
im Längs- und Querschnitt.
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Wie in den Fig. z bis 3 dargestellt ist, kann die Vorrichtung zur
Ausführung des neuen Verfahrens aus einem trogförmigen Behälter cz bestehen, dem
die Flüssigkeit in abgemessenen Mengen zugeführt wird. In der Nähe des unteren Teils
des Behälters sind Rohre b eingebaut, die auf ihrer ganzen Länge mit feinen Öffnungen
c ausgerüstet sind. Oberhalb jeder Öffnung liegt eine rohrförmige Kammer d in der
Weise, daß die aus den Öffnungen c der Rohre b entweichende Luft oder das Gas in
diesen Kammern aufsteigt, wobei sie die in dem Behälter a befindliche Flüssigkeit
mit sich reißt, und zwar zunächst in der Form einer innigen Mischung von Luft oder
Gas und Flüssigkeit und schließlich in der Form von aufsteigenden Blasen.
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Die Kammern d können, wie dargestellt, so angeordnet sein, daß ihre
Achse lotrecht oder nahezu lotrecht steht. In diesem Falle wird das am unteren Ende
in die Kammer eintretende Gas und die Flüssigkeit sie nach aufwärts durchströmen.
Die Kammern sind mit gelochten oder sonst in geeigneter Weise angeordneten Prallplatten
in der dargestellten Weise versehen, um die Zerlegung der Flüssigkeit in möglichst
kleine Teilchen zu fördern. Der Druck des Gases wird so geregelt, daß die auf das
Feinste verteilte und mit Gas durchsetzte Flüssigkeit sich aus dem oberen Ende der
Kammern d mit genügender Kraft ergießt, um in der Form von Blasen aus den Kammern
auszutreten. Es ist noch eine den oberen Teil der rohrförmigen Kammern umgebende
gelochte Platte e angebracht, so daß die aus diesen Kammern austretenden Blasen
sich auf der Platte e entlang bewegen. Das Wollfett wird auf der Platte e abgefangen
und gelangt in die Rinnen oder Behälter f, die zu seiner Aufnahme bestimmt sind.
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Die Flüssigkeit strömt zurück durch die Löcher in die Sammelrinne
m und wird nach Belieben durch die Rohren in den Behälter a zurückgeführt,
um nochmals dem Ausschei= dungsprozeß unterworfen zu werden, oder sie kann in einen
zweiten ähnlichen Behälter geleiten werden, um einer weiteren Behandlung, z. B.
zur Ausscheidung anderer Stoffe, unterworfen zu werden. Auch kann die Flüssigkeit
gegebenenfalls in den Ablaufkanal o geleitet werden.
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Eine Reihe derartiger Behälter a kann nebeneinander angeordnet werden,
so daß eine große Flüssigkeitsmenge auf einmal verarbeitet werden kann. Die Dauer,
während welcher die Flüssigkeit unter der Wirkung des Gases steht, kann beliebig
geändert werden, um das Verfahren den Eigenschaften der Flüssigkeit anzupassen.
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Beim Verlassen der Sammelrinne in enthält die Flüssigkeit noch die
Pottasche und (oder) andere Alkalien, welche zum Waschen der Wolle verwandt wurden,
sowie auch die Pottasche, welche aus der Wollfaser beim Waschverfahren selbst ausgezogen
worden ist. Diese Alkalien befinden sich genau in demselben chemischen Zustande,
welchen sie bei ihrem Zuführen zum Zweck des Waschens der Wolle hatten und sind
infolgedessen ohne weiteres für die Wiederbenutzung bei der Wollwäsche verwendbar.
Ein Fälhnittel, beispielsweise Kalk oder Ton, kann zur weiteren Klärung der aus
den Behältern ablaufenden Flüssigkeit benutzt werden.
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Durch dieses Verfahren wird das Wollfett ohne Benutzung von Säuren
gewonnen, welche die Hauptagentien bei dem üblichen Fettgewinnungsverfahren sind.
Und nicht nur fällt bei dem neuen Verfahren jede Anwendung von chemischen Stoffen,
insbesondere Säuren, fort, sondern auch die Alkalien verbleiben in ihrer ursprünglichen
Form und können daher stets wieder benutzt werden, anstatt, wie bisher, in Formen
umgewandelt zu werden, die zum Waschen von Wolle oder anderen Stoffen nicht mehr
verwendet werden können. Wenn diese Alkalien für andere Zwecke rückgewonnen werden
sollen, kann ihre Trennung von der Flüssigkeit durch einfaches Verdampfen -erreicht
werden. Die sich absetzenden
festen Stoffe können zweckmäßig ausgeschieden
und in Dünger verwandelt. werden.
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In der in Fig. q. und 5 veranschaulichten, etwas abgeänderten Ausführungsform
der zur Durchführung des Verfahrens dienenden Vorrichtung besitzt der Behälter a,
wie vorher, gelochte Rohre b; er ist jedoch durch eine in der Mitte angeordnete
Scheidewand u unterteilt, welche mit ihrer oberen Kante mit dem nach unten zusammenlaufenden
Ende zweier Platten ei verbunden ist. Diese Platten bilden hierdurch einen in der
Mitte gelegenen kleineren Behälter h, * in den die Flüssigkeit von beiden Seiten
in Form von Blasen übertritt. Die Flüssigkeit kann alsdann in den Hauptbehälter
a durch Löcher in den Platten e1 oder mittels eines Rohres n (vgl. Fig. 4 und 5)
zur nochmaligen Behandlung zurückfließen. Das Wollfett scheidet sich aus und schwimmt
auf der Oberfläche der im Behälter k befindlichen Flüssigkeit. Hier kann es mittels
Platten i abgenommen werden, die an einer endlosen Kette oder einem Bande j angebracht
sind, das über eine Walze k läuft. Auf diese Weise wird das Fett über ein Wehr
L am Ende des Behälters h getrieben und gelangt in einen weiteren
Sammelbehälter oder eine Rinne f 1.