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Verfahren zum Zurichten beim Buchdruck Im Buchdruck ist es bekannt,
daß die Satzteile, Bilder usw. der Druckformen ungleichmäßige Höhen aufweisen, die
irgendwie ausgeglichen werden müssen, um den Druckerzeugnissen ein völlig gleichmäßiges
Aussehen zu verleihen. Um dieses Ausgleichen zu erreichen, verwendet man im Buchdruck
bisher ein Zurichteverfahren, bei dem man folgendermaßen vorgeht.
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Die aus der Setzerei kommenden Sätze (Satzseiten) mit Illustrationen
(Klischees) werden in der Druckmaschine in einen Rahmen geschlossen, dann von Walzen
eingefärbt, und darauf wird ein stark druckender Abzug gemacht, bei welchem sich
nun sämtliche Unebenheiten der Druckform sehr deutlich abzeichnen. Um diese Unebenheiten
auszugleichen, wird dieser Abzug,- der auf den Druckzylinder aufzuspannen ist und
als Gegenlage für die Druckform dienen soll, zugerichtet, und Ywar dadurch, daß
auf -die schwächer erscheinenden Stellen des Abzuges mit der Hand genau auszuschneidende
Papierunterlagen aufgeklebt werden, so daß durch diesen auf den Druckzylinder aufgespannten
Zurichtebogen die nächsten vom Zylinder aufgenommenen Leerbögen einen gleichmäßigen
Abzug zeigen, da durch die Papierunterlagen des Zurichtebogens die Höhenunterschiede
der Druckform ausgeglichen werden. Ist der Druck dieser Abzüge noch nicht einwandfrei,
so muß eine zweite Zurichtung, in vielen Fällen sogar noch eine dritte Zurichtung
erfolgen, und alle Zurichtbögen werden
in erforderlicher Überdeckung
auf den Druckzylinder geklebt. Bei diesem Verfahren- müssen Bildbestandteile der
Druckform für sich besonders bearbeitet werden, wozu, wie vorstehend dargestellt,
nochmals ein gut eingefärbter Abzug gemacht wird. Die Bildteile dieses Abzuges werden
sodann ausgeschnitten und besonders bearbeitet und dann auf den ersterwähnten Abzug
geklebt, wobei die Unebenheiten des Bildes bzw. dessen ungleichmäßiger Druck genau
wie die Schrift durch auszuschneidende Papierunterlagen ausgeglichen werden müssen.
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Dieses bekannte Zurichten erfordert durch das Hinterkleben der verschiedenen
Papierlagen und das genaue Anzeichnen der schwach- druckenden Stellen einen sehr
großen Arbeits- und Zeitaufwand, ein besonderes Einfühlungsvermögen, spezielle Kenntnisse
und Erfahrungen des Druckers.
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Nach einem anderen bekannten Verfahren wird so vorgegangen, daß von
der aus der Setzerei kommenden Druckform nach deren Einfärbung mit normalem Druck
ein Abzug hergestellt wird, auf dem sich die stärker und schwächer druckenden Teile
der Druckform deutlich abzeichnen. Auf diesen Abzug streut man ein an sich bekanntes
Pulver, welches naturgemäß an den stark gedruckten Stellen infolge des dickeren
Farbauftrages in größerer Menge haftet als an den schwächer gedruckten Stellen mit
schwächerem Farbauftrag. Das überflüssige Pulver wird darauf entfernt und das an
der Druckfarbe haftende Pulver verfestigt. So; dann wird der behandelte Abzug kalandriert,
d. h. er wird bei abgestellten Farbwalzen noch einmal durch die Druckmaschine hindurchgeführt,
und zwar mit sehr starkem Druck durch die Gegendruckwalze. Dabei wird das Pulver
an den anfangs stark gedruckten Stellen zusammengedrückt, während es an den anfangs
schwächer gedruckten Stellen seine Schichtstärke beibehält. Die Schichtstärke des
Pulvers an den stark gedruckten Stellen muß dabei auf ein geringes Maß zusammengedrückt
werden als die Schichtstärke an den anfangs schwächer gedruckten Stellen, damit
die letzteren stärker erhaben hervortreten als die anfangs stark gedruckten Stellen,
um so bei Verwendung dieses Abdruckes als Zurichtebogen einen Ausgleich der unterschiedlichen
Höhen der Druckform zu erreichen. Dieser Zurichtebogen wird im übrigen in üblicher
Weise auf die Gegendruckwalze aufgespannt.' Gegebenenfalls muß dieser Vorgang auch
hier bei mehreren Bögen wiederholt werden. Bei dem bekannten Verfahren geht es also
im Prinzip darum, auf dem Zurichtebogen eine plastisch verformbare Schicht zu erhalten,
die durch Verformung beim Kalandrieren den Unebenheiten der Druckform angepaßt werden
kann. Dieses Verfahren hat sich in der .Praxis nicht bewährt, da das Pulver des
Zurichtebogens unmittelbar beim Kalandrieren, nach dem Kalandrieren, oder beim späteren
Drucken durch die auftretenden Arbeitsdrucke auseinanderbröckelt, so daß die Zurichtung
zerstört wird und bald wiederholt werden muß, oder das Pulver verschiebt .sich beim
Zusammendrücken des stärkeren Auftrages zur Gewinnung der verminderten Schichtstärke,
so daß beim Drucken ein sehr unsauberer Druck entsteht.
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Um gegenüber dem ersteren bekannten Zurichteverfahren mittels Hinterkleben
von Seidenpapier od. dgl. für den Buchdruck nur einen Bruchteil der bisherigen Arbeitszeit
aufwenden zu müssen, ohne daß der Drucker spezielle Erfahrungen und Kenntnisse besitzen
braucht, besteht das Zurichteverfahren nach der Erfindung darin, daß von der eingefärbten
Druckform nach Abstellen der Farbwalzen die Farbe von den höher liegenden Druckformteilen
ganz oder teilweise mittels mehrerer Abzüge entfernt und darauf von dieser Druckform
ein als Zurichtebogen dienender Abzug unter so starkem Anpressen hergestellt wird,
daß sich die tiefer liegenden, noch Farbe aufweisenden Druckformteile auf ihm abdrucken,
worauf auf diesen Bogen in bekannter Weise ein Pulver gestreut wird, welches nur
an der frischen Farbe haftet, sonst aber entfernt wird und an den Haftstellen durch
chemische oder physikalische Behandlung, z. B. mittels Wärme, in einen erhaben auftragenden
festen Stoff überführt wird.
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Im einzelnen geht man dabei so vor, daß die in der Druckmaschine befindliche
Druckförm durch Walzen eingefärbt wird, worauf die Farbwalzen abgestellt werden.
Auf dem Druckzylinder sind eine Reihe Leerbögen aufgespannt, und von diesen Bögen
werden mehrere Abzüge gemacht, so daß hierdurch von den höher liegenden Teilen der
Druckform die Farbe nach und nach ganz oder teilweise abgenommen wird, während sämtliche
tiefer liegenden Satz- und Bildteile der Druckform ihre Farbe behalten. Sodann wird
ein kräftiger Abzug hergestellt; z. B. dadurch, daß die Leerbogenzahl auf dem Druckzylinder
vergrößert wird, so daß der Abzugbogen auch gegen die tiefer liegenden Stellen der
Druckform zur Anlage kommt, die sich damit kräftig auf dem Bogen abdrucken, während
die höher liegenden Teile der Druckform nicht oder nur schwach durch etwa auf diesen
Teilen noch vorhandene Farbreste erscheinen. Dieser Abzug wird als Zurichtebogen
benutzt, indem man auf diesen Bogen in bekannter Weise ein Pulver gleichmäßig verteilt,
welches mit der Farbe des Abzuges eine chemische Bindung eingeht und einen festen
Stoff bildet, der sich erhaben auf dem Abzug aufträgt. Besser wird aber ein Pulver
eines Kunstharzes verwendet, welches auf der frischen Farbe des Abzugs haftet und
welches durch Wärme bei Temperaturen bis 15o° in einen plastischen und durch Abkühlung
in einen festen Zustand übergeht. Dieses Pulver eines thermoplastischen Kunstharzes
wird z. B. durch Schütteln des Abzuges gleichmäßig auf ihm verteilt und dann das
nicht haftende Pulver, dessen Körnung abstimmbar ist, durch Kippen des Abzuges entfernt.
Damit wird erreicht, daß an den stärker gedruckten Stellen des Abzuges mehr Pulver
anhaftet als an den schwächer gedruckten Stellen, so daß nach einer Wärmebehandlung
des Abzuges und der folgenden Abkühlung
ein fester erhabener Auftrag
entsteht, der an den stärker gefärbten Abzugsteilen höher ist als an den schwach
erscheinenden Abzugsteilen. Dieser so hergestellte Abzug wird sodann als Zurichtebogen
auf dem Druckzylinder befestigt, z. B. aufgeklebt, so daß die vom Stapel abgenommenen
Leerbögen durch den Zurichtebogen als Unterlage Abzüge ergeben, die einwandfrei
und gleichmäßig sind, da die tiefer liegenden Teile der Druckform durch die erhabenen
Teile des Zurichtebogens ausgeglichen werden.
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Genügt der vorerwähnte Zurichtebogen noch nicht zur Herstellung gleichmäßiger
Abzüge, so kann ein zweiter Zurichtebogen in gleicher Weise hergestellt werden,
der dann in Überdeckung mit dem ersten Zurichtebogen ebenfalls auf den Druckzylinder
aufgeklebt wird. Man känn in diesem Falle auch so vorgehen, daß man von vornherein
nicht einen, sondern zwei oder mehr Abzüge herstellt, die dann in der obenerwähnten
Weise zugerichtet und in Überdeckung auf den Druckzylinder als Gegenlage zur Druckform
zum Ausgleich der Höhenunterschiede der Druckform befestigt, z. B. aufgeklebt werden.
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Durch das neue Zurichteverfahren wird gegenüber dem Bekannten eine
wesentliche Herabsetzung der Arbeitszeit beim Zurichten und damit eine erhebliche
Einsparung an Kosten erreicht. Weiter können jetzt Satz- und Bildteile der Druckform
in einem Arbeitsgang zugerichtet werden, wodurch eine weitere Einsparung an Arbeits-
und Zeitaufwand gegeben ist. Für die Herstellung der Zurichtebögen braucht der Drucker
bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens keinerlei spezielle Erfahrungen
und Kenntnisse besitzen.