DE960766C - Verfahren zur Herstellung biegsamer Zellkoerper aus Urethangruppen aufweisenden Kunststoffen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung biegsamer Zellkoerper aus Urethangruppen aufweisenden KunststoffenInfo
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Description
AUSGEGEBEN AM 28. MÄRZ 1957
G 18i31 IVb 139 b
Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung biegsamer elastomerer Zellkörper
aus flüssigen Reaktionsgemischen, die Polyisocyanate enthalten.
Die Erzeugung biegsamer Zellkörper ausflüssigen
Reaktionsgemischen, welche Polyisocyanate enthalten, ist verhältnismäßig neu. Die Reaktionsgemische,
aus denen die Zellkörper hergestellt werden, enthalten Polykondensationsprodukte, die
entweder bei Zimmertemperatur flüssig oder bei verhältnismäßig niedrigen Temperaturen schmelzbar
sind. Diese höhermolekularen Verbindungen enthalten reaktionsfähige Wasserstoffatome, die mit
den Isocyanatgruppen unter Bildung eines Netzes miteinander durch Querbindungen verbundener
Molekülketten reagieren. Das Polyisocyanat spielt hierbei nicht nur die Rolle eines Vernetzungs- oder
Härtungsmittels für den hochmolekularen Stoff, sondern reagiert auch mit dem in, dem flüssigen
Reaktionsgemisch anwesenden Wasser unter Bildung von Kohlendioxyd, welches das flüssige Reaktionsgemisch auftreibt und zum Schäumen bringt, wobei
ein biegsamer Zellkörper entsteht, der seine schaumartige Zellstruktur nach der Vernetzung des Polykondensate
beibehält.
Die Reaktion zwischen dem Isocyanat und dem Wasser unter Bildung von Kohlendioxyd und die
Reaktion zwischen dem Polyisocyanat und dem
Polykondensat, welche dessen Vernetzung bewirkt, finden gleichzeitig, statt. Es ist jedoch schwierig,
die Geschwindigkeiten der beiden einzelnen Reaktionen so zu regeln, daß man ideale Bedingungen
erhält. Wenn z. B. eine beträchtliche Kohlendioxydentwicklung stattfindet, bevor das Produkt genügend
hart geworden ist, steigt das Gas an die Oberfläche und entweicht. Geht die Vernetzung
andererseits zu schnell vor sich, so wird das Produkt ίο so fest, daß die weitere Bildung, Ausdehnung und
Bewegung des Gases behindert wird und man einen ungleichmäßigen Zellkörper erhält. Es wurde beobachtet,
daß sich an der Oberfläche des Reaktionsgemisches eine verhältnismäßig dicke, im wesentliehen
nicht zellenförmige Haut bildet, wenn sich das Kohlendioxyd bereits entwickelt, bevor die
Härtung des flüssigen Reaktionsgemisches beginnt. Dies ist offenbar darauf zurückzuführen, daß das
Kohlendioxyd bereits aus der noch flüssigen Mischung entwichen ist. Diese dicke Haut muß von
dem Fertigerzeugnis abgeschnitten werden, was eine beträchtliche Materialverschwendung bedeutet.
Die Erfindung zielt daher auf ein Verfahren zur Herstellung biegsamer Zellkörper aus' Reaktionsgemischen
ab, die Wasser, Polyisocyanat und einen reaktionsfähigen Wasserstoff enthaltendes PoIykondensationsprodukt
enthalten, wodurch die Bildung einer dicken Oberschicht auf dem Fertigerzeugnis vermieden oder doch auf ein Minimum
beschränkt wird, so daß nur eine sehr geringe Menge des Werkstoffes von dem fertigen Zellkörper
abgeschnitten zu werden braucht. Die Erfindung will ferner den Verlust an Kohlendioxyd
vermindern, das infolge des Aufsteigens zur Oberfläche des Reaktionsgemisches und des Entweichens
für die Fertigung verlorengeht, und die Herstellung biegsamer Zellkörper von gleichmäßigerer Porengröße
ermöglichen.
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß man das Reaktionsgemisch aus reaktionsfähige
Wasserstoffatome enthaltendem Polykondensat, Polyisocyanat und Wasser einer Ammoniakatmosphäre
aussetzt, solange das Gemisch noch schäumt und erst hart wird. ■
Die Erfindung ist allgemein auf die Erzeugung biegsamer Zellkörper aus Reaktionsgemischen anwendbar,
welche ein reaktionsfähige Wasserstoffatome enthaltendes Polykondensationsprodukt, ein
Polyisocyanat und Wasser enthalten. Der Ausdruck »reaktionsfähige Wasserstoffatome« bezeichnet diejenigen,
welche sich nach dem Verfahren von Zerewitinoff als reaktionsfähig bestimmen lassen.
Beispiele von reaktionsfähige Wasserstoffatome enthaltenden Polykondensationsprodukten sind Polyester,
Polyesteramide, endständige Hydroxylgruppen aufweisende Polyalkylenäther und Gemische
zweier oder mehrerer dieser Stoffe. Die Polyester und Polyesteramide werden vorzugsweise
aus bifunktionellen Stoffen, wie Dicarbonsäuren, Aminocarbonsäuren, Glykolen, Aminoalkoholen und
Diaminen, hergestellt. Gegebenenfalls kann man auch geringe Mengen trifunktioneller Stoffe bei der
Herstellung der die reaktionsfähigen Wasserstoffatome enthaltenden Polykondensate mitverwenden.
Bevorzugt werden Polyester und Polyesteramide mit mittlerem Molekulargewicht von etwa 1000 bis
5000, einer Säurezahl nicht über 5 und einer Hydroxylzahl von 20 bis 110.
Man kann mit beliebigen organischen Polyisocyanaten oder Gemischen derselben arbeiten. Die
Menge an Polyisocyanat soll mindestens ausreichen, das die reaktionsfähigen Wasserstoffatome enthaltende
Polykondensat zu vernetzen und mit dem Wasser unter Bildung von Kohlendioxyd zu reagieren.
Im allgemeinen arbeitet man vorzugsweise mit 2 bis 8 Isocyanatäquivalenten je Mol des
Polymeren. Typische Beispiele verwendbarer Polyisocyanate sind die Diisocyanate, wie Hexamethylendiisocyanat,
p-Phenylendiisocyanat, m-Phenylendiisocyanat, 4, 4'-Diphenylen-diisocyanat,
1, 5-Naphthylen-diisocyanat, 4, 4'-DiphenyIen- '
methan - diisoeyanat, die Toluylen-diisocyanate,
4, 4' - Diphenyläthyl - diisoeyanat, 3,3'- Dimethyl-4,4'-diphenyl-diisocyanat
und 3,3'-Dimethoxy-4,4'-diphenyl-diisocyanat;
die Triisocyanate, wie 4, 4', 4"-Triphenylmethan-triisocyanat und Toluol-
2, 4, 6-triisocyanat; die Tetraisocyanate, wie
4, 4'-Dimethyldiphenylmethan-2, 2', 5, s'-tetraisocyanat,
und Polyisocyanatgemische, wie sie in der USA.-Patentschrift 2 683 730 beschrieben sind. Von
diesen Stoffen werden 3, 3'-Dimethyl-4, 4'-diphenyldiisoeyanat, 3, 3'-Dimethoxy-4, 4'-diphenyl-diisocyanat
utndi die Toluylemdiisocyanate bevorzugt.
Das Wasser in dem Reaktionsgemisch dient sowohl zur Entwicklung von Kohlendioxyd zum
Auftreiben als auch zur Bildung von Vernetzungspunkten in dem Polykondensat.
Weitere Beispiele von reaktionsfähige Wasserstoffatome enthaltenden Polykondensationsproduk-•ten
und von. Polyisocyanaten sowie eine Erörterung der sich abspielenden chemischen Umsetzungen
finden sich in der USA.-Patentschrift 2 625 535 und in einer Arbeit in »Rubber Chemistry and Technology«,
Oktober bis Dezember 1950, S. 812 bis 834. Die Polyalkylenäther sind Polyäther, die von
Alkylenoxyden, Glykolen oder anderen heterocyclischen Äthern, wie Dioxolan, abgeleitet sind. Diese
Stoffe lassen sich durch die Formel HO(RO)nH
darstellen, in der R einen Alkylenrest, wie den Methylen-, Äthylen- oder Propylenrest, und η eine
ganze Zahl bedeutet, die größer als 1 ist. Diese Glykole sind entweder zähe Flüssigkeiten oder
wachsartige feste Körper, die bei verhältnismäßig niedriger Temperatur schmelzen. Weitere Beispiele
von Polyalkylenäthern und Verfahren zu deren Herstellung sind in den USA.-Patentschriften
2 692 873 und 2 702 797 angegeben.
Außer den drei obengenannten Bestandteilen kann das Reaktionsgemisch gegebenenfalls noch
Füllmittel, Verstärkungsmittel, farbgebende Zusätze, Oxydationsverzögerer und Beschleuniger enthalten.
Das folgende Beispiel, in welchem die Teile sich auf Gewichtsmengen beziehen, soll die Erfindung
erläutern.
Beispiel ι
150 Teile eines aus Adipinsäure, 8o Molprozent Äthylenglykol und 20 Molprozent Propylenglykol
hergestellten Polyesters mit einer Hydroxylzahl von 62, einer Säurezahl von 1,7 und einem mittleren
Molekulargewicht von 1760 wurden der Reihe nach mit 3,i Teilen Wasser, 25 Teilen Diatomeenerde,
1,5 Teilen eines Kondensationsproduktes aus Butyraldehyd und Butylamin und 44,3 Teilen
Toluylen-diisocyanat gemischt. Das Kondensationsprodukt aus Butyraldehyd und Butylamin, das als
Katalysator für die Reaktion wirkt, wurde aus ungefähr 4 Mol Butyraldehyd und 1 Mol Butylamin
hergestellt. Diese Kondensationsprodukte und Verfahren zu ihrer Herstellung sind in »The
Journal of American Chemical Society«, Bd. 70, S. 1624 (April 1948), beschrieben. Die Bestandteile
wurden gründlich miteinander gemischt und die Mischung dann in Formen aus Aluminium eingegossen.
Eine der Aluminiumformen wurde bei Zimmertemperatur stehengelassen und lediglich der Luft
ausgesetzt. Die zweite Form wurde unter ein Becherglas gestellt, unter welchem sich ebenfalls
eine etwa 7°/oige Lösung von Ammoniumhydroxyd befand. Beide Proben schäumten gut und erhärteten
in 15 Minuten. Die so gehärteten Proben wurden zerschnitten, und es stellte sich heraus, daß die
Probe, die nur der Luft ausgesetzt worden war, an ihrer Oberseite eine ziemlich dicke Haut (von
etwa 1,15 mm Dicke) besaß. Um diese Probe als Kissenwerkstoff verwenden zu können, war es erforderlich,
die verhältnismäßig dicke Haut von der Oberfläche abzuschneiden, um eine Atmung des
Zellkörpers, d. h. einen ungehinderten Luftdurchgang durch den Zellkörper während dessen Gebrauchs
zu ermöglichen. Die im Ammoniakdampf vulkanisierte Probe hatte nur eine sehr dünne Haut
an der Oberfläche (etwa 0,25 mm dick), die sich fast unmittelbar nach dem Hereinstellen der Probe
unter das Becherglas bildete und anscheinend eine weitere Verdickung der Haut verhinderte. Die
Konzentration des Ammoniaks in der die Schaumbildungs- und Vulkanisationsreaktion umgebenden
Atmosphäre ist nicht ausschlaggebend; hohe Konzentrationen führen jedoch zu einer schnelleren
Hautbildung.
Man erkennt also, daß es dadurch, daß man das Reaktionsgemisch während der Gasentwicklung und soder
Härtung einer ammoniakhaltigen Atmosphäre aussetzt, möglich wird, fast unmittelbar nach dem
Einsetzen der Schaumbildung und Härtung eine dünne schützende Haut auf dem Reaktionsgemisch
zu erzeugen, die das Entweichen des nachfolgend entwickelten Gases aus dem Reaktionsgemisch verhindert.
Indem man auf diese Weise das entwickelte Gas »einfängt«, ist nur ein Mindestmaß
an nachträglichem Beschneiden des Zellkörpers erforderlich. Der Zellkörper besitzt außerdem eine
gleichmäßigere Porengröße.
Claims (1)
- PATENTANSPRUCH:Verfahren zur Herstellung biegsamer Zeilkörper aus Urethangruppen aufweisenden Kunststoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man das in bekannter Weise aus einem reaktionsfähige Wasserstoffatome enthaltenden Polykondensationsprodukt, einem Polyisocyanat und Wasser gebildete flüssige Reaktionsgemisch in einer ammoniakhaltigen Atmosphäre schäumen und erhärten läßt.In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschrift Nr. 860 109.©■609 €56/504 9.56 (609 845 3.57)
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