-
Verfahren zum Färben von Mischungen aus Wolle und Polyamidfasern Das
Färben von Mischungen aus Wolle und Polyamidfasern bietet im allgemeinen gewisse
Schwierigkeiten, wenn es darum geht, auf diesen Mischgespinsten Ton-in-Ton-Anfärbungen
hervorzubringen. Die Schwierigkeiten sind vor allem darauf zurückzuführen, daß die
Polyamide ein viel geringeres Säurehindungsvermögen .als Wolle besitzen. Dieser
Unterschied im Säurebindungsvermögen wirkt sich so aus, daß bei dunklen Farbtönen
die Wolle stärker zieht als die Polyamidfaser, während bei hellen Farbtönen die
Polyamidfaser stärker zieht als die Wolle, weil bei helleren Farbtönen im allgemeinen
auch sc'hwäc'here Säurekonzentrationen in den Färbebädern vorhanden sind, so daß
sich die keratinhaltige Kutikula der Wollfaser (Mantelfaser) als Schutz des Faserinnern
auswirkt, das sich allein anfärbt. Bei höheren Farbstoffkonzentrationen in,der Flotte,
d. Ih. wenn auch ein größerer Anteil der die Wolle quellenden Säure vorhanden ist,
tritt das zehnmal größere Säurebindungsvermögen der Wolle in den Vordergrund.
-
Das Bindungsvermögen von Polyamidfasern für saure Wollfarbstoffe ist
daher abhängig von den in den Farbstoffen vorhandenen Sulfogruppen als solchen und
ganz besonders auch von deren Zahl pro Farbstofmolekül. Verdoppelt man z. B. die
Zahl der Sulfogruppen in einem sauren Wollfarbstoff,
so wird nur
.die halbe Menge Farbstoff wie vorher von den Polyamidfasern (einschließlich Wolle)
gebunden, d. h., der Farbton ist nur mehr halb so tief wie vorher, da jede basische
Gruppe in der Faser eine Sulfogruppe für sich in Anspruch nimmt. Hieraus läßt sich
der sogenannte »Blockierungseffekt« einzelner Farbstoffe aus einer Farbstoffkombination
erklären, oder darin besteht, daß einzelne Farbstoffe mit größerer Affinität als
andere diese aus ihrer Bindung mit der Faser .hinau"s in das Färbebad drängen.
-
Um diesen Schwierigkeiten beim Färben von Podyamid-Woll-Mischungen
zu begegnen, wurde beider Aufstellung von Farbstoffsortimenten für die Polyamidfasern
Rücksicht getragen, und zwar dadurch, daß geeignete Färbereihilfsstoffe entwickelt
wurden, welche für einzelne saure Wollfarbstoffe beim Färben von Polyami.d-Woll-Mischungen
ein verbessertes, jedoch noch unbefriedigendes Ton-in-Ton-Färben ermöglichen
sollen. So wird z. B. empfohlen, für helle Färbungen der Flotte o,5-bis i o/o dibutyl-naphthalinsulfonsaures
Natrium zuzusetzer2. Dieses wird bei normaler Temperatur im Färbebad in Gegenwart
von Säure gleichgewichtsmäßig zur freien Säure umgesetzt und blockiert die primären
Aminogruppen der Polyamidfaser, während die durch die Kutikula geschützten Aminogruppen
der Wolle nicht reagieren. Wenn die Temperatur des Färbebades erhöht wird, wird
:die Naphthalinsulfonsäure allmählich von der Faser durch die Farbsäure verdrängt.
-
Für dunklere Töne wird die Verwendung von 5 bis fo% Glaubersalz empfohlen,
wodurch ein zu starkes Aufziehen der Farbstoffe auf die Wolle verhindert wird.
-
Es wurde nun gefunden, daß sich Mischungen aus Wolle und Polyamildfasern
auf einfache Art Ton-in-Ton färben lassen, wenn z. B. in Gegenwart einer substituierten
Naphthalinsulfonsäure zuerst irü alkalischen Gebiet und anschließend im sauren Gebiet
gefärbt wird. Vor allem lassen sich auf diese Art Kombinationsfärbungen, für die
zwei und mehr Farbstoffe zur Erzielung eines Modetons verwendet werden, in Ton-in-Ton
getreu abmustern und färben.
-
Das Verfahren wird folgendermaßen durchgeführt. Ein Färbeb-adi, in
welchem sich nebst Metallkomplexfarbstoffen für die Polyamndfäser und den sauren
Farbstoffen für die Wolle in dem gewünschten Farbton entsprechenden Konzentrationen
zusammen mit i o % dibuty-l-naphthalinsulfonsaurem Natrium befinden, wird, .durch
Zugabe von Ammoniak auf ein pH von 7,5 bis 8 eingestellt. Das Färbegut wird bei
einer Badtemperatur von 6o bis 70° eingebracht, worauf die Temperatur allmählich
bis zum Siedepunkt gesteigert wird. Bei ,-dieser Temperatur wird das Bad während
etwa ao Minuten belassen. Es zeigt :sich, daß während dieser Zeit ausschließlich
der P.olyamidanteil gefärbt wird, während die schon im Bad befindlichen sauren Wollfarbstoffe
durch die alkalisöheReaktion und die Gegenwart von idibutylnaphthalinsulfonsaurem
Natrium nicht auf'.die Polyamid faser ziehen. Andererseits fangen die sauren Wollfarbstoffe
erst bei saurer Raktion an, die Wollfaser anzufärben.
-
Wenn das Polyamid gefärbt ist, beginnt man allmählich mit Essigsäure
zu verdünnen, so daß das pH langsam in den Säurebereich :hinüberwechselt, welcher
Vorgang zwecks Erzielung guter Egalität ungefähr 1/z Stunde dauern sollte. Zu Beginn
wird entsprechend :der zugegebenen Ammoniakmenge Ammoniumazetat gebildet, welches
für dieEgalität als Puffer selbst noch im sauren Bereich nachwirkt. Je nach den
Umständen kann es vorteilhaft sein, für eine kurze Zeit die Temperatur der Flottebei:m
Wechsel von alkalisch nach sauer zu erniedrigen. Im nun sauren Bad wird der Wollanteil
gefärbt, wobei allmählich i bis 40/0 85o/oige Ameisensäure zugegeben wird.
-
Bei Verwendung von Nachchromierungs-Farbstoffen wird die C'hromierung
bei Kochtemperatur im Verlauf von 1/z bis i Stunde (abhängig von der Tiefe der gewünschten
Farbe) mit Kalium- oder Natriumbichromat vorgenommen. Am Schluß der Färbung kann
man i % Natriumbhiosulfat hinzugeben, so daß dlie Reduktion im Verlauf von ungefähr
15 Minuten erfolgt, wobei die Badtemperatur auf etwa 7o° gesenkt wird. Das
Färbegut wird anschließend in üblicher Weise mit Wasser gespült und getrocknet.
-
DieVorteile dieserFärbemedhode bestehen darin, :daß sich durch kleine
Vorversuche leicht feststellen läßt, in welcher Menge :die Wollfarbstoff- und die
Polyamidfarbstoffkom@binationen angewendet werden müssen, um eine exakte Ton-in-Ton-Färbung
der beiden Komponenten zu erreichen, dadurch, daß diese :beiden Farbstoffkombinationen,
trotzdem sie sich im gleichen Bad befinden, sich beim Anfärben nicht stören können,
da ja so die Färbung wohl im gleichen Bad, jedoch separat erfolgt.
-
Ein weiterer Vorteil besteht :darin, daß beim Färben nach :diesem
Verfahren die teuren Metallkomplexfarbstoffe nur für den Polyamidanteil, der im
allgemeinen 2o '/o oder weniger der Mischung beträgt, verwendet werden müssen, während
für das Färben des Wollanteiles die in den Wollfärbereien vorhandenen Wollfarbstoffe
gebraucht wenden können.
-
Natürlich können, wenn die Umstände es erfordern, die beiden Färbvorgänge
auch in getrennten Bädern vorgenommen werden, oder es läßt sich ebenfalls derart
vorgehen, daß man zuerst dieWolle im sauren Bereich färbt und dann erst das Polyamd
im alkalischen. Beispiele Färbeverfahren i Das Färbebad., welches foo/o dibutyl-naphthalinsulfonsaures
Natrium enthält, wird .durch Zugabe vonAmmoniak auf ein pH 8 gestellt. Dann wird
das Färbegut bei etwa 5o° ein paarmal umgezogen und hierauf die Farbstoffe für die
Polyamidfasern (Metallkomplexfarbstoffe) und für die Wolle (saure Wollfarbstoffe)
langsam zugegeben. Anschließend
wird die Badtemperatur allmählich
bis zum Siedepunkt gesteigert. Bei dieser Temperatur wird 3/4 Stunde belassen, worauf
das Bad auf 70° abgekühlt und portionenweise mit 2% 85%iger Ameisensäure versetzt
wind. Dann wird das Bad wieder zum Kochen gebracht und weitere 3/4 Stunde auf Siedetemperatur
belassen. Gefärbt wurde im Verhältnis 1:40.
-
a) Rot (Wolle/Polyamidfasern 50/5o) : 1% Vialonechtrot G, o,5 % Vialonechtorange
R, i,5 % Xylenechtrot BL (Schultz Farbstofftabellen, VII. Auflage 1939, Erg.-Bid.II,
S.279), o,OIO/o Sulfoninschwarz B (a. a. O., 1931, Bd. I, S. 594), 10% dibutyl-naphehalinsu.lfons.aures
Natrium, 1o0/0 Glaubersalz, krist., 2% Ameisensäure 85 %ig.
-
b) Violett (Wolle/Polyami.dfasern 50/5O) : o,2 % Vialonechtviolett
B, . 0,5 % Vialonechtmarine-@blau R, 0,5% Xylenechtmarineblau B (a. a. O., 1939
Erg.-Bd.II, S.278), 0,2% Alizarinlichtviolett 2Re (a. a. O., 19-39, Erg.-Bd. II,
S. 11q.), 1O0/0 dibutyl-naphthalinsulfonsaures Natrium, 1o0/0 Glaubersalz, krist.,
1,5 % Ameisensäure 85 %ig.
-
c) Schwarz (Wolle/Polyamidfasern 80/2o) f,6 % Vialonechtschwarz G,
6,q.0/0 Sulfon.inschwarz B, io% @d-iibutyl-nap'hthalinsulfonsaures Natrium, fo%
Glaubersalz, krist., q.0/0 Ameisensäure 85 %ig.
-
d) Graugrün (Wolle/Polyami,dfasern 50/5o) 0,35"/o hrgalonolve BGL,
o, i 5 % Irgalongrau BL, 0,5 % Ali.zarinlichtgrün GS (a. a. O., 1931, Bd. I, Nr.
12O1), 0,2q.0/0 Vitrolanblau 2G (Colour Index Gr. 144), fo% d-ibutyl-naphthalinsulfonsaures
Natrium, 1o0/0 Glaubersalz, krist., 1,5% Ameisensäure 85 %ig.
-
e) Braun (Wolle/Polyamidfasern 50/50) : 2,50/0
Irgalanbraun
3 BL, 0,750/0 Irgalanbraun 2 GL, 0,34% Irgalangelb GL, 0;3% Xylenechtbraun RG (a.
a. O., 1939, Erg.-Bd.II, S.279), 0,24%@Alizarinlichtviolett FFR, 0,o5 % Sulfoninschwarz
B, 1o % di#butyl-naphthalinsulfonsaures Natrium, fo°/o Glaubersalz, krist., 20/a
Essigsäure 5o%ig. Färbeverfahren 2 Zunächst wird das Färbebad mit Ammoniak auf pli
etwa 8 gestellt, dann darin das Material bei etwa 5o° ein paarmal umgezogen und
hierauf die Farbstoffe für die Polyamidfasern (Metallkomplexfarbstoffe) langsam
zugegeben. Anschließend langsam zum Kochen erhitzt und in 3/4 Stunde kochend fertig
gefärbt. Jetzt wird auf 7o° abgekühlt und die Farbstoffe für die Wolle (saure Wollfarbstoffe)
beigegeben unter portionsweisem Zugerben von :2% Ameisensäure (85%). Hierauf wieder
zum Kochen treiben und in 3/4 Stunde fertig gefärbt. Gefärbt wurde im Verhältnis
i : 40.
-
Blaßblauviolett (Wolle/Polyamidfasern 75/25) 0,0q.0/0 Cibalangrau
2GL, o,i25% Cibalangrau BRL, 0,32'/o Erionylchromrot RC (Musterkarte I. R. Geigy
A. G., Basel, Nr. o967), 0,0250/0
Omegachromechtblau B (Schultz Farbstofftabellen,
VII. Auflage, Bd. II, S. 161), 0,25-0/a Kaliumlyichromat, io% idibutyl-naphthalinsulfonsaures
Natrium, fo% Glaubersalz, krist., 2% Ameisensäure 85 0/aig.
-
Bei den in den Beispielen angeführten Vialonechtfaribstoffen handelt
es sich um komplexe Metallfarbstoffe, die frei von läslichmachenden Gruppen sind
und auf i dreiwertiges Metallatom 2 Farbstoffmoleküle enthalten (s. Musterkarte
Badische Anilin- und Sodafaibrik, Ludwigshafen/Rhein, Nr. 552/52 d), bei den Irgalanfarbstoffen
um sulfongruppenfreie 2 : i-Chrom- oder Kobaltkomplexe, wie sie z. B. in dien Patentschriften
8q:2 089,
870 305, 909 758, 921 22q. beschrieben sind, bei den Ci:balanfarbstoffen
um sulfongruppenfreie i : 2-Chrornkomplexe (s. Musterkarte Ciba A. G., Basel, Nr.257O/53).