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Verfahren zur Herstellung von Hydrazinverbindungen
Bei der Einwirkung
von 3 Mol Hydrazin auf cyclische o-lAinitrile erhält man nach dem Patent 845 200
und seinem Zusatzpatent 932 128 in glatter Reaktion I, 4-Dihydrazino-2, 3-diazine,
welche wegen ihrer blutdrucksenkenden Wirkung therapeutisches Interesse besitzen.
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Es wurde nun gefunden, daß man zu neuen Hydrazinverbindungen anderer
Konstitution gelangt, wenn man 1 Mol eines aromatischen oder heterocyclischen o-Dinitrils
mit 3 Mol Hydrazin in Gegenwart von mindestens 1 Mol eines Formylierungsmittels
bei Temperaturen, die 1000 nicht wesentlich übersteigen, zur Umsetzung bringt. Als
Formylierungsmittel wird vorteilhaft Dimethylformamid verwendet, da dessen Überschuß
als Lösungsmittel der umzusetzenden Dinitrile dient.
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Die nach diesem Verfahren erhaltenen Verbindungen besitzen eine Hydrazingruppe
und vermutlich einen dem o-Diazinring ankondensierten unsubstituierten Triazolring.
Dieser Reaktionsverlauf war überraschend, da die Verbindungen des Verfahrens nicht
aus I, 4-Dihydrazino-2, 3-diazin mit formylierenden Mitteln erhalten werden können
und da bei Anwendung von Dimethylacetamid an Stelle von Dimethylformamid die Reaktion
in normaler Weise zu I, 4-Dihydrazino-2, 3-diazin führt.
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Die neuen Verbindungen lösen sich in verdünnter Salzsäure mit stark
saurer Reaktion. Diese Lösungen
sind nicht beständig. Die neuen
Verbindungen sollen als Heilmittel oder als Zwischenprodukte zur Darstellung von
Heilmitteln verwendet werden, da sie eine anhaltende, stark blutdrucksenkende Wirkung
besitzen.
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Bespiel I I28 Teile Phthalsäuredinitril werden in eine Mischung von
350Teilen Dimethylformamid und 220 Teilen 8001,igen Hydrazinhydrats eingetragen.
Der Ansatz wird in etwa I Stunde unter Rühren auf go" erhitzt, wobei Ammoniakabspaltung
eintritt und sich ein fast farbloses Produkt abscheidet. Nach Beendigung der Reaktion
verdünnt man mit Wasser, kühlt ab, saugt das Reaktionsprodukt ab, wäscht es gut
mit Wasser aus und trocknet es bei etwa 40° im Vakuum.
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Das in Wasser unlösliche Reaktionsprodukt, von welchem I4Z Teile erhalten
werden, ist gegen Licht und Sauerstoff wesentlich stabiler als das ohne Formylierungsmittel
erhaltene I, 4-Dihydrazinophthalazin. Es zersetzt sich bei etwa 2950.
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In verdünnter Salzsäure ist es löslich; die Lösung reagiert stark
sauer; aus ihr wird mit Ammoniak die Hydrazinverbindung wieder abgeschieden. Das
Nitrat der Verbindung ist in Wasser schwer löslich. Bei längerem Stehen der salzsauren
Lösung oder beim Erhitzen findet teilweiser Übergang der Hydrazinoin die Aminogruppe
statt. Die nach Absatz I erhaltene Verbindung ist wahrscheinlich das I-Hydrazino-3,
4-triazolphthalazin der Formel
Durch Umsetzen mit Aldehyden erhält man bereits bei 200 in alkoholischer Suspension
ein Monohydrazon, z. B. mit p-Chlorbenzaldehyd eine Verbindung vom Fp. 2750.
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Beispiel 2 I28 Teile Phthalsäuredinltril werden in eine Mischung
von 350 Teilen 8001dges Hydrazinhydrat und 65 Teilen Ameisensäure eingetragen und
unter Rühren 3 Stunden bei go0 erhitzt. Nach dem Abkühlen saugt man das Reaktionsprodukt
ab, wäscht und trocknet es. Man erhält I63 Teile einer mit dem Produkt des Beispiels
I identischen Verbindung.
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Beispiel 3 I7,8 Teile Naphthalin-2, 3-dinitril werden in 120 Teile
Dimethylformamid eingetragen und mit 40 Teilen 80°/Oigem Hydrazinhydrat versetzt.
Man erhitzt den Ansatz unter Rühren 9 Stunden auf 85°, läßt erkalten und saugt das
abgeschiedene Reaktionsprodukt ab. Das gut mit Wasser gewaschene Produkt wird bei
+5" in verdünnte Salzsäure (50/0ig) eingetragen. Die Lösung wird filtriert und bei
+5° mit Ammoniak alkalisch gestellt. Die ausgeschiedene Hydrazinverbindung wird
abgesaugt, gewaschen und getrocknet, wobei 12,5 Teile erhalten werden. Sie hat einen
Zersetzungspunkt von 3I5 bis 3"0" und bildet mit p-Chlorbenzaldehyd ein Monohydrazon
vom Fp. 2950.
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Beispiel 4 129 Teile Pyndin-2, 3-dinitril werden in eine Mischung
von 350 Teilen Dimethylformamid und 250 Teilen 8001,iges Hydrazinhydrat eingetragen.
Der -Ansatz wird unter Rühren 3 Stunden bei go" gehalten, wobei sich allmählich
eine blaßgelborange Verbindung abscheidet. Nach dem Erkalten saugt man das Reaktionsprodukt
ab und wäscht es mit möglichst wenig kaltem Wasser. Durch Kristallisation aus Wasser
wird die Verbindung gereinigt; man erhält so 109 Teile. des I-Hydrazino-3, 4-triazolo-5-azaphthalazins
vom Fp. 240/42° unter Zersetzung.
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PATENTANSPROCHE: I. Verfahren zur Herstellung von Hydrazinverbindungen,
dadurch gekennzeichnet, daß man 1 Mol eines aromatischen oder heterocyclischen o-Dinitrils
mit 3 Mol Hydrazin und mindestens 1 Mol eines Formylierungsmittels bei Temperaturen,
die 1000 nicht wesentlich übersteigen, zur .Umsetzung bringt.