DE944996C - Verfahren zur Herstellung von Mischpolymerisaten aus Vinylhalogenid mit einer anderen polymerisierbaren organischen Verbindung - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von Mischpolymerisaten aus Vinylhalogenid mit einer anderen polymerisierbaren organischen Verbindung

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DE944996C DEN4547A DEN0004547A DE944996C DE 944996 C DE944996 C DE 944996C DE N4547 A DEN4547 A DE N4547A DE N0004547 A DEN0004547 A DE N0004547A DE 944996 C DE944996 C DE 944996C
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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung neuer Vinylhalogenidmischpolymerisate, deren Struktur und Eigenschaften vollständig von denjenigen der üblichen Arten von Mischpolymeren verschieden sind. Nach dem Verfahren wird das monomere Vinylhalogenid in einem flüssigen Medium, das ein verhältnismäßig schwaches Lösungsmittel für das entstehende Vinylhalogenidhomopolymere darstellt, und in Anwesenheit eines Peroxydkatalysators erhitzt, bis praktisch kein monomeres Vinylhalogenid in dem Reaktionsgemisch mehr vorhanden ist; dann wird die gewünschte andersartige, polymerisierbare, ungesättigte, organische Verbindung zu dem entstandenen Gemisch zugegeben und die Polymerisation fortgesetzt. Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden neuartige Mischpolymerisate erhalten.
Man hat schon versucht, die Eigenschaften der Homopolymeren von Vinylhalogeniden durch Mischpolymerisation der monomeren Vinylhalogenide mit verschiedenen polymerisierbaren Verbindungen, deren Homopolymeren die gewünschten verbesserten Eigenschaften aufweisen, zu verbessern. Diese Mischpolymerisation ist durchgeführt worden, indem man das monomere Vinylhalogenid mit dem gewünschten andersartigen polymerisierbaren Monomeren vermischte und das entstandene Gemisch den Polymerisationsbedingungen unterwarf. Wenn die beiden verschiedenartigen Monomeren unter diesen Bedingungen zusammengebracht werden, addieren sie sich an die Polymerisatkerne in mehr oder weniger beliebiger Weise, und die so entstehenden polymeren Ketten weisen eine sehr verwickelte Anordnung der beiden
monomeren Einheiten auf. Mischpolymerisate, di< aus Vinylchlorid und Methylmethacrylat nach diesem Verfahren hergestellt worden sind, können z. B. polymere Ketten enthalten, welche die monomeren Einheiten etwa in der Anordnung ABBAABAABBAA BBBAAB aufweisen, wobei A und B die Vinylhalogenid- und die Methyhnethacrylat-Einheiten bedeuten. Diese Art der Herstellung von Mischpolymerisaten ist nicht voll befriedigend. Es ist festgestellt worden, daß bei Verteilung der monomeren Einheiten durch die ganzen polymeren Ketten in der vorstehend beschriebenen Weise dem Produkt nicht die Eigenschaften ihrer entsprechenden Homopolymeren aufgeprägt werden, so daß die entstehenden Mischpolymeren in vielen Fällen völlig verschiedene Eigenschaften aufweisen. Da ferner gewöhnlich keine genaue Kontrolle über die Art und Weise, in welcher sich die Monomeren an die polymeren Ketten addieren, möglich ist, haben die nach diesem Verfahren erhaltenen Mischpolymerisate selten, wenn überhaupt, identische Molekularstruktur, und infolgedessen ist die Standardisierung der Mischpolymerisate und ihrer Anwendungen äußerst schwierig.
Das Verfahren nach der Erfindung beruht auf der Feststellung, daß beim Erhitzen von Vinylhalogenidpolymerisatketten in Anwesenheit eines Peroxydkatalysators der Katalysator die genannten polymeren Ketten' unter Bildung freier polymerer Radikale angreift, und wenn ein andersartiges Monomeres dem diese Radikale enthaltenden Reaktionsgemisch zugesetzt wird, sich die genannten andersartigen Monomeren in der gewöhnlichen Weise an die polymeren Ketten addieren. Das entstehende Produkt ist also ein verzweigtkettiges Mischpolymerisat, das aus bestimmten Abschnitten besteht, wobei ein Abschnitt die ursprüngliche polymere Vinylhalogenidkette darstellt und der andere Abschnitt bzw. die anderen Abschnitte, welche damit verbunden sind, aus den andersartigen Monomeren-Einheiten besteht bzw. bestehen. Da die Monomeren in getrennten Abschnitten zusammengruppiert und nicht durch die ganze polymere Kette verteilt sind wie bei den üblichen Arten von Mischpolymerisaten, können die genannten Monomeren einen größeren Teil der Eigenschaften ihrer entsprechenden Homopolymeren zur Geltung bringen; daher weisen die fertigen Produkte Eigenschaften auf, welche denjenigen der Homopolymeren der bei der Herstellung verwendeten Monomeren näher verwandt sind.
Eine wichtige Anwendungsform des Verfahrens nach der Erfindung ist die Verwendung zur Herstellung von »innerlich« plastizierten Polymeren, d. h. von Polymeren, in welchen der Weichmacher durch eine primäre chemische Bindung mit dem genannten Polymeren vereinigt ist. Die Herstellung dieser Art Mischpolymerisate erfolgt, indem man als andersartiges Monomeres bei dem vorstehend beschriebenen Verfahren eine Verbindung verwendet, von welcher bekannt ist, daß sie ein weiches, biegsames Polymeres bildet, wie Vinylacetat. Das entstehende Mischpolymerisat weist viele der gewünschten Eigenschaften des Vinylhalogenidhomopolymeren auf, da in den Makromolekülen des Mischpolymerisats große Abschnitte aus Vinylhalogenideinheiten enthalten sind. Das Produkt ist aber infolge der Anwesenheit des Ab-Schnitts Oder von Abschnitten aus plastizierendem Monomeren auch biegsamer als jene Vinylhalogenidhomopolymeren.
Zur Herstellung der neuen Mischpolymerisate können alle Vinylhalogenide, wie Vinylchlorid, Vinylbromid, Vinyliodid und Vinylfluorid, verwendet werden. Im allgemeinen wird Vinylchlorid bevorzugt. Die mit den Vinylhalogeniden zu mischpolymerisierende Verbindung kann jede andersartige polymerisierbare-, ungesättigte, organische Verbindung sein, welche eine ^)C = C<(-Gruppe im Molekül enthält, wie Maleinsäure, Maleinsäureester, Tetrahalogenäthylene usw. Bevorzugte Monomere für die Mischpolymerisation mit den Vinylhalogeniden sind solche, welche eine einzige CH2 = C«(-Gruppe im Molekül enthalten, wie Methylmethacrylat, Allylacetat, Vinylacetat, Butylacrylat, Allylpropionat, Vinylbenzoat, Styrol, Dichlorstyrol, Acrylnitril, Methacrylnitril, Vinylidenchlorid, Vinylidenbromid, Vinylphenol, Acrylsäure,, a-Butylacrylsäure, Vinylmethyläther, Allylchlorid, Methallylchlorid, Allylmethylketon, Allylbutylketon u. dgl.
Das Verfahren nach der Erfindung kann in jedem flüssigen Medium ausgeführt werden, welches ein verhältnismäßig schwaches Lösungsmittel für das Vinylhalogenidpolymere darstellt, das während der ersten Stufe des Verfahrens gebildet wird. Die Vinylhalogenidpölymeren sind gewöhnlich unlöslich in Wasser, so daß die Polymerisation in wäßriger Emulsion oder Suspension durchgeführt werden kann. Die Polymeren sind im allgemeinen auch unlöslich in' Lösungsmitteln, wie Cyclohexan, Benzol, Toluol, Cyclohexanon und Heptan oder Gemischen aus diesen; oder sie sind unlöslich in den Monomeren selbst, so daß auch diese gewünschtenfalls als Medium verwendet werden können.
Das Verfahren wird vorzugsweise in wäßriger Emulsion ausgeführt. Emulgiermittel, die bei dieser bevorzugten Arbeitsweise benutzt werden können, umfassen die Seifen, wie myristinsaures, laurinsaures, palmitinsaures, ölsaures, stearinsaures, harzsaures und hydroabietinsaures Natrium, Kalium oder Ammonium, die Alkalialkyl- oder -alkylensulfate, die Alkalialkyl- oder -alkylensulfonate sowie deren Ammoniumsalze und Salze höherer Amine, wie Laurylaminhydrochlorid und Stearylaminhydrobromid. Die Menge des zu verwendenden Emulgiermittels kann in einem beträchtlichen Bereich schwanken; in den meisten Fällen werden aber zwischen 0,1 und 5 Gewichtsprozent, besonders 0,1 und 2 Gewichtsprozent, berechnet auf das Monomere, verwendet.
In der ersten Stufe des Verfahrens wird das monomere Vinylhalogenid dem gewählten flüssigen Medium ;ugesetzt und in Anwesenheit eines Peroxydpolymerisationskatalysators polymerisiert. Brauchbare Peroxydkatalysatoren sind die üblichen, z. B. Benoylperoxyd, Wasserstoffsuperoxyd, Acetylperoxyd, ditert.-Butylperoxyd, Perschwefelsäure, Peressigsäure, Perphthalsäure, Kaliumpersulfat, tert.-Butylperbenzoat, Cumolhydroperoxyd, tert.-Butylhydroperoxyd, Monochlor-ditert.-butylperoxyd, tert.-Butyl-
tert.-amylperoxyd, 2, 2-Bis-(tert.-butylperoxy)-butan, tert.-Butylperpelargonat u. dgl.
Die Menge Katalysator soll ausreichen, um die
Polymerisation der monomeren Vinylhalogenide einzuleiten und die entstehenden polymeren Ketten unter Bildung der polymeren freien Radikale anzugreifen.
Im allgemeinen schwankt die Menge des zugesetzten Katalysators zwischen o,i und 4 Gewichtsprozent, besonders zwischen 1 und 3 Gewichtsprozent des zu polymerisierenden Materials.
Der Katalysator kann zu Beginn der Reaktion zugesetzt oder fortlaufend oder in Einzelportionen im Verlaufe der Reaktion zugegeben werden, so daß im Reaktionsgemisch eine gleichmäßigere Konzentration des Katalysators aufrechterhalten wird.
Die Temperaturen, die bei der Polymerisation der Vinylhalogenidmonomeren verwendet werden, können stark schwanken und hängen hauptsächlich von der Beschaffenheit des Katalysators ab. Im allgemeinen liegen sie zwischen 35 und ioo°, besonders zwischen 35 und 6o°.
Die Polymerisation des monomeren Vinylhalogenids wird fortgesetzt, bis im wesentlichen kein unpolymerisiertes Monomeres mehr im Reaktionsgemisch vorhanden ist. Dies kann erreicht werden, indem man die Polymerisation fortsetzt, bis die Gesamtmenge des Monomeren im wesentlichen verbraucht ist, oder — nach einer anderen Ausführungsform — indem man die Polymerisation während der letzten Stufen abbricht und das unpolymerisierte Monomere aus dem Reaktionsgemisch mit üblichen Mitteln entfernt. Eine Polymerisation der Gesamtmenge des Monomeren oder eine vollständige Abtrennung des nicht polymerisierten Monomeren ist gewöhnlich sehr schwer durchzuführen, da in vielen Fällen etwas von dem Monomeren in dem Polymeren usw. zurückgehalten wird. Wenn daher in der Beschreibung und in den Ansprüchen in bezug auf die Polymerisation des ursprünglichen Monomeren oder auf die Abtrennung des nicht polymerisierten ursprünglichen Monomeren aus dem Reaktionsgemisch der Ausdruck »praktisch alles« verwendet wird, so bedeutet dies eine so vollständige Entfernung bzw. Polymerisation, wie sie praktisch erzielt werden kann, z. B. eine Polymerisation von mindestens 94% des ursprünglichen Monomeren oder eine Entfernung von unpolymerisiertem Monomeren bis auf einen Rest von 6 % oder weniger. Nachdem das Reaktionsgemisch, welches das Vinylhalogenidpolymere enthält, im wesentlichen von dem Monomeren befreit worden ist, wird das andersartige Monomere, d. h. die andere polymerisierbare, ungesättigte, organische Verbindung, welche die polymerisierbare ^> C = C ^- Gruppe aufweist, zum Reaktionsgemisch zugegeben. Das zugesetzte Monomere kann eine einzelne andersartige, polymerisierbare, ungesättigte, organische Verbindung oder ein Gemisch von zwei oder mehr derartigen Verbindungen sein. Das Monomere bzw. die Monomeren werden vorzugsweise vor der Zugabe zum Reaktionsgemisch, welches das Vinylhalogenidpolymere enthält, von Sauerstoff befreit.
Das andersartige Monomere bzw. die Monomeren können auf einmal zu gleicher Zeit oder absatzweise oder kontinuierlich während einer längeren Arbeitsperiode zugesetzt werden. In manchen Fällen kann es erwünscht sein, das andersartige Monomere in dem Verhältnis zuzusetzen, in welchem es bei der Reaktion verbraucht wird.
Die bei der Reaktion nach der Zugabe des andersartigen Monomeren angewendeten Arbeitsbedingungen können schwanken. Im allgemeinen sollen Faktoren, wie ultraviolettes Licht, welche dazu neigen, Polymerisationen einzuleiten, aber nur geringe oder keine Fälligkeit zur Bildung polymerer freier Radikale durch Angriff auf die polymeren Ketten haben, vermieden werden, da sie zur Bildung von verunreinigenden Homopolymeren aus den zugesetzten Monomeren Anlaß geben. Auch die Anwendung hoher Temperaturen soll vermieden werden, um einen unerwünschten Abbau des Vinylhalogenidpolymeren zu verhindern und — falls das zugegebene andersartige Monomere thermisch polymerisierbar ist — die Bildung von Homopolymeren durch Wärmepolymerisation zu vermeiden. Es ist auch zweckmäßig, Temperaturen unterhalb der Zersetzungstemperatur des im Reaktionsgemisch 'enthaltenen Katalysators zu verwenden. Im allgemeinen geben Temperaturen zwischen 10 und 40° befriedigende Ergebnisse. Bevorzugte Temperaturen für die Anwendung bei thermisch polymerisierbaren Monomeren liegen zwischen etwa 10 und 300.
Im allgemeinen wird es vorgezogen, die Polymerisation des zugesetzten andersartigen Monomeren in Abwesenheit von molekularem Sauerstoff, mindestens während der Anfangsstufe der Reaktion, durchzuführen. In manchen Fällen kann es erwünscht sein, den abgesaugten Sauerstoff durch ein inertes Gas zu ersetzen, wie Stickstoff, Methan, Kohlendioxyd u. dgl. Nach Beendigung der Reaktion können die Mischpolymerisate aus dem Reaktionsgemisch auf beliebige Weise, z. B. durch Filtration, Lösungsmittelextraktion, Koagulation, durch Elektrolyte, durch Lösungsmittel, Ausfrieren u. dgl. abgetrennt werden.
Zur besseren Verständlichkeit ist das Verfahren vorstehend mit dem Einsatz nur eines Vinylhalogenidmonomeren bei Beginn der ursprünglichen Polymerisationsstufe beschrieben worden. Es liegt aber auch im Rahmen der Erfindung, kleinere Mengen, z.B. 30% oder weniger, von anderen polymerisierbaren Monomeren, welche eine polymerisierbare )> C = C ^- Gruppe enthalten, zuzusetzen, also z. B. von Vinylacetat, Allylacetat, Allylchlorid, Methylacrylat, Butylmethacrylat, Acrylsäure, Methacrylsäure, Styrol, Methylstyrol, Dichlorstyrol, Acrylnitril, Methacrylnitril u. dgl. Wenn das Verfahren in dieser Weise abgewandelt wird, liefert es die gleiche Art von Produkten, wie oben beschrieben, mit der Ausnahme, daß der Abschnitt in dem Mischpolymerisatmolekül, welcher das Homopolymere des Vinyihalogenids enthält, durch einen Abschnitt ersetzt wird, welcher ein Vinylhalogenidpolymeres enthält, das untergeordnete Mengen des vorerwähnten Monomeren aufweist.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Mischpolymerisate haben Eigenschaften, welche denjenigen der Homopolymeren aus den in dem Mischpolymerisat enthaltenen Monomeren sehr nahe verwandt sind. Da die Eigenschaften in den meisten
Fällen durch eine geeignete Wahl der Monomeren im voraus bestimmt werden können, lassen sich Mischpolymerisate herstellen, welche praktisch für jeden beliebigen industriellen Anwendungszweck geeignet sind. Im allgemeinen könnep aus den genannten Mischpolymerisaten hergestellte Harze zwecks Erzeugung verschiedener fester Handelsartikel, wie Tischplatten, Behälter, Spielzeuge, Knöpfe, Kämme usw., geschnitten, gefräst und sonstwie maschinell bearbeitet werden. Im geschmolzenen Zustand oder gelöst in Lösungsmitteln können die -Mischpolymerisate zur Herstellung von Imprägnierungsmitteln, Klebmitteln für Schichtkörper, Obernächenüberzügen u. dgl. verwendet werden. Man kann sie auch, auspressen oder spritzen oder in Anwesenheit oder Abwesenheit zugesetzter Verdünnungsmittel in Preßformen verarbeiten. Die vorstehend beschriebenen neuen, innerlich plastizierten Mischpolymerisate sind besonders brauchbar zur Herstellung biegsamer Filme für die Verpackung, beispielsweise von Nahrungsmitteln, da sie frei sind von schädlichen flüchtigen Weichmachungsmitteln, die gewöhnlich bei den üblichen Mischpolymerisaten verwendet werden.
In den nachfolgenden Beispielen sind die angegebenen Mengen Gewichtsteile, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben wird.
Beispiel 1
Es wurden eine Reihe von Vinylchlorid-Methylmethacrylat-Mischpolymerisaten, deren Monomerverhältnisse innerhalb ■ eines weiten Bereiches variierten, in der nachstehend beschriebenen Weise hergestellt. Die gewünschte Menge Vinylchlorid wurde zu einem alkalischen Natriumlaurylsulfat - Kaliumpersulfat-Emulsionssystem zugegeben und auf 400 erhitzt. Nachdem eine Umwandlung in Polymere von etwa 90% .erreicht war, ließ man monomeres Vinylchlorid aus dem Reaktionskessel ausfließen, und von Sauerstoff befreites monomeres Methyhnethacrylat wurde mit sauerstofffreiem Stickstoffgas in den genannten Kessel eingepreßt. Die Polymerisation wurde bei 400 während weiterer 6 Stunden fortgesetzt, und dann wurden die Mischpolymerisate durch Ausfrieren gewonnen. Die Polymerisationsverhältnisse für die verschiedenen Versuche sind in der nachstehenden Tabelle
zusammengestellt.
Polymerisationsverhältnisse
(Teile auf 100 Teile Gesamtmenge an Monomeren, VC + MMA +)
Monomer-
verhältnis
VC : MMA*
Kalium-
persulfat
Natrium
laurylsulfat
NaOH Wasser
85:i5 0,90 0,6l 0,24 485
81:19 o,73 0,48 0,19 380
80: 20 0,86 0.57 0,23 460
54:46 0,81 0,54 0,21 430
36:64 0,90 0,61 0,24 485
33: 67 0,83 o,55 0,22 .455
VC = Vinylchlorid, MMA = Methylmethacrylat.
Eine Untersuchung des physikalischen Verhaltens der vorstehend genannten Produkte zeigt, daß sie Mischpolymerisate darstellen, die aus Methylmethacrylatabschnitten, welche chemisch an die PoIyvinylketten gebunden sind, zusammengesetzt sind. Die physikalischen Eigenschaften der genannten Mischpolymerisate sind vollständig verschieden von denjenigen der Homopolymeren von Vinylchlorid oder von Methylmethacrylat oder der üblichen Mischpolymerisate dieser beiden Monomeren.
Wie aus nachstehender Tabelle ersichtlich, besitzen alle oben beschriebenen Mischpolymerisate eine höhere Fließgeschwindigkeit beim Auspressen bei 150° und unter 3000 ψ (2io kg/cm2), sowohl im Vergleich zu den Vinylchloridhomopolymeren als auch zu den Methylmethacrylathomopolymeren. (Die Homopolymeren waren unter den gleichen Polymerisationsbedingungen hergestellt, die für die Bildung der Mischpolymerisate verwendet worden waren.)
Monomer- Fließgeschwindigkeit 3000 ψ
verhältnis bei 1500 (210 kg/cm2)
VC: MMA cm Sekunden
100: 0 2,39 120
85:15 3,48 120
81: 19 3,8i 85
80: 20 3,8i 70
54:46 3,8i 120
36:64 3,02 120
0:100 1,40 120
95 Wie nachstehend gezeigt, besitzen die in der oben
beschriebenen Weise hergestellten neuen Mischpolymerisate auch eine größere Löslichkeit in Lösungsmitteln, wie Methyläthylketon, welche verhältnismäßig schwache Lösungsmittel für das Vinylchloridhomopolymere darstellen.
Löslichkeit in Methyläthylketon (5%ige Lösungen)*
Monomerverhältnis
VC : MMA .
100: 0
85:15
81:-19
54:46
2,9 8,6
28,5 34,3
Gewichtsverhältnis Gel/Harz
12,1
13,1 10,9
* Löslichkeitsmessungen durchgeführt für 5 gewichtsprozentige Lösungen (0,35 g Harz in 8,25 ecm Methyläthylketon). Die Lösungen wurden 72 Stunden bei Zimmertemperatur einer Drehbewegung unterworfen und dann 20 Minuten bei 1700 Umdrehungen pro Minute zentrifugiert.
Beispiel 2
Etwa 100 Teile Vinylchlorid wurden zu einem Gemisch aus 400 Teilen Wasser, 0,5 Teilen Natriumlaurylsulfat, 0,5 Teilen Natriumhydroxyd und 0,9 Teilen Kaliumpersulfat zugegeben und das Gemisch auf 40° erwärmt. Nachdem eine etwa 8o%ige Umwandlung in Polymere erreicht war, ließ man das Vinyl- ;hlorid aus dem Reaktionsgefäß abfließen, und darauf wurden etwa 20 Teile von Sauerstoff befreites
Vinylacetat mit Hilfe von sauerstofffreiem Stickstoff in das Reaktionsgefäß hineingepreßt. Die Polymerisation wurde dann bei 350 bis zur Beendigung fortgesetzt; das entstandene Mischpolymerisat wurde durch Ausfrieren gewonnen.
Die in der vorstehend beschriebenen Weise hergestellten Mischpolymerisate besitzen gute Biegsamkeit und außerdem viele der erwünschten Eigenschaften des Vinylchloridhomopolymeren, welche die üblichen Mischpolymerisate aus 80 °/0 Vinylchlorid und 20 % Vinylacetat nicht aufweisen.
Beispiel 3
Etwa 100 Teile Vinylchlorid werden zu einem Gemisch aus 400 Teilen Wasser, 0,5 Teilen Natriumlaurylsulfat, 0,5 Teilen Trinatriumphosphat und 1 Teil Kaliumpersulfat zugegeben und das entstandene Gemisch auf 400 erwärmt. Nachdem eine etwa o.o°/0ige Umwandlung in Polymerisate erreicht war, ließ man das Vinylchlorid aus dem Reaktionsgefäß abfließen, und darauf wurden etwa 10 Teile von Sauerstoff befreites Acrylnitril in das Reaktionsgefäß hineingepreßt. Die Polymerisation wurde dann fortgesetzt, bis das Acrylnitril vollständig polymerisiert war. Das entstandene Mischpolymerisat wurde durch Ausfrieren gewonnen. Die Analyse zeigte, daß die Moleküle des Produkts aus Acrylnitrilabschnitten bestanden, welche chemisch an die Polyvinylchloridketten gebunden waren.
Beispiel 4
Etwa 75 Teile Vinylchlorid wurden zu einem Gemisch aus 400 Teilen Wasser, 0,5 Teilen Natriumlaurylsulfat, 0,5 Teilen Natriumhydroxyd und 1 Teil Benzoylperoxyd zugegeben und das erhaltene Gemisch dann zwecks Polymerisation des Vinylchlorids auf 500 erwärmt. Nachdem festgestellt war, daß kein Vinylchlorid mehr in der Mischung vorhanden war, wurden etwa 25 Teile Vinylidenchlorid mit Hilfe von sauerstofffreiem Stickstoff in das Reaktionsgefäß hineingepreßt. Die Polymerisation wurde dann fortgesetzt, bis das Vinylidenchlorid vollständig polymerisiert war. Das entstandene Mischpolymerisat wurde durch Ausfrieren gewonnen. Die Analyse zeigte, daß das entstandene Produkt sichdn seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften stark von einem Mischpolymerisat aus Vinylchlorid und Vinylidenchlorid, welches nach den üblichen Mischpolymerisationsverfahren hergestellt war, unterschied.

Claims (2)

PATENTANSPRÜCHE:
1. Verfahren zur Herstellung von Mischpolymerisaten aus Vinylhalogenid mit einer anderen polymerisierbaren organischen Verbindung, die eine polymerisierbare y C = C ^- Gruppe enthält, dadurch gekennzeichnet, daß das monomere Vinylhalogenid in einem flüssigen Medium, in welchem das Polymerisat des Vinylhalogenids verhältnismäßig unlöslich ist, und in Anwesenheit eines Peroxydpolymerisationskatalysators erhitzt wird, bis praktisch kein monomeres Vinylhalogenid mehr in dem Reaktionsgemisch enthalten ist, worauf die andersartige, polymerisierbare, organische Verbindung zu dem Reaktionsgemisch zugesetzt und die Polymerisation weitergeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während des Erhitzens des monomeren Vinylchlorids eine andere polymerisierbare organische Verbindung anwesend ist, welche mit dem Vinylchlorid ein Mischpolymerisat bildet, wobei diese andere polymerisierbare Verbindung identisch bzw. nicht identisch sein kann mit der polymerisierbaren organischen Verbindung, die zum Reaktionsgemisch zugesetzt wird, nachdem praktisch kein monomeres Vinylhalogenid mehr in dem Reaktionsgemisch vorhanden ist.
Angezogene Druckschriften:
Robert B. Carlin und Nancy E. Shakespeare,
Journ. Am. Chem. Soc. (1946), Bd. 68, S. 878;
Robert B. Carlin und Duane L. Hufford, Journ.
Am. Chem. Soc. 72 (1950), S. 4200;
Smets und Claesen, Polym. Science 8 (1952),
S. 297.
© 609 539 6.56
DEN4547A 1950-10-16 1951-10-14 Verfahren zur Herstellung von Mischpolymerisaten aus Vinylhalogenid mit einer anderen polymerisierbaren organischen Verbindung Expired DE944996C (de)

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