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.Anstrich- und Imprägniermittel für Schiffsböden, Unterwasserbauten
u. dgl. Schiffsböden und Unterwasserbauten aller Art werden durch gifthaltige Anstriche
vor dem Bewuchs mit pflanzlichen und tierischen Organismen in Seewasser geschützt.
Bei den tierischen Organismen handelt es sich in erster Linie um Balaniden (Seepocken),
Bryozoen (Moostierchen) und Serpuliden (Röhrchenwürmer), die sich an Unterwasserteilen
ansetzen. Sie sind für eintretende Korrosionen, für die Erhöhung des Wasserwiderstandes
bewegter Körper und für das Schwererwerden unter Wasser schwimmender Einrichtungen,
z. B. Minen, verantwortlich zu machen. Hat erst einmal ein Ansetzen dieser Tiere
stattgefunden, bieten sie weiteren Organismen Gelegenheit zum Ansiedeln. Die Stärke
und der Artenreichtum des Bewuchses hängt unter anderem von der Gegend und der Jahreszeit
ab, und zwar derart, daß der Bewuchs in tropischen oder subtropischen Gewässern
wesentlich stärker ist als z. B. in der Nordsee, in der nur bei ausreichender Wasserwärme
(über ro°) in den Sommermonaten (Mai bis September) ein Ansetzen stattfinden kann.
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Für solche Unterwasseranstriche oder Imprägnierungsmittel wurden bisher
im wesentlichen anorganische Verbindungen, besonders solche des Kupfers und Quecksilbers,
mit Erfolg verwendet, die gegebenenfalls auch in organischer Bindung angewandt wurden.
Diese Stoffe haben den Nachteil, daß sie auf Leichtmetallen, wie Aluminium odLr
Aluminiumlegierungen, wegen der auftretenden sehr starken Korrosion unverwendbar
sind.
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Man hat auch bereits vorgeschlagen, Schiffsbödenanstrichen Kontaktinsecticide
zuzusetzen. Die mit solchen Zusätzen angestellten Versuche haben
bisher
jedoch noch nicht zu einer befriedigenden Lösung des Problems geführt.
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Da die Entstehung des Unterwasserbewuchses nicht als Folge des Angriffes
einzelner bestimmter Individuen bzw. Insekten aufzufassen ist, sondern durch das
Ineinandergreifen einer ganzen Reihe verschiedener Lebensvorgänge zustande kommt,
sind die Erfolgsbedingungen hier derart von dem sonstigen Wirkungsbereich der Kontaktinsecticide
unterschiedlich, daß keine Parallelität festgestellt werden kann. Einfache Rückschlüsse
aus der insecticiden Wirksamkeit solcher Wirkstoffe lassen sich deshalb nicht ziehen,
und auch Modellversuche haben zu Ergebnissen geführt, die sich in der Praxis als
unbrauchbar erwiesen. Die Prüfung auf Brauchbarkeit mußte deshalb in langwierigen
Versuchen an den natürlichen Orten der Bewuchsentstehung erfolgen.
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Hierbei hat es sich gezeigt, daß im Gegensatz zu den übrigen Kontaktinsecticiden
das unter dem Namen »DDT« bekannte a, a-Bis-(p-chlorphenyl)-ß, ß, ß-trichloräthan
sich gerade für diesen Zweck hervorragend eignet. Das DDT ist zwar in der Literatur
schon als Zusatz zu Schiffsbödenanstrichen genannt worden, aber seine Sonderstellung
gegenüber den übrigen zur Zeit gebräuchlichen Kontaktinsecticiden ist bisher noch
nicht erkannt worden.
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Darüber hinaus wurde weiterhin gefunden, daß nicht nur dem DDT, sondern
auch den in dem technischen Produkt noch enthaltenen Begleitstoffen, welche vor
allem aus den bei der Herstellung entstandenen übrigen Isomerennebenprodukten bestehen,
die gleiche hervorragende Eignung als bewuchshemmender Wirkstoff- zukommt. Zum Nachweis
wurden Lackfarben, welche einen bestimmten Prozentgehalt ihres Gewichtes an Wirkstoff
enthielten, auf Metallbleche aufgetragen; die vorher einen Korrosionsschutz erhalten
hatten. Diese Tafeln wurden im Juni in der Nordsee der Einwirkung des Meerwassers
ausgesetzt. Bei Auswertung Ende Oktober wurde folgendes Ergebnis erzielt:
Gehalt in Bewuchs |
Nr. _ Wirkstoff - der Farbe der Fläche |
'in °% |
x kein .................. - xoo |
2 DDT, technisches ...... ro x |
3 DDT, - ...... 20 z |
q. DDT-Öl............... =o z |
DDT-Öl............... 20 0 |
Das DDT-Öl stellt den öligen Rückstand dar, welcher bei der Reinigung von technischem
DDT anfällt.
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Bei Verwendung anderer Kontaktinsecticide, unter anderem y-Hexachlorcyclohexan
und dem unter dem Namen »Dieldrin« bekannten Hexachlorepoxy - octahydro - di - endo
- methylen - naphthalin, waren unter gleichen Verhältnissen iö , bis 4o 11/o und
mehr Bewuchs festzustellen. Diese Versuche zeigten klar die überraschende überlegenheit
des DDT und vor allem des DDT-Öls gegenüber den anderen Kontaktinsecticiden.
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Es ist bekannt, daß die insecticide Wirksamkeit des a, a- Bis -(p-chlorphenyl)-ß,
ß, ß-trichloräthan (DDT)sehr spezifisch mit der Konstitution für die insecticide
Wirksamkeit verknüpft ist. Schon kleine Abweichungen des chemischen Aufbaues bewirken
ein starkes Absinken, wenn nicht Verschwinden der insecticiden Wirksamkeit. Eine
große Anzahl derartiger Varianten, die in dieser Hinsicht geprüft wurden, befindet
sich in der Patentschrift 885 327. Es war daher anzunehmen, daß die Nebenprodukte,
die bei der Herstellung von DDT entstehen und in dem technischen DDT mit etwa 2o
°/o enthalten sind, nicht wesentlich zur Gesamtwirkung beitragen.
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Da diese Nebenprodukte jedoch nicht stören -sie haben weder schlechten
Geruch noch besondere Giftigkeit für Warmblüter = und da däs DDT in den für die
Schädlingsbekämpfung verwendeten Präparaten ohnehin durch Zusatzstoffe verdünnt
wird, lag bisher in den meisten Fällen kein Grund vor, für die Herstellung solcher
Präparate besonders gereinigtes DDT zu verwenden. Umgekehrt erschien es sogar zweckmäßig,
die öligen Nebenprodukte in den Präparaten zu belassen, da es bekannt war, daß ein
Zusatz von kristallisationsverhindernden Stoffen die insecticide Wirkung in vielen
Fällen erhöht.
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Es hat sich jedoch bei bestimmten Anwendungsformen dieses Insecticides,
besonders bei Präparaten, bei welchen keine inerten Trägerstoffe zugesetzt werden
(z. B. den Emulsionen und Aerosolen sowie den Zubereitungen, welche das DDT in feinstverteilter
Form enthalten, wie trägerstofflose, feinstvermahlene Suspensionsspritzmittel),
doch als vorteilhaft erwiesen, eine Vorreinigung des DDT vorzunehmen. Vor allem
ist die technische Durchführung der Feinstvermahlung bei gereinigten Produkten erleichtert,
da hierdurch das Verbacken der Mühlen vermieden werden kann.
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Infolgedessen trat das Problem der Verwertung der öligen Rückstände
auf, die bei der DDT-Reinigung anfallen; dieses sogenannte DDT-Öl enthält zwar noch
einen gewissen Anteil von schätzungsweise io0/ä.-an- a, a-Bis-(p-chlorphenyl)-ß,
ß, ß-trichloräthan, besteht jedoch vor allem aus Isomerenprodukten.
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Bei der Prüfung der insecticiden Wirksamkeit des DDT-Öles stellt man
bei unmittelbarer Einwirkung auf die Insekten erwartungsgemäß fest, daß dieselbe
gegenüber der des technischen DDT nur noch sehr gering ist.
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Wenn man z. B. vergleichend prüft: ä) Emulsionsspritzmittel mit 17,50/0
öligem DDT-Rückstand, b) Emulsionsspritzmittel mit r7,5o/o technischem DDT, indem
man je zehn Schwammspinnerraupen mit einer Dosierung von q. mg Spritzflüssigkeit
pro- ccm bespritzt und dann an unbehandeltes Futter setzt, stellt man nach 3 Stunden
fest, daß bei Lösung a nur fünf Raupen krampfartige Erscheinungen zeigen, die nach
einem Tag
tot sind, während bei Lösung b dieses bei allen zehn Raupen
der Fall ist.
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Bei dem gleichen Versuch an Ringelspinnraupen leben alle nach Lösung
a noch nach 5 Tagen, während bei Lösung b schon nach q. Tagen bereits acht, nach
5 Tagen neun tot sind.
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Ähnliche Wirkungsunterschiede wurden bei Versuchen an Kornkäfern und
Kartoffelkäferlarven festgestellt. Auch bei- dem Vergleich von Aerosolwirkung auf
Fruchtfliegen (Drosophila) wirkte der ölige DDT-Rückstand wesentlich schwächer als
technisches DDT. Es ist angesichts des Restgehaltes an DDT natürlich nicht zu erwarten,
daß die Wirkung restlos verschwindet.
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Somit war es überraschend, daß das DDT-Öl eine gute Wirkung gegen
den Bewuchs von Schiffsböden oder Unterwasserböden aufweist.
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Die erfindungsgemäßen Stoffe werden in an sich üblicher Weise zur
Anwendung gebracht. In den meisten Fällen wird man sie einem Lack oder einer Farbe
auf z. B. Phenolformaldehyd-Cumaronharz-, Glyptal-Basis in Mengen zwischen io und
30°/o einverleiben, die über einem oder mehreren Grundanstrichen als oberste Schicht
auf die zu schützen den Teile aufgebracht wird. Man kann die Stoff aber auch in
Trägern jeglicher Art, z. B. Mineral ölen, lösen bzw. suspendieren und Material
fü Unterwasserbauten mit dieser Zubereitung im 1)räL'nleren.