DE932009C - Verfahren zur Herstellung von in der Sulfonamidgruppe heterocyclisch substituierten Benzolsulfonsaeureamiden - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von in der Sulfonamidgruppe heterocyclisch substituierten BenzolsulfonsaeureamidenInfo
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Description
AUSGEGEBEN AM 22. AUGUST 1955
O 2534 IVc 112 p
Zur Herstellung von in der Sulfonsäureamidgruppe 'heterocyclisch substituierten Benzolsulfonsäureamiden
der allgemeinen Formel
R-SO9NHR'
(I)
(R = Phenylrest, R' = heterocyclischer Rest), von welchen insbesondere die in p-Stellung durch eine
Aminogruppe substituierten p-Aminobenzolsulfonsäureamide
[Formel (I), R = H2N-C6H5—] infolge
ihrer chemotherapeutischen Wirkung technische Bedeutung erlangt haben, wurden mehrere
verschiedene Wege vorgeschlagen. Ein Weg, i, besteht in der Kondensation geeigneter
Derivate der Benzolsulfonsäure und der heterocyclischen Verbindungen, wobei wiederum
zwei Varianten des Aufbaues, 1 a) und 1 b), unterschieden
werden können.
Ein zweiter Weg, 2, besteht in dem Aufbau des heterocyclischen Ringsystems durch Vornahme von
Ringschlußreaktionen an geeigneten, offenkettigen, in der Sulfonamidgruppe substituierten Benzolsulfonsäureamidderivaten.
Die zwei Varianten des Weges 1 sind folgende: ι a) Es wird eine durch eine Aminogruppe substituierte
heterocyclische Verbindung in der Amino-
gruppe durch ein Benzolsulfonsäurederivat mit einem reaktionsfähigen Substituenten X acyliert
(Benzolsulfonylierung von Aminoheterocyclen):
RSO2X + H2NR' -*· (I) + HX. (Weg ia)
ι b) Es wird in einem Benzolsulfonsäureamid in
der Sulfonsäureamidgruppe mit Hilfe einer einen geeigneten reaktionsfähigen Substituenten Y beo
sitzenden, heterocyclischen Verbindung eine Substitution durch diese vorgenommen (was in Einklang
mit den Reaktionen der Alkylierung und Arylierung als Heteroarylierung der Sulfonsäureamidgruppe
bezeichnet werden kann).
RSO2NH2 + YR' -*- (I) + HY. (Weg ib)
Beim Weg ι a) dürfte praktisch nur die Umsetzung
eines Benzolsulfonsäurechlorids (i a, X ao = Cl) mit der Aminogruppe der heterocyclischen
Verbindung technische Anwendung finden (vgl. z. B. Northey, The Sulfonamides, S. 13).
Für den Weg 1 b) der Heteroarylierung wurden hingegen außer Halogenen (Y z. B. = Cl) als reaktionsfähige
Substituenten des Heterocyclus auch Alkylmercaptoreste (Y=CH3S—) als reaktionsfähige
Substituenten der heterocyclischen Verbindung in Vorschlag gebracht, wobei also Mercaptane
(YH z. B. = CH3 S H) bei der Umsetzung zur Abspaltung
gelangen.
Nicht alle der bekanntgewordenen Ausführungsformen obengenannter Methoden scheinen jedoch,
wie zum Teil aus den zahlreichen Veröffentlichungen selbst zu schließen ist, hinsichtlich der zur Darstellung
der zu den erstrebten Endprodukten nötigen Hilfsstoffe sowie der Zahl der Reaktionestufen und
auch anderer Momente als vollbefriedigend bezeichnet werden zu können. In diesem Zusammenhang
sind zu nennen: die wünschenswerte große Anwendungsbreite eines Verfahrens zur Darstellung
verschiedener Verbindungen, weil auf Grund neuerer therapeutischer Erkenntnisse die
kombinierte Anwendung verschiedener Sulfonamide besonders günstig ist (vgl. British Medical Journal
1947, S. 7 »Sulfacombination«); ferner die Reaktionsbedingungen, die tunlichst milde sein sollen,
um die Reaktionsprodukte in dem für die therapeutische Anwendung unerläßlichen Zustand größter
Reinheit zu gewinnen bzw. zusätzliche Reinigungsmaßnahmen zu erübrigen. Schließlich sind noch anzuführen
die durch obige Faktoren bedingte Ausbeute an Reinprodukt sowie die bequeme Handhabung
des Verfahrens, auf welche außer obengenannten Faktoren noch Einzelfaktoren, z. B. die
erforderliche Reaktionstemperatur, die Rückgewinnbarkeit
von im Überschuß eingesetzten Reaktionspartnern bzw. die Abwesenheit toxischer Reaktionspartner oder Nebenprodukte von Einfluß sind.
So werden z. B. bei der Benzolsulfonylierung von Aminoheterocyclen mit Benzolsulfonsäurehalogeniden
[Weg 1 a) ] fast immer große Mengen an dem
verhältnismäßig teuren Pyridin als Hilfsstoff benötigt, welches nach dem Zersetzen der Ansätze
durch Wasser (Northey, »The Sulfonamides«, S. 4 oben) in verdünntem und schwer regenerierbarem
Zustand anfällt.
Die Zahl der Reaktionsstufen beträgt von der Kondensation bis zum Endprodukt stets mindestens
zwei; Mehrstufenverfahren werden als besonders geeignet bezeichnet. Die Notwendigkeit der Mehrstufigkeit
ergibt sich daraus, daß nur Benzolsulfonsäurederivate mit solchen Substituenten in p-Stellung
zur Sulfonsäuregruppe verwendet werden können, welche unter den Versuchsbedingungen mit
dem reaktionsfähigen Halogen nicht reagieren, jedoch in einer zweiten Stufe durch Hydrolyse oder
Reduktion in die gewünschten Verbindungen mit freier Aminogruppe überführbar sind, was durch
Anwendung von in p-Stellung zur Sulfonsäureamidgruppe durch Nitro- oder Acylaminogruppen
substituierten Benzolsulfonsäureamiden technisch durchführbar ist.
Werden jedoch, wie in der USA.-Patentschrift 2 429 184 bzw. in der gleichlautenden britischen
Patentschrift 565-501 beschrieben, zwecks mögliehst
vollständiger Umsetzung der verhältnismäßig teuren heterocyclischen Komponente auf 1 Mol
derselben 2 Mol Benzolsulfonsäurehalogenid verwendet, so entstehen disulfonylierte Derivate. Diese
können wohl in einer einstufigen Reaktion direkt zu den Endprodukten verseift werden, wobei aber ein
Benzolsulfonylrest als Sulfanilsäure anfällt, die, weil nicht mehr zur SuIfonylierung verwendbar, als
Abfall zu bezeichnen ist. Man kann dies zwar umgehen, kommt aber dann zu einem insgesamt dreistufigen
Verfahren, wie es die USA.-Patentschrift 2 429 184 empfiehlt, wenn man das Disulfonylierungsprodukt
wiederum in Pyridin mit einem zweiten Mol der heterocyclischen Aminoverbindung
umsetzt und nun erst die freie Aminogruppe in p-Stellung zur Sulfonamidgruppe erzeugt.
Was insbesondere die bekanntgewordenen Verfahren der Umsetzung von Benzolsulfonsäureamiden
mit halogenierten Heterocyclen anlangt [Heteroarylierung, Weg 1 b)], so ist ihnen die
unvorteilhafte Anwendung von hohen Temperaturen (im Durchschnitt 200 bis 2500) auf relativ empfindliche
Reaktionspartner gemeinsam. Es überrascht daher nicht, daß dort, wo Ausbeuten angegeben
werden (Druey, Helvetica Chimica Acta, Bd. 24E, S. 226 bis 233 [1944]) diese sehr niedrig sind und
im Durchschnitt 25 bis 30 % betragen.
Ebenfalls hohe Temperaturen von rund 2000 und darüber erfordert die Umsetzung der im übrigen
nicht leicht erhältlichen Alkylmercaptoabkömmlinge von Heterocyclen. Die in einem einzigen von 37 Beispielen
der britischen Patentschrift 589 040 angegebene Ausbeute ist wohl gut, doch stellt das dort
in zweistufiger Reaktion gewonnene 2-[4'-Aminobenzolsulfonamido]-6-oxypyrimidin anscheinend
einen konstitutionell günstig gelagerten Ausnahmefall vor, der obendrein ein bisher technisch offenbar
nicht verwendetes Verfahrensprodukt liefert. Es zeigten nämlich eigene Versuche, daß sich das
chemotherapeutisch hochaktive und somit technisch mit Erfolg verwendbare 2- ^'-Aminobenzolsulfon-
amido]-4, 6-dimethyilpyrimidin infolge starker Zersetzung
nicht in brauchbarer Ausbeute aus dem a-Methylmercapto-^., 6-dimethylpyrimidin darstellen
läßt (diese selbst ist nur in 24°/oiger Ausbeute nach American Chemical Journal 32, 386 [1904] aus
Methylisothioharnstoff und Acetylaceton gewinnbar) .
Das in der genannten britischen Patentschrift erwähnte Oxypyrimidinderivat ist, wie erfahrungsgemäß
alle hydroxylgruppenhaltigen, heterocyclischen Sulfonsäureamide (Northey, »The Sulfonamides«,
S. 31, Zeile 12 von unten) chemotherapeutisch unwirksam (vgl. dort auch Tafel 26, S. TJ1
Zeile 4 von unten) und daher technisch bedeutungslos.
In 4-Stellung durch den Sulfanilylrest substituierte
Pyrimidine hingegen sind, wie eigene Versuche lehrten, überhaupt nicht nach diesem Verfahren
darstellbar, so daß seine Anwendungsbreite als gering zu bezeichnen ist. Was die Stufenzahl
anlangt, so ist bei der Kondensation von 4-Aminobenzolsulfonsäureamiden mit halogenieren Heterocyclen
die Zweistufigkeit des Verfahrens unerläßlich. Dies beweist auch der folgende Versuch, wonach
beim Erhitzen.von Sulfanilamid mit 2-Chlor-4, 6-dimethylpyrimidin in Dimethylanilin auf 140
bis i6o° wohl eine Heteroarylierung eintritt, aber nicht in der gewünschten Stellung, nämlich in der
Sulfonamidgruppe, sondern an der in 4-Stellung befindlichen Aminogruppe unter Bildung des 2- [4'-SuIf
amylphenylamino] -4, 6-dimethylpyrimidins der Formel
CH3
C-NH-C6H4-SO2NH2
CH3
Bei der Kondensation von 4-Aminobenzolsulfon-
säureamiden mit Alky !mercaptoverbindungen gemäß
der britischen Patentschrift 589 040 scheint, nach den Beispielen zu schließen, eine Zweistufigkeit,
wenn auch nicht unbedingt nötig, so doch vorteilhaft zu sein. Die Bildung der in der Beschreibung
erwähnten harzartigen Nebenprodukte tritt nämlich anscheinend insbesondere bei Versuchen auf, bei
welchen Benzolsulfonsäureamidverbindungen mit freier Aminogruppe angewendet werden (britische
Patentschrift 589040, Beispiele 3, 8, 16, 31, 33).
Der Reinheitsgrad der nach diesem Verfahren erhältlichen Produkte wird ferner des öfteren nur
als »fast rein« angegeben (Beispiel 1, 5, 16, 29).
Daß die primäre Reinheit der Verfahrensprodukte aber auch bei den Benzolsulfonylierungsverfahren
[Weg ι a)] mangelhaft sein dürfte, geht daraus hervor, daß besondere Patente für die Reinigung
von Sulfonsäureamidderivaten von gefärbten Verunreinigungen erteilt wurden (vgl. USA.-Patentschrift
2 417 939).
Als besonderer Nachteil der Ausführung der Heteroarylierung von Benzolsulfonsäureamiden mit
heterocyclischen Mercaptoverbindungen ist ferner die nicht einfache Handhabung der leichtflüchtigen,
toxischen Mercaptane zu nennen, die schließlich auch infolge ihrer leichten oxydativen Veränderlichkeit
sehr unangenehme Hilfsstoffe sind.
Grundlage des vorliegenden Verfahrens bildet nun der überraschende Befund, daß sich Benzolsulfonsäureamide,
welche als anionische Bestandteile eines Salzes vorliegen, entsprechend der all- £>o
gemeinen Formel
(YRS O2NH)M Kt<+>
(Kt = Kation) mit durch eine quartäre Ammoniumsalzgruppe substituierten Pyrimidinderivaten,
welche der allgemeinen Formel
(Y - R - SO2 · NH)(H. Kt(+) +
Damit ist ein neues Verfahren im Sinne des oben unter ι b) besprochenen Weges der Heteroarylierung
der Benzolsulfonsäureamidgruppe aufgezeigt. Gemäß dem Chemismus obiger Verfahrensreaktion
sind an Benzolsulfonsäureamiden außer der Stammsubstanz (Y = H) prinzipiell auch solche
Benzolsulfonsäureamide anwendbar, welche neutrale Substituenten (z.B. Y = CH3-, CH3-CO
•NH—, NO2-, CH3O-, C2H5O?C—) oder
basische Substituenten (z.B. Y=NH2-—, CH3
• NH-, NH2-CH2-) enthalten, wobei als Substitutionsstelle
dieser Gruppen vornehmlich die p-Stellung zur Sulfonsäureamidgruppe in Betracht
entsprechen, in geeigneten Lösungs- bzw. Homogenisierungsmitteln schon bei relativniedrigen Temperaturen
unter Abspaltung eines der Formel R3"' N entsprechenden tertiären Amins und eines den Formeln
KtX bzw. KtX2 entsprechenden Halogenids unter Bildung eines in der Sulfonsäureamidgruppe
durch einen Pyrimidinrest substituierten Benzolsulfonsäureamids umsetzen lassen.
Die Reaktion läßt sich wie folgt formulieren:
Y-R-SO2-NHR' + KtX + RJ'N
kommt. Die Heteroarylierungsprodukte derart substituierter Verbindungen stellen zum Teil selbst
chemotherapeutisch wertvolle Produkte dar bzw. bilden besonders wertvolle Zwischenprodukte für
die Herstellung solcher.
In den in der Sulfonamidgruppe durch einen heterocyclischen Rest substituierten Benzolsulfonsäureamiden,
welche im Phenylrest durch eine maskierte Aminogruppe (z. B. NO2— oder CH3-CO
• NH-) substituiert sind, kann eine freie Aminogruppe in an sich bekannter Weise durch Hydrolyse
oder Reduktion erzeugt werden. Als kationische Partner des Benzolsulfonsäureamids können ein-
93-27009
oder zweiwertige Kationen, wie Kt = Na+, K+ oder
Ca++, auftreten. In der allgemeinen Formel
HX^Ri'Ν'· R'J
bedeutet XH.einen anionischenRest, wie Cl oder Br,
R" niedermolekulare Alkylreste, z. B. CH3—, und
R' einen Pyrimidinrest, der außerdem durch andere Gruppen neutraler oder basischer Art, wie CH3—,
ίο C6H5-CH2—, C6H5—■, CH3O—, C6H5O—,
CH3S-, C6H5S-, NH2-, C6H5NH-, C2H5
O2C—, substituiert sein kann.
Besonders auffällig und vorteilhaft ist dabei, daß die unter so gelinden Bedingungen verlaufende
Reaktion auch bei Anwendung von 4-Amino-benzolsulfonsäureamid (obige Formelreihe Y = N H2)
einen streng spezifischen Charakter besitzt und auch in diesem Falle in einstufiger Reaktion ausschließlich
die wertvollen in der Sulfonamidgruppe heterocyclisch substituierten Sulfonsäureamide liefert,
ohne daß eine Reaktion an der ungeschützten kernständigen freien Aminogruppe erfolgen würde.
Im Hinblick auf die weiter oben erwähnte Reaktion (Beispiel der Darstellung des 2-[p-Amino-
benzolsulfonamido] -4, 6-dimethylpyrimidins) ist es somit in Systemen, bestehend aus 4-AminobenzolsuMonsäureamid
und einer ©inen reaktionsfälligen Substituenten [X = Cl oder X = (CH3)sN-] aufweisenden
Pyrimidinverbindung möglich, durch geeignete Auswahl dieses Substituenten unter besonderen
Versuchsbedingungen (Reaktion in Gegenwart von Dimethylanilin oder in Gegenwart von
Alkali) eine Reaktionslenkung in der Weise vorzunehmen,
daß entweder die freie kernständige Aminogruppe oder die Aminogruppe des Sulfonamidrestes
des Aminobenzolsulfonsäureamids durch den heterocyclischen Rest substituiert wird.
Es war nicht vorauszusehen, daß die quartären Ammoniumsalze der genannten Pyrimidinverbindungen
gerade in dieser Weise mit Benzolsulfonsäureamid-Alkalisalzen und insbesondere mit
4 - Aminobenzolsulf onsäureamid - Alkalisalzen reagieren; so wäre z. B, bei der weiter oben angegebenen
Reaktion an Stelle der Heteroarylierung eine Alkylierung am Sulfonsäureamidstickstoff
unter gleichzeitiger Bildung des mit einer tertiären Aminogruppe substituierten Heteroringes als ebenso
möglich anzusehen gewesen, im Sinne der Reaktion
(H2N . C6H4. SO2 · NH) Na + fe'N · R') XH -v H2N · C6H4 · SO2NHR" + NaX + R^'N · R'
Die Herstellung der obengenannten quartären Ammoniumsalze von Pyrimidinverbindungen ist in
der österreichischen Patentschrift 174 377 beschrieben.
Als Verbindungen, welche die anscheinend sehr wichtige Funktion eines Lösungs- bzw. Homogenisierungsmittels
schon bei tiefen Temperaturen des Ansatzes ohne Wasser- oder Alkoholzusatz, wodurch
die Ausbeute vermindert werden würde, erfüllen können, habe sich niedermolekulare aliphatische
Carbonsäureamide, ζ. Β. das Acetamid, besonders bewährt. Diese Hilfsstoffe sind in kleinen
Mengen, etwa dem Gewicht der Sulfanilamidkomponente entsprechend, schon voll wirksam. Gleichwohl
tritt die Reaktion auch in konzentrierter wäßriger Lösung ein, doch sind die erzielten Ausbeuten
nur mäßige.
Daß aber der Einfluß des verwendeten Homogenisierungsmittels (Acetamid) sich nur auf die erfindungsgemäß
zur Anwendung gelangenden, durch quartäre Ammoniumreste substituierte Heterocyclen
erstreckt, zeigten Versuche, bei welchen
z. B. Sulfanilamid-Natrium im Gemisch mit Acetamid mit Oxy- oder Chlorpyrimidinen unter gleichen
Bedingungen reagieren gelassen wurde, wobei in keinem Falle die nach dem Verfahren vorliegender
Erfindung herstellbaren, in der Sulfonamidgruppe heterocyclisch substituierten Benzolsulfonsäureamidderivate
resultierten.
Zur Erzielung eines möglichst hohen Umsetzungsgrades der relativ teuren heterocyclischen Komponente
bewährte es sich am besten, die Sulfonsäureamidkomponente im Überschuß von 1 bis 2 Mol
anzuwenden, wodurch Ausbeuten von ungefähr 8o°/o der Theorie (bezogen auf die heterocyclische
Verbindung) erzielbar sind. Die dann als optimal
ermittelten Reaktionstemperaturen liegen bei 80 bis ioo°, das Ende der Reaktion ist am Nachlassen
bzw. Aufhören der Trimethylaminabspaltung gut erkenntlich. *
Sämtliche Hilfsstoffe der Reaktion sind fast quantitativ und unschwer wieder gewinnbar. Das
tertiäre Amin, welches aus dem Reaktionsgemisch bei Atmosphärendruck und bei der Reaktionstemperatur
entweicht, kann leicht verflüssigt oder chemisch durch Säure gebunden und wieder in den
Prozeß zurückgeführt werden. Das zugesetzte Säureamid ist ebenfalls bei der Reaktionstemperatur,
jedoch erst nach Anlegung eines Vakuums aus dem Gemisch entfernbar; ebensogut kann es aber
durch selektive Extraktionsmittel, z. B. Chloroform, entfernt werden. Das gegebenenfalls im Überschuß
verwendete Sulfanilamid kann leicht und fast quantitativ
auf Grund seiner geringeren Azidität von dem stärker sauren Verfahrensprodukt getrennt
werden, z. B. auf Grund seiner Unlöslichkeit in no Sodalösung, worauf es als freie Verbindung bzw.
als Natriumsalz sofort wieder verwendet werden kann.
Die erstrebten Verfahrensprodukte können aus der carbonatalkalischen Lösung durch Einstellung
eines geeigneten, im sauren Bereich liegenden pH
(etwa 5) abgeschieden werden und fallen in so reiner Form an, daß sie nach einmaligem Umkristallisieren
als analysenrein zu bezeichnen sind. Besondere Reinigungsmaßnahmen, wie die sonst in
der Literatur empfohlene Anwendung reduzierender Entfärbungsmittel oder Aktivkohle, sind gänzlich
entbehrlich.
Durch die Kombination dieser Einzelmerkmale ist die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens sehr hoch.
Die Anwendungsbreite des Verfahrens wird auch
durch die Variationsmöglichkeit in der heterocyclischen Komponente klar. Während z. B. nach dem
Verfahren der Heteroarylierung mit Mercaptoverbindungen allem Anschein nach nur 2-substituierte
Pyrimidine zugänglich sind, gestattet das erfindungsgemäße Verfahren ebensogut die Gewinnung
von 4-substituierten Pyrimidinderivaten.
Die nachstehenden Beispiele, welche das Verfahren lediglich erläutern, beschreiben die Herstellung
von
I. 2-[p-Aminobenzolsulfonamido]-4, 6-dimethylpyrimidin
(Beispiel 1)
,CH3
P-H2N-C6H4-SO2-NH-C'
II. 4-[p-Aminobenzolsulfonamido]-2,6-dimethylpyrimidin
(Beispiel 2 und 2 a)
CH3
P-H2N-C6H4-SO2-NH-C
CH-C
N = C
N = C
CH3
III. 4-[p-Aminobenzolsulfonamido]-2, 6-dimethoxypyrimidin (Beispiel 3)
OCH3
P-H2N-C6H4-SO2-NH-C
OCH,
IV. 2-[p-Acetylamino-benzolsulfonamido]-4,6-dimethylpyrimidin
(Beispiel 4)
CH3
■vr r
p-C H3CONH-C6H4-S O2NH-C
CH,
Die noch nicht bekannte Verbindung III erwies
sich bei der orientierenden chemotherapeutischen Prüfung als höchst aktiv gegen pathogene Erreger,
wie hämolytische Streptokokken, Staphylococcus aureus haemolyticus und Bacterium coli commune.
Beispiel ι
Zur Herstellung des Produktes I werden 2,91 g Sulfanilamid-Natrium (etwa 8/2oo Mol) mit 3 g Acetamid
durch Erhitzen zur homogenen Schmelze gebracht, in welche nach Abkühlen auf 8o° 1 g
4, ö-Dimethyl^-trimethylammoniumpyrimidinchlorid
(etwa V200 Mol) unter kräftigem Rühren eingetragen werden. Es setzt eine heftige Trimethylaminentwicklung
ein, die durch iominutiges Erwärmen auf 80 bis 900 zu Ende gebracht wird. Der
erkaltete Ansatz wird mit 15 cm3 Wasser versetzt und auf sodaalkalische Reaktion eingestellt. Es
scheiden sich darauf unter Eiskühlung 1,40 g SuI-fanilamid
(75% der theoretisch möglichen Menge) ab. Das Filtrat gibt bei nachfolgender Einstellung
auf ein pjj = 5 eine zunächst amorphe Fällung, die
sich durch kurzes Erwärmen auf 700 in ein Kristallisat verwandeln läßt.
Man erhält nach Abkühlen 1,1 g (79% der
Theorie) an I, welches nach einmaligem Umlösen aus Alkohol analysenrein ist und den Zersetzungspunkt 1980 zeigt.
12 ig Acetamid werden geschmolzen und bei annähernd
1400 14,5 g (0,075 Mol) Sulfanilamid-Natrium
eingetragen. In die auf ioo° abgekühlte Schmelze werden langsam 5 g (0,025 Mol) 2, 6-Dimethyl-4-trimethylammoniumpyrimidinchlorid
eingerührt. Nach dem Abklingen der Trimethylaminentwicklung wird das Reaktionsgefäß in ein i8o°
heißes Ölbad eingebracht und das Acetamid rasch im Vakuum abdestilliert. Man erhält 11,5 g (96%
der Theorie) Acetamid zurück. Der Rückstand wird in Wasser gelöst, die Lösung auf ein pjj = 9 gebracht
und kaltgestellt. Man erhält so 7,8 g SuI-fanilamid zurück. Die Mutterlauge stiheidet beim
Ansäuern auf ein pH = 5 in zunächst amorpher, bald aber kristallisierender Form 5,5 g 4- [p-Aminobenzolsulfonamido]^,
6-dimethylpyrimidin (770Zo,
bezogen auf das angewendete quartäre Ammoniumsalz) aus. Die Ausbeute, bezogen auf Sulfanilamid
einschließlich des rückgewonnenen, beträgt 86%. Das so erhaltene Produkt II zeigt nach einmaligem
Umkristallisieren aus 5o%igem Alkohol den in der Literatur angegebenen Schmelzpunkt 245°.
105 Beispiel 2a
(Ausführung der Reaktion — in Wasser —)
1,94 g Sulfanilamid-Natrium (etwa Y100MoI)
werden in 1,5 cm3 Wasser bei 8o° gelöst und unter
Einhaltung dieser Temperatur mit 1 g (etwa V200 Mol) des im Beispiel 2 verwendeten quartären
Ammoniumsalzes versetzt. Man erhitzt nach dem Eintragen noch 10 Minuten auf 80 bis 90 ° und
kühlt nach beendeter Trimethylaminentwicklung ab. Die wie oben vorgenommene Aufarbeitung ergibt
1,3 g nicht umgesetztes Sulfanilamid (75% der Theorie). Aus dem Filtrat scheiden sich nach Ansäuern
auf Ph = S und längerem Stehen bei o° °)35 g (25 % der Theorie) des Produktes II ab. iao
Zur Herstellung des Produktes III werden 2,91 g Sulfanilamid-Natrium (etwa ¥200 Mol) mit 3 g
Acetamid, wie im Beispiel 1 angegeben, homogeni-
siert und bei 80 bis 90° 1,15 g (etwa V200 Mol)
2, 6 - Dimethoxy-4- trimethylammoniumpyrimidinchlorid
unter Rühren zugesetzt. Nach bei dieser Temperatur beendeter Trimethylaminentwicklung
wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, aufgearbeitet. Man erhält 1,45 g nicht umgesetztes Sulfanilamid
(78°/o der theoretisch möglichen Menge) bei sodaalkalischer Reaktion. Aus dem Filtrat scheiden sich
nach Einstellen auf ein pH = 5 und Stehen in der Kälte 1,10 g (71% der Theorie) des Produktes III
ab, welches nach Umkristallisation aus Methanol bei 201 bis 203° schmilzt und richtige Analysenwerte ergibt:
C12H14O4N4S (310,26), berichtet:
C = 46,45%, H = 4,55 %, N = 18,01 °/o
gefunden: C = 46,18%, H = 4,58%), N = 18,04%
Zur Herstellung des Produktes IV werden 2,36 g wasserfreies Acetylsuilf anilamid-Natr ium (V100 Mol)
mit 4 g Acetamid in der Wärme homogenisiert, bei ioo° mit ι g (V200 Mol) 4, o-Dimethyl-a-trimethylairimoniumpyrimidinchlorid
unter Rühren versetzt und bis zum Abklingen der Trimethylaminentwicklung
auf dieser Temperatur belassen. Nach geschilderter Aufarbeitung werden 1,25 g nicht umgesetztes
Acetylsulfanilamid (84% der theoretisch möglichen Menge) zurückgewonnen, während beim
nachfolgenden Ansäuern der Mutterlauge 0,9 g (57 % der Theorie) des Produktes IV erhalten werden,
das nach Umlösen aus 5o°/oigem Alkohol den in der Literatur angegebenen Schmelzpunkt von
2460 und gleichen Mischschmelzpunkt wie ein auf in der Literatur beschriebenem Wege erhaltenes
Präparat zeigen. Durch saure oder alkalische Hydrolyse erhält man das nach Beispiel 1 erhaltene
Produkt I.
Claims (10)
- Patentansprüche:i. Verfahren zur Herstellung von in der SuI-fonamidgruppe heterocyclisch substituierten BenzolsulfonsäureamidenderallgemeinenFormelY-R-SO2NHR'(in welcher R einen Phenylrest, Y Wasserstoff oder vorzugsweise in p-Stellung befindliche neutrale Gruppen, z. B. Alkyl-, Alkoxy-, Carboxyalkylgruppen, besonders jedoch stickstoffhaltige, durch Reduktion oder Hydrolyse in eine Aminogruppe umwandelbare Substituenten, wie Nitro- oder Acylaminogruppen, oder basische Substituenten, z. B. Amino-, Alkylamino- oder Aminomethylgruppen, R' einen gegebenenfalls durch neutrale oder basische Gruppen, wie Alkyl-, Aralkyl-, Aryl-, Alkoxy-, Aryloxy-, AlkylmercaptO", Arylmercapto-, Carbalkoxygruppen oder Amino-, Alkylamino-, Arylaminogruppen, substituierten Pyrimidinrest bedeutet), dadurch gekennzeichnet, daß man Salze von Benzolsulfonsäureamiden, in welchen diese als Anionen vorliegen, entsprechend den Formeln(Y-R-SO2NH)H-KtI+) bzw. (Y · R · SO2 · NH)2H · Kt (-H-)(in welchen KtM bzw. KtH"+) einen ein- bzw. zweiwertigen kationischen Rest, z. B. Na+, K + oder Ca++, bedeutet und Y bzw. R die obengenannte Bedeutung hat) mit quartären Ammoniumsalzen der allgemeinen Formel(in welcher XH einen anionischen Rest, R" Alkylgruppen bedeutet und R' die obengenannte Bedeutung hat) vorzugsweise in Lösungsmitteln bzw. Homogenisierungsmitteln, welche geeignet sind, beide Reaktionspartner zu lösen bzw. eine innige Durchmischung derselben zu vermitteln, und bei erhöhter Temperatur unter Abspaltung eines Trialkylamins (R"3N) sowie eines Halogenids (Kt · X) zur Umsetzung bringt und das Verfahrensprodukt durch Abtrennung von Nebenbestandteilen rein isoliert sowie vorhandene, durch Reduktion oder Hydrolyse in eine Aminogruppe umwandelbare Substituenten erforderlichenfalls in an sich bekannter Weise in eine solche umwandelt.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Lösungs- bzw. Homogenisieruogsniiittel faydaroxylgruppenfreie organische Verbindungen, welche, gegebenenfalls in geschmolzenem- Zustande, ein gutes Lösungsvermögen für Elektrolyte besitzen, wie niedermolekulare aliphatische Carbonsäureamide,z. B. Acetamid, verwendet.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reaktion bei Temperaturen von 50 bis 1500, vorzugsweise bei 80 bis ioo°, vornimmt.
- 4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das Benzolsulfonsäureamidsalz im Überschuß anwendet.
- 5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man im Reaktionsgemisch enthaltene, leichter flüchtige Nebenbestandteile organischer Natur auf Grund unterschiedlicher physikalischer Eigenschaften, beispielsweise organische Carbonsäureamide, durch Destillation oder Extraktion, schwerer flüchtige, beispielsweise überschüssiges Benzolsulfonsäureamid, auf Grund unterschiedlicher chemischer Eigenschaften, z. B. der Azidität, vom Verfahrensprodukt abtrennt und dieses dadurch rein isoliert.
- 6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als Benzolsulfonsäureamidsalze 4-Aminobenzol-sülfonsäureamidsalze verwendet.
- 7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zwecks Herstellung von 4 - [p - Aminobenzolsulfonamido] - 2, 6 - di-methoxypyrimidin 4 - Aminobenzolsulf onsäureamid-Natrium mit 2, o-Dimethoxy^-trimethylammoniumpyrimidinchlorid umsetzt.
- 8. Verfahren nach Anspruch i bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zwecks Herstellung von 2 - [p - Aminobenzolsulf onamido] - 4, 6 - dimethylpyrimidin 4 - Aminobenzolsulf onsäureamid-Natrium mit 4, 6-Dimethyl-2-trimethylammoniumpyrimidinchlorid umsetzt.
- 9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zwecks Herstellung von 4- [p- Aminobenzolsulfonamido] -2, 6-dimethylpyrimidin 4 - Aminobenzolsulf onsäureamid-Natrium mit 2, 6-Dimethyl-4-trimethylammoniumpyrimidinchlorid umsetzt.
- 10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zwecks Herstellung von 2- [p-Acetylaminobenzolsulfonamido] -4, 6-dimethylpyrimidin 4-Acetylaminobenzolsulfonsäureamid - Natrium mit 4, 6-Dimethyl-2-trimethylammoniumpyrimidinchlorid umsetzt.Angezogene Druckschriften:
Chemisches Zentralblatt 1906, I., 942.ι 509 536 8.
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