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Schlepper-Zugdeichsel für Gespannwagen Die Vorschriften der Straßenverkehrszulassungsordnung
verlangen aus Gründen der Unfallverhütung von Anhängern, die von landwirtschaftlichen
Schleppern gezogen werden, daß I. die Bremse des Anhängers beim Abkuppeln des Fahrzeuges
selbsttätig angezogen wird, 2. die Deichselspitze stets bodenfrei bleibt, d. h.
daß sie beim Abkuppeln nicht bis zum Boden durchfällt, 3. eine sogenannte Deichselstütze
vorhanden ist, mit welcher man die Spitze der Deichsel in die jeweilige Höhe der
Kupplung des Schleppers einstellen kann.
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Für die normalen, aus Stahl hergestellten landwirtschaftlichen Anhänger
mit Dreieckdeichsel sind diese Bedingungen in verschiedener Form gelöst worden.
Es fehlt jedoch noch eine einfache Lösung für die vielen Anhänger älterer Bauart
mit festen Deichselarmen, die vorwiegend als Gespannwagen dienen und nur sekundär
mittels einer Hilfsdeichsel vom Schlepper gezogen werden. Diese Anhänger-Bauart
ist zumeist in Holz-, aber auch in Stahlausführung in großer Stückzahl innerhalb
der Landwirtschaft vorhanden. Ein Umbau derselben durch Entfernung der festen Deichselarme
und Anbau einer modernen Dreieckdeichsel lohnt sich nicht, abgesehen davon, daß
die Landwirtschaft die bisherige Art der Befestigung der Gespanndeichsel nicht gern
aufgibt. Es werden z. B. in manchen Gegenden heute noch neue Wagen dieser Bauart
aus Holz hergestellt und von den Landwirten den eisernen Wagen aus verschiedenen
Gründen vorgezogen.
Die Erfindung stellt eine einfache und billige
Lösung dar, um die eingangs erwähnten Forderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung
zu erfüllen. Ihr Vorteil besteht vor allem darin, daß sie auf einfache Weise und
ohne übermäßige Kosten an vorhandene Anhänger dieser Art angebaut werden kann, ohne
daß der Grundcharakter der Fahrzeuge geändert wird.
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Die Lösung dieser Aufgabe ist dadurch erfolgt, daß auf die Deichselarme
hinter dem Steckbolzen für das Wagscheit eine Traverse, vorzugsweise aus Profileisen
oder Rohr bestehend, aufgesetzt wird, die beiderseits die Lagerung für die zusätzliche
Schlepperdeichsel trägt. In der Mittee dieser Traverse sind Einrichtungen angebracht,
welche durch entsprechende Seilführungen eine Fallbremswirkung der Schlepperdeichsel
bei beschränkter Fallhöhe (Bodenfreiheit) sowie eine Einstellung der Deichselspitze
in beliebiger Höhe zum Zwecke des Ankuppelns an den Schlepper (Deichselstütze) ermöglichen.
Um die Einstellung der Deichselhöhe auf einfache Weise zu bewerkstelligen, wird
das über die Traverse geführte Zugseil noch mit einer Handspindel mit entsprechender
Rollenführung kombiniert. Diese Handspindel dient gleichzeitig als Handbremse für
das Fahrzeug beim Gespannbetrieb.
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Die Fallbremswirkung wird dadurch erzielt, daß ein bis zur Deichselspitze
geführtes Seil, welches über die erwähnte Seilführung an der Traverse zu den Bremsen
des Anhängers geführt ist, sich beim Fallen der Deichsel über eine breite Rolle,
welche auf den festen Deichselarmen des Anhängers angebaut wird, legt. Hierdurch
entsteht bezüglich des Seilstückes von dieser Rolle bis zum festen Anhängepunkt
an der Deichselspitze ein kürzerer Drehradius, als die Deichsel selbst ihn aufweist.
Beim weiteren Fall der Deichsel wird dadurch ein entsprechender Zug auf das Seil
ausgeübt, wodurch die Bremsen des Anhängers angezogen werden.
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In den Abb. I bis 5 sind Ausführungsbeispiele dieser Erfindung dargestellt.
Abb. I zeigt die Seitenansicht des Vorderteiles eines solchen Anhängers mit festen
Deichselarmen. Die nähere Art dieser Bauform ist auch aus der Abb. 5 zu ersehen,
in der diese Deichselarme I und 2 in Draufsicht dargestellt sind. Diese Deichselarme
I und 2 sind meist aus Holz hergestellt und bilden in ihrer Verlängerung den Dreh-
bzw. Lenkschemel des Fahrzeuges. Es gibt aber auch eiserne Wagen, an denen Deichselarme
in sinngemäßer Anordnung aus Profileisen vorhanden sind.
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Die Gespanndeichsel wird durch einen Bolzen 3 festgehalten; ein Bolzen
4 dient zur Aufhängung des Wagscheites.
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Auf den Deichselarmen I und 2 wird die Traverse 5 aufgesetzt und mit
ihnen durch geeignete Hilfsmittel starr verbunden. Die Traverse 5 trägt beiderseits
die Lagerung 6 und 7 für die Schlepper-Zugdeichsel 8. Diese Schlepper-Zugdeichsel
8 wird im übrigen bei Gespannbetrieb hochgehoben und liegt auf der Pferde-Zugdeichsel
auf, insofern man nicht vorzieht, sie durch eine geeignete Vorrichtung, oberhalb
der Gespanndeichsel für sich zu fixieren.
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In der Mitte der Traverse 5 ist eine Seilrolle g gelagert; durch sie
wird ein Drahtseil Io von einem festen Punkt II an der Deichselspitze zum Bremsausgleich
12 bzw. in sonst üblicher Form zu den Bremsbetätigungshebeln des Fahrzeuges geführt.
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Der feste Punkt II kann, wie in der Abb. I dargestellt, ein Kugelkopfhebel
I3 sein, der in bekannter Weise durch geeignete Vorrichtungen vom Schlepper aus
zum Zwecke des Anzuges der Bremsen betätigt wird.
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Wie in Abb. 2 dargestellt, kann dieser feste Punkt II auch ein Handbremshebel
I4 (oder eine Handkurbel) sein, der in üblicher Weise an der Deichselspitze so angebracht
ist, daß er vom Schlepperfahrer durch Rückwärtsgreifen erreicht werden kann.
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Erfindungsgemäß ist die Seilrolle 9 so angeordnet, daß der mittlere
Berührungspunkt des Seiles Io genau in der Mittelachse M-M durch die Deichsellagerung
6 und 7 (s. Abb. 3 und 5) liegt. Dies ist erforderlich, um eine Relativbewegung
auf das Seil Io durch das während des Fahrens eintretende Aufundabschwenken der
Deichsel zu vermeiden.
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Auf dem vorderen Teil der Deichselarme wird eine breite Rolle I5 befestigt.
Ihre Fußplatte I6 dient dabei gleichzeitig als Anschlag für die Gespanndeichsel
(s. auch Abb. 4 und 5).
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Wird der Anhänger abgekuppelt, so fällt die Deichsel durch ihr Gewicht
nach unten. Das Seil Io legt sich nach einem bestimmten Drehwinkel der Deichsel
auf die Rolle I5 auf. Beim weiteren Fallen der Deichsel entsteht bezüglich der Seillänge
von der Rolle I5 bis zum festen Punkt II ein wesentlich kleinerer Drehradius als
für den Punkt II, bezogen auf die Deichsellagerung 6 und 7. Die Folge ist, daß das
Seil beim Fallen der Deichsel nach vorn gezogen wird und dabei die Bremsen des Anhängers
unter dem Einfiuß des Deichselgewichtes anzieht. In der Abb. I sind die Bewegungsbahnen
des Punktes II bezüglich der Drehpunkte in der Deichsellagerung und an der Rolle
I5 dargestellt. Man kann daraus ersehen, daß eine entsprechende Verkürzung des Seiles
bzw. ein Anziehen der Bremsen eintritt, bevor die Deichselspitze den Boden erreicht.
Durch entsprechende Wahl des Ortes der Rolle 15 kann das Ende der Fallbewegung
der Deichsel leicht bestimmt werden.
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Bei dieser Konstruktion kann also während des Fahrbetriebes mittels
des Seiles io die Bremseinrichtung des Anhängers entweder vom Schlepper aus (s.
Abb. i) oder von einem Handhebel 14 (s. Abb. 2) betätigt werden. Wird der Anhänger
abgekuppelt; so wird durch das Fallen der Deichsel . die Bremseinrichtung. des Wagens
selbsttätig angezogen.
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In Abb. 4 ist eine erweiterte Form dieser Einrichtung dargestellt,
welche erfindungsgemäß neben der Falldeichselwirkung noch die von der Straßenverkehrszulassungsordnung
geforderte Deichselstützwirkung ergibt. Die Traverse 5 trägt nicht nur die bereits
erwähnte Seilrolle g, sondern, um ein
gewisses Maß seitlich versetzt,
eine weitere Seilführung, bestehend aus den Seilrollen I7 und I8.
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An der Unterseite des Deichselarmes I wird ein Spindelgehäuse I9,
welches eine Handkurbelspindel 2o enthält, befestigt. Am einen Ende des Spindelgehäuses
I9 sind zwei Halteplatten 2I und 22 (oder an deren Stelle ein entsprechend geformtes
Gehäuse) befestigt, zwischen denen drei Seilrollen 23, 24 und 25 angeordnet sind.
Die Seilrollen 23 und 25 sind zwischen den beiden Platten 2I und 22 gelagert. Die
Seilrolle 24 dagegen ist mittels Zugbänder 26 mit der Spindelmutter 27 verbunden.
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Vom Bremsausgleich I2 aus wird ein Seil 28, wie in der Abbildung ersichtlich
ist, durch die drei Seilrollen 23, 24 und 25 hindurchgezogen, des weiteren über
die Seilrollen 18 und I7 zu einem festen Punkt 29 im vorderen Teil der Deichsel
geführt.
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Dreht man die Handkurbel der Spindel 20, so wird die Mutter
27 nach außen geführt, und unter dem Einfluß der Zugbänder 26 bewegt sich die Seilrolle
24 mit und zieht das gleichzeitig noch durch die Rollen 23 und 25 geführte Seil
28 nach außen. Hierdurch wird zunächst die Bremseinrichtung des Wagens über den
Bremsausgleich I2 fest angezogen. Ist die Bremse angezogen und wird die Handkurbel
weitergedreht, so hebt sich die Deichselspitze nach oben, da das Seil mittels der
Rolle 24 weiterhin nach außen gezogen wird. Da die Zugrichtung des Seiles 28 zum
Drehpunkt der Deichsel 6, 7 einen gewissen Hebelarm besitzt, kann das Gewicht der
Deichsel mittels der Spindel 28 angehoben werden. Die Bremsen des Anhängers bleiben
dabei stets gebremst. Man kann also z. B. mit dieser Vorrichtung einen vollbeladenen
Anhänger, der an einer Bergstrecke steht, gefahrlos an einen Schlepper anhängen,
indem man bei angezogenen Bremsen die Deichselspitze mittels der Spindel 2o so weit
hochkurbelt, daß sie in der Höhe des Kupplungsmaules des Schleppers stehenbleibt.
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Erfindungsgemäß wird das Seil 28 so lang bemessen, daß es lose in
den verschiedenen Seilrollenführungen hängt. Dies hat den Zweck, ein Anziehen der
Bremsen durch die üblichen Schwenkbewegungen der Deichsel während des Fahrbetriebes
zu vermeiden. Man muß also bei Bedienung der Spindel 2o stets erst das lockere Seil
durch entsprechende Umdrehungen der Spindel anstraffen, bis die Bremswirkung bzw.
die Wirkung der Deichselstütze eintritt. Dies spielt jedoch im praktischen Betrieb
keine Rolle, da bereits nach wenigen Drehungen der Spindel dieser Zustand erreicht
wird. Erfindungsgemäß dient die Spindel 2o beim Gespannbetrieb als Handbremse für
den Anhänger.
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Da ein solcher Anhänger entweder mit einer Bedienung der Bremsen vom
Schlepper aus (s. Abb. I) oder mit einer Handhebelbedienung (s. Abb. 2) ausgerüstet
ist, ist es notwendig, sowohl das Seil Io als auch das Seil 28 einschließlich den
jeweiligen Seilführungen anzuordnen.
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Wird ein solcher Anhänger nicht mit diesen Bremsbetätigungseinrichtungen
ausgerüstet, so kann erfindungsgemäß das Seil no einschließlich seiner Führungsteile
in Fortfall kommen. In diesem Falle wird die Fallbremswirkung auch durch das Seil
28 erzielt, sobald es sich beim Fallen der Deichsel über die Rolle I5 legt.