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Gerät zum Schneiden oder Anzeichnen schmaler paralleler Streifen von
Fellen Die Erfindung betrifft ein Gerät zum Anzeichnen bzw. Schneiden schmaler paralle'_er
Streifen von Fellen für die Weiterbearbeitung in der Kürschnerei, zum Auslassen,
Einlassen und Umschneiden.
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Bei der Verarbeitung von Fellen wurden in der Kürschnerei bisher parallele
Streifen in bestimmten Abständen zwischen 3,5 und 12 mm auf Fellen angezeichnet,
und zwar jeweils unter einem Winkel zur Mittellinie. Der Winkel ist hierbei von
der Fellart bzw. vom Verarbeitungsnveck abhängig und beträgt zwischen t o und 45',
in manchen Fällen auch darüber. Entsprechend der Zeichnung des Felles werden dann
schmale Streifen geschnitten, die in sich symmetrisch verschoben werden, um aus
einem kurzen breiten Fell einen langen schmalen Streifen zu erhalten, bis zu einer
Länge von t 2o cm, die nachher zusammengefügt ein komplettes Kleidungsstück aus
Pelz ergeben. Ein einzelnes Fell, wie z. B. Nerz, wird zur Hälfte in ¢5 bis 5o parallele
Schnitte im Abstand voll 3,5 bis q. mm geschnitten, um hiernach aus 8o Fellen einen
Pelzmantel zusammenzustellen. Es ergibt sich somit durch die Arbeit des Anzeichnens
und Schneidens ein sehr hoher Zeitverlust und ein dementsprechend hoher Lohnanteil,
wobei die Arbeit wegen ihrer Einförmigkeit leicht auch zu Nachlässigkeiten Anlaß
geben kann. Werden z. B. die parallelen Linien mit einer Lehre gezeichnet, so kommt
es entscheidend auf die Strichstärke und Genauigkeit beim Anlegen der Lehre an,
damit die Linien untereinander parallel werden. Meist ist es aber so, daß sich Ungenauigkeiten,
die Bruchteile eines Millimeters betragen können, über die Breite des Felles addieren
und dann zu .erheblichem Verschnitt führen. Weiterhin
ist es ab:r
auch schwierig, nach diesen Linien einen sauberen Schnitt zu führen; meistens sind
nur kurze Teilschnitte möglich, so daß der ausgeschnittene Streifen ungleichmäßige
Kanten aufweist. Um die Schnitte von Hand auszuführen, bedarf es ganz besonderer
Übung. Hierfür sind nur hochqualifizierte Arbeitskräfte zu verwenden, die kaum zu
finden sind. Bei der bisherigen Arbeitsweise konnten drei hochqualifizierte Kürschner
so viel Felle verarbeiten, wie eine Mantelnäherin 7usammennähen konnte.
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Gegenstand der Erfindung ist nun ein Gerät, das die Arbeit des Anzeichnens
und Schneidens nicht nur wesentlich exakter als bisher durchzuführen erlaubt, sondern
auch eine solche Beschleunigung ergibt, daß ein guter Durchschnittskürschner, der
mit diesem .Gerät arbeitet, bis zu sechs Maschinennäherinnen vollauf mit Arbeit
versorgen kann. Zum Anzeichnen und Schneiden eines Nerz- oder Bisammantels werden
bis zu 120 Arbeitsstunden benötigt. Diese Arbeit kann mit den erfindungsgemäßen
Geräten in 8 Stunden ausgefiihrt werden, wobei die physische und nervenmäßige Belastung
wesentlich herabgemindert wird.
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Diese ganz wesentliche Verbesserung derArbeitsweise wird erfindungsgemäß
dadurch ermöglicht, daß ein .neuartiges Gerät sowohl für das Anzeichnen als auch
für das Schneiden geschaffen wird, das eine rotierende Walze mit in geeignetem Abstand
voneinander angeordneten parallelen Arbeitsscheiben, und einer Führungsrolle mit
Nut aufweist, die mit einer nach oben abge«inkeltenFührlmgsfjächeeiner losen Anlegeschiene
zusammenarbeitet. Hierbei braucht die Anlegeschiene nur ein einziges Mal entsprechend
dem von der Fellart bestimmten Zeichenwinkel genau ausgerichtet zu sein, so daß
sich Zeichenfehler nicht addieren können. Es kann aber auch zweckmäßig -ein, die
Größe des Gerätes wegen der Handlichkeit so zu beschränken, daß ein zweimaliges
Anlegen über die Breite eines halben Felles erfolgt.
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Dadurch, daß nur parallele Streifen gezeichnet bzw. geschnitten werden,
ergibt sich eine universelle Anw ündbarkeit, unabhängig von dem jeweiligen Schneid-
bzw. Zeichenwinkel. Diese wird noch weiter dadurch verbessert, daß die Walze undioder
die Arbeitsscheiben auswechselbar am Gerät befestigt sind. Es ist somit möglich,
in ein und demselben Gerät Walzen mit verschiedener Arbeitsbreite zu verwenden,
da diese je nach der Fellart und dessen Zeichnung variieren.
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Vorzugsweise besitzt das Gerät einen U-förmigen Rahmen, der an seinem
unteren freien Ende die lösbar gelagerte Walze und weitere Hilfseinrichtungen, wie
Farbwalze oder Antriebsvorrichtungen, sowie an seinem Verbindungsbügel einen Handgriff
zur Führung des Gerätes trägt.
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Zweckmäßig ist es, am Rahmen Schutzbügel oder Abdeckbleche vorzusehen,
welche die Hilfseinrichtungen und gegebenenfalls auch die Walze mit den Arbeitsscheiben
mehr oder weniger abdecken, und diese lösbar bzw. abklappbar am Rahmen zu befestigen.
In der Zeichnung ist das erfindungsgemäße Gerät in zwei Ausführungsbeispielen schematisch
dargestellt, und zwar zeigt Abb. z einen Aufriß eines Zeichengerätes mit auswechselbarer
Walze und Abb. 2 die Seitenansicht hiervon; Abb. 3 zeigt ein Schneidgerät, bei dem
die Arbeitsscheiben und die Distanzscheiben auf einer festen Achse auswechselbar
befestigt sind; Abb. 4. ist die Seitenansicht hierzu.
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Gemäß Abb. i und 2 besitzt das Gerät einen U-förmigen, nach -unten
offenen Rahmen i, an dessen ein Handgriff 2 befestigt ist. Am unteren Ende der Schenkel
des Rahmens sind Bohrungen 3 vorgesehen, in die Schrauben ¢ als Lager für eine Zeichenwalze
5 eingeschraubt werden können. Die Walze 5 besteht mit den Arbeitsscheiben 6 aus
einem Stück und kann aus Metall gegossen, gespritzt oder auf der Drehbank aus dem
vollen herausgearbeitet sein. Es ist aber auch möglich, Kungtsboff hierfür zu verwenden.
Eine lose Anlegeschiene 7, die an ihrer einen Seitenkante bei 8 rechtwinklig aufgebogen
ist, greift mit dem aufgebogenen Teil in eine Führungsnut i oeiner Rolle g ein,
die zusammen mit der Walze aus einem Stück besteht. Die Führung kann aber auch am
Rahmen selbst angebracht sein.
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Innerhalb, des Rahmens i und oberhalb der Walze 5 ist eine Farbwalze
i i drehbar gelagert, deren Achse 12 mittels Federn 13 nach festen Punkten 14 des
Rahmens abgespannt ist. Auf diese Weise wird erreicht, daß die Farbwalze immer mit
dem gewünschten Druck auf den Schneiden der Zeichenscheiben aufliegt und nur so
viel Farbe an diese abgibt, wie zum Anzeichnen sauberer Linien erforderlich ist.
Zur leichten Auswechslung der Farbwalze sind im Rahmen Schlitze 15 vorgesehen, die
ausgearbeitete Ausschnitte 16 und 17 aufweisen, in die die Achse 12 der Farb@valze
wahlweise einrasten kann. Gemäß Abb. 2 liegt die Achse 12 in den. Ausschnitten 16
und damit die Walze i t unmittelbar auf den Schneiden der Zeichenscheiben 6 auf.
Wird die Achse 12 in die Ausschnitte 17 verschoben, so steht die Farbwalze i i nicht
mehr mit der Walze 5 in Berührung. Dadurch wird das Auswechseln der Walze 5 erleichtert
und die Farbwalze bei Nichtbenutzung geschont.
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Kurze Schutzbleche 18 sind am Rahmen angeordnet und Besitzen solche
Länge und Neigung, daß beim Hinlegen des Gerätes die Farbwalze mit der Unterlage
nicht in Berührung kommen kann. Selbstverständlich ist es auch möglich, diese Schutzbleche
i 8 als vollständige Abdeckbleche über die ganze Länge und Breite der Farbwalze
auszubilden. Dame ist es jedoch zweckmäßig, mindestens eine Seite lösbar bzw. abklappbar
am Rahmen zu befestigen, um dadurch die Auswechslung der Farbwalze zu ermöglichen.
Bei verschiedenen Fellen ist es nämlich @erforderlich, mit verschiedenen Farben
zu arbeiten. Während Naturfelle helles Leder aufweisen, das zweckmäßig mit schwarzer
oder einer anderen Farbe angezeichnet wird, müssen gefärbte Felle vorzugsweise mit
Weiß angezeichnet
werden, da hierbei selbstverständlich das Leder
mitgefärbt ist. Als Farbe dient vorzugsweise normale Druckfarbe oder eine andere
nicht wasserlösliche Farbe, während Anilinfarben zu vermeiden sind, da sie von der
Lederseite auf die Haarseite durchschlagen.
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Zum Zweck der leichten Auswechselbarkeit der Walze 5 und deren Ersatz
durch eine Walze mit anderen Abständen der Arbeitsscheiben können an Stelle der
Schrauben 4. auch beliebige andere Verhindungen, z. B. Steckachsen mit Rasteinrichtungen,
ähnlich einem Bajonettverscluluß od. dgl., verwendet werden.
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Gemäß den Abb. 3 und :1 ist am Rahmen i, und zwar an seinen offenen
Enden eine feste Welle i 9 befestigt, auf die die Arbeitsscheiben, in diesem Fall
rotierende Schneidmesser 2o, mittels Distanzscheiben 21 in gewünschtem Abstand aufgesetzt
sind. Die Auswechselbarkeit der einzelnen Arbeitsscheiben ist hierbei vorteilhaft,
um die Messer einzeln schleifen zu können. Die Rolle io mit der Führungsnut 9 ist
hierbei ebenfalls auswechselbar auf der Welle 19 befestigt. Das Zahnrad 22 sitzt
auf der Welle und ist zweckmäßig innerhalb des Rahmens angeordnet. Es kämmt mit
einem weiteren Zahnrad 23, das auf einer Welle 24., die ebenfalls im Rahmen i gelagert
ist, befestigt ist. Der Antrieberfolgt hierbei mittels einer biegsamen Welle 25
durch den Griff 2 hindurch auf ein Kegelrad 26, das mit einem auf der Welle 2:1
sitzenden Kegelrad 27 kämmt. Der Antrieb erfolgt hierbei zweckmäßig so, daß die
Walze mit einer L'indrehungsgeschwindigkeit von mehreren hundert, beispielsweise
goo UpM angetrieben wird. Das Schneiden der Felle in einzelne Streifen wird somit
nicht durch den Druck der Messer, sondern durch die Geschwindigkeit, möglichst ziehend,
bewirkt, um somit lediglich das Leder der Felle von wenigen zehntel Millimeter Stärke
und nicht die Haare mit zu schneiden.
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Zu beiden Seiten der Walze sind Lauf- oder Andruckrolleli 28 vorgesehen,
die parallel zur Arbeitswalze am Rahmen gelagert sind. Zweckmäßig werden diese Rollen
28 einstellbar am Rahmen ge-
lagert, und zwar mittels einer Führung 29, die
durch eine Schraube 3o in der Höhe verstellbar ist. Führungen 31 sorgen für die
saubere Führung der Schenkel der Führung 29. Sie können aus Laschen und Ösen oder
auch aus einfachen Stiften, die in Nuten des Rahmens i laufen, bestehen. Je nach
der Lederstärke wird die relative Höhe der Laufrollen 28 gegenüber den Messerscheiben
2o so eingestellt, d,aß sich ein sauberer Schnitt ergibt. Hierbei kann -es auch
vorteilhaft sein, die Arbeitswalze innerhalb des Rahmens schwingend bzw. nachgiebig
zu lagern, und zwar vorzugsweise senkrecht zur Andruckrichtung.
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1"m zu vermeiden, daß die Messerscheiben verschiedene Abstände voneinander
haben, kann es zweckmäßig sein, die Distanzscheiben mit auffälligen Markierungen
oder in verschiedener Farbe auszuführen, so daß ein fehlerhafter Zusammenbau ohne
weiteres erkennbar wird. Selbstverständlich ist es auch möglich, die Messerwalze
aus einem Stück aufzubauen und im ganzen auszuwechseln, bzw. umgekehrt die Zeichenwalze
aus einzelnen Zeichenscheiben mit Distanzstücken aufzubauen.