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Verfahren zur Herstellung von Kulturen des'Termobakteriums mobile
Lindner Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von, Kulturen
des Termobakteriums mobile Lindner, die im Vergleich zu den bekannten, aus Zuckerlösungen
herge3tellte#n Kulturen, erhebliche Vorzüge, z. B. mit Bezug auf größere Ausbeuten
an Bakterien und dadurch- bedingtes größeres Gärvermögen, aufweisen. Erfindungsgemäß
werden die erwähnten, Kulturen, dadurch hergestellt, daß Extrakte vegetabilischer
Herkunft, z. B. von Früchten, durch das Termobakterium mobile Lindner bei geeigneten
Temperaturen, z. B. zwischen io und 4o', vergoren werden, In Ausübung der Erfindung
kann man derart verfahren, daß Extrakte pflanzlicher Herkunft zunächst einer pasteurisierenden.
oder sterilisierenden Behandlung, z. B. durch Erhitzen auf etwa 6o bis
900, unterworfen, nach Abkühlen auf geeignete Temperatur, z. B. io', mit
einer ReinktrItur von Termobakterien mobile Lindner (Pseudomona-s Lindneri) beimpft
werden und das beimpfte Material bei Temperaturen zwischen etwa io und 40' der Gärung
während etwa 12 bis 36 Stunden unterworfen wird. Den Pflanzenextrakten kann
man in gegebenen. Fällen noch Zucker, z. B. Gl-,ucoise oder Fructose, zufügen. Der
Prozentsatz an zugesetztein Zucker richtet sich danach, wie stark man die Gärung
haben will. Hierbei ist der Gehalt des pflanzlichen, Extrakts an Zucker mit zu berücksichtigen.
Der Zuckerzusatz kann z. B-. etwa 1/2 bis 6% betragen.
Früchte,
wie getrocknete Feigen, Aprikosen, Birnen oder Pflaumen-, werden in, kleine Stücke
g eschnitten, und mit Wasser versetizt. Hierbei kann im allgemeinen etwa
1 1 Wasser auf 150 g-der zerkleinerten Früchte angewendet werden.
Die Früchte werden mit -dem Wasser etwa 5 Minuten auf ioo' erhitzt. Man läßt
dann etwa 24 Stunden stehen und erhitzt nunmehr nochmals 5 Minuten auf ioo'.
Zweck dieser Behandlung ist die Abtötung von Da,uersporen, die sich häufig bei vegetäbilischen
Extrakten bilden. Die Mischung bleibt dann nochmalis etwa 12 Stunden stehen, damit
die Früchte möglichst gut ausgelaugt werden. Alsdann, wird. die Flüssigkeit zweimal
filtriert und je-nach.der",Q.-äalität der Früchte und der gewünschten Gärung mit
einem entsprechenden Zusatz von Zucker versehen-, worauf nochmals auf ioo' erhitzt
wird. Nach Ab-
kühlung auf etwa io' erfolgt die Beimpfungg mit Termobakterium
mobile Lindner und die Vergärung.
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An Stelle von Früchten der oben gegebenen Art können auch andere Pflahzen
zur Herstellung von Extrakten. verwendet werden, u. a. hat sich Kohl als
gut geeignet erwiesen-.
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Die erfindungsgemäß unter Verwendung von, aus Pflanzenextrakten herges.tellten
Kulturen, bieten zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten, bei denen sie die bekannten,
durch Beimpfen von Zuckerlösungen hergestellten, mit Termobakterium mobile Lindner
erzeugten Kulturen erheblich übertreffen.
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Die erfindungsgemäßen Kulturen bieten u. a. die Möglichkeit, die verschkdensten,
Stoffe, besonders solche, bei denen Dauerspo-renbildungen eine Gefahr für Verderb
schaffen, wi# z. B. Gras, Klee, Luzerne, Bier- und Weintre-ber, Obsttrester usw.,
in einfachster -Weise zu präparieren und haltbar zu machen-, ohne daß --in unerwünschter
Abbau von Eiweißstoffen stattfindet, wie dies bei Anwendung gewisser Chemikalien
der Fall ist.
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Im allgemeinen wird man zur Nutzbarmachung der erfindungsgemäß gewonnenen
Gäfansätze, z. B. zur Konservierung von Klee, Treber usw., die Gäransätze nicht--
soi -wie sie anfallen, sondern in Verdünnung mit Wasser, vorteilhaft durch Zusatz
von Melasse, verwenden. Man kann z. B. einer etwa 25- bis 3o0/aigen, mit
Wasser verdünnten, Melasselösung bei etwa 15 bis #25' eine passende Menge der Kultur
zufügen und die Mischung nach mehrstündigem, z. B. iostündigem Stehen-lassen zwecks
Vermehrung der Bakterien zurAnwendung bringen. Nach einer Ausführungsform werden,
z., B. 2% einer erfindungsgemäß hergestellten Kultur mit etwa 40/0 Melasse
je Liter Wasser vermengt und das Lösungsgemisch nach längerem Stehenlassen
z. B. -unter Aufspritzen oder Aufsprühen auf Klee, Treber - od. dgl. zur
Anwendung gebracht. Es hat sich gezeigt, daß auf diese Weise durch Besprühen von
schichtweise gut festgestam#13#,ten Futtermengen in- geschlossenen Behältern mit
Kulturen gemäß Erfindung jdie§,elben- bei dreijähriger Lagerung frei -von Dauersporen
tInd, Buttersäure- gehalten werden können. Bei Verabreichung dieses Futters als
Stallfutter für Rindvieh und Schweine ergab sich,-daß das Rindvieh im Winter die
gleiche Milchmenge liefert wie in der Weidezeit und der Fettgehalt sogar noch bie
auf 4,6% gesteigert wurde.
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. In gleicher Weise können, roh geschnitzelte Kar.-toffeln
mit Kultur-en gemäß Erfindung präpariert werden, ohne daß der Stärkegehalt abgebaut
wird. Derart präparierte Kartoffeln waren- nach 11/2 Jahren Lagerzeit noch ebenso
frisch wie im Anfang, da für derartige Futterstoffee schädliche Vorgänge durch die
Gärung unterdrückt wurden.
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Lang dauernde tierphysiolbgische und klinische Värsuche haben ergeben,
daß der Genuß des Terrnobakteriums mobil-- Lindrier absolut unschädlich ist und
daß derselbe sogar noch therapeutische Vorteile bietet, indem das Terrno-bakterium
mobile Lindner eine ausgesprochen antago-nistische Wirkung gegenüber pathogenen,
Keimen aufweist. Viehbestände, welche mit Futtermitteln gefüttert wurden, die mit
erfindungsgemäßen Kulturen präpariert waren, wurden gegen Maul- und Klauenseuche
geschützt, die in benachbarten Stallungen herrschte. Durch Verabreichung
der erfindungsgemäßen Kulturen in, natura, konnten seuaenkranke Tiere innerhal-b'N'On
7 Tagen geheilt werden.
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Minderwertige, für die Kakao- und Schokoladenin(dustrie unbrauchbare
Kakaobohnen erfuhrendurch Behandlung mit Kulturen gemäß der Erfindung eine derartige
Verbesserung ihrer Eigenschaften, daß sie einen Kakao von guter Qualität lieferten.
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Pasteurisierte Vollmilch kann durch Impfung mit der erfindungsgemäßen
Kultur in ein kefirälmliches Getränk mit feinem Nußgeschmack übergeführt werden,
das bei Magenschwäche, Darmfäul-ni#stu.dgl. heilende Wirkung ausübt. Durch Impfung
von Vollmilch mit größeren Mengen der erfindungsgemäßen Kultur erhält man ein sprudelndes,
joghurtartiges Erzeugnis. Durch eine doppelt so starke Impfung der Vollmilch erhält
man Weichkäse von fein-stem Geschmack, der für Kranke, Rekonvaleszenten und Kinder
gut geeignet ist. Die sonst in der Molke beim Käsen zurückbleibend-en Eiweißstoffe
werden durch che mit der erfindungsgernäßen Kultur veranlaßte Gärun.g ebenfalls
aust der Molke ausgeschieden und in den Weichkäse übergiefü-hrt.
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Obstsäfte und daraus hergestellte Getränke 'können. nach Pasteurisieren
durch Impfung mit Kulturen gemäß Erfindung haltbar gemacht und unter Beibehaltung
ihres natürlichen Geschmacks jahrelang aufbewahrt werden..
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Hefen können - in derart behandelten Getränken kaum zur Entwicklung
kommen. Durch Einstellung der Obstsäfte auf pff-Werte zwischen 5 und
6 und Impfung mit erfindungsgemäBen Kulturen- kann man, eine Gärung hervorrufen,
durch welche ein schäumendes Getränk entsteht.
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Es ist bereits bekannt, schwach, vergorene, haltbare Getränke aus
leicht pasteurisierten säure- und zuckerhaltigen Produkten, wie z. B. Magermilch
oder Obstsäfte, dadurch herzustellen, daß man sie mit einer durch Termobakterium.
mobi#le Lindner in Gä,rung gebrachten Zucker-lösung in einem, solchen Verhältnis
versetzt, daß, die Säure des- zucker'
haltigen Ausgangsmaterials
noch imstande ist, eine Vergärung des in ihm enthaltenen# Zuckers zu verhindern.
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Es ist weiterhin bekannt, durch Anwendung des Termobakteriums mobile
Lindner aus Milch oder Molke Produkte mit milder Säuerung, reinem Geschmack und
großer Haltbarkeit zu gewinnen. Schließlich ist auch bereits das Einsilieren von
pflanzlichen Futtermitteln mit Hilfe von Termobakterium mobile Lindner unter Ausschaltung
einer Buttersäuregärung beschrieben worden.
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Bei allen die-sen Verfahren wurden Kulturen verwendet, die durch Vergären
von Zuckerlösungen mit Termobakterium mobile Lindner entstanden sind. Demgegenüber
zeichnen sich die erfindungsgemäß aus pflanzlichen Extrakten hergestellten Kulturen
durch eine stärkere Bildung von Bakterien beim Gärvorgang und eine dadurch bedingte
stärkere Gärung aus. So wird z. B. bei der Vergärung von Milch zu Quark, die Ausbeute
erheblich ,größer als bei Anwendung der bekannten, aus Zuckerlösungen hergestelltenKulturen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß: bei Anwendung von vegetabilischen Extrakten
gemäß der Erfindung keine so starke Säuerung eintritt wie bei der bekannten Anwendung
von zuckerhaltigen Nährlösungen.