-
Gerät zur Konstruktion parallel- oder zentralperspektiver Darstellungen
aus einem gegebenen Grundriß Zur Unterstützung des räumlichen Denkvermögens kommen
neben den orthogonalen Projektionen, dem Grund-, Auf- und Flachriß, perspektive
Darstellungen zur Anwendung. Dies sind Parallelperspektive, zentralperspektive,
anaglyphenraumbildliche und Stereoskope Abbildungen. Die Konstruktion dieser Raumbilder
ist zeichnerisch nicht immer einfach und besonders im Fall der Zentralperspektive
und des Anaglyphenraumbildes oft zeitraubend. Zur Erleichterung der Darstellungen
werden folgende bekannte Hilfsmittel benutzt: i. Das Stereomillimeterpapier von
E. Stach, dessen Rautennetz mit den Innenwinkeln i2o und 6o° die Konstruktion des
sogenannten isometrischen Raumbildes erleichtert; 2. der Affinzeichner von F o x,
der die Konstruktion eines isometrischen Raumbildes auf mechanischem Wege (unter
Benutzung der Winkelfunktionen) gestattet; 3. die Fluchtpunktschiene zur Erleichterung
der Konstruktion der Zentralperspektive (Hilfsmittel) ; -.. der Pantograph, der
von R e l l e n s m a n n als Hilfsmittel zur Konstruktion der Raumbilder nach dem
Anaglyphenverfahren empfohlen wurde: 5. die Perspektivzeichenmaschine von Kuhlm
a-n n , die neu erschienen und den Patentinhabern noch gebrauchsfremd ist.
-
Die unter i bis 5 aufgeführten Instrumente und Hilfsmittel stellen
für einzelne Perspektiven erhebliche Konstruktionserleichterungen dar. Das patentierte
Gerät gestattet, mit Hilfe einer optisch-mechanischen Einrichtung die zur Konstruktion
der Raumbilder notwendige Bestimmung der Durchstoßpunkte der Sehstrahlen durch die
Zeichenebene durchzuführen, und ist nicht auf eine Perspektiv art beschränkt, sondern
läßt die Konstruktion aller Perspektiven (mit Ausnahme der Kavalierperspektive als
unnatürliche Perspektive)
zu. Es beruht in seinen Grundelementen
auf der Rekonstruktion des natürlichen Sehvorganges.
-
Der Universalperspektivzeichner besteht aus sechs Einzelteilen: i.
Laufrahmen i, 2. Laufwagen 3, 3. Übertragungsschiene 6, 4. Einstellsäule i i mit
Höhenmaßstab 14, 5. Peilrohr 15 mit Führung ig, 2o, 6. Augpunktschiene 16
mit Verbindung zum Peilgerät 17.
-
Der Laufrahmen i besteht aus zwei abgestumpften Dreikantschienen,
die beiderseitig mit je einer Querleiste 2 so verbunden sind, daß sie parallel zueinander
verlaufen. Er liegt auf dem .Zeichentisch lagefest auf.
-
Der Laufwagen 3 ist ein aus zwei abgestumpften Dreikantschienen und
zwei gleich langen Querleisten 4 bestehender Rahmen. Mittels der an beiden Enden
der Dreikantschienen angebrachten Kugellagergleitvorrichtungen 5 gleitet er weitgehendst
reibungslos auf den Dreikantschienen des Laufrahmens.
-
Die Übertragungsschiene 6 dient zur Übertragung des Gegenstandpunktes
von dem kotierten Grundriß oder dem Isohypsenplan auf die Zeichenebene 7. Zum Zweck
der einwandfreien Einstellung ist an dem über dem Grundriß 8 liegenden Ende der
Übertragungsschiene eine auswechselbare Zentrierspitze g an einem etwas dünneren
Kopfstück angebracht.
-
Die Übertragungsschiene 6 gleitet unterhalb des Laufwagens 3 mittels
Kugellagern io auf den Dreikantschierien des Laufwagens. Die Übertragungsschiene
hat einen rechteckigen Querschnitt. Ihre Unterseite soll sich möglichst dicht über
der Zeichenebene bewegen.
-
Das in Richtung der Einstellsäule i i gelegene Ende der Übertragungsschiene
läuft in eine kreisrunde, zentrisch durchbohrte Platte 12 aus. Die Durchbohrung
13 liegt in der verlängerten Achse der Übertragungsschiene. Sie dient zur Aufnahme
des zylindrischen Haltestiftes der Einstellsäule i i.
-
Die Einstellsäule hat einen rechteckigen oder quadratischen Querschnitt.
Sie ist innen hohl, zwecks Aufnahme des von oben nach unten bezifferten Höhenmaßstabes
14. Die Länge des Höhenmaßstabes ist gleich der Entfernung Säulenoberkante-Zeichenebene.
Eine Seite der Einstellsäule ist mit einer rechteckigen, vertikalen Öffnung ausgestattet,
durch die der Dorn der Führungsvorrichtung des Peilrohres 15 gleitet.
-
Die Einstellsäule ist mit einer rechteckigen Schiene und einem an
der kreisrunden Scheibe befestigten Haltestift mit der Übertragungsschiene in ihrer
seitlichen Verschwenkbarkeit arretierbar verbunden. Eingebaute Kugellager ermöglichen
eine reibungslose Drehung.
-
Das Peilrohr 15 besteht aus einer zylindrischen Röhre, in der ein
parabolischer Hohlspiegel so angebracht ist, daß seine Achse mit der Achse der zylindrischen
Röhre zusammenfällt. Der Hohlspiegel dient zur Verstärkung des von einer in dem
Brennpunkt des Hohlspiegels angebrachten Lichtduelle ausgehenden Lichtbündels. Das
Lichtbündel geht durch eine feine, kreuzförmige Öffnung und wird anschließend von
einer Konvexlinse gesammelt. Die Konvexlinse ist zweckmäßig verstellbar (Innenfokussierung),
damit stets ein scharfes Lichtkreuz auf der Zeichenebene erscheint. Die in Richtung
der Einstellsäule verlängerte Achse des Peilrohres geht durch einen Punkt, der in
der betreffenden Gegenstandshöhe senkrecht über dem Zentrum der Durchbohrung zur
Aufnahme des Haltestiftes für die Einstellsäule liegt.
-
In dem zur Augpunktschiene 16 hinweisenden Ende des Peilrohres ist
ein Gewinde eingeschnitten. Auf dieses Gewinde wird eine Kappe mit einer zentrischen
Durchbohrung aufgeschraubt. Von dieser Durchbohrung geht eine Schnur oder starre
Verbindung 17 aus, die durch den Augpunkt 18 führt.
-
Zur Führung des Peilrohres dienen zwei kreisbogenförmige, mit einer
Gradskala versehene Schienen ig und eine horizontale gerade Schiene 2o, die mittels
Schrauben an dem Höhenmaßstab so befestigt sind, daß die Höhenskala gut sichtbar
bleibt. Das Peilrohr ist in der Vertikalen arretierbar.
-
Die Augpunktschiene ist nur mittels der Verbindung 17 mit dem Gerät
verbunden und kommt bei perspektivischen Zeichnungen mit einem oder zwei Zentralpunkten
zur Anwendung. Sie ist Teil eines höhenmäßig verstellbaren, auf dem Zeichentisch
durch Gewichte zu stabilisierenden oder mit Klammern in beliebigem Abstand von der
Zeichenebene zu befestigenden Gestells 21. Der auf der Augpunktschiene als Durchbohrung
angebrachte Augpunkt muß mindestens um den Betrag des Augenabstandes (65 mm) verschiebbar
sein. Die Verbindung Augpunkt Peilgerät ist einmal durch eine Schnur oder einen
dünnen Draht, an dessen Ende ein Gewicht 22 zur ständigen Straffung der Verbindung
angebracht ist, möglich oder mittels einer durch ein im Augpunkt angebrachtes Kugelgelenk
führenden Stange von entsprechender Länge (starre Verbindung). Die starre bzw. die
Schnurverbindung muß so lang sein, daß bei maximalem Abstand. der beweglichen Einstellsäule
mit dem Peilgerät von der ortsfesten Augpunktschiene aus eine einwandfreie Verbindung
garantiert ist.
-
Das beschriebene Instrument kann zur Konstruktion aller aus dem natürlichen
Sehvorgang abzuleitenden sog. schiefen Parallelperspektiven und Perspektiven mit
ein oder zwei Fluchtpunkten (Zentralpunkten) angewandt werden.
-
Bei der Parallelperspektive stellt man das Peilrohr 15 in den für
die Perspektive erforderlichen Vertikalwinkel (Militärperspektive = 45 °, isometrische
Perspektive = 54° 44) und in Richtung der Übertragungsschiene 6 ein, was mit der
Arretiervorrichtung an dem Peilrohr 15 und dem Gelenk der Übertragungsschiene 12
leicht bewerkstelligt werden kann. Bei der Konstruktion der Raumbilder fallen in
den beiden genannten Fällen die Lichtstrahlen parallel zueinander mit dem für die
gewählte Perspektive erforderlichen Vertikalwinkel ein. Ist das Instrument entsprechend
eingestellt, so umfährt man unter Berücksichtigung der
entsprechenden
Gegenstandshöhe an der Einstellsäule i i den Grundriß mit der Zentrierspitze 9 und
verbindet alle zusammengehörigen Punkte.
-
Bei der Zentralperspektive benutzt man die Augpunktschiene 16, stellt
diese in einem selbstgewählten Abstand von dem Grundriß auf, entarretiert das Peilrohr
und die Einstellsäule und bringt die Verbindung Augpunkt-Peilrohr 17 an. Dann verfährt
man wie oben, indem man die grundrißlich projizierten Gegenstände mit der Zentrierspitze
umfährt und die entsprechenden Punkte miteinander verbindet.
-
Das Anaglyphenraumbild wird wie die Zentralperspektive konstruiert;
nur muß jede Punkteinstellung oder Umfahrung mit einem um 65 mm verschobenen Augpunkt
wiederholt werden. Die erhaltenen Projektionen sind nach den üblichen Konstruktionsregeln
in roter und grünlichblauer Farbe auszuziehen.