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Lichtempfindliche Schichten für die Diazotypie Bei der Herstellung
von Lichtpausen nach dem Verfahren der Diazotypie war man bisher im wesentlichen
darauf angewiesen, Lichtquellen zu benutzen, welche in der Hauptsache kurzwellige
Strahlen aussenden, z. B. Bogenlampen oder Quecksilberdampflampen. Derartige Quellen
sind verhältnismäßig kostspielig und empfindlich sowie umständlich zu bedienen.
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Es ist nun gefunden worden, daß man Diazolichtpausschichten, welche
sich durch größere Empfindlichkeit im langwelligen Licht auszeichnen, erhält, wenn
man als lichtempfindliche Stoffe Tetrazoverbindungen der allgemeinen Formel
verwendet, worin X eine Diazogruppe, Y und Y' Aminogruppen bedeuten. In den Aminogruppen
können dabei die Wasserstoffatome in üblicher Weise durch Substituenten, vorzugsweise
durch niedrigmolekulare aliphatische Reste, wie Methylgruppen oder Äthylgruppen,
ersetzt sein.
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Der in der allgemeinen Formel eingezeichnete Verbindungsstrich zwischen
den beiden Benzolkernen soll bedeuten, daß die Bindung von beliebiger Natur sein
kann. Die beiden Benzolkerne können beispielsweise direkt oder auch durch verbindende
Atome oder Atomgruppierungen miteinander verbunden sein. Beispielsweise können die
beiden Benzolkerne durch ein Sauerstoffatom verbunden sein. Als Bindeglieder kommen
aber beispielsweise auch kompliziertere Atomgruppierungen in Frage, wie dies aus
den nachstehend aufgeführten
Beispielen hervorgeht. Besonders gutgeeignet
als lichtempfindliche Stoffe sind Derivate des tetrazotierten Benzidins, die in
ortho-Stellung zu den Diazogruppen Aminogruppen tragen.
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Die vorstehend aufgeführten Tetrazoverbindungen können außer den Aminogruppen
gegebenenfalls noch weitere Substituenten der in der Diazotypie üblichen Art in
den die Diazogruppen tragenden Benzollkernen enthalten.
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Es ist zwar schon vorgeschlagen worden, Tetrazoverbindungen für Lichtpauszwecke
zu verwenden, doch handelt es sich dabei um Tetrazoverbindungen, die nur für kurzwelliges
Licht empfindlich sind.
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Mit den Diazolichtpausschichten nach der Erfindung kann man infolge
ihrer verhältnismäßig guten Empfindlichkeit im langwelligen Licht auch mit Hilfe
von Glühlampen Lichtpausen herstellen, ohne daß eine übermäßig lange Belichtungszeit
erforderlich ist. Ein besonderer Vorteil der Schichten ist noch darin zu sehen,
daß man mit ihnen unter Verwendung gebräuchlicher Azokomponenten Pausen mit verhältnismäßig
dunklen Bildfarbstoffen herstellen kann, so daß die Pausen ansprechend aussehen
und kontrastreich und gut lesbar sind. Beispiele i. 40 g des Chlorzinndoppelsalzes
der Tetrazoverbindung aus dem 4, 4'-Diamino-3, 3'-bis-(dimethylamino)-diphenyl L
werden zusammen mit 40 g Weinsäure, 25 g Borsäure und 56 g R-Salz in iooo ccm Wasser
gelöst. Mit dieser Lösung wird photographisches Rohpapier gestrichen. Nach dem Belichten
des so erhaltenen Lichtpausmaterials unter einer Vorlage und Entwicklung mit Ammoniakgas
erhält man Bilder mit blauem Bildfarbstoff. Statt der genannten Tetrazoverbindung
läßt sich auch die Tetrazoverbindung aus 3, 3`-Diamino-4, 4'-bis-(dimethylamino)-diphenyl
verwenden, welche ähnliche Lichtempfindlichkeit zeigt, während der Farbton der damit
erhaltenen Pausen mehr rötlichblau ist.
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Als Ausgangsmaterial für das 4, 4'-Tetrazo-3, 3'-bis-(dimethylamino)-diphenyl
dient das 4, 4'-Dinitro-3, 3@-dichlordiphenyl (Schmp. 2i8° C), welches aus dem 3,
3'-Dichlorbenzidin nach dem Verfahren des Patents 638 486 hergestellt wird. Durch
Erhitzen der Dinitroverbindung mit Dimethylamin auf 16o° C unter Druck werden die
Chloratome gegen Dimethylaminogruppen ausgetauscht. Die so erhaltene Verbindung
wird in alkoholischer Lösung in Gegenwart von Nickel als Katalysator mit Wasserstoff
reduziert. Das Reduktionsprodukt wird in üblicher Weise in die Tetrazoverbindung
übergeführt, die sich als Zinnchloriddoppelsalz abscheiden läßt. Dieses stellt ein
bräunlichrotes Pulver dar, das eine orangefarbige wäßrige Lösung ergibt.
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2. Eine Lösung von 2 g der Tetrazoverbindung aus dem 4, 4'-bis-(dimethylamino)-3,
3'-diaminodiphenyläther (Chlorzinkdoppelsalz)
3 g Zitronensäure und 2 g 7-Oxy-i, 2-naphtimidazol in ioo ccm Wasser wird auf Papier
gestrichen. Nach .der Belichtung des so erhaltenen Lichtpausmaterials unter einer
Vorlage mittels einer Glühlampe und Entwicklung mit Ammoniakgas erhält maiz Pausen
mit tiefrotbraunen Linien.
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Die erwähnte Diazoverbindung wird aus dem 4 4'-Diamino-3, 3'-dinitrodiphenyläther
über die nach dem Sandmeyer-Verfahren erhaltene 4, 4'-Dichlorverbindung, durch Austausch
des Chlors gegen die Dimethylaminogruppe, Reduktion der Dinitroverbindung und Diazotierung
der Diaminoverbindung dargestellt. Die Tetrazoverbindung ist gelbbraun und löst
sich auch mit dieser Farbe in Wasser.
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3. Auf eine geeignete Unterlage, z. B. photographisches Rohpapier
oder Cellulosehydratfolie, wird eine Lösung aus iooo ccm Wasser, 35 g Chlorzinkdoppelsalz
der Tetrazoverbindung aus 2, 2'-Dimethoxy-4 4'-dian-lino-5,5'-dimethylamino-terephtalsäurediphenylamid
309 Weinsäure, 59 Borsäure und 2o g R-Salz aufgestrichen. Das so gewonnene
lichtempfindliche Material ist für langwelliges Licht recht empfindlich und ergibt
nach dem Belichten und Entwickeln mit Ammoniak Pausen mit violetten Linien auf weißem
Grund. Wird an Stelle des R-Salzes das Biguaaid aus i-Amino-7-naphtol als Kupplungskomponente
gewählt, so erhält man Pausen mit blauen Linien. Zur Herstellung der genannten Tetrazoverbindung
wird i Mol 2-Amino-4-dimethylämino-5-nitro-i-anisol mit 1/2 Mol Terephtaloylchlorid
in Pyridin kondensiert und die bei 264° C schmelzende Nitroverbindung mit Nickel
und Wasserstoff im Autoklav reduziert. Nach der üblichen Diazotierung scheidet man
die Tetrazoverbindung mit Zinkchlorid -als gelbliche, verfilzte Kristalle ab.