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Thermometer zur Feststellung geringfügiger Schwankungen der Körpertemperatur
im Ovarialzyklus der Frau
Im Ablauf des regelmäßigen Zyklus der Frau treten ebenso
wie beim weiblichen Tier Schwankungen der Rörpertemperat,ur auf, die gewisse diagnostische
Schlüsse zu ziehen erlauben. In der ersten Hälfte des Zyklus ist die Temperatur
niedriger als in der zweiten. Der Anstieg erfolgt nach neueren wissenschaftlichen
Arbeiten plötzlich im Zeitpunkt des Eisprungs. Vermutlich wird er hervorgerufen
durch die mit dem Eisprung erfolgende Bildung des Corpus Luteum und der Ausschüttung
seines Hormons in die Blutbahn. Diese gibt den Anstoß zu einer Steigerung des Verbrennungsvorganges
im Organismus und damit zu einer Erhöhung der Temperatur um Bruchteile eines Grades
innerhalb der Basaltemperatur, d.h. bei der Frau zwischen 36 und 37,30.
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Die Feststellung des Temperaturanstiegs erlaubt somit Rückschlüsse
auf den Zeitpunkt des erfolgten Eisprungs und damit auf die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren
Tage der Frau. Darüber hinaus macht sich eine eingetretene Schwangerschaft ebenfalls
in einer geringfügigen, aber trotzdem deutlich unterscheidbaren Temperatursteigerung
bemerkbar, die also auch mit Hilfe eines Thermometers, und zwar ohne jede Wartezeit
festgestellt werden kann.
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Die bisher bekannten und gebräuchlichen Thermometer sind jedoch zu
Messungen so geringfügiger Temperaturänderungen aus verschiedenen
Gründen
ungeeignet. Einmal ist ihr Anzeigelbereich zu klein, um die geringfügigen Schwankungen
mit der nötigen Sicherheit anzuzeigen, und außerdem ist die Genauigkeit der Eichung
für diesen Zweck unzureichend, da die Abstimmung von Eichung und Skala aufeinander
eine Quelle verschiedener Fehlermöglichkeiten enthält. Auch ist die für eine so
feine Messung erforderliche gleichmäßige Dicke der Kapillare über die ganze Strecke
des Meßbereichs niemals mit Sicherheit gegeben. Geringfügige Fehler aber, die bei
gewöhnlichen Temperaturmessungen kaum eine Rolle spielen, würden bei dem vorliegenden
Problem zu falschen Diagnosen führen.
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Gemäß der Erfindung wird ein Thermom!eter geschaffen, das alle diese
Nachteile vermeidet und zur Feststellung geringfügiger Temperaturs chwankungen im
Verlauf des Ovarialzyklus der Frau, aber auch von weiblichen Tieren, bestens geeignet
ist. Bei diesem neuen Thermometer ist die Menge der Meßflüssigkeit im Verhältnis
zum Durchmesser der Anzeigekapillare lediglich im Bereich der Basaltemperatur so
groß gewählt, daß nur in diesem Bereich die Steighöhe pro Grad Celsius derart groß
wird, daß eine gut lesbare Bezifferung der Zehntelgrade und eine einwandfreie Ablesung
von Bruchteilen von Zehnteigraden möglich ist.
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Durch diese Auseinanderziehung des Anzeigebereichs wird einmal die
Ablesegenauigkeit auf I/ioo'O' und die Anzeigegenauigkeit auf einen entsprechend
kleinen Wert festgelegt Da die Kapillare nicht beliebig eng gemacht werden kann,
da sonst Adhäsions- oder Depressionseffekte auftreten und der Faden der Anzeigeflüssigkeit
leicht abreißt, ist es. erforderlich, die Menge der Meßflüssigkeit gegenüber normalen
Fieberthermometern zu erhöhen. Gleichzeitig kann man auch mit Vorteil solche Flüssigkeiten
verwenden, die einen hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen. Trotzdem muß
aber die Meßflüssigkeit wesentlich vermehrt werden, so daß das Problem der gleichmäßigen
und möglichst schnellen Durchwärmung auftaucht.
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Dies wird nun erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das die Meßflüssigkeit
enthaltende Gefäß eine im Verhältnis zum Inhalt große Oberfläche, beispielsweise
eine langgestreckte Form mit ovalem Querschnitt, besitzt und zur Einführung in die
Scheide geeignet ist.
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Die Temperaturmessung innerhalb der Scheide ist durch den Zweck psychologisch
ausreichend begründet und bietet. rein technisch die beste Möglichkeit, das Gefäß
mit der Thermometerflüssigkeit gleichmäßig und schnell durchzuwärmen.
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Für die Handlichkeit des Geräts ist es wesentlich, daß der Ausdehnungsraum
für die Meßflüssigkeit im Bereich zwischen der Außen- und der Basaltemperatur durch
ein gegenüber der eigent<-lichen Anzeigekapillare wesentlich erweitertes Steigrohr
stark verkürzt ist. Dies kann beispielsweise dadurch erzielt werden, daß das erweiterte
Steigrohr einen vom Gefäß zur Kapillare allmählich abnehmenden Durchmesser aufweist.
Diese Erweiterung hat den Zweck, einen von der Hauptflüssigkeit durch irgendwelche
Zufälle abgetrennten Flüssigkeitstropfen nicht als Pfropfen in der Kapillare sitzen
zu lassen, sondern durch Herabfließen an der Wandung der allmählichen Erweiterung
wieder mit der Hauptflüssigkeitsmenge zu vereinigen.
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Wesentlich zweckmäßiger ist es aber noch, den Ausdehnungsraum für
die Meßflüssigkeit in das Flüssigkeitsgefäß hineinzuverlegen; beispielsweise kann
der Ausdehnungsraum als Rohrschlange oder -spirale innerhalb des Gefäßes angeordnet
sein. Dadurch wird erreicht, daß auf der ganzen Strecke zwischen Außentemperatur,
die man aus Sicherheitsgründen bei o° annehmen muß, und dem Bereich der Basaltemperaturen
der anzeigende FIüss.igkeitsfaden in einer engen Steigröhre verläuft, so daß unter
allen Umständen der Zusammenhalt des Flüssigkeitsfadens gewahrt bleibt, da auch
nicht bei Erschütterungen, Hinlegen und Umdrehen des Thermometers ein Abreißen erfolgen
kann. Würde man aber eine solche enge Steigröhre bei der Konstruktionsweise des
gewöhnlichen Fieberthermometers benutzen, so würde durch die außerordentliche Längenausdehnung
des Thermometers dieses figur die Praxis völlig unbrauchbar.
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Durch Verlegen der Steigröhre als Rohrschlange oder -spirale in das
Gefäß wird so eine ideale Lösung des Problems erreicht.
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Infolge der gegenüber normalen Thermometern wesentlich vergrößerten
Flüssigkeitsmenge ist trotz günstigster Formgebung mit einer Erhöhung der Einstellzeit
auf etwa 3 bis 4 Minuten zu rechnen.
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Verwendet man nicht Quecksilber, sondern eine organische Flüssigkeit
als Meßflüssigkeit, so ergibt sich die weitere Schwierigkeit, daß keine automatische
Fixierung der Thermometeranzeige durch Abreißen des Flüssigkeitsfadens erfolgt.
Aus beiden Gründen ist es zweckmäßig, Idas Thermometer so zu gestalten, daß es während
der Messung von der Patientin selbst beobachtet und eventuell die erforderliche
Fixierung der Anzeige vorgenommen werden kann. Zu diesem Zweck wird der die Skala
und die Anzeigekapillare enthaltende Teil gegenüber dem Flüssigkeitsgefäß um einen
bestimmten Winkel, beispielsweise um etwa I300, abgewinkelt, so daß die auf dem
Rücken liegende Patientin ohne Schwierigkeit die Temperatur ablesen und eine eventuelle
Fixierung vornehmen, kann, während das Thermometer eingelegt bleibt.
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Die Mittel zur - Fixierung sind beliebig und können beispielsweise
aus einem auf der Anzeigekapillare verstellbaren Schieber oder einem in der Anzeigekapillare
angeordneten. Stäbchen aus magnetischem Material bestehen. Dieses hat bei Verwendung
organischer Meßfiüssigkeiten insofern eine neuartige Funktion, als es hier nicht
durch die Meßflüssigkeit verschoben werden soll, sondern mit Hilfe eines Magneten
auf die von der Meßflüssigkeit erreichte Temperatur von Hand eingestellt werden
muß.
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Einfacher und noch zweckmäßiger ist es, einen Teil des äußeren IGlasrohres
der Anzeigekapillare
zur Aufnahme von Bleistiftstrichen vorzubereiten,
beispielsweise zu mattieren oder zu ätzen. Bei Verwendung von Quecksilber als Anzeigeflüssigkeit
kann die Fixierung in bekannter Weise durch Abreißen des Quecksilberfadenls erfolgen.
Dabei ist aber dann darauf zu achten, daß die nach dem Abkühlen meist eintretende
geringfügige Anzeigeänderung in der Eichung berücksichtigt werden muß.
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In vielen Fällen, z. B. in der Tierheilkunde, ist es nicht möglich,
die morgendlichen Ruhetemperaturen festzustellen, wie es für die Genauigkeit der
Diagnose unbedingt erforderlich ist. In diesen Fällen muß man sich dann so helfen
daß das Thermometer über einen längeren Zeitraum, beispielsweise die ganze Nacht
oder 24 Stunden, eingelegt wird und eine an sich bekannte Fixierung für die Minimaltemperatur
vorgesehen ist. Diese Minimaltemperatur ist dann, entsprechend der morgendlichen
Ruhetemperatur, maßgebend für die diagnostischen Schlüsse.
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Für solche Dauermessungen über einen größeren Zeitraum ist eine Sicherung
des Thermometers gegen Herausfallen oder Ausstoßen erforderlich, die auf dem nicht
das Flüssigkeitsgefäß enthaltenden Teil angebracht sein soll. Da hierbei sowieso
mit einer automatischen Anzeigefixierung gearbeitet werden muß, ist es nicht zweckmäßig,
das Thermometer so einzulegen, daß ein Teil noch hervorsteht. Dadurch hat man die
Möglichkeit gewonnen, auf der die Anzeigekapillare enthaltende Glasröhre eine Sicherung
anzubringen, die beispielsweise aus elastischen Spreizringen aus Gummi oder Metallfedern
bestehen kann, während das eigentliche Flüssigkeitsgefäß frei bleibt und somit unmittelbar
Kontakt mit den wärmeabgebenden Körperstellen hat.
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Da es nicht möglich ist, das Thermometer mit absoluter Genauigkeit
über den ganzenTemperaturbereich zu eichen, es kommen beispielsweise geringfügige
Schwankungen im Durchmesser der Kapillare vor, wird gemäß der Erfindung die genaue
Eichung auf einen einzigen Punkt vorgenommen, und zwar auf die aus vielen Messungen
gefundene mittlere Temperatur, die für die Umstellung im Ovarialzyklus kennzeichnend
ist. An dieser Stelle oder kurz oberhalb davon kann dann ein auffälliger Eichstrich
oder eine sonstige Markierung angebracht sein. Bei der Frau beträgt diese mittlere
Temperatur bei vaginaler Messung etwa 36,90.
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Um in Krankheitsfällen mit höheren Temperaturen eine Beschädigung
des Thermometers zu verhüten und das Thermometer auch in diesem Bereich benutzen
zu können, ist es zweckmäßig, daß sich an die im Bereich der Basaltemperatur enge
Kapillare ein erweitertes Steigrohr nach oben anschließt, das auch eine normal geteilte
Anzeigeskala besitzen kann. Es ist auch durchaus möglich, für einen kurzen Bereich
unterhalb der Basaltemperatur eine solche normal geteilte Anzeigeskala mit entsprechend
weiterem Steigrohr vorzusehen.
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Wesentlich ist, daß die verhältnismäßig enge Kapillare durch Ausbildung
als Prismenkapillare oder mit anderen Ablesehilfen so gestaltet ist, daß die Ablesung
und die Fixierung der Anzeige auch auf eine größere Distanz möglich ist, daß es
von der Patientin bei eingelegtem Thermometer selbst vorgenommen werden kann.
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Die Erfindung sei an Hand der Zeichnungen erläutert, in der Abb.
I einen seitlichen Schnitt durch ein Thermometer gemäß der Erfindung und Abb. 1
a einen senkrechten Schnitt durch das Flüssigkeitsgefäß darstellen; Abb. 2 ist in
einem teilweisen Schnitt eine abgeänderte Ausführungsform des Thermometers; Abb.
2 a zeigt einen senkrechten Schnitt durch das Flüssigkeitsgefäß; Abb. 3 zeigt eine
weitere Ausbildungsmöglichkeit für das Flüssigkeitsgefäß in einem seitlichen Schnitt;
Abb. 4 zeigt das Oberteil eines Thermometers mit einem Schieber zur Anzeigefixierung,
Abb. 5 mit einer seitlichen Mattierung der Glasröhre zum gleichen Zweck; Abb. 6
stellt eine auseinanldergezogene Skala im Bereich der Basaltemperatur mit anschließender
Normalskala dar; Abb. 7 zeigt schließlich ein Thermometer für Dauermessungen mit
einer Sicherungsvorrichtung gegen Herausfallen.
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In Abb. I ist mit I die Thermometerwandung und mit 2 das Ausdehnungsgefäß
für die Meßflüssigkeit bezeichnet. An das Gefäß 2 schließt sich ein sich allmählich
verengender Raum 3 an, der hinter der Abwinkelung in die eigentliche Kapillare 4
übergeht. Oberhalb ist ein tiberlaufgefäß 5 vorgesehen.
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An Stelle des allmählich sich zur Kapillare hin verjüngenden Raumes
3 schließt sich in Abb. 2 die Kapillare unmittelbar an eine Rohrschlange 6 an, derart,
daß das Kapillarinnere mit dem Gefäß 2 lediglich über die Rohrmündung 7 der Schlange
6 in Verbindung steht. Hierdurch wird der Gefahr der Bildung von Luftpfropfen mit
Sicherheit begegner.
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Dem gleichen Zweck dient die Spirale 8 gemäß Abb. 3, die ihrerseits
mit der Kapillare 4 und an ihrer Mündung g mit dem Ausdehnungsgefäß 2 in Verbindung
steht.
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Gemäß Abb. 4 trägt das obere Thermometerrohr 10 in seinem Inneren
die Kapillare II sowie eine auffällige Markierung 12 bei der für die Umstellung
im Ovarialzyklus kennzeichnenden Temperatur. Der Schieber 13 besitzt eine oeffnung
14, durch die eine zweifelsfreie Einstellung des Schiebers auf die erreichte Temperatur
möglich ist.
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Zur ganz genauen Ablesung kann innerhalb der ffnung 14 auch ein Draht
oder eine Glasscheibe mit Markierungsstrich vorgesehen sein.
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Gemäß Abb. 5 trägt das Rohr 10 zu beiden Seiten eine Mattierung I5,
die zur Aufnahme von Bleistiftstrichen zwecks Anzeigefixierung geeignet ist. Es
genügt selbstverständlich auch eine Mattierung an nur einer Seite.
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An Abb. 6 schließt sich an die im Bereich der engen Kapillare II
weit auseinandergezogene Skala ein erweitertes Steigrohr 16 an, das mit einer normal
geteilten Skala hinterlegt ist. Äußerlich braucht die Erweiterung des Steigrohres
nicht in Erscheinung zu treten, da durch eine prismenartig wirkende Verstärkung
der Kapillare diese auch in ihrem engen Teil scheinbar so verbreitert werden kann,
daß die Anzeige im ganzen Bereich gleich mäßig erscheint.
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Gemäß Abb. 7 ist das Thermometer I ohne eine Abwinkelung ausgebildet,
da es zur Danermessung bei völliger Einführung in die Körperhohle bestimmt ist.
Auf das Anzeigerohr ist, nur durch eine knopfartige Verdickung am Ende festgehalten,
ein Sicherungskörper 17, beispielsweise aus Gummi, aufgeschoben, der mit einzelnen
schräg gestellten Ringen I8 versehen ist, die sich dem Herausfallen oder Ausstoßen
des Thermometers widersetzen.
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Das eigentliche Meßgerät ist frei gehalten, so daß die Temperaturübertragung
sichergestellt bleibt. Eine Ablesung kann bei dieser Form des Thermometers allerdings
erst nach Entfernen des Sicherungskörpers erfolgen. Dies ist aber bei Dauermessungen
ohne weiteres zulässig, Ida hierbei mit einer automatischen Fixierung der angezeigten
Maximal- oder Minimaltemperatur gearbeitet werden muß.