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Verfahren zum Bedrucken von Faserstoffen mit Pigmenten unter Verwendung
von Emulsionsbindemitteln Es ist bekannt, daß man mittels hartbarer Kunstharze,
insbesondere auch Harnstoff- und Melamin-Formaldehyd-Verbindungen, gefärbte und
ungefärbte Pigmente im Zeugdruck auf Geweben, Papier oder Leder wasserfest und waschecht
befestigen kann. Die bedruckten Faserstoffe läßt man an der Luft trocknen oder unterwirft
sie einem Fixierungsvorgang bei höherer Temperatur. Die Druckpasten enthalten neben
Harnstoff oder Melamin und Formaldehyd oder Vorkondensaten aus diesen Stoffen, wie
Dimethylolharnstoff, größere Mengen Verdickungsmittel, wie Gummiarabikum, Tragant,
British Gummi, Kasein, Albumin und andere hochmolekulare, kolloid lösliche, stark
verdickende Stoffe. Diese hinterlassen beim Eintrocknen der Paste viel Trockensubstanz,
die meistens die Färbung trübt, das Gewebe versteift und in einem nachfolgenden
Waschvorgang entfernt werden muß, den man jedoch im Pigmentdruckverfahren möglichst
zu vermeiden trachtet. Je nach dem Gehalt an Bindemitteln und Pigment und den angewendeten
Fixierungsbe-dingungen erhält man mehr oder weniger waschechte Drucke. Auch Wasser-in-Öl-Emulsionen
sind bereits als Bindemittel im Pigmentdruck auf Faserstoffen verwendet worden.
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Gegenstand des Patents 74,9 833 ist nun ein Verfahren zur Herstellung
von haltbaren, pastenförmigen, zur Veredlung von Faserstoffen, insbesondere
Textilien,
geeigneten Öl-in-Wasser-EmuIsionen, .dadurch gekennzeichnet, daß man in einer mehr
als r2 % in Allkali aufgelöstes Kasein enthaltenden wäßrigen Lösung eine nicht wesentlich
unter .roo° und nicht wesentlich über 25,o' siedende, reit Wasser nicht mischbare
organische Flüssigkeit bzw.Lösung emulgiert und die erhaltene Emulsion mit Wasser
und Formaldehyd versetzt, bis die wäßrige Phase weniger als i2o/o Kasein' enthält.
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(Gemäß einer besonderen Ausführungsform dieses Verfahrens wird zur
Herstellung solcher Pasten eine Alkalkaseinat-Formaldeyd-Lösung verwendet, die noch
weitere mit Formaldehyd hartbare Kondensationsverbindungen bildende Stoffe, wie
Harnstoff, Thioharnstoff, Guanidin, Dicyandiamid oder Melamin oder Gemische dieser
Stoffe, enthält.
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Der nach den obigen Verfahren erhaltenen Emulsion können noch weitere
zur Oberflächenveredlung von Faserstoffen, insbesondere Textilstoffen, ,geeignete
.Stoffe, insbesondere Füllmittel, Weichmacher, lufttrocknende Öle oder Lacke, hartbare
Kunstharze; Kautschuk oder dessen Derivate, zugefügt werden.
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Gegenstand der Erfindung bildet nun die Anwendung dieser pastenförmigen
Emulsionen als Bindemittel zum Bedrucken von Faserstoffen, insbesondere Textilstoffen,
mit Pigmenten., Die Anwendung besteht darin, daß die Emulsion in üblicher Weise
gedruckt und der bedruckte Faserstoff entweder bei gewöhnlicher, vorzugsweise aber
bei erhöhter Temperatur getrocknet wird. Ein Verdickungsmittel bleibt hier nicht
wie in den bekannten Pigmentdruckpasten nach dem Eintrocknen zurück und versteift
infolgedessen !den Faserstoff nicht. Vielmehr verflüchtigen sich die ineinander
emulgierten Lösungsmittel restlos, und nur die suspendierten oder gelösten festen
oder schwerflüchtigen, flüssigen Stoffe, deren Gesamtmenge nur klein ist; bleiben
zurück. Man ,erhält damit nach dem Trocknen oder Fixieren der veredelten Textilstoffe
unmittelbar verkaufsfertige Erzeugnisse in lebhaften ungetrübten Farbtönen, wobei
sich jede weitere Behandlung erübrigt.
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Die bedruckten und an der Luft getrockneten Gewebe widerstehen bereits
einer gelinden Seifenwäsche. Durch Fixieren bei höherer Temperatur, z. B. 5 bis
(6o Sekunden bei iSo° oder auch längeres Erhitzen auf ioo bis iio°, werden die Bindestoffe
unlöslich gemacht, d. ih. gehärtet, so daß die nun erhaltenen Drucke auch kochend
geseift werden können, ohne merklich zu verblassen. Die Hartungszeit der Harzbindemittel
richtet sich einerseits nach dem Grade der Vorkondensation und andererseits nach
dem pH Wert. Saure Pasten härten am raschesten. Gegebenenfalls können den Pasten
härtungsbeschleunigende Stoffe zugefügt werden.
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Der Vorgang beim Bedrucken von Geweben mit den erfindungsgemäß angewandten
emulsionsförmigen Pasten stellt sich wie folgt dar: Das in der wäßrigen Phase befindliche
Bindemittel benetzt das (Garn oder Gewebe beim Drucken sehr leicht und dringt .
in dasselbe hinein, wo es dann beim Fixieren waschecht und reibecht verankert wird.
Das die ölige Phase bildende organische Lösungsmittel, das, wie gesagt, nur zur
Verdickung dient, wird beim Trocknen restlos entfernt, ohne das Garn oder Gewebe
zu benetzen.
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Für das Bedrucken nach dem vorliegenden Verfahren kommen in ersterLinieTextilstoffe
inFrage. Aber auch andere Faserstoffe, wie Papier, Leder oder Holz, können nach
diesem Verfahren bedruckt werden.
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Es ist bekannt, Acetylcellulose als Verdickungsmittel für den Pigmentdruck
auf Geweben zu verwenden. Gegenüber den so erhaltenen Drucken zeichnen sich die
nach vorliegender Erfindung erhältlichen Drucke durch einen wesentlich weicheren
und angenehmeren Griff aus. Ferner werden nach dem vorliegenden Verfahren in der
Regel Erzeughisse von reineren, lebhafteren und klareren Farbtönen erhalten. Es
ist weiter auch schon vorgeschlagen worden, nicht hartbare Bindemittel auf Grundlage
von gesättigten hochpolymeren aliphatischen Kohlenwasserstoffeh zur Herstellung
von Pigmentdrückpästen zu verwenden. Naturgemäß !können auf diesem Wege keine Drucke
erhalten werden, die dem Einfiuß organischer Lösungsmittel, wie sie insbesondere
als Stoffreinigungsmittel üblich sind, beispielsweise Benzin, zu widerstehen vermögen.
Demgegenüber sind die erfindungsgemäß erhaltenen Drucke in sämtlichen organischen
Lösungsmitteln vollkommen unlöslich und halten daher allen üblichen Reinigungsverfahren
stand. Beispiel i Man stellt eine Druckpaste wie folgt her: In einer Mischung von
'2,o Teilen 2oo/oiger Kasein-Borax-Lösung (enthaltend auf g Teile Kasein i Teil
Borax) und q. Teilen Harnstoff werden @3 Teile Titandioxyd fein verteilt. Zu dem
erhaltenen Teig setzt man in kleinen Anteilen 45 Teile Xylol zu, das sich durch
Rühren leicht emulgiert. Nun verdünnt man mit 114 Teilen Wasser und l ßt langsam
(1q. Teile 36°/oige Formaldehydlösung zufließen, wobei man gut rührt.
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Man erhält eine anfänglich dünne, nach einigen Tagen zügige Paste,
die auf einer Druckmaschine leicht verarbeitet werden kann. Mit dieser Paste wird
Baumwollsatin oder Viskosekunstseide bedruckt. Die bedruckten Gewebe werden bei
6o° 3 Minuten getrocknet. Hierauf führt man die Gewebe durch eine Heißmangel, wobei
die aGewebe während 5 Sekunden eine Temperatur von,i5o° annehmen sollen. Man erhält
Damastmuster, welche die Gewebe nicht merklich versteifen und bei einer Seifenwäsche
bei go° kaum nachlassen.
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Beispie1%2 `Eine Druckpaste wird wie folgt hergestellt: In 9o Teilen
einer 2oo/oigen Kasein-Borax-Lösung (s. Beispiel z) löst man 15,3 Teile Harnstoff
und 2,7 Teile Thiaharnstoff. Damit werden 8 Teile Gasruß fein angerieben. In der
entstandenen Pigmentpuste emulgiert man i 7o Teile einer 2o/oigen Lösung von Rohkautschuk
in Chlorbenzol, indem man dieselbe unter Rühren langsam zufließen läßt. Hierauf
verdünnt
man mit 54 Teilen Wasser, setzt langsam 6o Teile 36,o/oige Formaldehydlösung hinzu
und füllt durch ein feines Sieb in gut schließende Gefäße ab.
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Mit dieser Paste wird Kaliko bedruckt. Nach 24stündigem Trocknen an
der Luft erhält man einen schwarzen Druck, der einer .Seifenwäsche bei 6o° gut widersteht.
Fixiert man 5 Sekunden bei ;i50°, so kann das bedruckte Gewebe bei go°' ohne Verblassen
geseift werden.
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Beispiel 3 Eine Druckpaste wird wie folgt hergestellt: 2 Teile Permanentrot
4 R (Schultz, Farbstofftabellen, 7. Aufl., Nr. 86) werden in einer Mischung von
3.o Teilen 2,oo/oigem Kasein-Borax-Leim, erhalten nach Beispiel i, dem man 5 Teile
Harnstoff zusetzt, fein verrieben. In der Pigmentpaste emulgiert man 25 Teile Lackbenzin,
das 10% gekochtes Leinöl enthält. Die Emulsion wird mit 2i0 Teilen Wasser verdünnt
und hierauf unter Rühren mit 18 Teilen 36o/oiger Formaldehydlösung versetzt.
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Mit dieser zunächst dünnen, später etwas eindickenden Paste wird Acetatkunstseide
bedruckt. Nach dem Trocknen wird ein gemäß dem etwas höheren Trockengehalt gegenüber
Beispiel i und 2 etwas mehr versteiftes bedrucktes Gewebe erhalten. Nach 5 Sekunden
dauernder Fixierung bei 150' und 24stündigem Verhängen erzielt man mittlere bis
gute Waschechtheit.
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Beispiel 4 Eine Druckpaste wird wie folgt hergestellt: 3 Teile Indanthrenbrillantgrün
B (S ch u 1 t z, Farbstofftabellen, 7. Aufl., Nr. i269) werden in einer Mischung
von 45 Teilen 2oo/oiger Kasein-Borax-Lösung, erhalten nach Beispiel i, mit 7 Teilen
Harnstoff und -2 Teilen Thioharnstoff fein verteilt. In der Pigmentanreibung emulgiert
man go Teile einei Mischung von goo/o Chlorbenzol und @ioo/o Tetrahydronaphthalin.
Hierauf verdünnt man mit 28 Teilen Wasser und tropft 25 Teile 36o/oige Formaldehydlösung
zu.
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Nach einigen Tagen erhält man eine gut druckbare und haltbare Paste.
Mit dieser wird Baumwollgewebe bedruckt und der bedruckte Stoff entweder 5 Minuten
gedämpft oder 5 Sekunden auf i50° erhitzt, wobei sich waschechte grüne Druckmuster
ergeben, die den Griff nicht merklich versteifen. Der erhaltene Farbton zeichnet
sich durch Reinheit aus.
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Beispiel 5 Eine Druckpaste wird wie folgt hergestellt: In einer Lösung
von 9 Teilen Kasein, i Teil Borax. 8 Teilen Harnstoff und i Teil Guanidin in 35
Teilen Wasser verreibt man 4 Teile der Kupferkomplexverbindung des Phthalocyanins.
In der erhaltenen wäßrigen Suspension emulgiert man nach und nach 8o Teile einer
Lösung von 2 % Chlorkautschuk in Lackbenzin. Die Emulsion wird mit 27 Teilen Wasser
verdünnt und dann vorsichtig mit 35 Teilen 3i6%iger Formaldehydlösung versetzt.
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Mit der so erhaltenen Paste wird Zellwolle aus Viskose bedruckt. Der
erhaltene Druck wird durch einmaliges Hindurchführen durch eine auf i;60° eingestellte
Heißmangel fixiert und zeigt hierauf gute Beständigkeit gegen kochende Seifenwäsche.