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Vorrichtung zum Messen der Stärke nur von der einen Seite zugänglicher
Wände
Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zum Messen der Stärke nur von
der einen Seite zugänglicher Wände, beispielsweise der in Dampfkessel eingezogenen
Siede- bzw. Wasserrohre, deren Stärke man auch an den Kopfenden der Rohre nicht
ohne schwierige Freilegungsarbeiten messen kann.
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Messungen an solchen Rohren sind bei der Revision der Dampfkessel
durchzuführen, und zu diesem Zweck ist es üblich, das jeweils auf seine Stärke zu
prüfende Rohr anzubohren. Die Messung wird nun bisher in der Weise durchgeführt,
daß ein stärkerer Draht mit rechtwinklig umgebogenem Ende durch die Meßbohrung hindurchgeführt
und seitlich verschoben wird, so daß die Vorderfläche des umgebogenen Teiles des
Drahtes gegen die Innenwand der zu messenden Wandstärke anliegt. Dann wird der Daumennagel
längs der äußeren Rohrwand gegen den Draht gedrückt, gegen diese festgehalten, der
Draht durch entsprechendes Verschieben herausgenommen und der Abstand der Nagelspitze
von der Innenfläche des umgebogenen Teiles gemessen und unterstellt, daß dieses
Maß die Wandstärke des untersuchten Rohres ist. Ganz abgesehen von durch diese Meßart
bedingten möglichen Fehlern durch
unbeabsichtigtes Verschieben,
der Nagelstellung weist aber eine solche Messung stets zwei Fehler auf, welche die
Sicherheit des Dampfkessels größer erscheinen lassen, als dies tatsächlich der Fall
ist.
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Erstens nämlich entsteht beim Fertigstellen jeder Meßbohrung ein
Grat, welcher bei der beschriebenen Meßort mitgemessen wird, so daß diese Messung
eine- größere Wandstärke ergibt, als sie tatsächlich vorhanden ist, und zweitens
können bei dieser Meßart keine selektive Korrosionen berücksichtigt werden, welche
bisweilen eng begrenzt gewissermaßen punktförmig auftreten, sondern nur diejenigen
Korrosionsarten, welche die Gesamtfläche angreifen.
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Diese Nachteile werden bei Anwendung der neuen Vorrichtung vermieden,
die dadurch gekennzeichnet ist, daß zwei Fühlstifte sich in gleicher Richtung von
einem Haltegriff erstreclçen, wobei der eine Fühlstift so umgebogen ist, daß seine
Endfläche derjenigen des anderen Fühistiftes gegenübersteht und von denen der eine
Fiihlstift im Haltegriff festlegbar und der anderen darin verstellbar und mit einer
Meßeinteilung versehen ist} wobei zweckmäßig die Enden der Fühlstifte spitz ausgebildet
sind, damit auch selektive Korrosionserscheinungen in dem Meßergebnis berücksichtigt
werden können.
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Weitere zweckmäßig zur Anwendung kommende Merkmale, Ausführungsmöglichkeiten
und sonstige Einzelheiten ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Die Zeichnung zeigt in Fig. t einen schematischen Längsschnitt durch
ein Siederohr mit einer bildlichen Darstellung der eingangs beschriebenen bisherigen
Meßart auf der linken Seite und der Art des Messens mit der Vorrichtung auf der
rechten Seite, Fig. 2 eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispieles der Meßvorrichtung
und Fig. 3 einen Schnitt nach Linie III-III der Fig. 2 in der Pfeilrichtung gesehen.
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In Fig. I ist das Rohr, dessen Wandstärke anläßlich einer Kesseirevision
gemessen werden soll, mit r bezeichnet, die Rohrwand bzw. deren Stärke mit w, die
zum Zwecke der Messung hergestellte Meßöffnung in Gestalt einer Bohrung mit o, der
Meßdraht mit c und der zum Zwecke des Messens gegen diesen Draht gedrückte Finger
mit d. Man sieht aus der linken Hälfte der Fig. 1, daß an Stelle der Wandstärkew
dabei stets die Summe der Wandstärke w und der Höhe des Bohrgrates g gemessen wird
und auch selektive Korrosionen bei dieser Art des Messens nicht berücksichtigt werden
können, wohingegen bei Verwendung der Vorrichtung in in der aus der rechten Hälfte
der Fig. I ersichtlichen Weise stets nur die Wandstärke w gemessen wird und auch
selektive Korrosionen im Meßergebnis Berücksichtigung finden können.
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Die Vorrichtung gemäß Fig. 2 und 3 besteht zunächst aus dem Haltegriff
h. In diesem sind Paßbohrungen vorgesehen zur Aufnahme der Führungsbüchse b sowie
des feststehenden Fühlstiftes f, und von diesen Paßbohrungen erstrecken sich Klemmschlitze
t, t nach außen und quer zu diesen Klemmschrauben s, s zum Festklemmen der genannten
Teile in diesen Bohrungen. Der feststehende Fühlstift f ist an seinem freien vorderen
Ende um I800 umgebogen, und zwar derart, daß seine größte Breite q (Fig. I) kleiner
ist als der Durchmesser der tüblicherweise zur Anwendung kommenden Meißbohrungen
o, deren Durchmesser in Fig. I mit p bezeichnet ist. Außerdem ist der feststehende
Fühlstift in der Nähe des Haltegriffes h S-förmig gebogen, um zwecks Erzielung einer
Meßmöglichkeit auch starker Wandungen genügend weit in die - entsprechend tiefe
Meßbohrung mit den Fühlern hineingelangen zu können.
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Der bewegliche Fühlstift e ist mittels Meßgewindes in der im Haltegriff
h festgeklemmten Schraubbüchse geführt, und an seinem hinteren, freien Ende trägt
er die Schraubkappe k, die als Mikrometerhülse ausgebildet ist, indem die Vorderkante
der Hülse mit Teilstrichen versehen ist und optisch mit einer Meßeinteilung bei
m auf der Schraubbüchse b zusammenwirkt. Die Fühlerspitzena, a sind zum Zwecke der
Berücksichtigungsmöglichkeit selektiver Korrosionserscheinungen im Meßergebnis spitz
ausgebildet. Die Seitenflächen des Haltegriffes h und der hintere Teil der Mikrometerhülse
sind zweckmäßig geriffelt.
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Handhabung und Wirkungsweise der Vorrichtung sind folgende: Ist die
Meßbohrung c hergestellt, so wird zunächst die Schraubkappe k so weit herausgeschraubt,
daß der Abstand der beiden Fühlerspitzena, .a mit Sicherheit größer ist als die
zu messende Wandstärke. Alsdann wird der umgebogene Fühlstift an der aus Fig. I
rechts ersichtlichen Weise in die Meßbohrung o eingeführt und durch Schrauben der
Mikrometerhülse k der bewegliche Fühlstift e vorsichtig gegen die Außenfläche der
zu messenden Wand w vorgeschoben. Fühlt man beim Schrauben in der bei Mikrometerschrauben.bekannten
Weise, daß beide Fühlstiftenden gegen die Wandoberfläche anliegen, so braucht nur
noch das Meßergebnis an der Stelle abgelesen zu werden und durch Betätigen der Vorrichtung
in umgekehrter Reihenfolge die Vorrichtung wieder herausgenommen werden. Will man
bei dem Meßergebnis auch etwaige selektive Korrosionen berücksichtigen, was bei
Dampfkesselrevisionen erforderlich ist, so fühlt man vor dem Rechtsdrehen der Mikrometerhülse
k erst die Umgebung der Meßöffnung o mit dem umgebogenen Fühlstift ab, indem man
diesen unter leichtem Zug nach vorn seitlich auf der Innenfläche der Wand verschiebt
und das Rechtsdrehen der Mikrometerschraube erst vornimmt, nachdem man festgestellt
hat, daß sich die Fühlspitze a des umgebogen Fühlstiftes f in einer Vertiefung befindet.
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Die Verwendbarkeit der Vorrichtung ist jedoch nicht auf die vorzugsweise
beschriebene Verwendungsart bei Dampfkesselrevisionen beschränkt.
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Die Vorrichtung ist vielmehr auch zum Messen der Wandstärken aller
Wände verwendbar, die nur von der einen Seite zugänglich sind. Insbesondere kann
statt der beschriebenen Mikrometermeßeinrichtung auch eine einfachere Meßeinrichtung
verwendet werden, wie eine solche beispielsweise bei den sogenannten Schublehren
üblich ist. Auch kann die Vorrichtung, wenn sie einmal.angeschafft ist, auch
allgemein
als Schublehre oder Mikrometerschraube Verwendung finden, da sie diese Vorrichtung
voll und ganz zu ersetzen geeignet ist.
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PATENTANSPPÜCHE: I. Vorrichtung zum Messen der Stärke nur von der
einen Seite zugänglicher Wände, beispielsweise der Siede- oder Wasserrohre von Dampfkesseln,
durch eine zu diesem Zwecke hergestellte Meßbohrung hindurch, gekennzeichnet durch
zwei sich in gleicher Richtung von einem Haltegriff (h) erstreckende Fühlstifte
(e, f), von denen der eine (f) um I800 umgebogen ist, so daß sein Fühlende (a) demjenigen
des anderen Fühlstiftes (e) gegenübersteht und von denen der eine Fühlstift (f)
festlegbar und der andere (e) mit einer Meßeinrichtung (»s) versehene Fühlstift
in der Erstreckungsrichtung beider Fühistifte verstellbar ist.