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Verfahren zur Herstellung von Schaumtannin aus Sumachblättern Das
Schaumtannin ist eine besonders reine Gerbsäureart, die ihrer Farbe als auch ihres
geringen Gewichtes und ihrer Löslichkeit wegen besonders wertvoll ist und die in
der Weinindustrie zur Klärung der Edelweine, ferner bei der Herstellung künstlicher
Farbstoffe, Tinten, Beizen für die Färberei u. dgl. verwandt wird.
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Der bisher verwendete Ausgangsstoff war der chinesische Gallapfel,
d. h. der holzartig aussehende, durch den Stich des Insektes Aphis Chinesis hervorgerufene
Auswuchs auf den Blättern der Rhus semialata, einer in China, Japan und Nordindien
weitverbreiteten Pflanze.
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Der Gallapfel bildet einen für diesen Zweck besonders geeigneten Ausgangsstoff,
da er ungefähr 75 bis 8o % Tannen, ungefähr q. bis 5% weitere Gerbstoffe und nur
einen- kleinen Gehalt an Verunreinigungen enthält.
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Die Herstellung des Schaumtannins aus diesem Ausgangsstoff stellt
daher keine übermäßig schwierige Aufgabe dar; bei dem üblichen Verfahren wird im
wesentlichen der Gallapfel zunächst mit Wasser extrahiert und die Gerbsäure aus
dem anfallenden wäßrigen Extrakt mittels eines Alkohol-Äther-Gemisches gewonnen.
Der Alkohol-Äther-Extrakt wird danach eingeengt und auf geheizten Drehwalzen getrocknet.
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Das Endprodukt ist hellgelb gefärbt, mit einem anscheinenden spezifischen
Gewicht von ungefähr o,2 und enthält ungefähr 87 bis go % Gerbsäure (bei
Filteranalyse),
2 bis 4% Nichtgerbstoffe, 8 bis i20% Wasser. Die mit einem Lowibond-Farbmesser an
einer 51/eigen wäßrigen Lösung gemessene Farbe entspricht im Durchschnitt o,2"bis
o;3 Gelbpunkten.
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Nach längeren Versuchen ist- es gelungen, eine Gerbsäure mit ungefähr
gleichen Eigenschaften unter Verwendung eines inländischen Ausgangsstoffes, und
zwar der Sumachblätter (Rhus Coriaria) zu gewinnen, die vor allem in Sizilien geerntet
werden.
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Das Sumachblatt, wie es üblicherweise in der Gerberei zur Verwendung
gelangt, besitzt einen Durchschnittsgehalt an Gerbstoffen von 26 bis 28 0/ö und
einen mittleren Gehalt an Nichtgerbstoffen von 14 bis 16 %.
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Die darin enthaltene Gerbsäure gehört derselben Klasse an wie die
in der chinesischen Gallnuß enthaltene, sie ist eine sogenannte Pyrogallol@gerbsäure,
die vorwiegend aus einem Glucosid der Gallussäure besteht. Die Arbeiten von Fischer-Freudenb
e r g haben nämlich ergeben, daß die Gallnußgerbsäure eine Penta-di-galloil-glucose,
während die Sumachgerbsäure eine Penta-galloil-glucose darstellt. Es war deshalb
anzunehmen, daß die chemischen, Eigenschaften dieser Gerbsäuren sehr ähnlich seiÜ
würden. Aus dieser Voraussetzung ist das vorliegende Verfahren entwickelt worden.
Es wurde jedoch bereits bei den ersten Versuchen festgestellt, daß der totale wäßrige
Extrakt des Sumachblattes für die - übliche Verarbeitung mit Alkohol-Äther-Gemisch,
im Gegensatz zudem wäßrigen Extrakt der chinesischen Gallnuß, ungeeignet war.
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Es wurde hingegen festgestellt, daß die Gerbsäure aus der wäßrigen
Flüssigkeit viel vorteilhafter mit Essigäther nach den alten Angaben von L ö w e
(L ö w e : »Die Chemie der natürlichen -Gerbstoffe«) extrahiert werden kann. Der
durch Extrahieren mit diesem Lösungsmittel aus dem totalen wäßrigen Sumachblattextrakt
erhaltene Essigätherextrakt war jedoch zur Trocknung ungeeignet, da er auf der geheizten
Drehwalze karamelislerte und. schmolz, statt zu trocknen und sich in eine leichte,
schwammige Masse zu verwandeln.
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Die. Schwierigkeit wurde behoben, indem das Verfahren. zur wäßrigen
Extrahierung des Blattes dadurch abgeändert wurde, daß sie durch eine fraktionierte
wäBrige Extraktion mit Wasser ersetzt und nurein bestimmter Teil der .wäßrigen Extrakte
der daraüffolgenden Extrahierung mit Essigäther unterzogen wurde.
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Das Verfahren wird am besten in folgender Weise durchgeführt: Das
zerkleinerte Sumachblatt wird bei einer 5o° nicht übersteigenden Temperatur einer
Extrahierung mit Wasser unterzogen. Die Extrahierung erfolgt durch Perkolation,
bis ungefähr 5o bis 55 % der vorhandenen Gerbsäure dem .Blatt entzogen sind. Die
anfallenden Brühen werden zunächst auf 1o bis 12° Be konzentriert, dann auf ungefähr
o° abgekühlt und einige Tage. auf dieser Temperatur gehalten.
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Darauf werden die Extrakte in einer Dekantier-Schleudermaschine geklärt,
und die anfallende klare Brühe wird ein zweites Mal auf ungefähr 28. bis 30° B6
konzentriert.
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Der Extrakt besitzt einen Gehalt von ungefähr 27 bis 28% Gerbsäure
und, 22 bis 24% Nichtgerbsäure, d. h. einen Nichfigerbsäuregehalt ,gegenüber der
Gerbsäure, der den ursprünglichen im Blatt selbst vorhandenen. übersteigt.
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Nur dieser Extrakt ist für die weitere Verarbeitung geeignet. Der
Extrakt, der durch völliges Erschöpfen des bereits teilweise extrahierten Blattes
durch wäßrige Extrahierung im Gegenstrom erhalten wird und ungefähr 40% des gesamten
Gerbsäuregehaltes enthält, kann zur Herstellung des Schaumtannins nicht benutzt
werden und läßt sich ausschließlich zur Darstellung der Gallussäure nach bekannten
Verfahren oder in der Gerberei verwenden.
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Der erste Extrakt wird mit Essigäther in kührapparaten extrahiert,
und zwar unter Anwendung von ungefähr 1,2 Essigätherteilen auf einen Teil Sumachextrakt.
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Der Essigätherextraktwird danach auf ein kleines Volumen unter Wiedergewinnung
des Lösungsmittels im Vakuum eingeengt. Der nicht mehr als 25 bis 30 % Essigäther
enthaltende konzentrierte Extrakt wird dann unmittelbar zum Drehwalzentrockner geführt,
wo er bei einer Temperatur von 12o9 und, bei atmosphärischem Druck getrocknet wird.
Das anfallende Produkt wird, wie bei dem aus der Gallnuß gewonnenen Schaumtannin
üblich, reifen gelassen, indem es in einer nicht übermäßig hohen Schicht auf Rosten
in leicht feuchtem Raum angeordnet wird, so daß es einengewissen Feuchtigkeitsprozentsatz
(8 bis io%) wieder aufnimmt.
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Das Endprodukt besitzt ein besonders geringes Gewicht Gewicht o;1
-bis o,12) mit analytischen Eigenschaften, die denjenigen der Gallusgerbsäure (Gerbsäure
86 bis 88%, Nichtgerbstoffe 3bis4%, Wasser 9 bis io%) sehr ähnlich sind. Es unterscheidet
sich jedoch vorn der Gallnußgerbsäure durch eine leicht gelblichere Färbung (Gelbpunkte
o,5 bis o,6 statt o,2 bis o,3), die durch die Anwesenheit von ursprünglich im Blatt
enthaltenem Xanthophyll hervorgerufen wird.
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Die Gerbsäureausbeute entspricht ungefähr 75 0/0 der ursprünglich
in dem Sumachextrakt enthaltenen Gerbstoffe.
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Das erhaltene Erzeugnis hat sich bei den obenerwähnten Anwendungen,
für welche bisher das Gallusschaumtannin in Frage kam, sehr gut bewährt.