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Verfahren zur Gewinnung von Würzstoffen und sauren weinsauren Salzen
aus Weinhefe Die Weinhefe enthält, selbst wenn sie zur Gewinnung von Alkohol und
Oenanthäther abgebrannt (entgeistet) wird, noch wertvolle Bestandteile, die wichtige
Rohstoffe für verschiedene Industriezweige darstellen. Es handelt sich dabei in
erster Linie um Eiweißstoffe für die Nährmittelindustrie und um weinsaure Salze
für die chemische Industrie.
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Bisher hat man bei der Verwertung der Weinhefe lediglich die weinsaurem
Salze gewonnen. Der anfallende eiweißhaltige Rückstand wurde lediglich als Viehfutter
oder als Düngemittel genutzt. Die Gewinnung vom weinsauren: Salzen aus Weinhefe
erfolgt in, der Regel nach folgenden bekannten Verfahren: Die Weinhefe wird, nachdem
sie zwecks Gewinnung des in ihr enthaltenen Alkohols gebrannt (entgeistet) worden
war, in einem Autoklav allmählich unter einem Druck vorn q. his 6 Atm. längere Zeit,
z. B. mehrere Stunden, erhitzt. Nach dem Abkühlen wird die Masse inf Holzbottiche
übergeführt und sodann mit Salzsäure versetzt. Dadurch wird die gesamte im der Masse
enthaltene Weinsäure in Freiheit gesetzt. Die Masse wird
sodaain,,filtriert
.und das Filtrat mit Kallanilch neutralisiert, wobei -#v--inisaurer Kalk ausfällt.
Der weinsaure Kalk wird in üblicher Weise weiterverarbeitet, z. B. abgenutsc°ht
und getrocknet.
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Bei einem anderen gLeicHalls@bekannten Verfahren wurde die Weinhefe,
und zwar bevor man sie im Autoklav erhitzte, durch Zusatz von Kalkmilch neutralisiert.
Nach der Behandlung,der Masse im Autoklav, die in gleicher Weise wie bei dem an
erster Stelle erwähnten Verfahren erfolgt, wird die Masse in ein offenes Gefäß übergeführt,
sodann möglichst schnell auf 30° C abgekühlt und mit einer entsprechenden Menge
von Chlorcalcium versetzt. Dabei wird weinsaurer Kalk ausgeschieden, der in üblicher
Weise. weiterverarbeitet wird.
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Die Behandlung der Weinhefe im Autoklav ist bei dient beiden bekannten
Verfahren einte Notwendngkeit, da durch die bei dieser, Behandlungsweise zur Anwendung
gelangenden hohen Temperaturen, das in der Hefe enthaltene Eiweiß zum Gerinnen gebracht
werden sollte und dieser Gerinnungsvorganig eine Voraussetzung für die Trennung
von, weinsauren Salzen. von den übrigen Bestandteilen im Wege einer Filtration bildet.
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Man könnte selbstverständlich auch daran denken, entgeistete Weinhefe
in der Form zu verwerten, daß. aus ihr ein die Weiterverarbeitung auf Würzextrakte
für die menschliche Ernährung ermöglichender Rohstoff gewonnen wird. Einer solchen
Absicht würde aber der hohe Kaligehalt der Weinhefe schon aus gesundheitlichen Gründen
im Wege stehen. Unter diesen Umständen: würde nichts anderes übrigbleiben als @die
Verwertung der Rückstände, die nach dem Entzug des weinsauren Kal.iumsalvzes anfallen.
Der Würzextrakt, der aus solchen Rückständen herstellbar wäre, könnte schon hinsichtlich
seiner Qualität nicht befriedigen. Es würden ihm von vornhereinf die pikanten Aromastoffe
fehlen, die bei der Verarbeitung frischer Weinhefe auf Würzextrakte eine wesentliche
Rolle spielen. Die bisher übliche Behandlung der Wein liefe im Autoklav unter Anwendung
hoher Temperaturen würde außerdem zu einer Denaturierung des Hefeeiweißes und zur
teilvveisen_ Zersetzung desselben führen. Praktisch würden also gerade die wertvollen,
an sich leicht hydrolysierbaren Eiweißstoffe für die Verwertung verlorengehen.
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Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zu entwickeln,
durch das im Gegensatz zu den; bekannten Verfahren einerseits eine qualitativ und
quantitativ befriedigende Verwertung der in der Weinhefe enthaltenen wertvollen
Eiweißstoffe ermöglicht wird, andererseits aber die sauren weinsauren Salze in hoher
Reinheit gewonnen: werden können.
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Diese Aufgabe löst die Erfindung dadurch, daß die Weinhefe gleich
im ersten Stadium ihrer Verarbeitung mit Salzsäure oder einer anderen Mineralsäure
in einer solchen Menge und, von solcher Konzentration versetzt wird, daß die in
der Weinhefe enthaltenen Eiweißstoffe bei der an schließend. in einem Aütdklav unter
mäßigen Temperaturen bis etwa -1¢o°` C erfolgenden Erhitzung lediglich hydrolisiert
werden, -d@aß sodann mit Natriumcarhonat, Natriumbicarbonat oder Natriumnydroxyd
jedoch lediglich bis zu einem pH-Wert von q., vorzugsweise jedoch von 3,5, neutralisiert
wird und d:aß schließlich .die sauren weinsauren Salze aus der anfallenden Reaktionslbsung
durch Filtration gewonnen werden, während das Filtrat auf einen Würzextrakt vornehmlich
in Form von Suppenwürze, in welcher aminosaure Alkalisalze vorherrschend sind, weiterverarbeitet
wird.
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Bei der bevorzugten Ausführungsform des neuen Verfahrens wird das
schon eben erwähnte Filtrat zwecks Gewinnung vorn Suppenwürze erneut mit den obenerwähnten
Natriumsalzen oder deren: Lösungen auf einen pH-Wert von etwa 5 neutralisiert und
im Vakuum auf die gewünschte Konzentration eingedickt.
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Das neue Verfahren hat vor allem folgende Vorteile: Erfindungsgemäß
gelingt es, die für die menschliche Ernährung ausgezeichnet geeigneten, in der Weinhefe
in erheblichem Umfang enthaltenen Eiweißstoffe nicht nur restlos, sondern auch in
einer. Beschaffenheit zu gewinnen, die allen Arnfordtrungen entspricht, die in physiologischer
Beziehung gestellt werden. Das gilt vor allem hinsichtlich der Erhaltung und Entfaltung
der für die Verarbeitung z. B. auf Suppenwürze, Saucen u. dgl. wesentlichen Aromastoffe,
insbesondere des würzigen Duftes. Gleichzeitig gelingt es nach dem neuen Verfahren
aber auch, die in der Weinhefe enthaltenen sauren weinsauren Salze in einem hohen
Reinheitsgrad bei ausreichender Ausbeute zu gewinnen. Diese Vorteile gehen nicht
etwa auf Kosten einer komplizierten Arbeitsweise, sondern sie werden im Gegenteil
mit denkbar einfachen Mitteln, und zwar in einem einzigen Arbeitsgang verwirklicht.
Das hat wiederum erhebliche Ersparnisse an Wärme und Energieaufwand zur Folge.
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Nachstehend spei ein: Ausführungsbeispiel, für die Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens kurz beschrieben: 25o Teile Weinhefe, die 76,8 Teile
Trockensubstanz enthalten, werden mit 12,5 Teilen i5,2°/oiger Salzsäure verrührt
und in einem emaillierten Autoklav auf i2o° erhitzt und etwa q. Stunden betentsprechendem
Druck auf dieser Temperatur gehalten. Danach wind der Inhalt des Autoklavs auf etwa
io5°- C abgekühlt und in ein säurefestes Gefäß übergeführt. Hier wird die Reaktionsmass
-e weiter - auf etwa - 30°@ C - abgekühlt. .-Der saure Würzstoff wird von dem Rückstand
durch Filtration befreit. Das Filtrat wird mit Natronlauge auf einen p11-Wert von
ungefähr 3,5 gebracht, wobei saure weinsaure Salze von hohem Reinheitswert ausfallen.
Die ausgefällten sauren, weinsauren Salze werden von dem Würzstoff abgenutscht und
das verbleibende Filtrat weiter mit Natronlauge auf etwa p115 neutralisiert. Der
so gewonnene Würzstoff wird im Vakuum auf die gewünschte Konzentration eingedickt.
Nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren kann nicht nur frische Weinhefe, d. h. solche, die
beim Abstich von W,inen anfällt, verarbeitet werden, sondern auch Weinhefe, die
zwecks Gewinnung des in ihr enthaltenen Alkohols gebrannt (entgeistet) wurde. Weiterhin
kann gegebenenfalls auch Weinhefe, .die vor oder nach dem Abbrennen getrocknet und
nachträglich wieder aufgeschlämmt wurde, im erfindungsgemäßen, Sinn behandelt werden.