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Verfahren zum Schützen von Textilien gegen Angriff durch Schimmel
und Bakterien Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Schützen von Textilien,
beispielsweise von Baumwollgeweben, gegen Angriff durch Schimmel und Bakterien.
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Es stellt sich häufig die Frage, in welcher Weise b
der zerstörenden
Wirkung, die Schimmel und Bakterien auf Textilien, namentlich auf Baumwollgewebe
ausüben, begegnet werden kann. lnsbesonderp ist es sehr wichtig, daß die Fasern
von Textilien, die den Einflüssen der Witterung ausgesetzt sind, nicht durch die
Einwirkung der in der Natur stark verbreiteten, Te-.,.til..fasern angreifenden Fungi
und Bakterien zerstört oder geschwächt werden. Die am meisten vorkommenden Arten
dieser Organismen sind beispielsweise Aspergillus- und Penicilliumarten sowie verschiedene
Fungi imperfecti, wie Cladosporium und Stemphylium. Um der Zerstörung von Textilien
zu begegnen, hat man bisher gewöhnlich zu Behandlungen seine Zuflucht genommen,
die bezwecken, das Material wasserdicht zu machen, beispielsweise durch Imprägnierung
mit Bitumen, Paraffinen oder Kautschu.kmassen. Zum Schutz von Textilien gegen den
Angriff durch Schimmel sind ferner Behandlungen mit verschiedenen anorganischen
oder organischen Chemikalien
' in Vorschlag gebracht worden, u.
a. mit Kupfernaphthenat und ähnlichen organischen Metallsalzen, oder mit p-Toluolsulfonchloranüdnatrium
(CI-1,C,H4SO2MC1Na). ,Diese bekannten Verfahren sind aus verschiedenen Gründen nicht
völlig befriedigend. Die Schutzwirkung ist nämlich oft von kurzer Dauer oder nur
gering; öfters greifen diese Mittel auch die Gewebe an.
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Die vorliegende Erfindung gibt nun ein Verfahren an die Hand, mittels
dessen Textilien sehr wirksam gegen Schimmel und Bakterien, die Textilien, einschließlich
cellulosehaltiger Stoffe und Proteine, angreifen, geschützt werden können, insbesondere
Textilien, die den Einflüssen der Witterung, namentlich einer sehr feuchten Atmosphäre,
wie z. B. bei unterirdischer Lagerung oder bei Berührung mit -nassem Erdboden, ausgesetzt
sind.
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Das erfindungsgemäße Verfahren besteht darin, daß das zu schützende
Material mit chlorhaltigen Aminen behandelt wird, die in bekannter Weise hergestellt
worden sind durch teilweise Ammonolyse chlorierter aliphatischer oder cycloaliphatischer
Kohlenwasserstoffe, die wenigstens 12 und vorzugsweise 2o bis 40 I#ohlenstoffatome
im Molekül enthalten, in derart bemessener Menge, daß das behandelte Material wenigstens
9, "/,) der chlorhaltigen Amine enthält. Diese Verbindungen enthalten außer
einem nichtionisierbaren Chloratom vorzugsweise zwei olefinische Doppelbindungen
und mindestens eine und vorzugsweise zwei oder mehr Aminogruppen, die entweder primär,
sekundär oder tertiär sein können und vorzugsweise an nichtendständige Kohlenstoffatome
gebunden sind. Ferner enthalten sie vorzugsweise ein oleophiles Kohlenwasserstoffradikal
mit 8 oder mehr Kohlenstoffatomen, das vorzugsweise ungesättigt und mit einer
Aminogruppe verbunden ist. Diese chlorhaltigen Arnine können beim vorliegenden Verfahren
sowohl in Form der freien Base ' wie in der eines Salzes, beispielsweise
des Hydrochlorids, angewandt werden.
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Geeignete Gemische von erfindungsgemäß als Schutzmittel angewandten
Stoffen sind diejenigen, die durch unvollständige Ainmonolyse chlorierter Kohlenwasserstoffe
mit mindestens 1:2 Kohlenstoffatomen und mehr als 2, vorzugsweise 3 oder
mehr Chloratomen erhalten werden; zur Herstellung dieser Gemische kann man beispielsweise'
ausgehen von Hart- und Weichparaffin, Vaseline, Transformatorenöl, verschiedenen
Schmierölen und anderen - Mineralölen mit mehr als 12 Kohlenstoffatomen;
vorzugsweise sollen die Mineralöle paraffmischer und bzw. oder naphthenischer Natur
sein und nur einen verhältnismäßig geringen Aromatengehalt aufweisen.
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Es hat sich gezeigt, daß die durch Chlorierung von Paraffm mit nachfolgender
Ammonolyse erhaltenen Produ ' kte besonders wirksam sind. Die Chlorierung
wird zu diesem Zwecke bei etwa io5 bis I « 25' ausgefühit, bis der Chlorgehalt
mindestens etwa 15 %, vorzugsweise etwa 25 bis 380/0 beträgt, während
die Ammonolyse bei etwa 150 bis 175' mit Ammoniak unter einem Druck von etwa
2o bis 35 at in Gegenwart eines Lösungsmittels, wie Äthylalkohol, erfolgt.
Die in dieser Weise erhaltenen Produkte haben normalerw'eise ein Molekulargewicht
von 450 b ' is 6oo und enthalten pro Molekül im Mittel 1,9, bis ?,5 Aminogruppen
(von denen 75 0/, aus Primär- und Sekundär-und der Rest aus Tertiäraminogruppen
besteht), ein bis zwei olefinische Doppelbindungen und etwa 0,5 bis 1,5 nichtionisierbare
Chloratome. Die Produkte bestehen aus einem Gemisch von etwa 50 % der freien
Base. und 5o 0/0 des chlorwasserstoffsauren Salzes derselben. Die Produkte
werden hier weiterhin als chlorierte Paraffinamine oder kurz als Paraffinamine bezeichnet.
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Obwohl die Verwendung ungesättigter chlorhaltiger Polyamine vorzuziehen
ist, können auch viele andere chlorhaltige Agline Anwendung finden, wie die chlorhaltigen
aliphatischen Primärpolyamine mit mehr als 12 Kohlenstoffatomen und Alphaverzweigung,
die aus aliphatischen Alkenen durch Chlorierung und darauffolgende Ammonolyse erhalten
werden; in diesen Verbindungen, die als Alphamethylamine oder Alphaamine bezeichnet
werden können, ist eine aliphatisch verzweigte Kette an ein Kohlenstoffatom gebunden,
das neben dem Kohlenstoffatom liegt, mit dem eine Aminogruppe verbunden ist.
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Die er:findungsgemäß für die Behandlung von Textilien angewandten
Stoffe werden vorzugsweise in Verbindung mit einem Träger angewandt. Als solcher
können beispielsweise flüchtige und leicht verdunstende Lösungsmittel, wie aliphatische,
araliphatische und aromatische Lösungsmittel, z. B. Benzine, Tetrachlorkohlenstoff,
Dichloräthan, Dichlordiät'4yläther, Diisopropyläther, Petroläther, Naphtha, Kerosin,
Glykol, Benzol, Toluol, Alkohole, Aceton oder Gemische dieser Stoffe, und ferner
wäßrige Lösungen oder Suspensionen Verwendung finden. Außer leicht verdunstenden
Lösungsmitteln können auch - viskose Öle, verschiedene Polymere und plastische
Harze, Kreosotöle, wasserdichtmachend e Emulsionen, beispielsweise von Aluminiumacetat,
Seife oder Wachs, als Träger fungieren. Gewöhnlich werden etwa 5 bis
35 0/, der wirksamen Stoffe im Träger gelöst oder suspendiert, gegebenenfalls
können auch größere oder geringere Mengen in Frage kommen, je
nach der Art
des verwendeten Trägers und der wirksamen Substanz. Andere, gegebenenfalls giftige
Stoffe können ebenfalls dem Träger einverleibt werden, wie Insektenabwehr- oder
-vertilgungsmittel, beispielsweise Dichlordiphenyltrichloräthan oder Phenothiazin,
Emulgiermittel, Farbstoffe, Riechstoffe usw.
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Die Behandlung der Textilien, wie Baum-,volle, Leinen, Jute, Bagasse
u. dgl., einschließlich hornstoffhaltiger Stoffe, wie Wolle, oder daraus hergestellter
Waren, erfolgt in der Weise, daß die aktiven Substanzen entweder durch Eintauchen
oder Bespritzen oder Bestreichen, wobei die Substanzen vorzugsweise in einem flüchtigen
Lösungsmittel, beispielsweise Benzol, gelöst sind, auf dem Gegenstand angebracht
werden, und zwar in Mengen von wenigstens 2 0/0, beispielsweise 2 bis,3
0/0, meistens jedoch von mehr als io 0/, (bezogen auf das Gewicht des behandelten
Materials). Gewöhnlich empfiehlt es sich, das Textilmaterial mit 15 bis 3o
0/0 oder mehr der betreffenden Substanzen, beispielsweise der chlorhaltigen
Paraffinamine, zu imprägnieren. Nach der Behandlung des
Textilmaterials
mit den vorliegenden Schutzstoffen kann es gewünschtenfalls noch mit weiteren Stoffen
behandelt werden. So kann beispielsweise ein mit Chlorpplyaminen behandeltes Gewebe
noch mit einer bituminösen Substanz imprägniert werden zur Erzielung eines verstärkten
Asphaltüberzugs.
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Das vorliegende Verfahren zur Verhütung des Angriffs von Textilien
durch Schirnmel und Bakterien kann auf Fischernetze, Gegenstände aus Segeltuch,
wie Zeltbahnen, Markisen, Bodenbeläge usw., große Säcke, die als Sandsäcke verwendet
werden sowie Gewebe zur Verstärkung von Asphaltüberzügen usw. Anwendung finden.
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Aus der niederländischen Patentschrift 26 721: war es bekannt,
daß chlorhaltige aliphatische Amine hergestellt werden können durch Umsetzung von
Polychlorderivaten von mehr als 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Paraffinkohlenwasserstoffen
mit Ammoniak und daß die erhaltenen Erzeugnisse in der Textilindustrie als saure
Seifen Verwendung finden können. Bei dieser Anwendung enthält das gewaschene Textilmaterial,
nachdem es der üblichen Spülbehandlung unterzogen worden ist, naturgemäß keines,
wenigstens keine nennenswerten Mengen der als Seife verwendeten Produkte, im Gegensatz
zu dem beim erfindungsgemäßen Verfahren behandelten Textilmaterial, wobei es zur
Erzielung des erstrebten Schutzes gegen Angriff durch Schimmel und Bakterien wesentlich
ist, daß die chlorhaltigen Amine in einer wenigstens 20J0 betragenden Menge vorhanden
sind.
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Die erfindungsgemäß angewendeten Substanzen sowie einige andere Substanzen
wurden in nachstehend beschriebener Weise auf ihre Fähigkeit untersucht, schweres
Baum-wollsegeltuch, das allen Witterungseinflüssen ausgesetzt war, gegen den Angriff
durch Schimmel und Bakterien zu schützen. Proben von Segeltuch wurden mit den betreffenden
Schutzmitteln imprägniert und zusammen mit unbehandelten Proben in Gartenerde begraben,
die bei einer Temperatur von
32' feucht gehalten wurde. Bei der einen Versuchsreihe
wurde nach
3 Monaten und bei der anderen nach
6 Monaten die Erde sorgfältig
entfernt und der Zustand des Gewebes geprüft. Die Resultate sind in nachstehender
Tabelle zusammengestellt.
0/0 Schutzmittel, |
Probe bezogen auf |
Nr. Schutzmittel Gewicht des Versuchs- Zustand der Segeltuchprobe |
behandelten dauer |
Gewebes |
6 Monate völlig zerstört |
:z Zinknaphthenat ................. 17,1; 20,4
6 - desgl. |
3 Kreosot ........................ 43,9; 43,2
6 - desgl. |
4 Asphalt ........................ 56,2; 54,0
6 - teilweise zerstört, |
keine Reißfestigkeit |
5 Asphalt ........................ 50,8; 53,4
6 - desgl. |
6 Asphalt ........................ 43,5; 45,3
6 - desgl. |
7 Paraffinaminhydrochlorid ........ 19,4; 19,5
6 - unversehrt, |
Reißfestigkeit erhalten |
8 Paraffinaminhydrochlorid ........ 2o,o; zi,6
3 - ausgezeichnet, |
Gewebe unversehrt |
9 Paraffinamin (freie Base) ......... 26,8; 25,8
3 - unversehrt |
io n-Octadecylamin ................ 17,0; I8J
3 - Gewebe völlig zerstört |
ii Laurylpyridinbromid ............ 3,0 3 - desgl. |
12 - 3 - desgl. |
13 Asphalt mit 3 ()1, Paraffinamin. 43,0 3 -
Gewebe stark geschwächt, |
jedoch nicht zerstört |
Das bei den Versuchen
7 und
8 verwendete Paraffinamin war hergestellt
worden durch Behandlung chlorierten Paraffins mit Ammoniak unter Druck und bei erhöhter
Temperatur und das bei Versuch
9 verwendete Paraffinamin durch Behandlung
des Hydrochlorids mit einer alkalischen Lösung.
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Aus obigen Angaben geht hervor, daß Paraffinamine sowohl in Form der
freien Base wie in der des chlorwasserstoffsauren Salzes weitaus den anderen Konservierungsmitteln
vorzuziehen sind, da die hiermit behandelten Segeltuchproben von der Lagerung im
Erdboden nahezu keinen Schaden erlitten hatten. Die Reißfestigkeit einer mit Paraffinamin
behandelten Probe von Segeltuch (Breite etwa 18 mm) erfuhr hierdurch nahezu keine
Änderung, wie aus nachstehenden Angaben hervorgeht: Reißfestigkeit Vor der Behandlung
................ 33,6 kg
Nach Behandlung mit etwa 22 0/, Paraffinamin
...... 38,2 kg
Nach Behandlung und 3monatiger Lagerung im Boden
............... 38,6 kg