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Vorrichtung #zum selbsttätigen Aus- und Einrücken von Walzenstühlen
in Abhängigkeit vom Mahlgutstrom Bei Walzenstühlen, wie sie in der Roggen- und Walzenmüllerei
sowie in verwandten Betrieben verwendet werden, wird das Mahlgut über sogenannte
Speisewalzen schleierförmig und über die ganze Walzenlänge gleichmäßig verteilt
den Mahlwalzeil zugeführt. Da die Malilwalzen unter keinen Uniständen leer laufen
dürfen, um nicht beschädigt zu werden, ist'dafür zu sorgen, daß sie bei Ausbleiben
des Mahlgutes sofort zum Stillstand gebracht werden. Andererseits läßt es sich nicht
vermeiden, daß die Stühle oft längere Zeit ohne Aufsicht arbeiten müssen. Die Walzenstühle
werden daher im allgemeinen mit einer selbsttätigen Ausrückvorrichtung versehen.
Eine solche arbeitet z. B. in der Weise, daß die Speisewalzen durch Verschieben
einer ausrückbaren Klauenkupplung zum Stillstand gebracht und gleichzeitig die 'Mahlwalzen
auseinandergerückt werden, sobald der Mahlgutvorrat im Speiserumpf des Walzenstuhles
auf einen kleinen Rest zusammengeschrumpft ist. Die Steuerung der Ausrückvorrichtung
geschieht im allgemeinen durch eine durch das Mahlgut beaufschlagte und durch ein
Gegengewicht im Gleichgewicht gehaltene Speiseklappe. Beim Ausbleiben des Malilgutes
sinkt das Gegengewicht nach unten und bewirkt dabei die Auslösung. Die Wiederinbetriebnahme
erfolgt dann durch Einrücken mit der Hand.
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In modern eingerichteten Mühlenbetrieben arbeiten oft bis zu zwanzig
und mehr Walzenstühle in kontinuierlichen Prozeß hintereinander und sind dabei bezüglich
des Zufließens und Abfließens des Mahlgutes genau aufeinander abgestimmt. Es lassen
sich aber dennoch nicht Schwankungen in der Zulaufmenge vermeiden, so daß einzelne
Walzenstühle durch zu geringen Materialzufluß mit dem Materialvorrat nicht ausreichen
und automatisch
ausrücken. Wenn diese Unterbrechung nicht sofort
bemerkt und abgestellt wird, besteht einmal die Gefahr, daß alle nachfolgenden Walzenstühle
ebenfalls zum Stillstand kommen. Da aber die voraufgehenden Stühle weiterarbeitend
besteht zum anderen die Gefahr, daß bei nicht sofortiger Behebung der Unterbrechung
und Einregulierung der Speisung das zulaufende Material sich aufstaut. Das wiederum
kann zur Folge haben, daß die ganze vorhergehende Passage verstopft wird und unter
Umständen die ganze Mühle für mehrere Stunden -stilliegt. Wenn auch das Ausrücken
eines Walzenstuhles im allgemeinen durch Glockenzeichen angezeigt wird, so beansprucht
die Mühle dennoch eine ständige Beobachtung. Hiervon kann der Müller nur durch eine
Vorrichtung befreit werden, die den Walzenstuhl nicht nur beim Ausbleiben des Mahlgutes
automatisch ausrückt, sondern ihn, sobald sich wieder genügend Mahl-gut angesammelt
hat, auch wieder automatisch einrückt.
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Bei einem bekannten Walzenstuhl soll dieses Ziel durch eine Vorrichtung
erreicht werden, bei der ein vom mechanischen Antrieb hin und her bewegter Hebel,
dessen freies - Ende in seiner Höhenlage vom Gestänge verstellt wird, zwei
Mitnehmer trägt, von welchen der eine, in der Hochstellung gegen einen Nocken
- des Einundausrückhebels stoßend, dessen Einrücken bewirkt, während der
andere,. in Tiefstellung eine Nase am Einundausrückhebel erfassend, eine diesen
Hebel in eingerückter Lage sichernde Klinke löst.
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Weiter ist ein Walzenstuhl bekannt, bei dem die Abwärtsbewegung einer
Überwachungsvorrichtung die Kupplung des Mühlenantriebs mit einer besonderen mechanischen
Schaltvorrichtung herstellt, die die Annäherung der Mahlwalzen bewirki. Dies geschieht
mittels Zahnrad und Zahnstange. Ist die Zahnstange so weit herübergezogen, daß die
Mahlwalzen ihre größte Annäherung erreicht haben, so löst sie die genannte Kupplung
wieder aus und bringt die Betriebskupplung zum Eingriff, Ein Klinkenzahn an der
abwärts bewegten Überwachungseinrichtung fängt den die Walzenentfernungsvorrichtung
steuerndeü Hebel in einer Endstellung auf. Beim Aufwärtsbewegen der Überwachungseinrichtung
sinkt der Hebel nach Auslösen der Klinke durch das Gewicht der Walzen nach unten.
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Beide Einrichtungen sind nicht geeignet, das oben aufgezeigte Problem
befriedigend zu lösen. Es kann vielmehr eine Vorrichtung, die sowohl das Auswie
auch das Wiedereinrücken automatisch vornimmt, nur dann eine Entlastung für die
Bedienung sein, wenn sie absolut sicher und zuverlässig arbeitet. Das sichere Arbeiten
und leichte Ansprechen der Vorrichtung ist aber nur gewährleistet, wenn das durch
das zufließ'ende Mahlgut betätigte Regelorgan möglichst geringe Massen über möglichst
kleine Strecken zu bewegen hat.
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Die Erfindung hat eine Vorrichtung zum selbsttätigen Aus- und Einrücken
von Walzenstühlen zum Gegenstand, bei der diese Forderung dadurch erreicht wird,
daß eine Einrückvorrichtung vorgesehen ist, die über Zwischenglieder mit der ,#msrückvorrichtung
derart verbunden ist, daß das Einrücken gleichzeitig mit dem Ausrücken eingeleitet
- wird. Weiterhin ist eine zusätzliche Verriegelung für die Einrückvorrichtung
angeordnet, die ebenfalls gleichzeitig mit dem Ausrücken betätigt wird und das Einrücken
erst bei Vorhandensein einer genügenden Menge von Mahlgut auslöst. Zweckmäßig ist
die Einrückvorrichtung mit einem Anwerfhebel versehen, der beim Ausrücken von der
Ausrückvorrichtung freigegeben wird, aber durch die gleichzeitige zusätzliche Verriegelung
rücht zur Wirkung kommt. Dient z. B. eine Federkraft zur Bewegung des Hebels, so
kann der Riegel die Auswirkung der Federkraft verhindern.
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Eine besonders vorteilhafte Vorrichtung gemäß der Erfindung sieht
als Einrückvorrichtung eine drehbare Scheibe vor, die an ihrem Umfang einen Zahnkranz
besitzt, der eine größere Lücke aufweist. In die Zähne der Zahnscheibe greift ein
Zahnrad, insbesondere ein Stirnrad ein, das durch die Antriebsscheibe des Walzenstuhles
mittelbar, d. h, über ein Getriebe, oder unmittelbar ständig angetrieben
wird, also auch im ausgerückten Zustand des Walzenstuhles. Sobald dieses Zahnrad
in die Lücke des Zahnkranzes gerät, kann es die Zahnscheibe nicht mehr weiterdrehen.
Zum Einrücken genügt es, wenn der Anwerfhebel die Zahnscheibe um so viel dreht,
daß das Zahnrad wieder in die Zähne des Kranzes eingreift. Es muß dann die Zahnscheibe
einmal herumdrehen, bis es wieder in die Lücke gerät. Durch diese einmalige Umdrehung
des Zahnkranzes wird der Arbeitszustand des Walzenstuhles wiederhergestellt,
d. h. alle Maßnahmen, die beim Ausrücken des Walzenstuhles getroffen wurden,
werden wieder rückgängig gemacht.
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Die Erfindung soll zunächst an einem Ausführungsbeispiel, wie es in
den Fig. i und 2 dargestellt ist, erläutert werden. Beide Figuren zeigen die erfindungsgemäße
Vorrichtung in Arbeitsstellung, d. h. während der Arbeit des Walzenstuhles,
also im eingerückten Zustand. Die beiden Darstellungen sind gegeneinander um go'
verdreht. Im Speiserumpf des Walzenstuhles drückt das zulaufende Mahlgut die Speiseklappe
i nach unten und hebt damit das Gegengewicht 2 in seine höchste Stellung. Letzteres
ist durch die Verbindungsstange 3 mit dem Rastenhebel 4 verbunden. In die
Raste 5 greift die Klinke 6 ein, die durch eine Blattfeder
7 in ihrer Stellung gehalten wird. Klinke 6 hält den Arm
8,
der mit den weiteren Armen 9, 1 o und i i auf einer gemeinsamen
Welle:27 sitzt, in der Arbeitsstellung. Die Welle:27 ist hier als Hohlwelle ausgebildet
und dreht sich auf der feststehenden Welle:28. Die Zug-
feder 1:2 ist gespannt.
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Die Kupplung 13 (Fig.:2), die sich auf der Speisewelle 14 befindet,
ist in die Nabe der Antriebsscheibe:29 eingerastet, so daß sich die Speisewalze
mit der Antriebsscheibe dreht. Durch einen weiteren nicht dargestellten Arm werden
über ein Gestänge die Mahlwalzen in Arbeitsstellung gehalten.
Auf
der Nabe der Antriebsseheibe:29 befindet sich der Zahnkranz 15, der ununterbrochen
das Stirnrad 16a treibt. Auf gleicher Welle mit diesem sitzt das Stirnrad
16b, das sich in der großen Zahnlücke der Zahnscheibe 17 dreht, die ihrerseits
drehbar auf dem Bolzen 18 sitzt. Mit der Zahnscheibe 17 fest verbunden ist der Exzenter
oder Nockenhebel ig. Der Anwerfhebel 2o sitzt ebenfalls drehbar auf dem Bolzen 18.
Er ist durch den Zugbolzen 2 1 mit dem Arm i i verbunden, und zwar in der
Weise, daß der Hebel 2o durch den Bolzen.2i wohl gezogen, aber nicht weguedrückt
werden kann. e' b
Die Zugfeder:22 ist g espannt. Der Anwerfhebel 2o
liegt gegen die in der Zahnscheibe 17 befindliche Klinke 23. Der Riegel
24, der in den Führungsbändern 25 verschiebbar gelagert ist, steht durch
die Lasche 26 mit dem Gegengewicht:2 in Verbindung.
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Wenn der Mahlgutdruck gegen die Speiseklappe i aufhört, bewegt sich
das Gegengewicht:2 nach unten und zieht die Verbindungsstange 3 nach oben,
so daß der Rastenhebel 4 gedreht wird. Damit dreht sich auch die Raste
5 so weit nach links, daß die Klinke 6 herausspringt. Sofort tritt
die Zugfeder 12 in Tätigkeit und dreht die Arme 8, 9, io und ii linksherum,
bis der Hebel 9 auf die Kegelfläche oder konische Scheibe der Kupplung 13
stößt und diese durch seitliche Verschiebung und unter Spannung einer Feder ausrückt.
Dadurch kommt die Speisewalze zum Stillstand. Lediglich das Stirnrad 16a wird weiter
angetrieben, so daß das Stirnrad 16b weiter in der Zähnlücke läuft. Durch die Drehung
der Arme werden außerdem die Mahlwalzen auseinandergerückt, indem die untere herabgelassen
wird. Durch die Drehung des Armes ii geht der Bolzen:2i nach rechts und übt keinen
Zug mehr auf den Anwerfhebel 2o aus. Dennoch kann die Zugfeder 2,2 den Anwerfhebel
nicht nach links ziehen, da das sinkende Gegengewicht 2 zusätzlich den Riegel 24
vor die Nase des AnwerfhebelS 20 ,geschoben hat.
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Die grundsätzliche Wirkungsweise der Vorrichtung nach der Erfindung
stellt sich also wie folgt dar: Beim "!£usrücken gibt die Ausrückvorrichtung, die
an sich in üblicher Weise gestaltet sein kann, über die Zwischenglieder die Einrückvorrichtung
frei, insbesondere bei dem oben beschriebenen Ausführungsbeispiel den Anwerfhebel
2o. Der Einrückvorgang würde sich also unmittelbar dem Ausrücken anschließen, wenn
nicht die Regelvorrichtung eine zusätzliche Verriegelung, und zwar erst im Augenblick
des Ausrückens, vornehmen würde. Zum Einrücken braucht die Regelvorrichtung nur
diesen Riegel wieder zu entfernen, z. B. durch Wegziehen oder Wegdrehen,
d. h. durch Bewegen einer geringen Masse um einen Weg von wenigen Millimetern.
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Bei dem beschriebenen und dargestellten Ausführungsbeispiel geht das
Einrücken wie folgt vor sich: Sobald sich im Speiserumpf des Walzenstuhles wieder
genügend Mahlgut angesammelt hat, um mit seinem Gewicht die Speiseklappe i herunterzudrücken
und das Gegengewicht 2 wieder zu heben, stellt sich der Rastenhebel 4 über die Verbindungsstange
3 wieder in seine Arbeitsstellung, d. h. seine Raste 5 ist
bereit, die Klinke 6 wieder aufzunehmen. Gleichzeitig wird der Riegel:24
von der Nase des Anwerfliebels 2o fortgezogen, so daß dieser jetzt dem Zug der Feder
2:2 nachgeben kann. Er bewegt sich nach links und schiebt dabei die Klinke
23
vor sich her. Zwangsläufig wird die Zahnscheibe imitgenommen. Das hat zur
Folge, daß das sieh bisher in der Lücke des Zahnkranzes drehende Stirnrad 16b in
die Zähne des Zahnkranzes eingreifen kann, so daß die Zahnscheibe 17 jetzt
mittelbar, nämlich über das Getriebe Zahnkranz 15, Stirnrad 16a, Stirnrad
16b, durch den Antrieb des Walzenstuhles gedreht wird. So kann sich die Zahnscheibe
17 einmal herumdrehen, bis das Stirnrad 16b sich wieder in der großen Zahnlücke
dreht, wodurch die Zahnscheibe 17 selbstverständlich zum Stillstand kommt.
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Vor der Vollendung dieser einen Umdrehung der Zahnscheibe 17 geschieht
aber folgendes: Der fest mit ihr verbundene Nockenhebel ig bewegt sich zwangsläufig
mit. Dabei drückt er den in seine Bahn hineinragenden Arm io beiseite, so daß dieser
die Welle27 nach rechts zurückdreht. Hiermit werden auch die Arme 9, 9 und
i i zurückgedreht. Dies bewirkt: Klinke 6 rastet in die Raste 5 ein,
der Arm 9 gleitet von der Kegelfläche der Kupplung 13 ab, so daß die
vorher gespannte Feder die Kupplung 13 wieder nach rechts drückt und sie so
zum Einrasten in die Nabe der Antriebsscheibe 29 bringt; schließlich wird
kurz darauf die untere Mahlwalze wieder auf ihren Arbeitsplatz gehoben.
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Der Arm i i zieht durch den Zugbolzen 2 1 den Anwerfhebel 2o wieder
in seine Ruhestellung und spannt die Feder 222, während der Arm 9 die Feder
12 spannt.
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Die Erfindung beschränkt sich keinesfalls auf die konstruktiven Einzelheiten
dieser Ausführungsform. Diese können vielmehr mannigfach abgewandelt werden; doch
hat sich das beschriebene Ausführungsbeispiel als besonders zweckmäßig erwiesen.
Die Funktionen der Regelvorrichtung sind bei diesem die folgenden: Beim Ausbleiben
des Mahlgutes: Lösen der Arretierung der Welle der Ausrückvorrichtung und Verriegeln
des Anwerfhebels der Einrückvorrichtung. Beim Wiedereintreffen des Mahlgutes: Lösen
der Verriegelung des Anwerfhebels und Bereitstellen der Raste für die Arretierung
der Welle der Ausrückvorrichtung.
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In beiden Fällen handelt es sich um die Bewegung nur kleiner Massen
über sehr kleine Wegstrecken. Der eigentliche Ausrückvorgalig wird durch eine Federkraft
und der Einrückvorgan- durch die Antriebskraft des Walzenstuhles betrieben, wobei
letztere erst durch das Einwirken einer Federkraft zum Eingriff gebracht wird.