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Verfahren zur Abtrennung von höheren Homologen des Acetonitrils aus
Gemischen durch azeotrope Destillation Es wurde gefunden, daß man aus den bei der
thermischen Umsetzung von Kohle, Torf öder Holz entstehenden sogenannten Ketonölen
oder - aus ähnlichen -Gemischen, welche die gleichen Hauptbestandteile, nämlich
Ketone und- Nitrile, enthalten, höhere Homologe des Acetonitrils, z. B. Propionitril
und Butyronitril, in reiner Form abtrennen kann, wenn man die entsprechenden, z.
B. von 85 bis r2o° siedenden Fraktionen unter Verwendung aliphatischer oder cyclopäraffinischer
Kohlenwasserstoffe oder von Halogenkohlenwasserstoffen als Hilfsflüssigkeiten -destilliert..
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Als. Hilfsflüssigkeiten eignen sich ,z. B. n-Heptan, Cyclohexän, iVIethylcyclbhexan
und vor ällem @richloräthylen, -ferner besonders dann, wenn in Gegenwart von Wasser
destilliert wird, andere Halogenkohlenwasserstoffe, z. B. Tetrachlorkohlenstoff,
Dichlorbutän oder Monochlorbenzol., Die Destillation kann kontinuierlich oder diskontinuierlich
durchgeführt werden. Dabei destillieren
die Nitrile azeotrop mit
der Hilfsflüssigkeit über, während die Ketone im Rückstand verbleiben.
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Es ist zweckmäßig, in Gegenwart von Wasser zu destillieren und davon
soviel zuzusetzen,, daß die Hauptmenge des Nitrils mit diesem überdestilliert. Man
erhält dabei ein Destillat, das sich in zwei Schichten trennt, von denen die wäßrige,
das Nitril enthaltende, abgezogen, die ölige dagegen, gegebenenfalls zusammen mit
einem Teil der wäßrigen, so lange in die Trennsäule zurückgeführt wird, bis im Destillat
keine wäßrige Schicht mehr entsteht. Man benötigt dabei zwar verhältnismäßig viel
Wasser, erspart aber gegenüber dem Destillieren ohne Wasser, das auch eine Abtrennung
reiner Nitrile ermöglicht, die Extraktion des Destillats, die mindestens ebensoviel
Wasser erfordert.
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Aus dem wäßrigen Destillat gehen die Nitrile beim, weiteren Destillieren
azeotrop mit Wasser über. Um den Wassergehalt des Nitrils möglichst niedrig zu halten,
führt man von den sich bildenden zwei Schichten die wäßrige so lange wieder in die
Destillationsvorrichtung zurück, bis im Destillat keine ölige Oberschicht mehr entsteht.
Die vollkommene Entwässerung der Nitrile geschieht dann mit Trockenmitteln oder
durch Destillation mit Hilfsstoffen, wozu z. B. die obenerwähnten Kohlenwasserstoffe
oder Halogenkohlenwasserstoffe verwendet werden können.
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Enthalten die Ausgangsgemische größere Mengen Alkohole, so werden
diese vor der azeotropen Destillation in an sich bekannter Weise, z. B. durch Dehydrierung
über Katalysatoren, wie Zinkoxyd; in Ketone übergeführt. Etwa vorhandenes Pyridin
wird zweckmäßig ebenfalls vor der azeotropen Destillation in bekannter Weise ganz
oder teilweise durch Behandeln mit wasserfreiem Calciumchlorid entfernt. Es bilden
sich dabei Anlagerungsverbindungen, aus denen das Pyridin durch thermische Zersetzung,
gegebenenfalls in Anwesenheit von Wasser, gewonnen werden kann.
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Zur möglichst weitgehenden Gewinnung der in den Ausgangsgemischen
enthaltenen Nitrile führt man zweckmäßig die bei der azeotropen Destillation und
bei der Redestillation des wasserhaltigen Nitrils entstehenden Zwischenfraktionen,
die noch Nitril enthalten, in die Trennsäule zurück. IJm eine Anreicherung von Alkoholen
dabei zu verhindern, ist es zweckmäßig, diese Fraktionen, vorteilhaft zusammen mit
frischem Ausgangsstoff, in der angegebenen Weise von Alkoholen zu befreien. Beispiel
1 9,i5 kg einer von 84 bis 1o50 siedenden Fraktion eines durch Dehydrierung mit
Zinkoxyd von Alkoholen weitgehend befreiten Ketonöles, die aus
1,43 kg Propionitril (i5,6 Gewichtsprozent) |
7,20 kg CB7 Keton (78,7 Gewichtsprozent) |
0,34 kg C4 Alkohol ( 3,7 Gewichtsprozent) |
o,i8 kg Wasser ( 2,o Gewichtsprozent) |
bestehen, werden zusammen mit 7,o kg Cyclohexan fraktioniert destilliert. Bis 740
gehen
6,03 kg Destillat über, die i,i6 kg Propionitril, entsprechend 8i,2
Gewichtsprozent der eingebrachten Menge, enthalten. Bei der weiteren Destillation
erhält man im Siedebereich von 74 bis 100° 4,9 kg Destillat mit o,22 kg Propionitril,
entsprechend 15,4 Gewichtsprozent der eingebrachten Menge. Der Rückstand enthält
nur noch
0,03 kg Propionitril, entsprechend 2,1 Gewichtsprozent der für die
Destillation verwendeten Menge.
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Aus dem ersten Destillat erhält man durch dreistufige Gegenstromextraktion
mit der doppelten Menge Wasser 16,88 kg Extrakt von folgender Zusammensetzung:
Propionitril .. . . . . . . . . . . . . . . . 1,o1 kg |
Cb-Keton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,14 kg |
C4 Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,07 kg |
Wasser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .=5,66 kg. |
Durch weitere Zerlegung in einer Trennsäule erhält man 1,53 kg Destillat, das neben
etwa 22 % Wasser praktisch alle organischen Bestandteile des Extraktes enthält.
Es wird mit Calciumchlorid entwässert und redestilliert. Dabei erhält man
0,37 kg Vorlauf mit o,i8 kg Propionitril und o,81 kg über 95,5 0/0 siedendes
Propionitril von einer Reinheit von
98,8 Gewichtsprozent. Von dem eingebrachten
Propionitril wurden somit 56 Gewichtsprozent in reiner Form erhalten. Führt man
die von 74 bis ioo° siedende Fraktion sowie den beim Extrahieren des ersten Destillats
mit Wasser erhaltenen Rückstand und den Vorlauf von der Redestillation des rohen
Propionitrils zusammen mit frischem Ausgangsstoff in die Trennsäule zurück, so läßt
sich die Ausbeute an reinem Propionitril auf go% und mehr steigern. . Beispiel 2
18,o5 kg einer Ketonölfraktion, die neben i5,io kg C6 Keton 2,51 kg Propionitril
enthält, werden mit 3o kg Wasser und 2,2 kg . n-Heptan fraktioniert destilliert.
Das Destillat trennt sich in zwei Schichten, von denen die ölige Oberschicht und
ein Teil der wäßrigen Unterschicht in die Trennsäule zurückgeführt werden.
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Bis 720 gehen 23,5 kg wäßriges Destillat über, das neben 2i,o kgWasser2,22
kgPropionitril,entsprechend 88,4 Gewichtsprozent des eingebrachtenNitrils, enthält.
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Von 72 bis 870 entstehen 9,59 kg wäßrig6s Destillat mit o,23 kg (2,5
Gewichtsprozent; bezogen auf eingebrachtes Propionitril 9,2 Gewichtsprozent) Propionitril.
Von 87° an erhält man nur noch öliges Destillat. Bis ioi° gehen 5,61 kg über, die
nur noch 0,03 kg Propionitril = 1,z Gewichtsprozent der eingebrachten Menge
enthalten.
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Der Rückstand (i1,55 kg) besteht im wesentlichen aus Cr Keton und
enthält daneben nur 0,03 kg Propionitril.
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Aus dem ersten Destillat erhält man durch weitere fraktionierte Destillation
3,33 kg Destillat von folgender Zusammensetzung:
Propionitril 2,17 kg - 65,2 Gewichtsprozent |
C6- Keton . . o,18 kg = 5,4 Gewichtsprozent |
C4 Alkohol . o,og kg= 2,7 Gewichtsprozent |
Wasser..... o,89 kg - 26,7 Gewichtsprozent. |
Das Destillat wird mit Calciumchlorid getrocknet und redestilliert. Bis 970 erhält
man o,89 kg Destillat
mit o,67 kg Propionitril. Der Rückstand (1,5o
kg) hat folgende Zusammensetzung:
Propionitril 1,46 kg = 97,3 Gewichtsprozent |
CS-Keton . . 0,03 kg - 2,o Gewichtsprozent |
Wasser..... o,oi kg = 0,7 Gewichtsprozent. |
Durch weitere Verarbeitung des zweiten wäßrigen Destillats mit einem Gehalt an Propionitril
von
0,23 kg und des Vorlaufs der Redestillation des rohen 65 °/oigen Propionitrils
mit frischem Ausgangsstoff kann man die Ausbeute an reinem Propionitril auf über
go % erhöhen. Beispiel 3 3,47 kg einer von iio bis 116° siedenden Fraktion eines
durch Dehydrierung von Alkoholen und durch Behandeln mit wasserfreiem Calciumchlorid
von Pyridin weitgehend befreiten Ketonöles, die 1,34 kg Butyronitril und 1,92 kg
C.-Keton neben geringen Mengen Alkohol, Pyridin und Wasser enthalten, werden unterZusatz
von 5i kg Wasserund i kgn-Heptan in der Weise fraktioniert destilliert, daß Destillat
nur aus der unteren, wäßrigen Schicht entnommen wird, während die ölige Oberschicht
und der Rest der wäßrigen Schicht in die Trennsäule zurückgeführt werden.
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Bis 77° gehen 49,55 kg wäßriges Destillat, das 1,24kg (g2,6 Gewichtsprozent
der eingebrachten Menge) Butyronitril enthält, über. Dieses wird erneut destilliert,
wobei zwei Schichten entstehen, von denen die wäßrige so lange in die Trennsäule
zurückgeführt wird, bis die Olschicht im Destillat verschwindet. Man erhält so 1,44
kg rohes Butyronitril (S1,9 °/oig), das durch eine weitere azeotrope Destillation
gereinigt wird. Der dabei entstehende. Vorlauf enthält die Begleitstoffe, während
der Rückstand (1,o2 kg) praktisch reines Butyronitril ist. Bezogen auf das mit den
Ausgangsstoffen zugeführte Butyronitril beträgt die Ausbeute 74,5 Gewichtsprozent.
Führt man den Vorlauf der Destillation in die Trennsäule zurück, so läßt sich die
Ausbeute an reinem Butyronitril auf go % erhöhen.