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Quellungs-, Gelatinierungs- und Weichmachungsmittel Es ist bekannt,
daß man durch Anwendung der sog. Reed-Reaktion, d. h. durch Einwirkung von Schwefeldioxyd
und Chlor auf cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, die gegebenenfalls kernsubstituiert,
insbesondere kernhalogeniert sein können, Sulfochloride erhalten kann. Als Ausgangskohlenwasserstoffe
können z. B. verwendet werden Menthan, Terpene, Cyclohexan, homologe Cyclohexane,
chlorierte Cyclohexane, Dekahydronaphthalin und seine Homologen, chlorierte, z.
B. Mono- oder Dichlordekahydronaphthaline, Naphthene, Dicyclohexyl, Dicyclohexylalkane,
wie z. B. Dicyclohexylmethan u.dgl., Tricyclohexylmethan, r, 6-Dicyclohexylhexan,
Didekalylmethane, im Kern methylierte, isopropylierte, butylierte oder durch höhere
Alkylreste substituierte Cyclohexane, Dicyclohexyle -oder Dekahydronaphthaline u.
dgl.
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Es wurde nun gefunden, daß die aus diesen ein-oder mehrkernigen cycloaliphatischen
Sulfochloriden nach bekannten Verfahren erhältlichen Umsetzungsprodukte mit aromatischen
Hydroxylverbindungen, also Cycloalkansulfosäurearylester, außerordentlich wertvolle
und dabei leicht zugängliche Quellungs=, Gelatinierungs- und Weichmachungsmittel
für bekannte Filmbildner und Kunststoffe darstellen.
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Als aromatische Hydroxylverbindungen, welche für die Umsetzung mit
den cycloaliphatischen Sulfochloriden in Betracht kommen, sind beispielsweise zu
nennen: Phenol und seine Homologen, wie Kresole und Xylenole, ferner mehrwertige
Phenole und deren
Teilverätherungsprodukte, wie z. B. Resorcin und
Guaj acol, weiterhin Oxydiphenyle und N aphthole. Diese aromatischen Hydroxylverbindungen
können auch Kernsubstituenten, wie z. B. Halogen oder auch höhenmolekulare Alkylreste
enthalten.
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Die Umsetzung zwischen den Sulfosäurehalogeniden und den aromatischen
Oxyverbindungen wird - in üblicher Weise ausgeführt, indem man die Ausgangskomponenten
zusammen erhitzt. Man kann dabei in Gegenwart saurer Katalysatoren arbeiten, die
die Reaktion befördern, oder auch unter Verwendung säurebindender Stoffe. Zweckmäßig
wendet man die aromatischen Hydroxylverbindungen in Form ihrer Alkalisalze an. Erforderlichenfalls
kann man geeignete Lösungs- oder Verdünnungsmittel mitverwenden.
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Die Cycloalkylsulfosäurearylester sind mit den verschiedensten Filmbildnern
gut verträglich. Besonders geeignet sind sie für hochpolymere Verbindungen, wie
z. B. Polyvinylchlorid, nachchloriertes Polyvinylchlorid, Polyvinylacetat,Vinylmischpolymerisate,Polyacrylsäureester
und Polystyrol, sowie auch für bekannte stickstoffhaltige synthetische hochpolymere
Verbindungen. Ferner sind die Ester zu einem großen Teil auch mit Phenoplasten und
Aminoplasten verträglich. Diese hochpolymeren Verbindungen lassen sich unter Verwendung
der erfindungsgemäßen Weichmacher zu geschmeidigen hochelastischen Folien, Filmen,
Bändern und Massen aller Art verarbeiten.
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Nitrocellulose ergibt mit den genannten Estern unter Verwendung üblicher
Lösungsmittel und gegebenenfalls unter Zusatz von Lackharzen, ebenfalls elastische
Filme, ähnlich verhält sich Chlorkautschuk.
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Beispiel i 275 Gewichtsteile eines Sulfosäurechlorids, das durch Einwirkung
von Schwefeldioxyd und Chlor unter Bestrahlung mit kurzwelligem Licht auf Dekahydronaphthalin
erhalten wurde, werden nach und nach zu einer wäßrigen Lösung von io8 Gewichtsteilen
techn. Trikresol und 4o Gewichtsteilen Natriumhydroxyd in Zoo Gewichtsteilen Wasser
zutropfen gelassen. Durch Kühlen sorgt man dafür, daß die Temperatur 5o bis 6o°
nicht übersteigt. Die Reaktionsflüssigkeit wird anschließend einige Stunden bei
5o bis 6o° nachgerührt. Die wäßrige Schicht wird hierauf abgetrennt und die Ölschicht
mit Natriumchloridlösung gewaschen. Durch Trocknen des Öls unter vermindertem Druck
bei ioo° erhält man 28o Gewichtsteile des gebildeten Dekalylsülfosäurekresylestergemisches
in Gestalt eines gelbgefärbten Öls, das nicht unzersetzt destillierbar ist.
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75 Gewichtsteile Nitrocellulose (niedrigviskos, spritfeucht 2: 1)
werden in 25o Gewichtsteilen Butylacetat, 5o Gewichtsteilen Butylalkohol und Zoo
Gewichtsteilen Toluol gelöst. Der Lösung werden 75 Gewichtsteile des oben erhaltenen
Esters zugefügt. Man erhält einen Lack, der beim Aufstreichen gleichmäßig verläuft,
rasch auftrocknet und einen Überzug von hoher Elastizität und Geschmeidigkeit ergibt.
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An Stelle des obigen Dekalylsulfosäureestergemisches kann man auch
das Umsetzungsprodukt eines durch Einwirkung von Schwefeldioxyd und Chlor auf Monochlorcyclohexan
gewonnenen Sulfochlorids mit Resorcinnatrium verwenden.
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Beispiel 2 75 Gewichtsteile nicht nachchloriertes Polyvinylchlorid
werden zusammen mit 25 Gewichtsteilen eines Chlordekahydronaphthahnsulfosäurearylesters,
der durch Umsetzung von Phenolnatrium .mit dem Einwirkungsprodukt von Schwefeldioxyd
und Chlor auf Monochlordekahydronaphthalin erhalten wurde, bei etwa 16o° auf Kalanderwalzen
miteinander verarbeitet, bis eine homogene Masse entstanden ist. Diese liefert sehr
elastische Überzüge, die sich zur Ummantelung von elektrischen Leitungen bzw. Schutzbekleidungen
verwenden lassen.
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An Stelle des Monochlordekahydronaphthalinsulfosäurephenylesters kann
man auch den in analoger Weise gewonnenen Cyclohexansulfosäure-a-oxydiphenylester
oder ein Phenylestergemisch aus Alkylcyclohexansulfosäuren, derenAlkylreste 7 bis
g Kohlenstoffatome enthalten, verwenden.
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Beispiel 3 6o Gewichtsteile eines Novolakes aus Trikresol und Formaldehyd
werden in 5o Gewichtsteilen Spiritus unter Zusatz von io Gewichtsteilen Butanol
gelöst. Der Lösung werden 3o Gewichtsteile eines Dicyclohexylsulfosäurearylesters,
der durch Umsetzung von Kresolnatrium mit dem Einwirkungsprodukt von Schwefeldioxyd
und Chlor auf Dicyclohexyl erhalten wurde, zugesetzt. Der erhaltene Lack eignet
sich sehr gut für Anstriche von Metall und kann bei i2o bis 1q0° eingebrannt werden.
Er liefert elastische, stanzfähige Überzüge.
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An Stelle des Dicyclohexylsulfosäurekresylesters kann man auch das
Umsetzungsprodukt von Xylenolnatrium mit dem durch Einwirkung von Schwefeldioxyd
und Chlor auf Dicyclohexyl-n-hexan erhältlichen Sulfochlorierungsprodukt oder das
Umsetzungsprodukt von Guajacolnatrium mit dem durch Einwirkung von Schwefeldioxyd
und Chlor auf Trichlordidekahydronaphthylmethan erhältlichen Sulfochlorierungsprodukt
verwenden.