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Bekanntlich muß Viskose vor dem Verspinnen gereift werden. Dies kann
in kurzer Zeit dadurch geschehen, daß man sie je nach dem gewünschten Reifegrad
eine bestimmte Zeit auf höhere Temperatur erhitzt und dann wieder auf die Spinntemperatur
abkühlt. Wegen der schlechten Wärmeleitfähigkeit und der Zähigkeit der Viskose,
insbesondere bei höheren Reifegraden, ist dieses sogenannte Tezlpern derViskose
nicht einfach. Benutzt man hierzu beispielsweise doppelwandige Rührkessel, so wird
selbst bei gutem Rühren die die Kesselwände berührende Viskose rascher und weitgehender
gereift als die im Innern des Kessels befindliche, so daß schließlich keine Viskose
mit einheitlichem Reifegrad, sondern stets ein Gemisch von Viskosen verschiedener
Reifegrade erhalten wird.
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Man hat daher schon vorgeschlagen, die Viskose durch Erwärmen in einem
von außen geheizten aufsteigenden Rohr zu reifen, warm zu filtrieren und dann in
einem absteigenden Rohr wieder zu kühlen. Aber auch hierbei kommt die Viskose mit
geheizten Oberflächen in Berührung, und man erhält schließlich ein Gemisch von Viskosen
verschiedener Reifegrade. Auch die Reifung auf der glatten Oberfläche von sich drehenden,
erwärmten Trommeln, die z. B. mit ihrem unteren Teil in die Viskose eintauchen und
einen Film von Viskose auf ihrer Oberfläche mitnehmen, ist bereits beschrieben worden.
Die Viskose kommt hierbei ebenfalls mit der heißen Oberfläche in Berührung, so daß
sie je nach der Entfernung von der heißen Oberfläche mehr oder weniger gereift,
bei schon weitgereifter Viskose sogar mehr oder weniger gelatiniert wird, wodurch
die Homogenität der Lösung gestört wird.
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Es wurde nun gefunden, daß man eine gleichmäßig durchgereifte Viskose
erhält, wenn man die Viskose im stetigen Fluß durch schwach geneigte, untereinander
angeordnete, flache Wannen fließen läßt und ihr dabei zunächst einen heißen und
alsdann einen kühlen Gas- oder Dampfstrom entgegenführt.
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Diese Arbeitsweise ermöglicht eine vollkommen kontinuierliche Reifung
durch Aufheizen und Wiederabkühlen der Viskose auf eine gewünschte Endtemperatur.
Durch den direkten Wärme- und Kälteaustausch und die Führung der Viskose und des
Wärme bzw. Kälte übertragenden Mediums im Gegenstrom gelingt es, in besonders vorteilhafter
Weise eine sehr günstige Energieübertragung zu erreichen. Es wird bei dieser Arbeitsweise
keine Energie zur Viskosebewegung benötigt. Lediglich zur Ansaugung oder zur Aufrechterhaltung
des Kreislaufs des Heiz- und Kühlmediums ist Energie erforderlich.
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Die Größe der zur Erwärmung und zur Abkühlung bestimmten Teile der
Reifekolonne bzw. die Zahl der Wannen in der Reifekolonne ist so gewählt, daß sowohl
die für die Erhitzung als auch die für die Abkühlung erforderliche Verweilzeit zur
Erreichung einer bestimmten Viskosereife innerhalb der Reifekolonne ausreicht. Die
flachen Wannen, auf denen sich die Viskose auf ihrem Weg dufch die Reifekolonne
bewegt, sind vorteilhaft mit Einbauten, z. B. längslaufenden Hohlrippen, versehen,
die ein Vorströmen der Viskose in der Mitte verhindern und die Heiz- bzw. Kühlfläche
vergrößern. Durch Unterteilung der Wannen in verschiedene Einzelabteilungen, durch
die Änderung der Schrägstellung der einzelnen, untereinander liegenden Wannen und
durch besonders einstellbare Schlitze am Auslauf der Wannen sowie durch Leitbleche
zum gleichmäßigen Überlauf in die folgende Wanne läßt sich eine gute Durchmischung
der Viskose und gleichmäßige Einwirkung der Erwärmung bzw. Kühlung erreichen.
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Eine geeignete Vorrichtung für das vorliegende Verfahren ist in Abb.
i der Zeichnungen schematisch dargestellt. Die Abb. 2 gibt in einem Längsschnitt
der Apparatur das Übergreifen von einer Wanne zur anderen wieder. Die Bedeutung
der Bezeichnungen ist in nachfolgendem Beispiel erläutert Beispiel Die Viskose V
wird durch eine geeignete Verteilervorrichtung bei VE mit einer Rottenrothreife
von etwa io bis 2o und einer Temperatur von 2o' auf die oberste der geneigten Wannen
im gleichmäßigen Strom aufgegeben und bewegt sich von einer Wanne zur anderen in
der durch die Pfeile gekennzeichneten Richtung durch den Erhitzungsteil R1 der Reifekolonne
R, während der zur Erwärmung der Viskose V im Aufheizer A vorgewärmte und der Viskose
entgegenströmende Heißluftstrom mit einer Temperatur von 70' von unten nach oben
entgegenströmt und sich bis zum Austritt auf 35' abkühlt.
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Die Viskose erreicht nach Durchlaufen des Erhitzungsteiles R, der
Kolonne eine Temperatur von 55°, um dann in den Abkühlungsteil R2 einzutreten. Beim
Durchströmen der jetzt folgenden Abkühlungswannen tritt der Viskose die im Kühler
K der Apparatur von 35 auf 8' abgekühlte Luft wiederum im Gegenstrom entgegen und
kühlt die Viskose bis zu ihrem Austritt auf 2o' ab, während der Luftstrom sich durch
die Wärmeabgabe der Viskose auf 36,5° erwärmt.
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Dieser so vorgewärmte Luftstrom kann im Kreislauf zurück zum Aufheizer
A, dort wieder auf 7o' erwärmt und dem oberen Teil R, der Reifekolonne zugeführt
werden. Es ist selbstverständlich, daß an Stelle von Luft auch andere mit der Viskose
nicht reagierende Gase, Gasgemische oder Dämpfe verwendet werden können.
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Die aus der Viskosereifekolonne austretende Viskose hat nach Durchlaufen
der letzten Wanne eine Rottenrothzahl von 4 erreicht und wird von dort unmittelbar
in den Viskoselagerkessel zur Vornahme der Entgasung geleitet. Nach einer Entgasungszeit
von 15 Stunden wird sie den Spinnmaschinen zugeführt.