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Elektrisch betätigte Vorrichtung zum Aufschneiden von Gipsverbänden
oder ähnlichen mineralischen Schichten Die Erfindung bezieht sich auf eine elektrisch
betätigte Vorrichtung zum Aufschneiden von Gipsverbänden, wie solche in Verbindung
mit Einlagen aus Papier, Pappe, Gewebe, Holzfurnier usw. im chirurgischen Verfahren
bei Knochenfrakturen sowie bei anderen Leiden und Körperschäden angelegt werden.
Sie läßt sich sinngemäß auch bei anderen mineralischen Schichten anwenden, um dicsc
aufzuschneiden oder zu zertrennen.
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Bisher verwendete man zum Aufschneiden und Entfernen von Gipsverbänden
in der Chirurgie zangenartige Scheren mit großer Schenkellänge, da das Auftrennen
der durchschnittlich 10 bis 15 mm starken mineralischen Schicht beträchtliche Kräfte
erfordert. 1 )as \rl>eiten mit solchen Scheren ist umständlich und für den Patienten
bisweilen unangenehm oder sogar schmerzhaft, weil das eine Schneidmesser der Schere
in den engen Spalt zwischen dem Gipsverband und der Haut eingeführt und vorgeschoben
werden muß.
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Gemäß vorliegender Erfindung besteht die elektrisch betätigte Vorrichtung
zum Aufschneiden von Gipsverbänden oder ähnlichen mineralischen Schichten aus einem
mit einer Motorwelle kuppelbaren Fräser und einem mit ruhenden Motorteilen zu verhindenden
Bügel, dessen unterer Teil als den Gipsverhand untergreifender Schutz- und Füihrungslöffel
ausgebildet ist. Zweckmäßig Wird der den Schutz- und Führungslöffel tragende Bügel
zugleich als den Fräser umgebende Schutzkappe
ausgebildet, oder
es wird an diesen Bügel eine an sich selbständige Schutzkappe für den Fräser befestigt.
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Die neue Schneidvorrichtung hat den Vorteil, daß der das Aufschneiden
Vornehmende nicht selbst die ganze Schneidkraft aufzubringen hat und daß der an
der Haut des Patienten anliegende Schutz- und Führungslöffel ohne Beschwerden fiir
den Patienten unter den Gipsverband eingeführt untl vorgeschoben werden kann. Dieser
Teil chirurgischer Behandlung stellt sich daher für den Patienten als ein weniger
unangenehmer Vorgang als bisher dar.
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I)er Fräser mit seiner Einsteckwelle einerseits und der Bügel mit
seinem Schutz- und Führungslöffel und der Fräserschutzkappe andererseits können
als getrennte Konstruktionsteile ausgebildet sein. lis wird dann der vordere stirnseitige
Teil der Schutzkapj>e vorzugsweise als eine scharnierartig zu schwenkende Klappe
ausgebildet, die das nachträgliche Einsetzen und Auswecllselll verschiedenier Fräser
ermöglicht.
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In besonders einfacher Ausgestaltung kann das hintere Ende des Bügels
bzw. der Schutzkappe als Aufsteckzylinder ausgebildet sein, der auf einem die Motorwelle
umgebenden, nicht umlaufenden Hülsenstummel aufgeschoben wird, wobei Aufsteckzylinder
und @ Hülsenstummel durch eine SI>errvorrichtung gegen Relativdrehung und axiale
Verschiebung gesichert sind.
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Die Vorrichtung kann derart ausgebildet sein, daß der Schutz- und
Führungslöffel gegenüber dem Fräser eine bestimmte und unveränderliche Lage besitzt.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß es vorteilhaft ist, wenn der Schutz- und Führungslöffel
bei spielsweise mittels einer Druckknopfbetätigung entgegen der Wirkung einer Feder
vorübergellend in größeren Abstand vom Fräser gebracht werden kann. Man hat nämlich
dann die Möglichkeit, beim Schneiden zu Beginn mit dem Fräser in eine günstigere
Ausgangsposition gegenüber dem Rand des Gipsverbandes zu kommen, d. h. man erzielt
ein besseres Ansetzen des Schneidvorganges.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung läßt sich der rotierende
Fräser mit seiner Welle und die nicht umlaufende Schutzkappe samt Schutz- und Führungslöffel
als eine Konstruktionseinheit auf bilden, welche eine gleichzeitfge Vellenkupplung
und Fixierung zwischen Schutzkappe bzw. Schutz-und Führungslöffel und feststehendem
Motorteil, z. 13. Motorgehäuse, ermöglicht. In diesem Fall muß eine die Relativdrehung
zwischen Fräser und Schutz- und Führungslöffel ermöglichende Lagerung vorhanden
sein. Es kann dann einem Motor ein Satz von Schneidvorrichtungen mit verschieden
ausgebildeten Fräsern samt Schutzvorrichtungen zugeordnet sein.
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Chlicherweise wird beispielsweise bei einem ein Bei in einschließenden
Gipsverband vor dem Aufschneiden zu beiden Seiten eine Bleistiftlinie gezogen, längs
deren das Auftrennen erfolgen soll.
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Um ein Abweichen von dieser vorgezeichneten Schlseidlinie zu vermeiden,
kann der nicht umlaufende Teil erfindungsgemäß an einer in Bewegungsrichtung vor
dem Fräser liegenden Stelle mit einer Visiervorrichtung, z. 13. einer lochartigen
Durchbrechung in einer Blechplatte, versehen sein.
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Da dem mineraliscben Stoff regelmäßig Gewebe, Papier und bisweilen
auch Pappe und Furnierholz beigegeben ist, kommt der Ausgestaltung des verwendeten
Fräsers eine besondere Bedeutung zu.
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Erfindungsgemäß werden zum Aufschneiden der Gipsverbände Fräser verwendet.
die etwa linsenförmige Gestalt besitzen und auf ihrer ganzen Oberfläche mit geschärften
Schneidikanten versehen sind. Die bikonvexe Ausbildung des Fräsers weist im wesentlichen
kugelschalenförmige Begrenzungsflächen auf. Dies ermöglicht, eine von der geraden
Schneidlinie abweichende Kurvenform zu schneiden ohne den Schneidspalt, welcher
etwa der Fräserstärke entspricht, wesentlich zu vergrößern; kleinste Kreislinie,
die auf diese Weise geschnitten werden kann, ist eine solche mit dem Radius der
Schneidfräserwölbung. Wenn auf die Einhaltung eines engen Schneidspaltes im Gipsverband
keine Rücksicht genommen wellen braucht, lassen sich infolge der beschriebenen Fräserausbildung
unter einem rechten Winkel stehende Schneidlinien erzeugen, wobei dann an der Scheitelstelle
ds rechten Winkels infolge entsprechender Fräserführung eine größere Materialausräumung
stattfindet. Jedenfalls bereitet es nunmehr keine Schwierigkeiten mehr, bei einem
in Gipsverband gelegten Bein störungsfrei von der Schneidlinie längs des Unterschenkels
im Bogen zu derjenigen des Fußes überzugehen.
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Die neue fräserartige Schneidvorrichtung für Gipsverbände läßt sich
als Austauschwerkzeug gegenüber dem Kreissägenblatt einer mit Haadmotor betriebenen
Knochensäge verwenden.
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Die Erfindung wird an Hand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Es stellt dar Fig. I eine Ausführungsform der Erfindung im Längsschnitt, Fig. 2
einen Grundriß zur Darstellung nach Fig. I mit weggenommener Schutzkappe, Fig. 3
einen Querschnitt durch eine Ausführungsform mit festem Sc'hutz- und Führungslöffel,
Fig. 4 einen Querschnitt durch eine Ausführungsform mit beweglichem Schutz- und
Führung löffel und Fig. 5 eine Draufsicht auf eine Anordnung ähnlich der nach Fig.
4.
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In Fig. I bezeichnet 1 das Ende des Motorgehäuses, welches bei Spezialausführung
des Motors zugleich als Handgriff dient. In dem nicht umlaufenden Hülsenstummel
2 läuft die Welle 3 des Fräsers 4. Welle 3 und Fräser 4 sind fest miteinanker verbunden.
Sie werden als Ganzes mittels Steckverschlusses mit dem umlaufenden Teil des Motors
I verbunden. Auf den feststehenden Hülsenstummel 2 wird mit ihrem rdhrförmigen Ansetzstück
5 eine Schutzkappe 6 aufgeschoben, deren vorderes stirnseitiges Ende als Klappe
7 ausgebildet ist, die um eine Achse 8 bis zu einer gewissen Grenze schwenkbar ist.
Die Klappe 7 kann an-
gehoben werden, wenn ein Fräser eingesetzt
wird oder eine .Auswechslung verschiedener Fräser erfolgen soll. .L\n lem feststehenden
Teil 5 ist der Schutz- und Führungslöffei 9 befestigt, der beim Betrieb der Schneidvorrichtung
den Gipsverband untergreift und einerseits als Führung auf der Haut unterhalb des
Gipsverlandes dient, andererseits al>er den I>atienten vor Verletzungen durch
den Fräser schützt. N.tit 10 ist eine Sperrvorrichtung angedeutet, welche die Teile
2 und 5 gegen Relativdrehung und axiale Verschiebung sichert. Die Schutzkappe 6,
welche nicht unbedingt notwendig ist, soll den die Vorrichtung Bedienenden vor Verletzungei
schützen; sie kann korbartig ausgebildet und zu einer Fangvorrichtung für jedenfalls
einen Teil der beim Aufschneiden des Gipsverbandes abgeschleuderten harten mineralischen
Massen ausgestaltet sein.
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Fig. 2 zeigt, wie mit der vorgeschlagenen Schneidvorrichtung nicht
nur geradlinige Schnitte .-1-,4, sondern auch kurvenförmige Schnitte B-B ausgeführt
werden können, wol)ei ohne wesentliche Verbreiterung des Schneidspaltes der kleinste
mögliche Krümmungsradius dem Radius der Wölbung des Fräsers entspricht. Diese Kurve
B-B ist in Fig. 2 dargestellt.
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Gemäß Fig. 3 ist der Schutz- und Führungslöffel 9 starr ausgeführt,
indem er mittels einer Schelle o(l. dgl. ii fest mit der Hülse 5 verl>unden ist,
die ihrerseits auf dem feststehenden Hülsenstummel 2 sitzt.
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Fig. 4 zeigt ein Ausführungsbeispiel mit beweglichem Schutz- und
Führungslöffel 9, der an dem mit Druckknopf 12 versehenen Federstift 13 angenietet
oder in anderer Weise verbunden ist. Das die Feder 14 umgehende Mantelrohr 15 ist
am Flügel 16) fest verbunden, wobei die Teile 15 und I6 durch einen Winkel 17 versteift
sind. In seinem mittleren Teil trägt der Bügel 16 eine Bohrung für eine Schraulienl>efestigung
18, durch welche der Bügel 16 samt Nlantelrohr 5 und Schutz- und Führungslöffel
9 mit dem feststehenden Hülsenstummel 5 verbunden ist. I)ie auf Zug beanspruchte
Feder 14 ist mit ihrem oliereii Ende beispielsweise durch eine Schraube 19 an dem
Mantelrohr 15 fixiert, an ihrem unteren Ende dagegen beispielsweise mittels eines
den Federstift 13 durchdringenden Querstiftes 20 in ihrer Lage gegenüber dem Federstift
und damit gegenüber dem Löffel 9 festgelegt. Die auf Ztig beanspruchte Feder 14
zieht während des normalen Arbeitens den Schutz- und Führungslöffel 9 gegen den
Fräser 4. Durch Betätigulig des Druckknopfes 12 kann beim Beginn des Schneidens
der Abstaiid des Schutz- und Führungslöffels vom Fräser vergrößert werden, wodurch
es leichter und besser möglich ist, den Löffel 9 unter den Stand des Gipsverbandes
zu schieben und den Fräser zugleich in günstigste Ausgangsstellung zu bringen. Auch
können gewisse Unebenheiten des Gipsverbandes, welche bis zu einem gewissen Grad
unvermeidlich sind, durch die federnde Nachgiebigkeit des Schutz- und Führungslöffels
besser überwunden werden.
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Abb. 5 zeigt eine mögliche Ausführungsform für eine grundsätzlich
nach Fig. 4 ausgebilldete Schneidvorrichtung in Draufsicht. Der Fräser 4 sitzt fest
auf seiner Welle 3. Bei I8 ist der Bügel 16 mit der nicht umlaufenden Hülse 5 verbunden.
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Bei der durch Pfeil P kenntlich gemachten Schneidrichtung ist der
halbe Bügelarm I6' funktionslos; die Bohrung 22' kann jedoch als Visieröffnung dienen,
um den Schnitt entsprechend der auf dem Gipsverband vorgezeichneten Linie ausführen
zu können. Durch eine entsprechende Öffnung 22 am anderen Bügelarm ist der Federstift
I3 hindurchgeführt, der an seinem unteren Ende den an ihm hefestigten Schutz- und
Führungslöffel g trägt.
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Im Betrieb führt man das vordere Ende g' des Löffels g in den Spalt
zwischen Gipsverband und der Haut des Patienten ein, vergrößert den Abstand zwischen
Löffel 9 und Fräser 4 und schiebt die Schneidvorrichtung vor bis zum Anschlag des
Fräsers gegen den Rand des Gipsverbandes. Nun wird der Motor eingeschaltet und der
Schnitt durch Führung des Motorgehäuses mit dem Fräser längs der gewünschten Schneidbahn
ausgeführt, wobei die richtige Einhaltung der vorgezeichneten Scneidkurve durch
Anvisieren mit Hilfe der Bohrung 22' möglich ist.
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Will man in entgegengesetzter Richtung schneiden, so wird die Funktion
der Bohrung 22 und 22' vertauscht, un!d es werden die Schutzvorrichtungen umgespannt.
Die Drehrichtung des Motors muß in diesem Fall entweder umschaltbar sein, oder es
muß ein zweiter Motor mit entgegengesetzter Drehrichtung zur Verfügung stehen.
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Der Fräser 4 erhält Schneidflächen nicht nur auf seinem Umfang, sondern
auch beiderseitig auf seinen gewölbten Außenflächen. Je nach dem Anwendungsfall
können seitlich radial verlaufende Schneidkanten vorgesehen werden; insbesondere
bei stark gewebehaltigen zu schneidenden Schichten empfiehlt es sich jedoch, die
seitlichen Schneidkanten mit zunehmendem Radius geradlinig oder kurvenförmig entgegen
der Drehrichtung des Fräsers nach rückwärts gerichtet verlaufen zu lassen.
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Die Al>messungen des Fräsers sind dem Anwendungsfall anzupassen.
Für gewöhnliche Fälle wird eine Schneidtiefe von 15 mm ausreichen, wobei eine Schneidbreite
von 8 mm in Betracht kommt. Der Schutz- und Führungslöffel 9 wird einen durchschnittlichen
Abstand vom Fräser von etwa I mm erhalten. Es ist jedoch im Rahmen vor liegender
Erfindung möglich, daß der Schutz- und Führungslöffel an Stelle eines geradlinigen
Querschnitts einen profilierten Querschnitt aufweist, wobei die äußeren Randpartien
des Fräsers beiderseitig mit geringem Abstand vom Fräser umschlossen sein können.
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Es ist verständlich, daß die Herstellung von kurvenförmigen Schnitten
nur mit einem Fräser der vorl>eschriehenen Art, nicht aber beispielsweise mittels
Schneidorganen nach Art einer Kreissäge durchführbar ist, da diese zwar eine stirnseitige
Materialabräumung zuläßt, nicht jedoch eine seit-
liclie. weil die
hierfür erforderlichen seitlichen Schneidkanten fehlen.
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Die beschriebene Schneidvorrichtung ist bequemer in ihrer Handhabung,
sie ist nicht sperrig, sie erfordert wenig Kraftaufwand des die Schneidvorrichtung
Bedienenden, und sie ermöglicht ein schnelleres Arbeiten bei gleichzeitig größerer
Annehml ichkeit für den Patienten.