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Einrichtung zum Führen von Vorgarnspulen an Krempeln und Selfaktoren
Eine Krempel, wie z. B. ein Dreikrempelsatz, ist eine Spinnereivorbereitungsmaschine,
in der lose, flockenartige Wolle zu etwa 3 mm dicken Vorgarnen vorgearbeitet werden.
Im letzten Teil einer Krempel, einem sogenannten Nitschelwerk, werden solche Vorgarne
gebildet und auf etwa 4o bis 5o mm dicke Holzwalzen aufgewickelt. Diese Holzwalzen
werden auch Vorgarnspulen genannt. In einem Vierfach-Nitschelwerk von einer Arbeitsbreite
von 1750 mm laufen z. B. vier solche Vorgarnspulen, die mit an leiden Hnden axial
eingesetzten Stiften auf Gul3-armen, sogenannten Stanzen, liegen und von ihnen geführt
werden. Auf jeder Vorgarnspule werden nebeneinanderliegend 25 his 30 Vorgarne
leicht kreuzförmig aufgewickelt. Da die Vorgarne ganz lose vorgearbeitet sind, liegen
die einzelnen Vorgarnschichten beim Aufwickeln auf die Vorgarnspulen auch nur ganz
lose übereinander. 1'Iit der Zunahme der Schichten und damit auch des Gewichtes
haben die Vorgarnwalzen das Bestreben, in die Breite zu gehen. Dadurch laufen die
linken und rechten Eckvorgarne von der Vorgarnspule ab und scheuern an den Stanzen.
Das hat zur Folge, daB keine der so hergestellten Vorgarnwalzen glatte und einwandfrei
aufgewickelte Stirnflächen hat und auch nur eine Dicke von Zoo bis 250 mm
erreichen kann. Damit die Vorgarnwalzen nicht an den Stanzen anlaufen, ist es üblich,
auf leere Vorgarnspulen, die in die Krempel eingelegt worden sind und auf die sich
bereits mehrere Vorgarnschichten aufgewickelt haben, einige Garnstränge quer zur
Vorgarnrichtung einzulegen undfestanzudrehen. Damit wird erreicht, daB diese unteren
Vorgarnschichten festliegen, die darüberliegenden Vorgarnschichten werden aber trotzdem
noch seitlich weggedrückt.
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Soll eine so vorbereitete und auf der Krempel fertig aufgewickelte
Vorgarnwalve zum Abspinnen in den Selfaktor eingelegt werden, müssen immer
noch
die beschädigten Eckvorgarne nach ganz kurzer Zeit abgenommen werden. Dabei ist
nicht zu vermeiden, daß die nachfolgenden Vorgarne mehr oder weniger beschädigt
werden. Während des Spinnprozesses auf dem Selfaktor liegen die Vorgarnwalzen auf
Holztrommeln, von denen sie ihre Umdrehung erhalten. Auch hier haben die Eckvorgarne
wieder das Bestreben, seitlich abzulaufen wodurch sie bald wieder an den Stanzen
des Selfaktors abscheuern. Ein andauerndes Zusammenschielen .der Vorgarnwalzen während
des Spinnprozesses und mehrere andere, für den Spinnprozeß nicht notwendigen Handgriffe
und Maßnahmen sind deshalb bisher erforderlich gewesen, um diesem Übelstand abzuhelfen.
Das hat wiederum zur Folge, daß die sogenannten Copse, auf die die Fäden aufgesponnen
werden, schadhaftwerden oder überhaupt nicht verwendet werden können. Sehr oft kommt
es vor, daß sich die Eckvorgarne so fest und dick um die Stifte der Vorgarnspulen
wickeln, daß die Walzen ihre Führung in den Stanzen verlieren und seitlich aus der
Maschine herausfallen. Durch die auf der Krempel quer eingelegten Garnstränge und
das Festdrehen der ersten Vorgarnschichten kann jede einzelne Vorgarnwalze auch
nur bis zu dieser Lage abgesponnen werden. Der Rest muß dann von den Vorgarnspulen
abgestreift werden und kommt in den Abfall. Dieser zusammen mit den abgenommenen
Eckvorgarnen wird zwar später wieder weiterverarbeitet. aber es ist dies eine unnötige
Mehrarbeit, die auf Grund nicht genau genug arbeitender Maschinenteile ergriffen
werden muß und für den .#\blauf des Spinnprozesses nicht notwendige Handgriffe,
Wege und Zeitaufwendungen bedeutet. Daraus ergibt sich, daß das in einer Zeiteinheit
von einer Krempel produzierte Material von einer Spinnmaschine nur zu etwa 9o bis
92 % weiterverarbeitet werden kann. Das bedeutet also durch Mehrarbeit geringere
Produktion.
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Die Erfindung bezweckt nun, eine Einrichtung zum Führen von Vorgarnspulen
an Krempeln und Selfaktoren zu schaffen, durch die erreicht wird, daß die linken
und rechten Eckvorgarne nicht mehr seitlich ablaufen können, daß eine Vorgarnwalze
um 6o bis 70 VO mehr als ihre bisherigeDicke aufgewickelt werden kann und
daß sich die Vorgarnwalzen restlos abspinnen lassen. Erfindungsgemäß besteht eine
solche Einrichtung aus zwei fest stehenden spiegelgleichen Führungsscheiben. Diese
können mittels zweier Schienen, je an einer linken und rechten Stanze einer Krempel,
und eines Selfaktors angebracht werden. Eine Führungsscheibe nach der Erfindung
ist zweckmäßig als planebene Halbkreisfläche ausgebildet. Alle Kanten einer solchen
Scheibe sind von der Innenseite, der einerVorgarnwalze zugekehrten Seite, nach der
Außenseite zu zweckmäßig um 9o % umgebördelt. Bördelkante und Innenfläche sind poliert.
Ferner sind die beiden Führungsscheiben auf jede Breite von Vorgarnspulen einstellbar.
Außerdem ist es vorteilhaft, die beiden Führungsscheiben in einem Winkel von 4°
zueinander geneigt anzuordnen. Zu diesem Zweck sind die Scheiben je an einer Winkelschiene
befestigt, deren beiden Schenkel einen Winkel von 92' bilden.
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Die Zeichnung veranschaulicht schematisch eine in diesem Sinne ausgebildete
Einrichtung zur Führung von Vorgarnspulen.
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Abb. i zeigt eine Ansicht von vorn; Abb. 2 ist eine Ansicht von der
Seite; Abb. 3 stellt einen Schtlitt durch eine Führungsscheibe dar nach Linie A-B
der Abb. 2; Abb. 4 ist ein Einbauschema.
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Die Bezugzeichen bedeuten: i eine Führungsscheibe links, 2 zwei Gewindestifte,
3 vier Sechskantenmuttern, 4 eine Schiene, 5 zwei Klemmbügel mit je einer Klemmschraube.
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Die Wirkungsweise der Einrichtung nach der Erfindung ist folgende:
Eine linke und eine rechte Führungsscheibe i sind mit Gewindebolzen 2 und Muttern
3 so an einer linken und rechten Schiene .4 befestigt, daß die gradlinigen, umgebördelten
Kanten der Führungsschienen i parallel mit den Schienen 4 laufen. Der Abstand der
zweckmäßig umgebördelten Kanten, der sogenannten Einlaufkanten, von der Vorgarnspule
soll etwa 2 mm betragen. Je nach dem Durchmesser dieser Vorgarnspule, der bei älteren
Spulen etwas kleiner als bei neueren sein kann, wird die linke und rechte Führungsscheibe
i in den Langlöchern der Schienen 4 verstellt. Beim Aufwickeln der Vorgarne auf
die Spule gleiten die linken und rechten Eckvorgarne an der umgebördelten und polierten
Einlaufkante der linken und rechten Führungsscheibe i vorbei und bekommen so ihre
genaue äußere Begrenzung. Mit zunehmender Walzendicke werden dann die Eckvorgarne
durch die polierten Innenflächen der Führungsscheiben so geführt, daß sie mit jeder
weiteren aufgewickelten Vorgarnschicht saubere, glatte Stirnflächen bilden. Infolgedessen
können die Eckvorgarnringe durch das Eigengewicht der Vorgarnwalzen nicht mehr seitlich
weggedrückt werden und nach außen an die Stanzen ablaufen. Durch diese Wirkung der
Führungsscheiben i wird es zudem möglich, Vorgarnwalzen um 6o bis 70 °/o
über ihre bisherigeDickeaufzuwickeln. Durchdie erfindungsgemäß leichte Schrägstellung
der Führungsscheibe i, bedingt durch die leicht stumpfwinkelige Form der Winkelschiene
4, werden die Stirnflächen der Vorgarnwalzen zweckmäßig leicht konisch gehalten.
Diese Form gewährleistet ein weiches Einlaufen der Eckvorgarne in die Führungsscheibe
i.
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Beim Arbeiten mit einer Einrichtung nach der Erfindung wird die von
einer Krempel erzeugte Materialmenge zu iooo/o auf einem Selfaktor ausgenutzt. Es
gibt keinen Abfall mehr. Die bisher dafür erforderlich gewesenen Zeiten und Wege
fallen fort. Zudem werden die durch Wechsel von abgesponnenen Vorgarnwalzen notwendigen
Stillstände der Selfaktoren wesentlich herabgemindert, da diese Walzen durch ihre
Dicke bedeutend längere Laufzeiten haben.