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Verfahren und Vorrichtung zum Entsalzen und Entsäuern in der Lebensmittelindustrie
In den verschiedenen Zweigen der Lebensmittelindustrie nimmt die Haltbarmachung
durch Einsalzen und Einsäuern einen breiten Raum ein. Dies gilt vor allein für die
Haltbarmachung des zu verwertenden Gutes wie auch gewisser Hilfsstoffe, z. 13. 1>ärine
und Häute, bei der Fisch-, Fleisch-und Gemüseverarbeitung. Als Beispiele seien das
Einsalzen von Fisch, Fleisch und Gemüse wie auch das I3insäuern, dieses insbesondere
bei verschiedenen Gemüsearten, erwähnt. Um das auf diese Weise haltbar gemachte
Gut für den menschlichen Genuß brauchbar zu machen, ist die Entsalzung bzw. Entsäuerung
erforderlich, mit welcher der Salz- bzw. Säuregehalt des Gutes auf eine jeweils
bestimmte Höhe verringert oder auch nahezu vollstiindig beseitigt wird. Zu diesem
Zweck behandelt man das Gut hauptsächlich mit Wasser; zur Entsalzung verwendet man
auch wässerige Lösungen mit einem bestimmten Salzgehalt. Insbesondere bei der Herstellung
der Erzeugnisse in der Fischindustrie kommt der Entsalzung eine besondere Bedeutung
zu.
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Hier hat man die Entsalzung bereits auf verschiedene Weise durchgeführt.
Die einfachste Art besteht darin, einem die einzusalzenden Fische aufnehmenden Behälter
von oben Wasser zuzuleiten, das sich seinen Abfluß sucht, indem es über den Rand
des Behälters fließt. Hierbei ist die Entsalzung mangels einer ausreichendenTiefenwirkung
unvollkommen und ungleichmäßig; sie dauert überdies sehr lange und hat einen unverhältnismäßig
hohen M'asserverbrauch. Man hat hierbei auch
schon das zufließende
Wasser mittels eines Schlauches am Boden des Gefäßes austreten lassen, ohne indessen
die erwähnten Nachteile wesentlich zu mildern. Ferner hat man einen den Salzfisch
aufnehmenden Behälter mit Wasser gefüllt und dieses in bestimmten Zeitabständen,
nachdem es sich in gewissem Umfang mit Salz angereichert hatte, nahe dem Behälterboden
durch einen Hahn oder Spund entleert und danach diesen Vorgang so oft wiederholt,
bis der gewünschte Entsalzungsgrad erreicht war. Dies dauert aber unverhältnismäßig
lange, da auch das Gut im wesentlichen von stehendem Wasser umgeben ist. Außerdem
erfordert das rechtzeitige Ablassen des Wassers besondere Wartung und Kosten. Hier
hat auch das kontinuierliche Ablassen von salzgesättigtem Wasser durch einen engen
Auslauf keine Verbesserung gebracht, da der Ablauf leicht verstopft, so daß das
überschüssige Wasser wieder über den Behälterrand abfließt. Andererseits entsteht
bei ungenügender Wasserzufuhr die Gefahr der Vertranung des Gutes und des Aufhörens
der Entsalzung überliaupt. Man hat auch bereits in einem Entsalzungshehälter ein
Auslaufrohr mit kleinen Abflußöffnungen für salzgesättigte Lösung angeordnet und
mit einem Gitter zum Schutz gegen Verstopfungen umgeben und diesem Behälter dauernd
Frischwasser zugeführt; aber auch hier bleiben die soeben geschilderten Nachteile
noch größtenteils bestehen.
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Demgegenüber schlägt die Erfindung ein Verfahren zum Entsalzen und
Entsäuern in der Lebensmittelindustrie vor, das grundsätzlich darin besteht, daß
aus einem Durchflußbehälter, der das zu behandelnde Gut zur Um- und Durchspülung
aufnimmt, die mit Salz bzw. Säure angereicherte Spülflüssigkeit im Bereich der höchsten
Salz- bzw. Säurekonzentration selbsttätig in Abhängigkeit vom jeweiligen Flüssigkeitsstand
im Behälter abgeführt wird. Hierbei kann man ferner erfindungsgemäß die den Behälter
durchfließende Flüssigkeitsnienge derart regeln, daß die abfließende Flüssigkeit
den jeweils, d. h. nach dem Salz- bzw. Säuregehalt des Gutes höchstmöglichen Sättigungsgrad
erreicht. Als Spülflüssigkeit kann man entweder Frischwasser oder eine eingestellte
Lösung, z. B. Salzlake verwenden.
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TNIit dem Verfahren nach der Erfindung wird eine weitgehende, zuverlässige,
schnelle und wirtschaftliche Entsalzung oder Entsäuerung erzielt. Die Flüssigkeitshöhe
im Behandlungsbehälter kann auf jeden beliebigen Stand eingestellt werden, auf dem
sie sodann selbsttätig gehalten wird; dadurch wird die Gefahr des Trockenlaufens
und der Vertranung des Gutes ausgeschaltet. Da das überschüssige Wasser im Bereich
der höchsten Konzentration abgeführt wird und da man die Durchspülgeschwindigkeit
entsprechend regeln kann, bietet das neue Verfahren die Möglichkeit, die Flüssigkeit
mit der größtmöglichen oder im Einzelfall gewünschten Salz- oder Säurekonzentration
abzuführen und dabei in dem Gut den Salz- bzw. Säuregehalt auf den jeweils gewünschten
niedrigsten Stand zu verringern. Diese Wirkung läßt sich in einfacher Weise durch
die Ermittlung des Salz- bzw. Säuregehaltes der aus dem Behälter abgeführten Flüssigkeit
beispielsweise durch Titrieren feststellen, wodurch man gleichzeitig einen sicheren
Anhaltspunkt für die Regelung des Verfahrens durch Einstellung der Durchflußgeschwindigkeit
oder der Spülflüssigkeit erhält. Gleichzeitig kann man hierbei den Flüssigkeitsverbrauch
auf das geringste NIaß beschränken. Bei der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens
erübrigt sich außerdem jede ständige Wartung; erforderlichenfalls kann man eine
gelegentliche Auflockerung des Gutes vornehmen.
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Weiterhin erstreckt sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zum Entsalzen
und Entsäuern in der Lebensmittelindustrie, bei der in einem das zu entsalzende
oder zu entsäuernde Gut aufnehmenden Flüssigkeitsbehälter ein Auslaßventil im Bereich
der Höchstkonzentration der Flüssigkeit angeordnet ist und von einem in der Flüssigkeitsfüllung
des Behälters schwimmenden Steuerorgan beeinflußt wird.
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Der Erfindungsgegenstand ist im nachstehenden durch ein Ausführungsbeispiel
für die neue Vorrichtung an Hand der Zeichnung näher erläutert, die den hier in
Betracht kommenden Teil der Vorrichtung im senkrechten Schnitt veranschaulicht.
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In geringem Abstand über dem Boden 2 eines Behälters i ist ein Lattenrost
3 angeordnet, auf dem das zu behandelnde Gut, bei dem es sich in diesem Beispiel
um zu entsalzende Fischstücke ,I handelt, gelagert wird. Nahe einer Seitenwand des
Behälters i ist in seinen Boden 2 ein Auslaßstutzen 5 (licht eingesetzt, auf den
sich ein Rohr 6 aufsetzt. Das Rohr 6 erstreckt sich in der Höhe bis nahezu an die
Oberkante des Behälters i ; es ist oben offen und in seinem Mantel mit Öffnungen
7 versehen. Das Rohr 6 hat einen größeren Durchmesser als das Abflußrohr 5, so daß
beim Übergang des einen in das andere Rohr am Boden des Behälters eine Ringfläche
8 entsteht. _1uf der Ringfläche 8 ist ein Gummiring 9 von verhältnismäßig großem,
rechteckigem Querschnitt gelagert; an ihm ist mittels eines einseitig angeordneten
Schraubenpaares io eine kreisrunde Scheibe i i aus elastischem Werkstoff, vorzugsweise
aus Gummi, derart gelagert, daß sie sich außerhalb des Bereiches der Schrauben io
von dem Gummiring 9 elastisch abheben lassen kann. An der den Schrauben i o gegenüberliegenden
Stelle greift an der Gummischeibe i i eine Kette 12 an, die mit ihrem anderen Ende
am Boden eines Schwimmers 13 befestigt ist, der innerhalb des Rohres 6 in der Flüssigkeitsfüllung
des Behälters i schwimmt.
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Die Entsalzungsflüssigkeit, beispielsweise Frischwasser, wird dem
Behälter von oben zugeführt. Sobald der Wasserspiegel einen bestimmten Stand überschreitet,
hebt der Schwimmer 13 mittels der Kette 12 das freie Ende der Ventilklappe i i von
der abdichtenden Auflage auf dem Gummiring 9 ab. Dadurch bietet die abgehobene Fläche
der Ventilklappe i i dem Wasserdruck im Behälter eine Angriffsfläche, auf der er
das weitere Abheben der Ventilklappe von ihrem Sitz 9 beim weiteren Ansteigen
des
Wasserspiegels und dem dadurch bedingten Steigen des Schwimmers 13 unterstützt,
so daß allmählich der Austrittsquerschnitt des Rohres 5 freigegeben wird. Da sich
dieser am Boden des Behälters i, also im Bereich der höchsten durch die ]Umspülung
der Fische entstandenen Salzkonzentration des Wassers befindet, fließt aus dein
Behälter nur solches Wasser ab, das dem Fische bereits die höchstmögliche oder jeweils
gewünschte Salzmenge entzogen hat. Es stellt sich auf diese Weise in dem Behälter
eine Wasserströmung ein, welche die auf dem Rost 3 lagernde Fischmenge um- und durchspült,
aus den Fischstücken Salz löst und sich an diesem in steigendem NTaße nach unten
zu anreichert. Die Geschwindigf<eit des Wasserdurchflusses und damit des Entsalzungsvorganges
läßt sich in einfacher Weise durch die Menge des dem Behälter in der Zeiteinheit
zuzuführenden Frischwassers regeln, da der Al)flußquerschnitt und damit die Menge
des abfließenden Wassers von höchster Salzkonzentration durch die Off nungsweite
der Ventilklappe i i über den Schwimmer 13 in Abhängigkeit vom Wasserstand des Behälters
gesteuert wird. So bildet sich ein stationärer Zustand aus, bei dem soviel salzgesättigtes
Wasser abfließt, wie man dem Behälter an Frischwasser zuführt. Dies ist von besonderem
Vorteil, wenn man die Entsalzung von vornherein mit einer auf einen bestimmten Salzgehalt
eingestellten Lake durchführen will, wobei sich außerdem die wirtschaftliche Arbeitsweise
des Verfahrens durch den geringstmöglichen Wasserverbrauch erweist. Hierbei bietet
das Titrieren der abfließenden Lake einen sicheren Anhaltspunkt für die Einstellung
des zuzuführenden Wassers bzw. der zuzuführenden Lake. Das Trockenlaufen des Behälters
und damit die Vertranungsgefahr des Fisches wird dadurch ausgeschlossen, daß beim
Aufhören des Wasserzuflusses das Auslaßventil i i nach Unterschreitung eines Wasserstandes
von einer noch ausreichenden Höhe die Abflußöffnung schließt. Ein Verstopfen der
Auslaßöffnung durch losgespülte Fischteile kann man durch entsprechend große Bemessung
des Ventilquerschnittes verhindern, ohne dadurch dessen Dichtungswirkung zu beeinträchtigen.
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Die Vorrichtung nach der Erfindung läßt sich in gleicher Weise für
das Entsalzen von Fleisch, Gemüse und anderen Lebensmitteln ebenso wie zum Entsäuern
von sauer eingelegten Lebensmitteln verwenden.