DE80929C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT. \|
Das Verfahren der Herstellung von Alkalisulfiden bezw. von Soda und Pottasche durch
Glühen von Alkalisulfat mit Kohle ist schon sehr alt. Nach vielen vergeblichen, im Laufe
dieses Jahrhunderts wiederholt angestellten Versuchen ist es in den siebziger Jahren aufs
Gründlichste von dem bekannten englischen Techniker Walter Weldon durchgearbeitet
worden. Das Charakteristische des Weldonschen Verfahrens beruht hauptsächlich auf der
Verwendung eines Doppelofens. Das Sulfat wird in dem einen Ofen zum Schmelzen gebracht,
und die Verbrennungsproducte dieses Ofens werden zu gleicher Zeit in dem zweiten
Ofen benutzt, in welchem die Darstellung des Sulfids geschieht. Der erste Ofen wird so hoch
aufgestellt, dafs das geschmolzene Sulfat direct in den zweiten Ofen einlaufen kann.
Wie alle früheren ist auch das Weld ο η'sehe
Verfahren als unausführbar schliefslich aufgegeben worden.
Neuerdings, hat Gossage die Sulfid-Darstellung
in der Weise auszuführen versucht, dafs er durch einen mit glühendem Koks gefüllten
Schachtofen Alkalisulfat und Kohle fliefsen läfst. Aber auch dieser Ofen scheint
sich nicht bewährt zu haben, denn kurze Zeit ; darauf schlägt Gossage vor, die zerstörende
Wirkung des Sulfids auf das Mauerwerk durch Zusatz von Chlornatrium aufzuheben, — ein
Vorschlag, der das Verfahren selbst nicht gerade vereinfacht.
Alle diese Verfahren mufsten scheitern an der bekannten Erfahrung, dafs schmelzendes
Alkalisulfid jedwedes Ofenmaterial, sei es Mauerwerk oder Eisen, in kürzester Zeit vollständig
zerstört, sowie an der Thatsache, dafs Alkalisulfid aufserordentlich leicht oxydirbar ist
und besonders bei höherer Temperatur die Neigung hat, Polysulfide zu bilden, die in
Verbindung mit unterschwefligsauren Salzen, die bei ungenügendem Luftabschlufs sehr rasch
entstehen, die Schmelzbarkeit des Sulfids ungemein befördern.
Aus diesen Gründen, d. h. weil fast alle früheren Experimentatoren das Rohmaterial
überhitzt und wahrscheinlich auch nicht hinreichend vor dem Zutritt der Luft geschützt
haben, ist, wie gesagt, eine rationelle und wirthschaftlich erspriefsliche Darstellung von
Alkalisulfid bezw. von Soda und Pottasche bis jetzt unmöglich gewesen.
Die vorliegende Erfindung beruht nun auf der Erkenntnifs, dafs Alkalisulfat durch Kohle
schon bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur vollständig zu Sulfid reducirt wird, und dafs
die Masse gar nicht zum Schmelzen gebracht zu werden braucht, überhaupt nicht geschmolzen
werden darf. Gossage (s. Lunge, Handbuch der Soda-Industrie, II., 307) hat zwar diese Vorsichtsmafsregel
auch schon empfohlen, er hat aber jedenfalls ihren vollen Werth nicht erkannt
und ihre Wirkung auch dadurch wieder aufgehoben, dafs er die zu reducirende Masse
fortwährend umrührt, eine Manipulation, bei der sehr leicht Luft zutreten und damit Oxydation
des Reductionsgutes erfolgen kann.
Nach Vorliegendem dagegen kommt man im luftdicht verschlossenen Ofen und bei niedriger
Temperatur mit Leichtigkeit zum Ziele, d. h. zu einem reinen Alkalisulfide, wenn die gleichmäfsig
ausgebreitete Masse bis zur beendeten Reduction ruhig liegen bleibt, wobei jedoch
ganz besonders zu beachten ist, dafs die Schichthöhe des Rohmaterials eine gewisse Gröfse
nicht überschreitet. Bei zu hoher Schicht ist die Reduction auch bei längerer Dauer der
Erhitzung stets eine unvollkommene, da das Wärmeleitungsvermögen des Rohmaterials ein
sehr geringes ist.
Es hat sich ergeben, dafs die Operationen am vortheilhaftesten, d. h. mit vollständiger
Reduction des Sulfats und in relativ kürzester Zeit verlaufen, wenn die Schicht nicht höher
als io cm genommen wird.
Bei Ausführung des Verfahrens kommt es ferner wesentlich darauf an, einen absoluten
Luftäbschlufs .zu bewirken, der leicht herzustellen ist bei Anwendung von Retortenöfen,
deren Retorten entweder liegend oder stehend angeordnet werden; brauchbar sind auch Muffelöfen,
wenn sie einen absolut dichten Verschlufs· gestatten. Diese Oefen, Muffeln sowohl wie
Retorten, haben auch noch den Vorzug, dafs die bei der Reaction auftretenden Gase mit
Leichtigkeit vollständig gewonnen und nutzbar gemacht werden können. Da der Betrieb dieser
Oefen ein intermittirender ist, demnach ein Oeffhen beim Entleeren und Beschicken nicht
gut umgangen werden kann, ist nun ganz besonders dafür zu sorgen, dafs das Sulfid mit
dem Ofenmaterial nicht in directe Berührung kommt, und zwar aus dem Grunde, weil die
Entleerung nie so vollkommen sein kann, dafs nicht doch, wenn auch nur geringe Mengen
Sulfid zurückbleiben werden, die aber durch den Zutritt der Luft sofort schmelzen und so
ihre bekannte zerstörende Wirkung ausüben.
Auf folgende Weise gelingt es, das Ofenmaterial frei zu halten vom Sulfid und dahin
zu gelangen, dafs der Apparat nur einen normalen Verschleifs erleidet. Diese gleich zu beschreibende
Einrichtung ist ein besonderer Vorzug des Verfahrens und der wesentlichste Bestandtheil
vorliegender Erfindung.
Bei liegenden Retorten und Muffeln wird das fein gemahlene und gut gemischte Rohmaterial
in leichte eiserne Schiffchen gefüllt, die in den Ofen geschoben und einige Stunden
erhitzt werden. Nachdem die Reaction beendet ist, was an dem Zurückgehen der Temperatur
der entweichenden Gase erkannt werden kann, wird geöffnet, das Schiffchen so schnell als
möglich herausgezogen und das Sulfid entweder in luftdicht verschliefsbare Behälter oder,
was noch besser ist, sogleich in Wasser gebracht, in dem es sich fast augenblicklich
löst.
Diese Anwendung von Schiffchen ist das unterscheidende Merkmal des neuen Ofens
gegenüber den bisher verwendeten Ofenconstructionen, wie Flamm-, Muffel-, Schacht-
und rotirenden Oefen, die sich alle deshalb als unbrauchbar erwiesen haben, weil das
Reductionsgut in directe Berührung mit dem Ofenmaterial gekommen ist. Aber auch das
Schiffchen würde den Werth nicht haben, wenn der betreffende Ofen nicht gleichzeitig auf einer
ganz bestimmten, den Schmelzpunkt des Alkalisulfids nicht übersteigenden Temperatur gehalten
wird, wie oben bereits des Näheren auseinandergesetzt.
Demnach besteht das Wesen und die Neuheit der vorliegenden Erfindung in der Benutzung
von Schiffchen, Hülsen oder ähnlichen Behältern, die, mit Rohmaterial gefüllt, in Retortenoder
Muffelöfen, deren Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes des Alkalisulfids liegen
mufs, eingeführt werden.
In gröfserem, fabrikatorischem Mafsstabe ausgeführte Versuche haben ergeben, dafs das
Sulfid, auf die oben näher beschriebene Weise dargestellt, immer eine lockere Beschaffenheit
behält, deshalb ohne Rückstand vom Schiffchen abfällt und dafs dieses nur in geringem Mafse
angegriffen wird. Auch verläuft bei richtigem Ofengange die Reaction so vollkommen, dafs
die Umsetzung stets eine fast quantitative und das Sulfid frei ist von Polysulfiden und Hyposulfiten.
Zu erwähnen ist noch, dafs bei dem vorliegenden Verfahren als Rohmaterial nicht nur
Kalium- und Natriumsulfat, sondern auch die Doppelsalze, Kali-Magnesia-" und Natron-,
Magnesiasulfat, sowie ein Gemisch dieser (aus Stafsfurter Kali-Rohsalzen durch Sulfatisirung
gewonnen) verwendet werden können.
Bei stehenden Retorten und ähnlichen Oefen ist selbstverständlich die Anwendung von
Schiffchen ausgeschlossen. In diesem Falle werden Hülsen von dünnem Blech, mit dem
Rohmaterial gefüllt, in den Apparat eingesetzt und dann wird im Uebrigen genau so verfahren,
wie oben beschrieben.
Schliefslich sei noch bemerkt, dafs die Alkalisulfidlauge in bekannter Weise mit Kohlensäure
behandelt wird, um Soda bezw. Pottasche herzustellen.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs das im Vorstehenden geschilderte Verfahren zur
Herstellung von Alkalisulfiden gegenüber allen bisher bekannt gewordenen Methoden einen
technischen und wirthschaftlichen Fortschritt bedeutet.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zur Darstellung von Alkalisulfiden durch Erhitzen eines Gemisches von Kohle mit den Sulfaten des Natriums und Kaliums oder den Doppelsalzen: Natron-Magnesia- und Kali-Magnesiasulfat oder einem Gemisch dieser (Stafsfurter Salze), dadurch gekennzeichnet, dafs man das Rohmaterial innerhalb in luftdicht verschlossene Oefen eingeführter Schiffchen, Hülsen und ähnlicher Vorrichtungen in bekannter Weise auf eine den Schmelzpunkt des Sulfids nicht übersteigende Temperatur erhitzt.
Publications (1)
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