DE768142C - Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin (Hexogen) - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin (Hexogen)Info
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C07—ORGANIC CHEMISTRY
- C07C—ACYCLIC OR CARBOCYCLIC COMPOUNDS
- C07C281/00—Derivatives of carbonic acid containing functional groups covered by groups C07C269/00 - C07C279/00 in which at least one nitrogen atom of these functional groups is further bound to another nitrogen atom not being part of a nitro or nitroso group
- C07C281/16—Compounds containing any of the groups, e.g. aminoguanidine
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Description
AUSGEGEBEN AM 25. JULI 1957
REICHSPATENTAMT
PATENTSCHRIFT
KLASSE 12 p GRUPPE
D 76796IV c 112 p
Dr. Walther Schnurr, El Palomar (Argentinien)
ist als Erfinder genannt worden
Dynamit-Actien-Gesellschaft vormals Alfred Nobel
Troisdorf (Bez. Köln) Co.,
Patentiert im Deutschen Reich vom 8. Dezember 193>7 an
Patenterteilung bekanntgemacht am 13. Juni 1957
Es ist bekannt, Trimethylentrinitramin (Hexogen) durch Umsetzen von Hexamethylentetramin
bzw. seinem salpetersauren Salz mit Salpetersäure herzustellen. Die
großtechnische Anwendung dieses Verfahrens zur Herstellung von Sprengstoffen scheiterte
jedoch daran, daß die dabei entstehende Abfallsäure nach gewisser Zeit eine mit explosionsartiger
Heftigkeit erfolgende Zersetzung erfährt. Die Erfindung betrifft nunmehr ein Verfahren zur großtechnischen Herstellung
von Hexogen, wobei die Abfallsäure unschädlich gemacht wird, und zwar in einer Weise, daß die in der Salpetersäure enthaltenen
Stickoxyde zum großen Teil wiedergewonnen werden können.
Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Gefahr einer explosionsartigen Zersetzung der
Salpetersäure nicht mehr besteht, wenn die das Hexogen noch enthaltende Abfallsäure
eventuell nach dem Abtrennen des Hexogens und gegebenenfalls einer Verdünnung mit
Wasser in dem Maße, wie sie anfällt, bei Temperaturen, bei denen ein Abbau des Hexogens noch nicht erfolgt, einer künstlich
angeregten und geregelten Zersetzung unterworfen wird. Zur Einleitung dieser Zersetzung
kann jede Reaktion Anwendung finden,
die geeignet ist, aus Salpetersäure nitrose Gase zu entwickeln.
Als Beispiele der in Frage kommenden Mittel seien folgende genannt:
i. Salpetersäure und wäßriger Formaldehyd,
2. Salpetersäure und Acetaldehyd,
3. Salpetersäure und jede oxydierbare organische Substanz,
4. Salpetersäure und Eisen,
5. Salpetersäure und Kupfer,
6. Salpetersäure und jedes beliebige Metall, das unter der Bildung von nitrosen Gasen
zersetzt wird,
7. Erwärmen einer kleinen Probe des ursprünglichen Nitriergemisches auf 30° 3 Stunden
lang,
8. Erwärmen einer kleiner Probe des ursprünglichen Nitriergemisches auf 550 12 Minuten
lang,
9. Erhitzen einer Probe des Nitriergemisches einige Sekunden zum Sieden,
10. Einwirkung von elektrischem Strom,
11. Vorlegen von fertiggebildeter Nitrose,
z. B. in der Form von N2O4, das eine Flüssigkeit
vom Siedepunkt 220 darstellt, oder in Form einer Lösung von N2O4 in konzentrierter
Salpetersäure.
Dabei wird in der Praxis so vorgegangen, daß zunächst die Zersetzung der Salpetersäure
zu den nitrosen Gasen eingeleitet wird, worauf dann auf diese Zersetzungsstufe die
Abfallsäure in einem entsprechend starken Strahl zugeleitet wird. Die Zersetzung der
Abfallsäure geht dann unter Entwicklung von nitrosen Gasen, die zur Salpetersäureherstellung
Verwendung rinden können, kontinuierlich vor sich, bis das Verfahren an irgendeiner
Stelle unterbrochen wird. Die Zer-Setzung geht unter starker Wärmeentwicklung
vor sich, und zur Vermeidung einer übermäßigen Temperatursteigerung findet zweckmäßig eine entsprechende Kühlung Anwendung.
Der günstigste Reaktionszustand wird dadurch aufrechterhalten, daß man die Zersetzungswärme in dem Maße abführt, wie
neue Abfallsäure der Zersetzungsbehandlung zugeleitet wird.
In den folgenden Beispielen sind zahlenmäßige Ausführungsformen der den Gegenstand
der Erfindung bildenden Arbeitsweisen enthalten:
In ein Gefäß von etwa 3 cbm Inhalt, das mit 70° warmer 5ofl/oiger Salpetersäure gefüllt
ist. wird durch eine entsprechende Öffnung des Deckels etwa V2 kg Paraformaldehyd
so auf die Oberfläche der Flüssigkeit gestreut, daß das einlaufende, zum Zerfall zu
bringende Nitriersäuregemisch der Hexogenherstellung mit dem Paraformaldehyd in Bej
rührung kommt. Dabei tritt nach einer kurzen Berührungszeit eine lebhafte Nitroseentwicklung
ein, die die weiter zulaufenden Mengen ! an Abfallsäure sofort zum Zerfall bringt.
Nachdem etwa 100 bis 200 1 Abfallsäure zugeflossen sind, wird ein Rührer angestellt,
und die Zersetzung des weiter zulaufenden Nitriergemisches geht dann ohne weiteres
vonstatten.
100 kg Hexamethylentetramin oder 190 kg
h d
Hexamethylentetraminnitrat werden bei einer unter o° liegenden Temperatur in etwa 800kg
möglichst nitrosefreier Salpetersäure von geringem Wassergehalt unter starker Rührung
eingetragen. Dann wird einige Zeit bei höherer Temperatur, z. B. bei 25", nachgerührt. Das
auf diese oder ähnliche Weise erhaltene Reaktionsgemisch läßt man nun in dünnem Strahl in ein mit reichlicher Kühlmögliehkeit
versehenes Gefäß einlaufen, in welchem nitrosehaltige Salpetersäure vorgelegt ist. Es
setzt sofort eine lebhafte Reaktion ein. die sich durch massenhafte Bildung nitroser
Gase zu erkennen gibt. Diese künstliche Einleitung der Reaktion kann noch auf verschiedene
andere Weise erreicht werden. Zum Beispiel kann ein kleiner Teil des Reaktionsgemisches
in den zunächst leeren Zersetzungskessel gegeben werden und durch Zugabe einer kleinen Menge Paraformaldehyd »gezündet«
werden, oder man legt konzentrierte Salpetersäure vor, die man dann mit etwas Formaldehydlösung versetzt, oder man bringt
einen kleinen Teil des in den Zersetzungskessel vorgelegten Reaktionsgemisches durch
Zugabe von heißem Wasser, Schwefelsäure usw. zum »Auskochen«. Die einmal eingeleitete
Reaktion überträgt sich nun automatisch auf die neu hinzulaufenden Mengen des konzentrierten Nitrieransatzes. Die auftretende
Wärme wird durch Kühlung so abgeführt, daß die Innentemperatur bei etwa 75° konstant bleibt. Ist der gesamte Ansatz
eingelaufen, so wird noch so lange erwärmt, als Nitrose entweicht, wobei die letzten Reste
zweckmäßig durch eingeblasene Luft abgetrieben werden. Die zurückbleibende Suspension
von Hexogen in stabiler etwa 55%iger Salpetersäure wird nach dem Abkühlen
filtriert. Das in einer Ausbeute von etwa 130 kg erhaltene Hexogen zeichnet sich durch
eine gute Filtrationsfähigkeit und Staubfreiheit aus und ist schmelzpunktsrein. Die
während des Einlaufens erhaltenen Gase sind nach Durchstreichen eines Kühlers praktisch
wasserfrei und bestehen hauptsächlich aus NO2 mit einem geringen Gehalt von NO
sowie aus CO., und N.,. Nach der Aufoxvda-
tion des NO zu NO2 wird dieses kondensiert
zu N2O4, das dann mit einem Teil der
bei der HexogenfUtration gewonnenen S5°/oigen
Salpetersäure in bekannter Weise in zum Neueinsatz bereits hochkonzentrierte S alpetersäure
umgesetzt wird. Der hierfür nicht herangezogene Teil der 55fl/oigen Salpetersäure
kann vorteilhaft zur Darstellung von Hexamethylentetramindinitrat verwendetwerden.
Das Mengenverhältnis der in Form nitroser Gase, also wasserfrei erhaltener Salpetersäure, zu der in Form einer wäßrigen
Säure erhaltenen Salpetersäure ist durch Variierung des Ansatzes sowie durch die
Temperaturführung usw. während des kontinuierlichen Zersetzens in weiten Grenzen
wandelbar. Das Verfahren kann so geleitet werden, daß alle Salpetersäure, die nicht als
etwa 55°/oige Lösung zur Herstellung von Hexamethylentetramindinitrat untergebracht
werden kann, in die Form übergeht, die eine direkte Wiedergewinnung von iooVoiger
Salpetersäure ohne Wasserentziehung gestattet.
In einer für kontinuierliche Arbeitsweise geeigneten, beispielsweise aus hintereinandergeschalteten
Reaktionsgefäßen bestehenden Apparatur werden in der Zwischenzeit 10 Teile Hexamethylentetramin in etwa
80 Teile Salpetersäure möglichst hoher Konzentration bei niedriger Temperatur eingetragen.
Nach Durchlaufen der Nachreaktionsgefäße, in welchen die Temperatur höher gehalten
werden kann, gelangt der kontinuierliche Strom des Reaktionsgemisches in ein System ebenfalls hintereinandergeschalteter
Kessel, in denen nun die vollständige Ausscheidung des Hexogens und die Stabilisierung
der Abfallsäure vor sich geht. Beispielsweise kann sich im ersten Kessel eine Suspension
von Hexogen in nitrosehaltiger etwa 5S°/oiger Salpetersäure von etwa 700 befinden,
welche das einlaufende konzentrierte Nitriergemisch sofort in den Stabilisierungsprozeß
einbezieht. Die dabei frei werdende Wärme wird so abgeführt, daß die Temperatur konstant
auf 700 gehalten wird. Das den Kessel verlassende Reaktionsgemisch ist noch nicht
ganz ausoxydiert. Durch entsprechende Hintereinanderschaltung von Reaktionskesseln läßt es sich aber erreichen, daß den
letzten Kessel eine Suspension von Hexogen in völlig stabiler Abfallsäure verläßt. Die in
den Auskochgefäßen abgespaltenen nitrosen Gase können entweder wie im Beispiel 2 durch
Auf oxydieren, Kondensieren des N2O4 usw.
auf ioo°/oige Säure verarbeitet werden. Sie können aber auch in Absorptionstürmen
niedergeschlagen werden und so auf dem Wege über Turmsäure und Hochkonzentration
in den Prozeß zurückkehren. In diesem Fall kann es zweckmäßig sein, in den ersten
Zersetzungskessel laufend Wasser zu geben, da dann die Menge der abgespaltenen Nitrose
sich verringert, was in diesem Fall einen Vorteil bedeutet. Ferner kann es zweckmäßig
sein, das Abtrennen des Hexogens von der Abfallsäure bereits vor deren ioo°/oiger
Stabilisierung vorzunehmen und Stabilisierung und Hochkonzentration zu vereinigen.
Welche Ausführungsform des Verfahrens in der Praxis am günstigsten ist, wird von den
örtlichen Verhältnissen abhängen, da in den Fabriken vielfach die Säureaufarbeitung verwandter
Prozesse vereinigt wird und die Verfahren dann aufeinander abgestimmt werden müssen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin
(Hexogen) aus Hexamethylentetramin und Salpetersäure, dadurch gekennzeichnet, daß das das Hexo-
-. gen noch enthaltende oder das von Hexogen durch Filtrieren befreite, gegebenenfalls
verdünnte Nitriersäuregemisch bei Temperaturen, bei denen ein Abbau des Hexogens noch nicht erfolgt, einer künst- go
lieh angeregten und geregelten Zersetzung unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch i, dadurch
gekennzeichnet, daß das Nitriersäuregemisch in dem Maße künstlich zersetzt wird, in dem es anfällt, wobei die entstehenden
Zersetzungsprodukte gegebenenfalls auf Salpetersäure verarbeitet . werden.
Zur Abgrenzung des Erfmdungsgegenstands vom Stand der Technik sind im Erteilungsverfahren
folgende Druckschriften in Betracht gezogen worden:
Italienische Patentschriften Nr. 330 738, 335 882.
I 709 614 7.57
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED76796D DE768142C (de) | 1937-12-08 | 1937-12-08 | Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin (Hexogen) |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED76796D DE768142C (de) | 1937-12-08 | 1937-12-08 | Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin (Hexogen) |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE768142C true DE768142C (de) | 1957-07-25 |
Family
ID=7062292
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DED76796D Expired DE768142C (de) | 1937-12-08 | 1937-12-08 | Verfahren zur Herstellung von Trimethylentrinitramin (Hexogen) |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE768142C (de) |
-
1937
- 1937-12-08 DE DED76796D patent/DE768142C/de not_active Expired
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