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Verfahren zur Vorbereitung von Leder zum Färben und Zurichten durch
Behandlung mit organischen Säuren Auf der Oberfläche des Leders, besonders auf der
Narbenseite, befinden sich immer mehr oder weniger große Mensen von Naturfetten
oder Anteile von Lederschmieren oder Lickerölen. Um Leder gleichmäßig mit der Bürste
färben zu können und um eine gute Haftfestigkeit der Appretur oder der Deckfarben
auf Leder zu erreichen, ist es in der Lederindustrie allgemein üblich, den Narben
vor dem Färben oder Zurichten mit verdünnter Ameisen- oder Milchsäure auszureiben.
An Stelle dieser Säuren verwendet man bei Leder, das besonders viel Oberflächenfett
aufweist oder mit Nitrocellulosedeckfarben gedeckt werden soll, auch organische
Lösungsmittel, wie Aceton, Trichloräthylern oder niedrigsiedende Estergemische.
Das Ausreiben mit organischen Säuren wird hauptsächlich bei Leder, das keinen hohen
Naturfettgebalt hat und nicht stark nachgefettet wird, z. B. Boxcalf oder Rindbox,
durchgeführt, da diese Säuren die Anfärbung des Leders begiünstigen. Bei dem Ausreiben
mit einer Bürste oder einem muhen Lappen werden gleichzeitig durch die mechanische
Wirkung die Hautporen gut geöffnet.
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Bei stärker fetthaltigem Leder genügt jedoch diese Arbeitsweise nicht.
Hierfür werden, wie bereits erwähnt, organische Lösungsmittel verwendet, die "meist
feuergefährlich sind oder betäubend wirken. Außerdem kann bei einer unsachgemäßen
Anwendung dieser Lösungsmittel eine zu starke Entfettung der -Narbenschicht erfolgen
und diese dadurch
ihre Elastizität verlieretn (Auftreten von Narbenbrüchigkeit
j.
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Es hat sich nun gezeigt, daß sich die niedrigmolekularen Abfallsäuren
der Paraffnoxydation zum Ausreiben von Leder besonders gut eignen. Es handelt sich
um Gemische, die in wäßriger Lösung hauptsächlich Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure
neben geringen Anteilen höherer Homologe enthalten. Solche Gemische fallen als Kondensat
in den an die Oxidationsöfen an geschlossenen Kondensatoren an (sog. Kühlerwasser
). Auch die Waschwässer vom Auswaschen des rohen Oxydationserzeugnisses sind für
den genannten Zweck brauchbar. Im folgenden werden diese Säuregemische der Einfachheit
halber kurz Abfallsäuren genannt.
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Im Vergleich zu Ameisensäure oder sonstigen organischen Säuren wurde
festgestellt, daß mit diesen Abfallsäuren abgeriebenes Leder nach der Bürstfärbung
einen tieferen Farbton und eine reibechtere Färlbung aufweist.
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Zum Ausreiben von Leder, das ziemlich viel Oberflächenfett besitzt,
setzt man. den Abfallsäuren zur Steigerung der gewünschten Wirkung Emulgatoren,
z. B. Fettalkoholsulfonate, ztt. Für diesen Zweck eignen sich sowohl niedrig- als
auch höhermolekulare Fettalkoholsulfonate. Diejenigen der Gruppe C4 bis C8 haben
mehr lösungsmittelartige Eigenschaften, während die höheren Fettalkoholsulfonate
bis C18 fettemulgierend wirken. Es ist vorteilhaft, die bei der Paraffinoxydation
gewonenem niederen Fettalkohole oder deren Stulfonate als Emulgatoren zu verwenden,
da diese bleichzeitig einen mehr oder weniger hohen Anteil an Kohlenwasserstoffen
enthalten, denen ebenfalls eine fettlösende Wirkung zukommt.
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Außerdem können den- Abfallsäuren, beispielsweise dem Kühlerwasser,
in Gegenwart von Emulgatoren geeignete Lösungsmittel zugesetzt werden, wobei man
solche Lösungsmittel verwendet, die das zu entfernende Fett am besten lösen. So
kann man zum Ausreiben von sehr fetthaltigem Schafleder ein Gemisch von Kühlerwasser,
Fettallkoholstulfonaten und Trichloräthylen verwenden, während zum Ausreiben von
Leder, bei dein ein Fettgemisch eingebrannt wurde, zweckmälßig Terpentinöl oder
Benzol oder ähnliche Lösungsmittel mitverwendet werden. Beispiel I Ioo bis I5o Teile
Kühlerwasser (Säiuregehalt 3o%, berechnet als Essigsäure, pH I,8 bis 2,2), 9oo bis
85o Teile Wasser.
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mit dieser Lösung wird das Leder mittels einer Bürste oder eines Lappens
utit ausgerieben- und mit einem trockenen Lappen nachgerieben. DaS Leder wird hiernach
algelüiltet und wie üblich weiterbehandelt.
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Beispiel 2 I oo Teile Kühlerwasser, 9oo T eile Wasser, Io bis 2o Teile
Natrittmsalze der 5chwefelsäureester von Fettalkolholen C@ bis c9 oder
c,_ bis C", erhaltet] durch Reduktion der \ or- |
l.ttrffetts,iureii der I'arafiinoit_-datioii. |
Das Leder «-ird mit dieser «-ii 1,(-i |
Beispiel. i angeführt, behandelt. |
Beispiel 3
NO bis ioo Teile Kühleruasser, oio his |
S8o"Teile Wasser, io his -a0 I,i=ile @ettiillco@iol- |
sulfonate (C12 bis C'). |
Die Behandlung des Leders erfolgt, |
bei Beispiel i angegeben. |
Beispiel 4 5o Teile Kühlerwasser, S3o Teile Wasser, 2o Teile Fettallkoholsulfonate
(C12 bis C18), I oo Teile Trichloräthylen.
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Das Fettalkoholsulfonat wird zuerst in unbefähr der doppelten Menge
heißem Wasser gelöst und dann das Trichloräthylen langsam eingerührt. Es entsteht
hierbei eine Emul-sion, ztu der das Kühlerwasser und das Wasser unter stetem Rühren
zugegeben wird. Das Leder wird mit diesem Gemisch dann. wie bei Beispiel I angegeben,
behandelt. Beispiel 5 I oo bis I 5o Teile Kühlerwasser, 9oo bis 85o Teile Wasser.
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Das Leder wird mit dieser Lösung zuerst ausgerieben und dann nit einer
Lösung von Fettalkoholsulfonaten nachbehandelt. Im allgemeinen sind 5 bis Iog Fettalkoholsulfonat
je Liter ausreichend. Bei Leder, das ziemlich viel Oberflächenfett enthält, wird
die Menge an Fettalkoholsulfonaten entsprechend erhöht. Das Ausreiben mit Fettalkolholsulfonat
kann auch vor dem Behandeln mit Kühlerwasser erfolgen. Beispiel 6 7o bis I oo Teile
Kühlerwasser, 93o bis 9oo feile Wasser.
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Das Leder wird mit dieser Löstung zuerst ausgerieben und mit einer
Emulsion, die 5 bis Iog Fettalkoholsulfonat je Liter und ein geeignetes Lösungsmittel
( Trichloräthylen, Tetrachlorkohlenstoff,Terpentinöl oder Benzol ) enthält, nachgerieben.
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Die Ausreibmittel können auch in der unmgekehrten Reihenfolge aiigec,-<iiidt
«-erden. Durch das Ausreiben von Leder vor dem Färben und Zurichten mit Abfallsäuren
der l'rii-tiffnozydation, insbesondere hiihlertÄ-asser, an Stelle von Ameisensäure,
llilchsiitire tuid
ähnlichen organischen Säuren wird das Anfärben
des Leders beim Biirstfärben erleichtert. Das Leder erhält eine sattere. gleichmäßigere
Färbung bei Verwendung von sauren, substantiven oder basischen Farbstoffen. Die
Färbungen sind reibechter, und außerdem wird eine bessere Haftfestigkeit der Appreturen
oder Deckfarben erreicht.