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Verfahren zur Herstellung direkter Positive mit Hilfe des Sabattier-Effektes
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung direkter Positive
mittels des Sabattier-Effektes.
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Unter dem Sabattier-Effekt wird bekanntlich die Erscheinung verstanden,
daß ein anentwickeltes Negativ nach Bestrahlung mit .aktinischem Licht und darauffolgender
weiterer Entwicklung in ein Positiv umschlägt. Es ist schon des öfteren vorgeschlagen
worden, diesen Effekt zur Herstellung direkter Positive zu benutzen. Dabei haben
sich jedoch. immer insofern Nachteile ergeben, als die erlialtenen Positive stark
verschleiern. Dies erklärt sich dadurch, daß die klaren Stellen des erwarteten Positivs
dort liegen, wo sich die gedeckten Zonen des ursprünglichen Negativs befinden. Da
nun dieses Negativ unter dem Einfluß der Zweitbelichtung nicht aufhört zu entwickeln,
sondern mehr oder weniger weiter entwickelt, so sind die Sabattier-Bilder stark
verschleiert. Der Schleier kann bis zu einer Schwärzung von 3,0 steigen.
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Es wurde bereits empfohlen (Zeitschrift für Reproduktionstechnik 1913,
S. 15a), bei der Umkehrentwicklung mit Hilfe des Sabattier-Effektes ein verhältnismäßig
unterexponiertes Bild zu verwenden, damit die Deckung des zuerst entwickelten Silbers
möglichst gering bleibt. Ein unterexponiertes Negativbild kann aber auch nach der
Umkehrung kein brauchbares Positivbild ergeben mit vollem Objektumfang, da stets
die Einzelheiten fehlen werden. Im übrigen geht dieser Vorschlag von der ganz fälschen
Voraussetzung aus, daß das zuerst entwickelte Silber als Ko piervorlage zur Erzeugung
des Positivs dient und daher unbedingt nötig ist. Um -eine geringe Deckung dieses
Erstbitdes zu erhalten,
muß man also nach diesem bekannten Verfahren
den Nachteil einer Unterexposition in Kauf nehmen. Ein anderes bekanntes Verfahren
(Jahrbuch der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt 1932, S. 46) benutzt ebenfalls
das Erstbild als Kopiervorlage. Dieses Erstbild, das den Kontrast des Positivbildes
erheblich stört, soll nachträglich durch chemische Mittel (Lösungsmittel für das
Silber) entfernt werden. Dieses zu entfernende, iröglichst dünn zu haltende Erstbild
soll auf einer flach arbeitenden Emulsion großen Be lichtungsspielraumes erzeugt
werden. Solche Emulsionen ergeben jedoch auch trotz des flachen Anstieges der Gradation
Schwärzungen bis etwa zur Dichte 3. Bei der Exposition läßt sich gar nicht vermeiden,
daß trotz des weich graduierten Bildes höhere Schwärzungen entstehen, die ein stark
gedecktes Erstbild ergeben, das sich nur schwer entfernen läßt und das Umkehrpositiv
völlig flau macht. Andererseits darf bei diesem bekannten Verfahren die Deckung
auch nicht zu sehr heruntergehen, denn das Erstbild soll ja kopierfähig bleiben.
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Bei dem Verfahren der vorliegenden Erfindung werden diese Nachteile
dadurch vermieden, daß man Emulsionen verwendet, deren Gradationskurven im allgemeinen
keine größere maximale Schwärzung als o,5 zeigen und die daher so flach arbeiten,
daß die Negative nicht mehr kopierfähig sind. Es ist von vornherein nicht selbstverständlich,
daß solche Emulsionen für die Herstellung direkter Positive mittels des Sabattier-Effektes
brauchbar sind, da die Gefahr besteht, daß auch die Deckung, die bei der zweiten
Belichtung (im Entwickler) entsteht, entsprechend niedrig bleibt. -Überraschenderweise
hat sich nun gezeigt, daß auch die Deckung, die durch die Zweitbelichtung entsteht,
weit größer ist als die, welche durch die normale Entwicklung hervorgerufen wird.
Dadurch erklärt es sich, daß man mit Hilfe solcher Emulsionen weit bessere Sabattier-Direkt-Positive
erhält als mit gewöhnlichen Handelsemulsionen höherer maximaler Schwärzung. Wesentlich
bei dem Verfahren der vorliegenden Erfindung ist also, daß die Emulsionen eine geringe
maximale Deckung aufweisen. Die Gradationskurve soll im allgemeinen keine größere
maximale Schwärzung als o,5 zeigen. Bei Verwendung solcher Emulsionen werden im
Positiv praktisch klare Weißen erzielt.
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Vorteilhafterweise verwendet man solche flach arbeitenden Emulsionen,
die stark solarisieren, damit bei Überbelichtung und sehr großem Objektivumfang
die hochbelichteten Stellen in das Solarisationsgebiet fallen und dadurch noch Abstufungen
in diesem Gebiete erhalten werden. Als Entwickler können alle handelsüblichen benutzt
werden. Da die Schichten bei der Nachbelichtung im Entwickler oft eine verhältnismäßig
geringe Grundscbwärzung liefern, sind kräftige Entwickler gut geeignet. Sehr gute
Positive erhält man, wenn die Vorentwicklung mit einem Feinkornentwickler oder mit
einem solchen, der an sich flacher arbeitet, ausgeführt wird. Die 'Nachentwicklung
erfolgt dann mit einem kräftigen Entwickler. Sollte dabei ein Vorentwickler benutzt
werden, der z. B. als stark verdünnte Lösung nach der Zweitbelichtung nicht genügende
Grundschwärzung gibt, so kann man dem Erstentwickler chemische Sensibilisatoren,
wie Natriunmitrit, Kapriblau u. a., genügender Konzentration zusetzen.
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Die Zweitbelichtung erfolgt zweckmäßig nach normaler Vorbelichtung
nicht mit hoher, sondern mit schwacher Intensität oder bei günstiger Lichtfarbe.
Es genügt eine Beleuchtungsstärke von etwa i bis 1o Lux. Durch Vergrößerung der
Lichtmenge kann die Schwärzungskurve nach Stellen längerer Erstbelichtung verlegt
werden. Dadurch wird ein großer Belichtungsspielraum bei der Erstbelichtung erzielt.
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An Hand der Kurven der Abbildung sei das Verfahren der vorliegenden
Erfindung näher erläutert.
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Die Kurve A stellt die Schwärzungkurve einer flach arbeitenden Emulsion
dar. Die Kurve ist in der Weise erhalten worden, daß ein Stufenkeil mit dem Faktor
2 mit einer Belichtungszeit von 1/25 Sekunde auf die Emulsion aufbelichtet wurde;
diese wurde dann 1o Minuten in folgendem Entwickler entwickelt: 1 1 Wasser, 5 g
Monomethyl-paminophenolsulfat, 6 g Hydrochinon, qo g Natriumsulfit (wasserfrei),
40 g Pottasche, 2 g Kaliumbromid. Fixieren und Wässern erfolgte in üblicher Weise.
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Bei der Kurve B erfolgte die Belichtung des Stufenkeiles in derselben
Weise. Die Emul- 1 sion wurde ä Minuten in dem obengenannten Entwickler behandelt
und alsdann 15 Sekunden im Entwickler mit einer i5-Watt-Lampe belichtet. Die Lampe
befand sich in einer solchen Entfernung, daß die auf die Emulsion i fallende Beleuchtungsstärke
etwa i Lux betrug. Darauf wurde die Platte noch 2 Minuten lang weiter entwickelt.
Fixieren und Wässern erfolgte wie bei der Kurve A.
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Das Verfahren der vorliegenden Erfindung kann für alle Gebiete der
Photographie benutzt werden. Es ist sowohl für Schmalfilme wie auch für die Amateur-,
Röntgenphotographie u. dgl. geeignet. Ebenso lassen sich Papierbezüge damit herstellen.
Die benutzten Emulsionen können unsensibilisiert sein oder auch sensibilisiert werden.