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Verfähren zur photographischen Herstellung von Teilungen, Meßmarken,
Gittern u. dgl. Zur photographischen Herstellung der in optischen Geräten vielfach
benutzten feinen Teilungen, Meßmarken, Gitter u. dgl. wendete man, um eine möglichst
objektähnliche Wiedergabe der Einzelheiten zu gewährleisten, bisher meist lichtempfindliche
Schichten von besonders feinem Korn und geringer Schichtdicke an. Solche Schichten
ergaben sich bei verschiedenen bekannten photographischen Verfahren, für die als
Beispiele das sog. nasse Kollodiumverfahren, das Kollodiumeiweißverfahren nach Taupenot
und das Tanninverfahren nach Russen, die letzteren beiden als sog. trockene Verfahren,
genannt seien. Diese und ähnliches Verfahren haben aber neben ihren unbestrittenen
Vorzügen auch mancherlei Nachteile: So erfordern sie zu ihrer einwandfreien Durchführung
verhältnismäßig große persönliche Erfahrung des Ausführenden und liefern ein Erzeugnis,
bei dem die unbelichteten Stellen'nicht frei von jedem Belag, sondern immer von
der kolloidalen Schicht bedeckt sind. Diese Schicht ist aber §tets mehr oder weniger
trüb und wirkt deshalb in vielen Anwendungsfällen störend. Beispielsweise wird durch
die Trübung die Lichtdurchlässigkeit der unbelichteten Stellen geschwächt und der
Kontrast zwischen diesen und den belichteten Stellen verminder' 1. Auch wird das
durchtretende Licht infolge cle-r Triibung teilweise diffus zerstreut, weshalb sich
ein besonders bei der Anwendung der bekannten Dunkelfeldbeleuchtung deutlich sichtbarer
störender Schleier ergibt. Auch ist es schwierig, wenn nicht gar oft unmöglich,
störende Schichtfehler der unbelichteten Teile zu beseitigen oder wenigstens unsichtbar
zu machen.
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Der Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur photographischen
Herstellung von Teilungen, Meßmarken, Gittern u. dgl., die an den bei ihrer Herstellung
vom Lichte nicht beeinflußten Stellen vollständig schichtfrei sind und demnach die
genannten Nachteile nicht haben. können. Die Herstellung gelingt, wenn nach der
Erfindung eine Schicht aus einem in an sich bekannter Weise durch ein Chromat lichtempfindlich
gemachten Kolloid -benutzt
wird, welches erfindungsgemäß außerdem
Keimkörper aus Metall oder Metallverbindungen enthält, wenn weiterhin diese Schicht
nach dem Belichten, durch welches die Lichteindrücke in Gestalt der gewünschten
Striche, Marken usw. auf die Schicht verinittelt werden, in an sich bekannter Weise
mit einem geeigneten Lösungsmittel entwickelt wird, um die unbelichteten Schichtteile
zu entfernen, und wenn schließlich eine Entwicklung mit einem zum Verstärken geeigneten,
ein Silbersalz enthaltenden Entwickler stattfindet, zu dem Zwecke, die ungelösten
Schichtteile, welche den Lichteindrücken entsprechen, durch Färbung deutlich sichtbar
zu machen. Diese letztere Entwicklung wird vorteilhaft bis zur vollkommenen Schwarzfärbung
der Schichtteile durchgeführt.
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Chromat- oder Halogensilberschichten für den angegebenen Zweck zu
verwenden, ist bereits bekannt. Die erfindungsgemäße Verwendung von Schichten, die
außer Chromat noch Keimkörper aus Metall oder Metallverbindungen enthalten, bietet
demgegenüber den Vorteil, daß bei der Entfernung der unbelichteten Schichtteile
ein leichtes Abgleiten der Kolloide von der Unterlage stattfindet. Es bleibt kein
störender Entwicklungsschleier zurück, die Oberfläche der Unterlage wird vielmehr
ganz blank. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, daß sich auf den Keimkörpern,
die sehr fein sein können, durch physikalische Entwicklung ein scharfes und gut
gedecktes Bild leicht aufbauen läßt. Dadurch wird die Herstellung außerordentlich
feiner Striche von großer Deckung ermöglicht, so daß sich Strichzusammenstellungen,
Gitter o. dgl., ergeben, wie sie nach den bisher üblichen Verfahren an Feinheit
und Güte nicht erreichbar waren.
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Zurr Ausübung des Verfahrens versetzt man beispielsweise das zu benutzende
Chromatkolloid mit einer feinkörnigen Halogensilberemulsion, z. B. der Emulsion
nach Lippmann, mit kolloidalem Halogensilber oder mit Keimen von kolloidalem Silber
oder von anderen geeigneten kolloidalen Metallen, z. B. Gold oder Platin, oder Metallverbindungen,
z. B. Antimonsulfid. Das Aufbringen der Schicht auf einen Träger, der ein optisches
Element aus. Glas o. dgl. oder auch ein Me-:allkörper sein kann, macht keine besonderen
Schwierigkeiten, auch wenn es sich um eine ;el;rüminte Oberfläche des Trägers handelt,
bei der es im Falle bekannter Verfahren verhältnismäßig schwierig ist, eine gleichmäßig
dicke Schicht zu erzeugen. Nach dem zz;eri wird die Schicht zur Vermittlung oder
bei manchen Chroniatkolloiden auch mit kaltem Wasser oder einem anderen geeigiiettii
Lösungsmittel wird der nichtbelichtete Tril der Schicht gelöst und verschwindet
vorn Träger. Enthält die Schicht von vornheroin Keime von kolloidalem Silber oder
anderen kolloidalen Metallen oder 'Metallverbindungen, dann dienen die oberflächig
gelegenen Keime zum Aufbau des Bildes. Hatte inan dem Chromatkolloid Halogensilber
zugesetzt, dann muß man erst dieses Halogensilber durch Behandlung mit einem geeigneten
Feinkornentwickler in möglichst feinkörnige Silber 'überführen, um die zum Bildaufbau
nötigen Keime an der Oberfläche der Schicht zu erhalten. Diese Entwicklung ist ein
chemischer Entwicklungsvorgang im Gegensatz zu der sog. physikalischen Entwicklung,
welche später beim eigentlichen Aufbau des Bildes zur Anwendung kommt. Da die unbelichteten
Stellen vollkommen schichtf re i s i nd. werden beim Bildaufbau nur die belichteten
Stellen der Schicht beeinflußt, und zwar in der Weise, daß man durch die Behandlung
mit einem ein Silbersalz enthaltenden Entwickler das Silber dieses Salzes an die
auf der Oberfläche der Schicht vorhandenen Keime angliedert, wobei es leicht gelingt,
Striche, Marken usw. von außerordentlich guter Deckung und großer Feinheit zu erzeugen.
Die Feinheit wird dadurch be-ünstigt, daß die Keime außerordentlich kleine submikroskopische
Teilchen sind, auf denen sich das Bild mittels physikalischer Entwicklung besonders
leicht aufbauen läßt. Der gleiche Entwickler, der für Keime aus Silber oder Halogensilber
geeignet ist, ist auch für Keime aus anderen Metallen oder fJetallverbindungen brauchbar.
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Die nach dem Verfahren hergestellten Erzeugnisse zeichnen sich besonders
dadurch aus, daß sich die fertigen Schichten olniweiteres weiterbehandeln, z. B.
verkitten, lassen, ohne daß Verletzungen eintreten. Die besonders gute Deckung der
Striche, 'Marken usw. macht sie für alle gebräuchlichen photographischen Nachbehandlungen,
beispielsweise Tonen, geeignet. Werden hitzebeständige Keime und hitzebeständige
Bildaufbauelemente benutzt, dann kann man die Zeichen ohne Schwierigkeit dauerhaft
-in Glas oder keramische Träger einbrennen.