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Stahllegierung für Gegenstände mit hoher Kerbzähigkeit bei niedrigen
Temperaturen Die Kältetechnik hat in deff letzten Jahren große Fortschritte gemacht.
Besonders der Temperaturbereich - zwischen - 40' und - 8o'
C ist für eine Reihe von Kälteverfahren von Bedeutung. Bei diesen Temperaturen
sind nun bekanntlich die üblichen unlegierten Stähle, aber auch die meisten legierten
Stähle außerordentlich kerbspröde. In dem Bericht von Krisch und Haupt >,Festigkeitseigenschaften
legierter Stähle bei tiefen Temperaturen« (Archiv für das Eisenhüttenwesen, Januar
1940, Heft 7) zeigen die neuesten Forschungen auf diesem Gebiet, daß bei
den hochlegierten Stählen nur die austenitischen Chrom-Nickel-Stähle und die austenitischen
Chrom-Mangan-Stähle als Baustoffe für tiefe Temperaturen ift Frage kommen. Diese
hochlegierten Stähle fallen aber für den Bau von Apparaten u. dgl. häufig wegen
ihres außerordentlich hohen Gehaltes an Legierungselementen (immer üb-er 250/,)
und dernentsprechend hohen Preises aus. Außerdem sind sie in man£h-er Beziehung
infolge ihres austenitischen Charakters schwierig zu verarbeiten, wobei insbesondere
die spanabliebende Bearbeitung Schwierigkeiten machen kann und beim Schweißen besondere
Maßnahmen zu beachten sind. Hinzu kommen für Deutschland die angespannte Devisenlage
und das Fehlen von Rohstoffen als weitere Schwierigkeiten, um gerade dasjenige Element,
nämlich Nickel, das ganz aus dem Ausland eingeführt werden muß, und bei den Chrom-Mangan-Stählen
kohlenstoffarmes Mangan und kohlenstoffarmes Chrom zu beschaffen.
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Auch bei den mittel-undniedriglegierten perlitischen Stählen ist es
wiederum das ElernenL Nickel, das allein dem Stahl in ausgeprägter Form bei tiefen
Temperaturen seine hohe Kerbzähigkeit verleiht, weshalb man auch zur Herstellung
von Apparaten u. dgl. für tiefe Temperaturen, wenn austenitische Stähle aus irgendwelchen
Gründen ausscheiden, 3- bis 5'/,ige Nickelstähle verwendet. Selbst diese
Nickelgehalte
sind jedoch heute unerwünscht, und man hat dementsprechend versucht, die Nickelstähle
durch anders legierte niedrig- bis mittellegierte Stähle zu ersetzen.
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Sowohl die Untersuchungen anderer Forscher als auch ausgedehnte eigene
Untersuchungen der jüngsten Zeit haben zunächst gezeigt, daß der Austausch von Nickel
iiii« Gebiet der perlitischen Stähle, d. h. also. d « er, n-iedrig#
und mittellegierten Nickelstähle, fast. aussichtslos ist. Überraschenderweise- wurde
bei diesen Untersuchungen schließlich gefunden, daß sich beim Zusammenwirken, der
Eleniente Aluminium und Mangan bei tiefen Temperaturen noch hohe Kerbzähigkeiten
ergeben, wenn man bestimmteLegierungsgehalte einhält.
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Gegenstand der Erfindung ist daher, für Gegenstände mit hoher JZerbschlag7älii,-1,eit
bei tiefen Temperaturen von mindestens - 4o' C.
Stahliegiertinge-n
zu verwenden, die folgende Zusammensetzung aufweisen: bis o.3#'o Kohlenstoff, 0,4
- i,5().o Aluminium., o,6 - 1,4#'o Mangan, - -o-,3#!o
Silizium, Vorzugsweise möglichst niedrigen Gehalt an Silizium, und Rest Eisen mit
den üblichen V erunreinigungen. Es hat -;ich als zweckmäßig
ellviesen, diese Stahl-.egierungen im Elektroofen herzustellen.
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Als besonders vorteilhafte Stahllegierungen ergaben sich solche mit
o,4 bis o,8 (1/0 Alumiiliulii und o,8 bis j,:2 01, Mangan, die bei C noch
K-erbschlagwerte von über 15 inlzg/cin-', gemessen an der kleinen Charp#
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Probe, aufwiesen.
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. , Es ist vorteilhaft, wenn der Kohlenstoffgehalt der Legierungen
n.i5"/, nicht über->teigt.
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Die Erhöhung der Gehalte sowohl an Alutninium als auch an Mangan läßt
die Kerbzähig-I#cit in dem Gebiet der tiefen Temperaturen, also zwischen etwa
- 4o und - 8o#,. wieder absinken, so daß man offenbar bei den vorgenannten
Gehalten die optimalen Werte gefunden hat. E#s ist cline iveiteres verständlich,
daß die Erfindung von großer Bedeutung ist, da die Elemente Mangan und Aluminium,
noel-i dazu in verhältnismäßig kleinen Mengen, leicht und preiswert zu beschaffen
sind und eine unerwartet große Wirkung ausüben.
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Atis der beiliegenden Tafel, die das Ergebnis von Versuchen an über
i.5o Schmelzen zeigt, geht deutlich hervor. daß der Legierungsbereich der hohen
Kerbzähigkeit durch die Erfindun.. genau abgegrenzt wird.
Stahl I-Zerbschlagzähigkeit (kl. Charpy-Probe |
Chargen- Analyse in mlg,lem- |
Typ |
Nr. so 0 C |
C Mn Al +20'C#-40'Cl-5o0C -6o0C.-750C |
23,6 18,7 - 23,0 - 24,8 |
1035 0,095 o,98 0,49 22,9 20,2 - 24,7
- ig,8 |
1 |
23,4 25,2 - 21,()5 - 16,6 |
Mn- o,o6 17,5 16,o - 27,5 - 17,7 |
Al 1076 0,77 0,45 21,7 28,0
- 17,5 - 23,6 |
25,2 28,5 - 17,2 - 21,7 |
19,7 20,4 17,9 |
1078 OJI 0,89 0,805 21,05 23,6 |
19,6 |
24,2 18,1 23,6 |
942 0,08 Iji - 19,6 - - 5 8 |
Mn 999 0,08 1,52 - 16 8,8 - 3,6 |
1000 0,075 2J5 - 9,2 4,3 2,1" |
gio o,o6 0139 0155 IIS,7 UI |
AI g18 o,03 OJ5 1,04 22,2 2193 i - < 1 |
go8 o,o6 o,35 1,62 18,7 i,o6 - < I |
Die gcliiäß der Erfindung zu verwendenden .#lurnininni-Mangan-Stähle
sind an sich
be-
kannt und besitzen auch bei Raumtemperatur ausgezeichnete
Festigkeitseigenschaften und gute Schweiffbarkeit. Der Aluminiumgehalt liegt immerhin
noch so niedrig, daß die Stähle eine ausgeprägte A,-T-Traw##dIung besitzen und infolgedessen
auch nach dem Schweiben durch eine Glühbehandlung feinkörnig und zäh erhalten werden;
können. Die Ac,- bis Ac,-IJ1-nwandlungen liegen bei den in der Tafel angegebenen
Stählen bei Temperaturen von 76o bis
925' C. Die Proben wurden nach dem Schmieden
io Minuten normalisierend geglüht und 2o klinuten angelassen.