-
Schrumpfkapseln und Wursthäute Es wurde gefunden, 'daß Polyvinylalkohol
und die Produkte semer vollständigen oder teilweisen Acetalisierung, insbesondere
in hochpolymerer Form, oder Gemische solcher Stoffe untereinander sich in ganz überraschendem
Maße als Material. für die Herstellung von mit Spannung umschließenden Umhüllungen
iri der Form von Schrumpfkapseln zum Verschluß von Behältern und von Wursthäuten
eignen. Beispielsweise lassen sich aus ,diesen Stoffen hochwertige Schrumpfkapseln
für den .Verschluß von verkorkten oder unverkorkten Flaschen, Dosen und Behältern
aller Art, z. B. für Weinflaschen, Parfümflaschen, Medizinflaschen, Einkochgläser
und andere Konservendosen u. dgl., wertvolle künstliche Wursthäute, Umhüllungen
für Pasteten, geräucherte Fische u. dgl. herstellen. Dank der besonderen mechanischen
Widerstandsfähigkeit und Elastizität der Kapseln aus Polyvinylalkohol und seinen
aeeialartigen Dierivaten eignen sie sich auch vorzüglich zum Verschluß von Tuben
u. dgl.
-
In vielen. Fällen ist der Polyvinylalkohol selbst ein überraschend
günstiges Material. In anderen Fällen weisen seine vollständig oder teilweise acetalisierten
Derivate noch besondere Vorteile auf. Gegebenenfalls ergeben Genfische der genannten
Polyvinylkörpier untereinander die im, besonderen Falle gewünschte Kombination von
Eigenschaften. Je nach den an die Umhüllungen gestellten Anforderungen können die
Quellung befördernde Zusätze, d. h. hydrophile Substanzen, Weichmacher, Füllstoffe,
Farbstoffe usw. zur Anwendung kommen. Für Polyvinylalkoholkommen als die Quellung
befördernde Weichmachungsmittel beispielsweise Glycerin und die Glykole in Betracht.
-
Sehr geeignet ist u.a. Form.aldehydpolyvinylacetal. Am Beispiel dieses
Materials sollen die Vorteile der erfindungsgemäßen Umhüllungen erläutert werden.
Diese Vorteile sind grundsätzlich unabhängig von der Art der Herstellung der Umhüllungen,
und die im nachfolgenden angegebenen Herstellungsverfahren sind nur als aus den
vielen möglichen Arbeitsweisen herausgegriffene Beispiele zu betrachten. Beispiel
z Besonders hochwertige Schrumpfkapseln erhält man auf folgende Weise: In eine von
Luftblasen freie Lösung von Formaldehydpolyvinylacetal in einem aus 6Teilen Benzol,
q. Teilen Alkohol und q. Teilen Methylenchlorid bestehenden Lösungsmittelg@emisch
wird eine reagenzglasartig gestaltete Glasform eingetaucht und unter Abdeckung des
Dampfraumes aus der Flüssigkeit herausgezogen,
worauf man die der
Form anhaftende Flüssigkeit abfließen läßt, bis der Flüssigkeitsfaden abreißt und
sich nur noch Tropfen ablösen. Dann wird die Form umgekehrt, um eine gleichmäßige
Dicke des Überzuges zu erreichen. Nach einigen Minuten ist die Trocknung so weit
fortgeschritten, daß die Oberfläche nicht mehr klebt. Hierauf wird die Kapsel auf
der Form iti Wasser von Zimmertemperatur getaucht und nach einer Wässerung von ungefähr
2o Minuten unter Umstülpen von der Form abgezogen und getrocknet. Auf diese Weise
erhält man, wenn die Luftfeuchtigkeit beim Trocknen nicht völlig ausgeschaltet wird,
auch ohne Zusatz von Füllstoffen opake und dauernd opak bleibende Kapseln.
-
Unter allen Umständen klare Kapseln werden z. B. erhalten, wenn man
als Lösungsmittel für das Formaldehydpolyvinylacetal hydrophobe und infolge nicht
zu niedrigen Siedepunktes die Wasserkondensation nicht befördernde Lösungsmittel,
wie beispielsweise Chloroform, Pentachloräthan u: dgl, verwendet und den Trockenvorgang
in einer die Dämpfe solcher Lösungsmittel enthaltenden Atmosphäre vor sich gehen
läßt.
-
In beiden Fällen können die Lösungen gefärbt oder mit darin emulgierten
Pigmenten oder Bronzen, Katzengold u. dgl. verschönt werden. Als Farbstoffe wählt
man u. a. Anilinfarbstoffe neutralen Charakters, die in Chloroform löslich, in Alkohol
und Wasser aber unlöslich sind.
-
Zur Verwendung werden die Schrumpfkapseln in Wasser gequollen. Im
warmen Wasser erfordert diese Quellung weniger als i Minute, in kaltem etwa io Minuten.
Die gequollene Kapsel wird über den zu verschließenden offenen oder zuvor durch
einen Stopfen verschlossenen Flaschenhals o. dgl. gezogen, wobei man in der üblichen
Weise eingeschlossene Luftbläschen herausstreicht. Sie fügt sich beim Trocknen dem
Flaschenhals, dem Rand eines Einkochglasses u. dgl. straff an und bewirkt einen
luftdichten, sehr haltbaren Verschluß.
-
Die Überlegenheit gegenüber dien bisher bekannten Schrumpfkapseln
liegt u. a. in folgenden Eigenschaften:' Die neuen Kapseln sind in feuchtem und
trockenem Zustande reißfester als die bisher bekannten. Sie sind ihnen an Dehnbarkeit
zweit überlegen. Es genügen deshalb beispielsweise für den Verschluß von enghalsigen
1Tedizinflaschen, weithalsigen Rollflaschen und Pulverflaschen verschiedenster Halsweiten
drei Größen der Kapseln, während man von den bisherigen Kapseln eine viel größere
Zahl verschiedener Größen vorrätig halten mußte, um alle vorkommenden Flaschen verschließen
zit können. Ein weiterer Vorteil besteht in der Beständigkeit gegei. Wasser, Alkohol
und die meisten oraaniscliei) 1_isungsmittel. Infolgedessen kann man gegebenenfalls
auf einen Verschlußstopfen verzichten und den Verschluß ausschließlich durch die
Kapsel. bewirken. Die neuen Kapseln sind kochbeständig und deshalb im Gegensatz
zu solchen aus Celluloseaoetat u. dgl. auch zum Verschluß von Einkochgläsern u.
dgl. geeignet. Auch hierbei macht sich ihre Dehnbarkeit sehr vorteilhaft geltend
und ermöglicht es, Einkochgläser verschiedener Dimensionen mit Kapseln einer einzigen
Größe zu verschließen.
-
Man kann auch an gewissen Partien, beispielsweise am Boden, verstärkte
Kapseln herstellen. Zu diesem Zwecke wird die auf der Form oberflächlich getrocknete
Kapsel mit der betreffenden Partie nochmals in die Lösung des Polyvinylacetals getaucht.
-
Dank der ausgezeichneten und dauerhaften Durchsichtigkeit der klaren
Kapseln ist es möglich, bei ihrer Verwendung z. B. Aufdrucke auf den Korken von
Weinflaschen oder um den Hals gelegte Papierstreifen finit Firmenbezeichnungen oder
Medikamentbezeichnungen bei Apothekerflaschen u. dgl. deutlich sichtbar zu erhalten
und solche Aufschriften oder Bedruckungen zugleich der schädigenden Wirkung äußerer
Einwirkungen zu entziehen. Man kann auch vor dem überziehen der Schrumpfkapsel eine
bedruckte Papierkapsel über den Stopfen stülpen oder eine Papierscheibe mit dem
gewünschten Aufdruck auf den Stopfen legen oder gegebenenfalls aufkleben und dann
die Schrumpfkapsel überziehen. Die Schrumpfkapseln können auch selbst bedruckt oder
mit Abziehbildern versehen werden. Beispiel 2 Ein unten verschlossenes Glasrohr
wird in eine von Luftblasen freie, 8- bis iooIuige Lösung von Formaldehydpolyvinylacetal
in einem der oben beschriebenen Lösungsmittel getaucht. Nach Herau.szieh en der
Form läßt man die überschüssige Lösung ablaufen, bis sich nur noch Tropfen ablösen.
Der Überzug wird dann auf der in horizontale Lage gebrachten Form unter öfterem
Drehen getrocknet, bis er oberflächlich nicht mehr klebt. Darauf wird er io Minuten
gewässert und dann unter Umstülpen in Wasser oder unter Bespülen von der Form abgezogen
und auf ein etwa viermal so langes, mit Wasser befeuchtetes Rohr aufgezogen und
auf diesem bis zur 3- bis 4fachen Länge gestreckt, abgebunden und trocknen gelassen.
Nach nochmaligem Wässern wird die fertige Wursthaut von der zweiten Form abgezogen
und getrocknet. Sie kann wie natürliche Därme aufgewickelt
und
verpackt werden. So erhaltene Kunstdürzne sind koch- und räucherbeständig.
-
Die Vorteile der neuen Wursthäute gegenüber allen bisherigen liegen
u. a. in ihrer weit überlegenen Reißfestigkeit. Sie beseitigt nicht nur die Gefahr
von Defekten der Wurstumhüllungen, sondern ermöglicht auch ein außerordentlich glattes
und sauberes Abziehen der Haut. Die neuen Kunstdärme sind völlig steril und für
Bakterien undurchlässig. Ihr Aussehen gleicht bei opaker Ausbildung ganz dem natürlicher
Därme und unterscheidet sich schon dadurch vorteilhaft von dem unnatürlichen Aussehen
von Wursthäuten aus Cellulosehydrat, sog. Cellophan u. dgl. Durch Färbung kann das
Aussehen weiter verschönt werden. Auch Aufdrucke in Wort und Bild bzw. Abziehbilder
u. dgl. können aufgebracht werden. Falls durchsichtige Wursthäute gewünscht werden,
können sie gemäß der in Beispiel i angegebenen Arbeitsweise erhalten werden.
-
Im allgemeinen eignen sich die hochmolekularen Polyvinylalkohole und
seine hochmolekularen acetalartigen Derivate am besten für die Herstellung der verschiedenen
beschriebenen Umhüllungen.
-
Es ist zwar bekannt, die verschiedenartigsten Polyvinylverbindungen
als Lacke zu verwenden. Hieraus ließ sich aber die besondere Eignung von P@olyvinylalkohol
und seinenAcetalen für die Herstellung von zeit Spannung umschließenden Umhüllungen
nicht entnehmen. Es sind allerdings auch mit Spannung umschließende Körper aus Polyvinylderivaten
bekannt. Es handelt sich dabei aber um Umhüllungen mit ganz anderer technischer
Funktion und ganz abweichender Verwendungstechnik unter Ausnutzung einer besonderen
Eigenschaft gewisser Polyvinylderivate, die für die Verwendbarkeit als Flaschenkapseln
und Wursthäute weder erforderlich noch ausreichend ist. Der bekannte Verwendungsvorschlag
ist ganz auf den Befund einer besonderen thermoplastischen Eigenschaft gewisser
Polyvinylverbindungen gegründet, die es ermöglicht, röhrenförmige Gebilde aus ihnen
im erhitzten Zustande aufzuweiten, den aufgeweiteten Zustand durch Abschrecken aufrechtzuerhalten
und nach dem überziehen der aufgeweiteten Polyvinylrohne auf andere Körper durch
Erwärmen die Zusammenziehung auf .die ursprünglichen Dimensionen herbeizuführen.
Diese Eigenschaft kann unter Umständen auch bei Flaschenkapseln und Wursthäuten
mitverwendet werden. Für die fortschrittliche Verwendung von Polyvinylverbindungen
für diese Zwecke kommt es aber ausschlaggebend nicht hierauf, sondern nur auf die
aus dem Vorangehenden ersichtlichen Eigenschaften an. Daß diese hier wesentlichen
Eigenschaften der Vorveröffentlichung nicht zu entnehmen waren, ist offensichtlich.
Das wird außerdem noch durch zwei Tatsachen erwiesen: Die Patentschrift bringt zunächst
ganz andere Verwendungsvorschläge, die in der Richtung von Umkleidungen für Taschenlampen
u. dgl. liegen. Sodann werden unter den dort empfohlenen Polyvinylverbindungen gerade
nicht jene Verbindungen genannt, die für die Herstellung von Flaschenkapseln und
Wursthäuten mit besonderem Vorteil verwendet werden, nämlich Polyvinylalkohol und
besonders, die Produkte seiner vollständigen oder teilweisen Acetalisnerung.
-
Es ist ferner bekannt, dünne Folien aus Polyvinylacetalen, sog. Glashaut,
zum Verpacken von Gegenständen zu verwenden. Auch hieraus war aber nicht die- oben
dargelegte besondere Eignung dieser Stoffe für die Herstellung von Flaschen- und
Wurstkapseln zu entnehmen.
-
Es liegt auch ein älterer Vorschlag zur Herstellung von Schrumpfkapseln
aus Mischpolymerisaten oder Polymerisatgemischen der Vinylklasse vor. Es handelt
sich dabei. aber ausschließlich um die Verwertung der thermoplastischen Eigenschaften
von Mischpolymerisaten aus 15 Teilen. Polyacrylsäuremethylester und 85 Teilen P
lyvinylchlorid oder Mischungen aus Polyvinylacetat und P'olyvinylalkoholformaldehydacetal
oder von nachchloriertem Palyvinylchlorid. Mischprodukte -dieser Art werden hier
nicht beansprucht.