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Verfahren zur Aufarbeitung der Bodensätze und! Häute aus den Behältern
der Lack-, Lackfarben- und tilfarbenbere-itung Gegenstand der Erfindung ist die
Aufarbeitung d es in den Aufbewahrungsbehältern der Lack- und ölfarben auftretenden
festen Bodensatzes und der bei blanken Lacken sowie Lack- und ölfarben anfallenden
Öl- und Lackhäute. Der Bodensatz besteht vorwiegend aus Pigmenten und ölhaltigen
Bindemitteln, während die Lackhäute je nach der Lackart gleichfalls aus pigment-
und ölhaltigen Bindemitteln oder nur aus ölhaltigen Bindemitteln sich zusammensetzen.
-Eine restlose Wiedergewinnung des Bindemittels und Pigmentes aus den Häuten und
Lacksätzen wurde bisher für unmöglich gehalten. Man war der Auffassung, daß sich
z. B. auch ein mehrstündiges Kochen der Rückstände in reichlich Terpentinersatz
nicht lohne; :denn man hatte festgestellt, daß nur bei sehr weichen Resten und Häuten
eine Art Farbe erhalten werden kann, daß aber noch ,ein großer Rückstand verbleibt.
Auch den stärker lösenden Mitteln, wie Toluol, Schwefelkohlenstoff, wurde keine
praktische Bedeutung breibemessen, weil sie für diese Zwecke zu teuer seien. Man
glaubte, daß durchgehärtete ölfarb- und Lackhäute am besten verbrannt würden. Auf
diese Weise gehen aber wertvolle Bestandteile verloren.
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Es ist bekannt, eingetrocknete ölfarben- und Lackanstriche mit hydrierten
Naphthalinen, insbesondere Tetrahydronaphthalin und Dekahydronaphthalin, ,einzuweichen
und dann von der Unterlage zu entfernen. Eine lösende Wirkung kommt aber diesen
Mitteln in der Kälte, wie behauptet wird, nicht zu.
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Lack- und ölfarbenreste können ferner, wie vorgeschlagen wurde, durch
Einwirkung von Dämpfen einer Mischung von flüchtigen Kohlenwasserstoffen aufgeweicht
werden. Damit ist aber :die Aufgabe, Bindemittel und Pigment so wiederzugewinnen,
daß sie erneut zum Herstellen von Lacken Verwendung finden können, noch nicht gelöst.
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Es wurde gefunden, daß man mit organischen Lösungsmitteln eine praktisch
vollständige Lösung auch erhärteter Häute dann erreicht,
wenn man
nicht nur stunden-, sondern erforderlichenfalls tagelang die Rückstände in einem
mit Rückflußkühler versehenen Behälter unter lebhaftem Umrühren mit einem großen
Cherschuß eines hochsiedenden Lösungsmittels bei normalem Druck oder eines niedrigsiedenden
Lösungsmittels bei erhöhtem Druck erhitzf. Die Ölkomponente wird vollständig von
dem Lösungsmittel aufgenommen, während das Pigment sich absetzt. Als Lösungsmittel
ist Tetrahydronaphthalinbesonders geeignet. Das abgeschiedene Pigment wird abgetrennt
und das Bindemittel enthaltende Lösungsmittel durch Zentrifugieren von den letzten
Resten Pigment befreit. Das wiedergewonnene Pigment wird mit Schwerbenzin ausgewaschen
und kann als hochkonsistente Paste unmittelbar im Betrieb wieder Verwendung finden,
oder es kann getrocknet, auf der Schlagkreuzmühle und auf dem Kollergang gemahlen
und als hochwertiges Pigment zum Anreiben von öl- und Lackfarben verwendet werden.
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Das aufgeschlossene Bindemittel wird durch Destillation vom Lösungsmittel
befreit und in sehr hoch viscoser Form wiedergewonnen. Nach Ermittlung des verseifbaren
Anteils des zurückgewonnenen Bindemittels mittels bekannter analytischer Methoden
kann es für sich oder mit neu herzustellenden Schmelzen von Öl mit Harz-, Kopal-
und Kunstharz zusammen verarbeitet werden.
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Beispiel r 500 kg des bei der Herstellung von Emailleweißlack
anfallenden Bodensatzes und der mit Pigmenten vermischten Hautreste dieser Emaillelacke
aus den Aufbewahrungsgefäßen werden in einem mit Dampfschlange, Rückflußkühler und
Bodenablaßstutzen versehenen geräumigen Behälter mit etwa r2oo bis r 5oo kg Tetrahydronaphthalin
während 16 bis 24 Stunden unter kräftigem Rühren bei etwa 16o° so lange behandelt,
bis eine Probeeine vollständige Lösung der Hautteilchen ergibt. Das Reaktionsgemisch
läßt man dann etwa 24 Stunden stehen, damit sich Pigment und Bindemittel enthaltendes
Lösungsmittel scharf trennen, so daß die Flüssigkeit abgepumpt werden kann; sie
wird von dem geringen Anteil leichten Pigments, das mitgerissen wurde, durch Zentrifugieren
befreit.
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Das Pigment wird zur Entfernung anhaftenden Tetrahydronaphthalins
mit Xylol in der Wärme verrührt und nach einiger Zeit dekantiert und auf einer Nutsche
abgesaugt.
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"Das stark bindemittelhaltige zentrifugierte Lösungsmittel wird so
lange einer Vakuumdestillation unterworfen, bis das Lösungsmittel restlos abdestilliert
ist. Es ist natürlich auch möglich, das Bindemittel enthaltende Lösungsmittel nach
der Entfernung von Pigmenten zunächst nochmals zum Aufschluß. von einer weiteren
Menge Rückstände zu verwenden; hierdurch wird das Lösungsmittel an Bindemittel stärker
angereichert, und die Kosten der Destillation werden verringert.
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Das vom Lösungsmittel befreite Öl bzw. die öl-, Harz-, Kopal-, Kunstharzmischung,
welche die Konsistenz eines starken Druckfirnis besitzt, kann nach Ermittlung des
Ölgehaltes bzw. Unverseifbaren zur Herstellung von Öllacken aller Art wieder verwandt
werden. Beispiel e 5oo kg gesammelter Hautreste von blanken Lacken werden, wie im
Beispiel I angegeben, mit Tetrahydronaphthalin behandelt, nach vollständiger Lösung
durch Zentrifugieren von Verunreinigungen und durch Vakuumdestillation restlos vom
Lösungsmittel befreit. Das erhaltene 0l-Harz-Gemisch ergab nach Analyse z. B. 9o%
öle (aus den isolierten Fettsäuren errechnet) und I o % Harzsäuren. Aus den 5oo
kg Hautresten werden etwa 4oo kg aufgeschlossenes Bindemittel von der Konsistenz
einse Dicköles wiedergewonnen. Beispiel 3 6oo g Farb- und Hautrückstände aus der
Weißfarbenherstellung werden in einem Autoklaven von 5 1 Inhalt mit etwa 2ooo g
Essigsäure-Äthyl-Ester während 3 Stunden bei 95 bis ioo° erhitzt. Hierbei steigt
der Druck in dem Gefäß auf etwa 5 atü.
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Nach erfolgter Abkühlung wird der Farbbrei, der nun vollkommen homogen
ist, abgelassen und auf der Nutsche abgesaugt. Dann wird das klare Filtrat der Destillation,
zum Schluß unter Vakuum, unterworfen, wobei das Bindemittel als hochviscoses öl
wiedergewonnen wird.
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Ein Farbmischlack kann unter Verwendung des wiedergewonnenen Bindemittels
in folgender Weise hergestellt werden: 700 kg Harzester, 200 kg Kalkharz,
225 kg Holzöl, 3ookg Leinölstandöl und 4oo kg wiedergewonnerves Bindemittel werden
auf 28o° erhitzt und bei langsam fallender Temperatur mit 2o kg Bleiglätte und bei
2oo° mit io5o kg Schwerbenzin und 15o kg Bleisiccativ versetzt. Der auf diese Weise
gewonnene Farbmischlack ist einem aus reinen ölen hergestellten Lack völlig gleichwertig.